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DISABILITY STUDIES & DESIGN | Bildung und Behinderung

DISABILITY STUDIES & DESIGN | Bildung und Behinderung

Die folgende Arbeit geht es um Bildung und Behinderung in Bezug auf Disability Studies und Design. Es werden Gestaltungskonzepte für inklusive Lehrmittel aufgezeigt.

1. EINLEITUNG

Der Kurs Disability Studies and Design setzt seinen Fokus auf die umfassende Betrachtung von Behinderung und Inklusion im Design. In den ersten Phasen des Kurses wurden intensiv die unterschiedlichen Modelle von Behinderung analysiert, darunter das individuelle, das soziale und das kulturelle Modell (Abschnitt 2.1).

Die ursprüngliche Ausrichtung unserer Gruppe galt der Untersuchung von Küchengeräten, insbesondere dem Korkenzieher. Jedoch erfolgte rasch eine Neuausrichtung, bei der wir uns eingehend mit dem Themenkomplex Bildung und konkreten Lehrmaterialien auseinandersetzten, wobei der Fokus auf Augmented Reality und Virtual Reality lag.

In einem ersten Schritt widmeten wir uns als Gruppe einer umfassenden Recherche, um einschlägige Literatur zu den ausgewählten Materialien zu finden. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf bereits vorhandenen Konzepten zur Förderung der Barrierefreiheit in diesem Bereich. Die Ergebnisse dieser Recherche sind im detaillierten Abschnitt 2.2 festgehalten.

Anschließend vertieften wir unsere Betrachtungen, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz der Materialien im Kontext des Lernens und der Lehre, beispielsweise im Klassenraum. Hierbei kristallisierten sich Lehrmittel wie Whiteboards, Lehrbücher, Tablets und AR/VR als besonders relevante Themen heraus (Abschnitt 2.4). Eine eingehende Untersuchung darüber, welche Barrieren diese Materialien möglicherweise aufweisen können, führte zur Definition von Standards für den adäquaten Umgang mit diesen Lernmaterialien (Abschnitt 2.5).

Das übergeordnete Ziel des Kurses bestand darin, unter Berücksichtigung der verschiedenen Modelle von Behinderung, innovative Gestaltungskonzepte für die genannten Materialien zu entwickeln. Ziel war es, diese so zu gestalten, dass sie für Menschen mit Behinderungen barrierefrei und zugänglich sind bzw. so umgestaltet werden können, dass sie von allen Menschen, unabhängig von einer Behinderung, gleichermaßen genutzt werden können. Diese wegweisenden Gestaltungskonzepte werden im einfallsreichen Abschnitt 2.6 Entwurf ausführlich vorgestellt.

Abschließend folgen das für die Werkschau erstellte Infoplaket (Abschnitt 3), sowie die Meta-Reflexion in Abschnitt 4 und ein Fazit (Abschnitt 5).

2. DAS PROJEKT

2.1 THEORTEISCHE PERSPEKTIVEN

In der Forschungsarbeit bezieht sich die Gruppe auf die Modelle von Behinderung von Anne Waldschmidt (2005), konkreter auf das soziale und das kulturelle Modell von Behinderung. Anhand dieser beide Modelle werden zu den einzelnen Gestaltungsgegenständen Gestaltungskonzepte entwickelt.

Die Disability-Studies betrachten Behinderung als ein soziales Konzept, das nicht ausschließlich auf individuellen Defiziten basiert, sondern stark von sozialen, kulturellen und politischen Einflüssen geprägt wird.

2.1.1 Soziales Modell

Gemäß Anne Waldschmidt (2005) lautet der Kerngedanke des Sozialen Modells von Behinderung: „Behinderung ist kein Ergebnis medizinischer Pathologie, sondern das Produkt sozialer Organisation.“ Dies bedeutet, dass die Herausforderungen, denen Menschen mit Behinderungen gegenüberstehen, nicht auf ihren individuellen Fähigkeiten beruhen, sondern vor Allem auf Barrieren in ihrer Umgebung und den bereitgestellten Ressourcen. Klassische Lernmaterialien können zahlreiche Barrieren enthalten, die bestimmten Personen den Zugang zu diesen verwehren. Es geht darum, die Umgebung so zu gestalten, dass sie für alle Lernenden zugänglich ist, unabhängig von ihren individuellen Merkmalen oder Beeinträchtigungen. Das soziale Modell betont die Schaffung einer inklusiven Lernumgebung, in der Barrieren aktiv abgebaut werden, um die Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler zu fördern.

2.1.2 Kulturelles Modell

Das kulturelle Modell zielt darauf ab, ausgrenzende Systematiken und Prozesse zu dekonstruieren und den Begriff der Norm zu hinterfragen (vgl. Waldschmidt, 2005). Alle Mitglieder einer Gesellschaft sollten als Ausgangspunkt für Lösungsansätze betrachtet werden. Kurz gesagt soll die gesamte Vielfalt einer Gesellschaft in die Kultur integriert werden. Für Lernmaterialien bedeutet dies, dass sie nicht nur auf individuelle Beeinträchtigungen reagieren sollten, sondern auch auf verschiedene kulturelle Hintergründe und Perspektiven. Dies schließt die Anerkennung von unterschiedlichen Lernstilen, Sprachen und kulturellen Kontexten ein. Lehr- und Lernmaterialien sollten so gestaltet sein, dass sie die kulturelle Vielfalt der Lernenden widerspiegeln und respektieren.

2.2 RELATED WORKS/RECHERCHE

Über Lehrbücher schreibt Aydin (2021) über digitale Barrierefreiheit einen Leitfaden über zugängliche digitale Angebote. Dabei listet Taner Aydin ebenfalls Barrieren auf, die bei der Nutzung von Lehrbüchern aufkommen. Zusätzlich war die Arbeit von Lanners (2020) für die Ausarbeitung relevant, in der über das Universelle Design von Lehrmitteln und die kosteneffiziente und effektive Herstellung dieser, geschrieben wird.

Für das Lerntablet und die Ausarbeitung des Gestaltungskonzept war ein Artikel über digitale Medien in der inklusiven Schularbeit von Regina Köhler (2021) relevant. Köhler macht klar, dass ein differenzierter und individualisierter Unterricht notwendig ist, um den verschiedenen Entwicklungsständen der Schüler gerecht zu werden. Die Nutzung digitaler Medien, kombiniert mit inklusiven Lehrmethoden ermöglicht es Lehrern, den Unterricht besser an die Bedürfnisse der Schüler anzupassen und inklusive Bildung effektiver umzusetzen.

Das Magazin Computer + Unterricht behandelt in der 2010 veröffentlichten Ausgabe „Interaktive Whiteboards“ viele Artikel rund um das Thema Whiteboards im Unterricht. Die Artikel sind zum größten Teil von lehrenden Personen verfasst und bieten dadurch eine vielschichtige Sicht auf den Gestaltungsgegenstand. Neben geeigneten Unterrichts-Anwendungen, konkreten Produkt-Vergleichen und Erfahrungsberichten von Schüler*Innen geben unterschiedliche Artikel einen Einblick in die Praxiserfahrung im realen Unterrichtsszenario. Aus den geschilderten Inhalten lassen sich sehr gut bestehende Barrieren und Normen ableiten.

Neben den naheliegenden Problemen, die im Unterricht auftreten, werden auch Barrieren z.B. im Beschaffungsprozess und Fortbildungen beschrieben.

In der 2011 erschienenen Dissertation von Dr. Lisa Pfahl, Soziologin mit den Schwerpunkten Bildung, Wissen und soziale Ungleichheit wird neben vielen sozialen und pädagogischen Hintergründen auch der Einfluss des Bildungssystems auf Behinderung fokussiert. Dr. Pfahl erörtert, inwiefern das Konstrukt Schulsystem durch strukturelle Behinderung von Schüler*innen für das kulturelle Verständnis von Behinderung sorgt. In diesem Kontext geht sie in ihrer Studie auf Texte von Anne Waldschmidt und die Disability Studies ein.

Zum Thema AR in der Bildung beschäftigt sich vor allem Josef Buchner (2027, 2022, 2023) in seinen Arbeiten. Dabei geht er vermehrt auf die Nutzung von AR im Unterrichtskontext und auf die Auswirkungen dieses Lehrmittels ein. Buchner schreibt in seinen Arbeiten ebenfalls über die Barrieren, die AR Anwendungen einhergehen, und schlägt Ansätze vor, wie diese behoben werden können.

2.3 METHODEN

Das Forschungsdesign unserer Arbeit umfasste eine fünfköpfige Gruppe, die den Bereich Lehrumgebung im Kontext des sozialen und kulturellen Modells der Behinderung untersuchte. Wir wählten diesen Ansatz, um zu verstehen, wie Barrieren in der Lehrumgebung entstehen und wie sie Menschen mit Behinderungen beeinflussen können. Unsere Hauptmethode war eine qualitative Forschungsmethode, die es uns ermöglichte, Einblicke in die Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen zu gewinnen und ihre Perspektiven zu berücksichtigen. Diese Methode war unsere erste Wahl, da wir damit am besten die Komplexität der Lehrumgebung verstehen konnten.

Unser Vorgehen begann mit einer Analyse des „normalen Lehrraums“ unter Berücksichtigung der Prinzipien der Barrierefreiheit und -feindlichkeit. Anschließend wählten wir spezifische Objekte wie Whiteboard, AR-Brille, Lehrbuch und Tablet aus, um zu untersuchen, wie sie diese Prinzipien verkörpern. Die Gestaltungsobjekte wählten wir nach gründlicher Recherche aus, da wir bereits in Diskussionen und Brainstorming-Sitzungen erkannten, dass sie entscheidend sind, um die Herausforderungen in der Lehrumgebung zu verstehen.

Um unsere Erkenntnisse zu vertiefen, nutzten wir die vom Kurs vorgegebenen Texte und erweiterten sie durch eigene Recherche. Dabei wurden uns schnell die Verbesserungspotenziale unserer Gestaltungsgegenstände bewusst. Wir führten weiterführende Recherchen durch und berücksichtigten dabei die Probleme, denen Menschen mit Behinderungen in der Lehrumgebung begegnen können.

Unser Forschungsdesign war darauf ausgerichtet, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lehrumgebung zu entwickeln. Dabei visualisierten wir den perfekten Lehrraum mit unseren Gestaltungselementen und filterten unsere Ideen durch das Erlebte im Kurs, um sicherzustellen, dass sie praktikabel und sinnvoll sind. Es war unsere Hauptmethode, die es uns ermöglichte, eine gründliche und fundierte Analyse durchzuführen und letztendlich praxisnahe Lösungen zu entwickeln.

2.4 LEHRMITTEL

Das Konzept „Lehrmittel“ ist in verschiedenen sozialen und räumlichen Kontexten verankert. Sie sind entscheidende Elemente unseres Bildungssystems, das eine grundlegende Rolle für die Entwicklung unserer Gesellschaft spielt. Das Ziel dieses Systems ist es, Wissen zu vermitteln und die persönliche Entwicklung der Schüler*innen zu fördern. Lehrmittel sind die Instrumente, die diesen Bildungsauftrag unterstützen und sich den gesellschaftlichen Anforderungen anpassen müssen, wie z. B. der Förderung von Vielfalt und Inklusion. Räumlich betrachtet finden die Nutzung von Lehrmitteln in der Regel in Bildungseinrichtungen wie Schulen, Hochschulen, Universitäten oder auch in Bibliotheken statt. Diese Einrichtungen können öffentlich oder privat sein und variieren oft in ihrer Ausstattung. Lehrmittel dienen dazu, Lehrinhalte zu vermitteln, Lernprozesse zu unterstützen und den Lernenden ein besseres Verständnis der behandelten Themen zu ermöglichen.

Um das Thema greifbar und übersichtlich aufzubereiten, haben wir uns innerhalb der Gruppe prominente Lehrmittel ausgesucht und einzelne Analysen durchgeführt. Die folgenden Lehrmaterialien wurden behandelt: Lehrbuch, Lern-Tablett, interaktives Whiteboard und AR/VR-Brille. Neben einer allgemeinen Beschreibung der jeweiligen Gestaltungsgegenstände wurden auch mögliche Barrieren im Bildungskontext herausgestellt sowie die daraus resultierenden Normen abgleitet. Diese Ergebnisse wurden dann in Verbindung mit Modellen der Disabillity Studies gestellt und daraus resultierende Gestaltungskonzepte abgeleitet. Im folgenden werden die jeweiligen Lehrmaterialien vorgestellt und im Bildungskontext betrachtet.

2.4.1 Lehrbuch

Lehrbücher erfüllen eine zentrale Rolle als Informationsquelle und Leitfaden im Bildungsbereich. Es strukturiert den Lehrstoff, dient Lehrkräften als Grundlage für den Unterricht und ermöglicht vielen Schülern eigenständiges Lernen. Obwohl Lehrbücher traditionell in analoger Form vorliegen, wird zunehmend versucht, die Digitalisierung im Bildungswesen voranzutreiben, wie es in der Verwaltungsvereinbarung DigitalPakt Schule (2019) beschrieben ist. Darüber hinaus hat der Ausbruch der Corona-Pandemie dazu geführt, dass die Digitalisierung im Bildungsbereich zwangsläufig vorangetrieben wurde (Lück, 2020).

2.4.2 Lerntablet

Tablets haben sich in der heutigen Gesellschaft so weit verbreitet, dass es sinnvoll erscheint, sie frühzeitig in das Bildungswesen zu integrieren. Auf diesen Tablets sind spezielle Lehrapplikationen und Inhalte installiert, die nur von Lehrkräften oder Bildungseinrichtungen geändert oder erweitert werden können. Das Tablet wird somit zum zentralen Gestaltungsgegenstand, da es allmählich das klassische Lehrbuch ablöst und den Einsatz neuer Technologien im Unterricht ermöglicht. Dadurch wird die herkömmliche Lernmethode neu überdacht.

2.4.3 Interaktives Whiteboard

Das interaktive Whiteboard ist eine technische Umsetzung, der durch die Verbindung mit einem Computer und einem Beamer eine direkte Zusammenarbeit mit digitalen Inhalten auf der Tafel ermöglicht (vgl. Bülow, 2013). Die berührungsempfindliche Oberfläche erlaubt es den Nutzern nicht nur, Inhalte anzusehen, sondern auch direkt zu bearbeiten. Die erstellten Tafelbilder können mithilfe spezieller Software gespeichert und somit für die Schüler*innen zugänglich gemacht werden. Das interaktive Whiteboard fungiert als vielseitiges Medium, das den Nutzern die Interaktion mit spezifischen Programmen ermöglicht und eine flexible Oberfläche für das gemeinsame Betrachten und Bearbeiten von Inhalten bereitstellt (vgl. Aufenanger & Bauer, 2010, S. 6). Das Whiteboard als Gestaltungsgegenstand ist eng mit dem gesellschaftlichen Kontext verbunden, der von inklusiven Bildungsansätzen und der Integration von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten in Schulen und Bildungseinrichtungen geprägt ist. In diesem Kontext betont wird die Bedeutung von Barrierefreiheit und universellem Design im Bildungsbereich. Das interaktive Whiteboard ist daher nicht nur ein Medium für die Interaktion zwischen Lehrkräften und Schülerinnen, sondern auch ein Instrument, das den Anforderungen einer vielfältigen und inklusiven Bildung versucht gerecht zu werden.

2.4.4 AR

Augmented Reality (AR) wird als Technologie anerkannt, die die Realität verbessert, indem sie virtuelle und reale Welten miteinander verbindet und neue pädagogische Möglichkeiten schafft. In der Bildung ermöglicht AR die Visualisierung räumlicher Beziehungen, die Interaktion mit synthetischen Objekten und die Entwicklung kritischer Kompetenzen.

Die Definitionen von AR variieren unter Forschern, wobei ein breiter Ansatz die Verbesserung der natürlichen Rückmeldung betont, während ein engerer Ansatz sich auf die technologischen Aspekte konzentriert. AR umfasst verschiedene Technologien wie mobile Geräte, tragbare Computer und Immersionstechnologien. AR als gemischte und erweiterte Realität bietet überzeugende Merkmale für pädagogische Zwecke. Ihr Potenzial wird gesteigert, wenn sie durch die Verbindung verschiedener Technologietypen geformt wird. Zu den identifizierten Merkmalen gehören das Lernen in 3D-Perspektiven sowie die Unterstützung von ubiquitärem, kollaborativem und situativem Lernen.

2.5 BARRIEREN

Aufgrund der Vielfalt und der großen Unterschiede im Design, der Nutzung aber auch der Integration in Bildung der betrachteten Gestaltungsgegenstände lassen sich viele, individuelle Barrieren ableiten. Diese Barrieren sind im folgenden nach den jeweiligen Gestaltungsgegenständen beschrieben:

2.5.1 Lehrbuch

Das Problem des klassischen analogen Schulbuchs besteht darin, dass es für „print-disabled“ Lernende oft nicht zugänglich ist (Kerscher, 1998). Diese Gruppe umfasst Lernende, die aufgrund visueller, körperlicher, wahrnehmungsbezogener, entwicklungsbezogener, kognitiver oder lernbezogener Beeinträchtigungen Schwierigkeiten haben, gedruckte Materialien ausreichend zu lesen (Lanners, 2020). Spezifische Barrieren umfassen unter anderem die Lesbarkeit von Texten, das Erkennen von Bildern, die Verständlichkeit oder Komplexität des Inhalts sowie das physische Umblättern eines Buches (Aydin, 2021).

Digitale Medien können viele dieser Barrieren effektiv überwinden, wenn sie richtig genutzt werden. Jedoch sind digitale Medien oft noch nicht weit genug entwickelt oder verbreitet, um diese Barrieren effizient zu überwinden (Grapentin, 2020). Im digitalen Bereich können Probleme wie übermäßige Komplexität, mangelnde Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten oder auch die physische Bedienbarkeit der Tastatur zu schwer überwindbaren Hürden werden.

2.5.2 Lerntablet

Die Gestaltung von Tablets schließt aufgrund ihrer Designmerkmale Lernende mit körperlichen Einschränkungen aus, ähnlich wie bei Büchern. Dies kann sowohl motorische als auch visuelle Barrieren darstellen, die die Zugänglichkeit für bestimmte Lernende stark einschränken. Zudem wird erwartet, dass alle Lernenden die Inhalte auf einheitliche Weise kognitiv verarbeiten können, was weitere Barrieren für bestimmte Gruppen schafft, die diese Anforderungen nicht erfüllen können.Darüber hinaus stellt die individuelle finanzielle Situation der Lernenden oder ihrer Familien eine weitere Hürde dar. Nicht alle können sich die finanziellen Mittel leisten, um ein solches Tablet zu erwerben, was zu weiteren Ungleichheiten im Zugang zu Bildung führen kann. Einige der Barrieren treffen auf mehrerer der ausgewählten Gestaltungsgegenstände zu. Die jeweiligen Barrieren und deren konkrete Ausführung ist den jeweiligen wissenschaftlichen Ausarbeitungen zu entnehmen.

2.5.3 Interaktives Whiteboard

Die Nutzung interaktiver Whiteboards im Unterricht kann aufgrund verschiedener Barrieren und Erfahrungen zu Herausforderungen führen: Zum einen können die Höhe und Erreichbarkeit des Whiteboards für Personen im Rollstuhl oder mit begrenzter Körpergröße eine physische Barriere darstellen. (Vgl. Aktion Mensch) Darüber hinaus könnten Menschen mit Sehbehinderungen Schwierigkeiten haben, den Inhalt auf dem Whiteboard zu erkennen, was auch die Lesbarkeit von Schrift und Diagrammen betrifft. Dies betrifft neben den passiven Nutzer*innen auch das Lehrpersonal. Hieran beispielsweise …(ein) lästiger (…) Schatten auf der eigenen Tafelanschrift oder der unangenehme Blick in den Projektorstrahl (…).“(Computer + Unterricht“, 2010)angeführt werden. Für Personen mit Hörbehinderungen könnten auditive Barrieren entstehen, da sie möglicherweise Schwierigkeiten haben, den auditiven Inhalt oder die Anweisungen zu erfassen, die während der Nutzung gegeben werden. (vgl. initiative-schluessel-fuer-alle.de)Neben ganz offensichtlichen technisch Bedingten Barrieren bestehen aber auch Barrieren anderer Natur: Die Komplexität des Bedienungssystems kann für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen eine dieser Barrieren darstellen. Auch Lehrkräfte haben oft Schwierigkeiten, die interaktiven Funktionen des Whiteboards effektiv zu nutzen, wenn sie nicht ausreichend geschult oder unterstützt werden. Das führt häufig dazu, dass „(…) die Interaktiven Whiteboards als bloßer Tefelersatz genutzt werden und so das kreative und interaktive Potenzial verpufft. Eine methodisch und didaktisch nicht ausreichenden Vorbereitung sowie die mangelnde Vertrautheit mit der Technik können dazu führen, dass die technischen Aspekt die Lehrkraft überfordern und ihre Aufmerksamkeit im Unterricht stark binden.“ (Aufeinander, Bauer, 2010)

Darüber hinaus können umständliche oder irritierende Interaktionen mit dem Whiteboard zusätzliche Barrieren schaffen. (Vgl. Cordes, 2010). Ein fehlerhaftes Interaktionssystem oder eine Ungenauigkeit bei der Bedienung könnten die Nutzung des Whiteboards einschränken. Mangelnde Schulungsangebote und unzureichende Schulungsinhalte für Lehrkräfte könnten ebenfalls die effektive Nutzung beeinträchtigen. (vgl. Schnier, 2010) Zudem gestaltet sich die Beratung und Installation in Schulen oft als komplexer Prozess, der für kognitiv beeinträchtigte Personen eine weitere Barriere darstellen kann. Emotionen wie Frustration oder Scham die durch die Nutzung von hervorgerufen werden, können auch die Motivation der Schülerinnen und Schüler beeinflussen und somit eine allgemeine Barriere darstellen.(vgl. Cordes, 2010)

Insgesamt zeigen diese Barrieren und Erfahrungsberichte, dass die effektive Nutzung interaktiver Whiteboards im Unterricht eine sorgfältige Berücksichtigung verschiedener Faktoren erfordert, um eine inklusive Lernumgebung zu gewährleisten und die Zugänglichkeit für alle Lernenden sicherzustellen.

2.5.4 AR

Die Nutzung von Augmented Reality (AR) kann aufgrund bestehender Erkrankungen wie Epilepsie oder Augenerkrankungen bereits vor der Anwendung zu Einschränkungen führen und in einigen Fällen sogar davon abraten, solche Anwendungen zu verwenden (Zender et al.,). Zusätzlich können körperliche Behinderungen dazu führen, dass bestimmte Geräte nicht gehalten werden können.

Darüber hinaus besteht das Risiko einer kognitiven Überlastung bei der Verwendung von AR, was eine angemessene Betreuung während der Nutzung erforderlich macht (Buchner, 2017). Die Implementierung einer AR-Anwendung kann ebenfalls eine Barriere darstellen (ebd.). Hinzukommend stellen finanzielle Einschränkungen eine wesentliche Herausforderung dar, da die Anschaffung von AR-Geräten und -Software kostspielig ist und möglicherweise nicht für alle Schulen erschwinglich ist. Dies könnte zu einer Ungleichheit bei der Teilhabe führen, da einige Schüler Schwierigkeiten haben könnten, auf persönliche AR-Geräte zuzugreifen, insbesondere wenn finanzielle Ressourcen begrenzt sind. Lehrkräfte benötigen spezielle Schulungen, um effektiv mit AR-Technologien umgehen zu können, und die Einführung neuer Lehrmethoden erfordert Zeit und Ressourcen für die Weiterbildung des pädagogischen Personals.

Darüber hinaus stoßen neue Technologien wie AR manchmal auf Widerstand in Bildungseinrichtungen, und es ist Überzeugungsarbeit bei Lehrkräften, Schülern und Eltern erforderlich, um eine reibungslose Integration zu gewährleisten.Normen

Daraus lässt sich ableiten sich, dass unsere Gesellschaft verschiedene Normen verbreitet, die voraussetzen, dass bestimmte Fähigkeiten uneingeschränkt vorhanden sind.

Diese Fähigkeiten umfassen nicht nur vollständiges Seh- und Hörvermögen, sondern auch ein umfassendes kognitives Verständnis sowie weitere physische Fähigkeiten wie ausreichende Kraft und motorische Geschicklichkeit für die Ausübung physischer Aktivitäten. Zusätzlich wird ein Verständnis für die Funktionsweise neuer technischer Geräte vorausgesetzt, ebenso wie ein annähernd gleiches Lerntempo aller Schüler*innen in einer Schulklasse.

2.6 ENTWURF / PROTOTYP / DESIGNVORSCHLAG

2.6.1 Lehrbuch

Das Potential von Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und Artificial Intelligence (AI) ist beachtlich. Diese neuartigen Technologien, obwohl noch nicht vollständig ausgereift, haben das Potenzial, Bildungsprozesse nachhaltig zu verändern. Durch VR, AR und AI eröffnen sich zahlreiche technologische Anpassungsmöglichkeiten, um Barrieren zu überwinden. Zudem handelt es sich um ein vergleichsweise neues und sich rasch entwickelndes Feld im Bildungsbereich, das das Potenzial hat, Barrieren von vornherein zu vermeiden. Die Frage stellt sich, ob technologische Errungenschaften die herkömmlichen Lehrmittel vollständig ersetzen und Möglichkeiten schaffen können, diese von vornherein inklusiv zu gestalten. Da es bis dahin allerdings noch ein weiter Weg sein kann, ist ein Lösungsansatz, mithilfe von Technologie, bestehende Barrieren, zum Beispiel bei herkömmlichen Lehrbüchern, abzubauen oder zu überbrücken.

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2.6.2 Lerntablet

Ein Lösungsansatz für die Kritikpunkte sowohl am kulturellen als auch am sozialen Modell bestand darin, Lerntablets zu konzipieren und zu gestalten, die von jeder Person (eingeschränkt oder nicht) ohne große Modifikationen oder spezielles Zubehör genutzt werden können. Dadurch sollten keine wesentlichen Unterschiede im Hinblick auf die Lehrmittel entstehen.

Bei dem dargestellten Modell sind die Icons vergrößert, wie beispielhaft zu erkennen ist. Auch eine Beschränkung auf die zum Unterricht benötigten Applikationen ist gegeben. Eine intuitive und einfache Bedienung erlauben die vergrößerten App-Symbole.

Diese Apps sind auf die Grundfunktionen reduziert. Die Icons bilden realitätsgetreu die jeweilige Funktion ab.

Alle Schüler*innen sollte somit die Software beherrschen können.

Zusätzlich gibt es jedoch eine Funktion, die auf jedem Tablet benutzt werden kann, aber nicht muss:

Durch sich ständig verändernde Luftbläschen auf der Bildschirmoberfläche erlaubt diese, auch längere Fließtexte in Braille-Schrift und ohne weitere Modifikation oder Hilfsmittel zu lesen.

Diese Funktion ist auf allen Tablets möglich, wird aber erst bei Bedarf aktiviert.

Große Displays mit rudimentären und visuell klar zu unterscheidenden Funktionen erleichtern auch Schüler*innen mit kognitiven Defiziten eine Teilnahme am Unterricht.

Software wie Simultanübersetzungen in Gebärdensprache und Vorlesefunktionen sollten einfach und auf die jeweiligen Bedürfnisse individuell angepasst und von geschultem Personal installiert werden können.

Die Tablets als Lehrmittel könnten kostenlos und temporär ausgegeben werden. Dies ist eine mögliche Lösung im Hinblick auf die finanziell vorhandenen Mittel der Angehörigen. Somit wäre auch diese Barriere aus dem Weg geräumt.

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2.6.3 Interaktives Whiteboard

Die Umsetzung der Chancen zur Beseitigung von Barrieren durch Lehrmaterialien ist stark vom individuellen Einsatz des jeweiligen Geräts abhängig. Neben dem herausfordernden Beschaffungsprozess und den damit verbundenen hohen Kosten sowie organisatorischen Hürden, stellt die Bedienung des interaktiven Whiteboards die größte Barriere dar. Diese erfordert umfangreiche Schulungen und Engagements seitens der Lehrkräfte, was oft vernachlässigt wird. Zusätzliche spezifische Barrieren, wie physische Anforderungen an die Einstellbarkeit und Positionierung im Raum, können das effektive Nutzen des Whiteboards weiter erschweren.

Die Vermeidung bestehender Barrieren bereits in der Gestaltung sowie die Berücksichtigung sozialer und kultureller Modelle von Behinderung sind entscheidend. Dies könnte durch erleichterte Beschaffungsprozesse, staatliche Subventionierung, intuitive Installation und verbesserte technische Aspekte wie Touch-Kompatibilität und erweiterte Funktionalitäten von Whiteboards erreicht werden. Zudem sollten interaktive Whiteboards so gestaltet werden, dass sie von allen Personen leicht um- und eingestellt werden können.

2.6.4 AR

Augmented Reality (AR) bietet eine interaktive und immersive Lernerfahrung, die insbesondere für Lernende mit verschiedenen Bedürfnissen von Vorteil ist. Sehbehinderte Schülerinnen und Schüler können durch AR visuelle Informationen mit Audioelementen ergänzen, indem gedruckte Texte oder Objekte mit gesprochenen Erklärungen verknüpft werden. Dies verbessert nicht nur den Informationszugang, sondern fördert auch ein tieferes Verständnis des Lehrstoffs. Gehörlose oder schwerhörige Menschen können von AR profitieren, indem es Echtzeit-Untertitel oder Gebärdensprachinterpretationen bereitstellt, um sicherzustellen, dass auditiver Lerninhalt für alle zugänglich ist.

AR ermöglicht außerdem die Erstellung von 3D-Modellen und Simulationen, was insbesondere für Lernende mit motorischen Einschränkungen von Vorteil ist. Diese interaktiven Modelle können komplexe Konzepte anschaulich vermitteln und die Lernenden aktiv in den Lernprozess einbinden.

Die Integration von AR in Lernmaterialien trägt dazu bei, die Vielfalt der Lernenden besser zu berücksichtigen und eine inklusivere Bildungsumgebung zu schaffen, in der Barrieren reduziert werden und der Zugang zu Bildung für alle erleichtert wird. Dabei spielen integrative Gestaltungsprinzipien eine wichtige Rolle, die nicht nur technologische Aspekte, sondern auch medizinische, soziale und kulturelle Faktoren umfassen. Ziel ist es, Barrieren zu identifizieren und zu beseitigen, um eine barrierefreie Lernumgebung zu schaffen. Die Entwicklung einheitlicher Standards ist dabei entscheidend, um sicherzustellen, dass die Integration von AR für verschiedene Bedürfnisse zugänglich und effektiv ist.

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3. PLAKAT

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4. METAREFLEXION

Erfolge:

Die entwickelten Technologien und Lösungen aus unserer Gruppe zeichnen sich durch Merkmale aus, die darauf abzielen, die Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Dazu gehören eine verbesserte Verständlichkeit von Audio- und Videoinhalten sowie eine erhöhte Erreichbarkeit von Lernmaterialien.

Wir haben Schritte unternommen, um die Inklusion zu fördern und Barrieren zu identifizieren, die die volle Teilhabe aller Benutzer beeinträchtigen könnten. Dabei haben wir festgestellt, dass bestimmte Elemente im Lehrumfeld, die oft als normal angesehen werden, tatsächlich Barrieren für Personen mit Behinderungen darstellen können.

Offene Fragen:

Es bleibt die Frage offen, inwieweit bestimmte Benutzergruppen trotz der inklusiven Merkmale der Technologie oder Lösung möglicherweise ausgeschlossen werden könnten. Zum Beispiel könnte die Höhenverstellbarkeit eines Tisches in einem Gebäude mit Treppen nur eine begrenzte Verbesserung darstellen.

Die Komplexität der Technologie könnte zu Herausforderungen führen, wenn es darum geht, eine benutzerfreundliche Umgebung für Menschen mit verschiedenen Behinderungen zu schaffen.

Ausblick und Weiterarbeit:

Zukünftige Arbeit sollte darauf abzielen, nicht nur Barrieren zu identifizieren, sondern auch aktiv an ihrer Beseitigung zu arbeiten und sicherzustellen, dass alle Menschen gleichermaßen von Bildungs- und anderen Umgebungen profitieren können.

Um diesen Fortschritt zu erreichen, planen wir:

Durchführung von Umfragen, um festzustellen, ob die von uns gestalteten Objekte tatsächlich einen Bedarf decken und wie sie von den Benutzern wahrgenommen werden.

Fortlaufende Weiterentwicklung und Präzisierung der Funktionen unserer Gestaltungsobjekte, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Nutzer genau entsprechen.

Einbeziehung von Lehrgebäuden und möglicherweise auch Eltern von Personen mit Behinderungen, um herauszufinden, wie sie auf unsere Gestaltungsvorschläge reagieren würden und ob sie diese unterstützen würden.

5. FAZIT

Abschließend müssen die erarbeiteten Gestaltungsansätze im Hinblick auf die Disabillity Studies kritisch hinterfragt werden, um festzustellen, ob eine Optimierung der einzelnen Gestaltungsgegenstände wie stark sich die individuellen Lösungsansätze auf die allgemeine Bildungsituation auswirken und vielmehr ob das Konzept überhaupt mit vor Allem dem kulturellen Modell vereinbar ist. Es handelt sich hierbei um einzelne Lösungsansätze gegen Behinderungen im Bildungsbereich. Dennoch muss das gesamte Bildungssystem betrachtet werden:„Die angestrebte Chancengleichheit ist allein auf den schulischen Kontext bezogen und zielt auf individuelle Leistungs- und Lernerfolge ab; nicht jedoch auf die Kompensation sozialer, materieller und kultureller Ressourcenmängel benachteiligter Gruppen.“(Lisa Pfahl,2011)

Es ist erkennbar, dass insbesondere durch die etablierte Struktur Personen mit Einschränkungen behindert werden. Ein Beispiel hierfür ist, dass aufgrund des Leistungsdrucks bereits in jungen Jahren Schülerinnen und Schüler, die den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden können, oft in spezielle Förderinstitutionen ausgeschlossen werden. „Jugendliche in Lernbehindertenschulen werden als Personen mit individuellen Defiziten und einem gesonderten Bildungsanspruch konstruiert, wie die Diskurs-Analyse der Zeitschrift für Heilpädagogik belegt (vgl. Kapitel 3). Ihre räumliche Segregation an Sonderschulen wird mit einem klassifizierten besonderen pädagogischen Förderbedarf begründet und folgt dem Grundsatz des hierarchisch gegliederten Bildungswesens, eine schulische Förderung von Kindern und Jugendlichen in leistungshomogenen Schulen und Klassen zu gewährleisten.“(Lisa Pfahl,2011)

6. REFERENZEN/QUELLEN

Literatur

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Fachgruppe

Theorie

Art des Projekts

Keine Angabe

Zugehöriger Workspace

Disability Studies und Design

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2024