In seiner FunktionalitĂ€t auf die Lehre in gestalterischen StudiengĂ€ngen zugeschnitten... Schnittstelle fĂŒr die moderne Lehre
In seiner FunktionalitĂ€t auf die Lehre in gestalterischen StudiengĂ€ngen zugeschnitten... Schnittstelle fĂŒr die moderne Lehre
Wie schaffen wir es, möglichst viele Menschen der richtigen Zielgruppe zu erreichen und fĂŒr safen Sex, Geschlechtskrankheiten und Kondomnutzung zu sensibilisieren?
Als erstes habe ich mich gefragt: welche Menschen wollen wir denn ganz konkret erreichen?Â
...letztendlich alle Menschen, die Sex haben. Das trifft an sich erstmal auf eine sehr groĂe Masse an Menschen zu. Aber wen trifft das ganz akut? FĂŒr mich sind das vor allem Menschen, die neu verliebt sind, Menschen, die gerade in der Honeymoon phase sind, Menschen, die sich gerade kennenlernen, Menschen, die Daten etc. Studien zeigen, dass das Sexualverhalten von Menschen gerade in dieser ersten Beziehungsphase sehr hoch ist.Â
Und dann hab ich weiter ĂŒberlegt: Gibt es einen Ort, wo sich viele solcher Menschen antreffen, und wo man solche Menschen erreicht? Einen Ort, wo man ganz klischeehaft das erste/zweite/dritte Date haben kann, einen Ort, an dem Emotionen und Nervenkitzel hochkommen, einen Ort, in dem man im Dunkeln seinem Schatz ganz nah ist?
...NatĂŒrlich das Kino! Kino ist ein Ort des Zusammentreffens, ein Ort der Emotionen und ein Ort, an dem man sich potenziell auch mal nĂ€her kommt.
FĂŒr mich ist das ein idealer Anhaltspunkt, um eine Kampagne fĂŒr die Nutzung von Kondomen zu starten, um Menschen zu safem Sex zu bewegen.
Meine Kampagne baut sich aus 3 Elementen auf: Einer Posterkampagne, einem Werbespot und Postkarten. Fangen wir mit den Postern an:
Zu beginn gibt es sehr viel WeiĂraum. Darauf kommt die Headline: Eine Bezugnahme auf einen Aktuellen Kinofilm und die BrĂŒcke zu GeschĂŒtztem Geschlechtsverkehr. Dann einen Abbinder, der sich durch die gesamte Plakatkampagne zieht (in diesem Fall die Aufforderung #useprotection) und die Logos der Kooperationspartner:innen. Diese hier nur als Beispiel, es können genau so gut Einhorn und CineMaxx sein oder wasauchimmer.
Was kann diese Plakatkampagne?
Sie FĂ€llt durch das minimalistische Layout direkt ins Auge, und fokussiert sich dabei auf das Wesentliche: Die Headline, die eine BrĂŒcke zwischen aktuellen Kinofilmen und safem Sex baut. Diese Bildsprache zieht sich durch alle Poster, sodass man weitere Poster dieser Kampagne sofort erkennt. Dabei ist es in meinen Augen egal, ob auf dem Poster nur eine Headline ist oder zur unterstĂŒtzung noch ein freigestelltes Bild - Die Typografie, Farbgebung und Layout spiegeln unmissverstĂ€ndlich den Seriencharakter dieser Kampagne wieder. Es gibt in der Serie zwei verschiedene Narrative: einmal Kino als Institutuion selbst und Bezugnahmen auf Kinofilme. Beide Narrative haben aber ihre Berechtigung in der Serie, so sind die Poster fĂŒr Kino als institution zeitlos und nicht abhĂ€ngig von Spielzeiten (sprich, kann immer im Kino hĂ€ngen); und die Bezugnahmen sind alle dynamisch und lassen sich jederzeit weiterentwickeln wenn neue Filme in die Kinos kommen. Und: je mehr verschiedene Poster in den Kinos hĂ€ngen, desto mehr bleibt die Message in den Köpfen, denn mit jedem neuen Poster, das der/die Zuschauer:in entdeckt, steigt die Freude, ein weiteres Poster zu entdecken.
Als nĂ€chstes beinhaltet die Kampagne einen Video-Werbespot. Dieser ist in meinen Augen sehr stark und stellt den Hauptteil der Kampagne dar. Aufgebaut ist der Spot aus vielen kleinen Schnipseln aus Kinofilmen (und an manchen Stellen auch an selbstproduziertem Material), welche selber im Kino stattfinden. All diese Schnipsel aneinandergereiht erzĂ€hlen eine Geschichte, die ohne weitere Worte oder Informationen verstĂ€ndlich ist. Dem/der Zuschauer/in wird ein GefĂŒhl ĂŒbermittelt, welches ganz von alleine nur durch die bildliche ErzĂ€hlung und die Hintergrundmusik (welche ich auch mit produziert habe) entsteht. Einzig am Ende gibt es die Auflösung âKondome schĂŒtzenâ mit den Logos von Yorck und Durex und der Webseite der BzGA.
Was ist der Vorteil von so einem Werbespot?Â
Gerade in der heutigen Zeit wird es immer schwieriger, die ungeteilte Aufmerksamkeit der zu erreichenden Zielgruppe zu bekommen - Smartphone, Kopfhörer etc. fĂŒhren dazu, dass Werbung im öffentlichen Raum kaum noch wahrgenommen wird.Â
Im Kino vor der Vorstellung ist das nicht der Fall: Hier greift das Prinzip âUnskippable ADâ, was dazu fĂŒhrt, dass jegliche Werbung die volle Aufmerksamkeit bekommt. So werden quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Der Werbespot bekommt die ungeteilte Aufmerksamkeit und das auch noch von genau der richtigen Zielgruppe. Deswegen ist dieser Spot ein essentieller Bestandteil dieser Werbekampagne.
Die Postkarten funktionieren Àhnlich wie die Poster, gleiches Layout, gleiche Headlines - aber als Postkartenformat mit viel Potenzial zum grinsen und zum mitnehmen.
Als zusĂ€tzliches Gimmick könnte man fĂŒr so ein Postkartenformat ĂŒberlegen, auf die RĂŒckseite ein Gratiskondom zu kleben - das könnte vielleicht gerade fĂŒr junge Menschen einen Anreiz schaffen, Kondome zu benutzen bzw. erstmal eines in ihren Besitz zu bringen. Gerade wenn Menschen noch jung sind, ist die Hemmschwelle, Kondome zu kaufen, noch sehr viel Höher.
Warum sollte sich das Yorck-Kino, Durex oder die BzGA fĂŒr diese Kampagne entscheiden? Welchen Nutzen haben sie?
Das Yorck-Kino als Austragungsort der Kampagne wĂŒrde in meiner Vorstellung von der BzGA unterstĂŒtzt werden oder eine Provision bekommen, da die BzGA ja ein Interesse an der Verbreitung einer PSA hat, wo sie ja quasi fĂŒr zustĂ€ndig wĂ€ren. Das wĂŒrde dem Yorck-Kino (oder letztendlich welchem Kino auch immer) sehr zugute kommen.Â
Durex oder sonstige Kondomhersteller könnten als Kooperationspartner sehr von der Kampagne profitieren, da der Markenname mit in der Kampagne vertreten wĂ€re und so ebenfalls in den Köpfen jener Leute hĂ€ngenbleibt, die (sehr wahrscheinlich) ein aktives Sexleben haben.Â
Die BzGA wĂ€re in meiner Vorstellung die Auftraggeberin der Kampagne, die mich als Designstudio beauftragt hat. Die BzGA als nachgeordnete Behörde des Bundesministeriums fĂŒr Gesundheit ist eine Regierungsorganisation und wird aus öffentlichen Geldern finanziert. Mit meiner Kampagne hĂ€tte die BzGA eine sehr flexible Lösung, wie man mit wenig Mitteln eine groĂe Zielgruppe erreichen kann. Meine Kampagne hat viele StĂ€rken, beispielsweise die FlexibilitĂ€t: Jeder Bestandteil funktioniert auch alleine oder in jeder möglichen Variation. Das Kino ist ein Querschnitt der Gesellschaft.
Ich glaube, dass ich behaupten kann, dass mir der Kurs in meinem gesamten Studium bisher am meisten SpaĂ gemacht hat. Je lĂ€nger ich studiere, desto mehr merke ich, dass mir die Corporate Richtung gerade im Hinblick auf Werbung und Kampagnenentwicklung am meisten liegt, und das habe ich in dem Kurs sehr gemerkt. Ich fand auch, dass das Thema ein wahnsinnig tolles war, einerseits irgendwie lustig (ich hĂ€tte nicht gedacht, wie viele Zweideutigkeiten es gibt...) aber andererseits auch super spannend und bereichernd, ich fand es ganz groĂartig, mich damit zu befassen.
Was mir sehr zugute gekommen ist, war die Tatsache, dass ich schon sehr frĂŒh im Semester ein Konzept hatte, wo ich danach sehr viel Zeit hatte, das auszubauen, zu ĂŒberarbeiten und zu verbessern, und mich dann auch sehr ausgiebig mit der Umsetzung befassen zu können. Ich hatte das GefĂŒhl, dass ich von Woche zu Woche mein Projekt verfeinern konnte, und auch jedes mal wieder guten Input bekommen habe.
Ich bin sehr zufrieden mit meinem Projekt, vor allem mit dem Spot, den mag ich echt gerne, und ich hoffe, dass ich in Zukunft vielleicht noch mehr Campaigning Projekte machen kann.