In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Brandenburg ist bekannt für seine zahlreichen schönen Gewässer, zählt jedoch zu den trockensten Bundesländern Deutschlands. Seit Jahren verlieren die heimischen Seen durch heißer werdende Sommer und den steigenden Wasserbedarf der Bevölkerung rapide an Wasser. Wissenschaftler*innen erforschen und dokumentieren diese Veränderungen durch die Sammlung und Analyse von Daten, die sie in Form von Grafiken, Karten und Berichten veröffentlichen. Doch trotz dieser Erkenntnisse haben viele Menschen in Deutschland das Gefühl, dass die Klimakrise und ihre Folgen – wie das Austrocknen von Seen und sinkende Grundwasserspiegel – sie persönlich nicht betreffen.
Ein Beispiel dafür ist der Plessower See, von den Menschen in Werder an der Havel liebevoll „Plessi“ genannt. Er ist ein einzigartiger Ort: Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, Erholungsgebiet für die Bevölkerung und eine wichtige Trinkwasserquelle für die Stadt. Doch auch der Plessi kämpfte in den letzten Jahren zunehmend mit sinkenden Wasserständen.
Mit der Arbeit PLESSI schärfe ich das Bewusstsein für diese lokalen Probleme, indem ich die Perspektiven der Menschen aus Werder auf die Natur und ihre Verbindung zum Plessower See beleuchte. Eindrucksvolle Unterwasserfotografien laden dazu ein, die verborgene Welt des Sees zu entdecken und so eine tiefere Verbindung zu diesem besonderen Ort zu schaffen.
❧ Der Plessi, so wird der Plessower See aus Werder an der Havel liebevoll genannt, ist ein ganz wundervoller Ort – Zuhause für viele Lebewesen, Erholungsort der Menschen und wichtige Trinkwasserressource der Stadt. Seit 2019 kenne ich den See. Das erste Mal erzählte mir ein Freund mit leuchtenden Augen und voller Faszination von einem kleinen, vermeintlich unentdeckten Ort am See. Er beschrieb, wie sich der Ort und die Tiere, die ihn besuchten, nachts veränderten und von einer gigantischen Wurzel eines umgefallenen Baumes. Hier ließe sich allerhand entdecken. Kurze Zeit darauf nahm er mich mit und wir fuhren von Potsdam aus eine Stunde mit den Rädern Richtung Werder. Das letzte Stück zum See mussten wir uns durch einen kleinen Brandenburger Dschungel schlagen, wir ließen die Räder stehen und gingen zu Fuß weiter. Als wir an der Stelle ankamen, war dort ein kleiner weißer „Sandstrand“… Das Wetter war perfekt und ich blickte auf den See. Das Wasser funkelte. Es war wieder einer dieser Momente, in denen ich mich in Brandenburg verliebte, für mich war es in diesem Moment der schönste Ort der Welt. Und das, obwohl ich nach meinem Abi und einem Auslandsjahr in Kanada der felsenfesten Überzeugung war, dorthin auswandern zu wollen. Wahrscheinlich liebe ich Brandenburg und seine Seen deswegen, es ist für mich ein kleines Stückchen Kanada in Deutschland.
Im Jahr 2020 las das erste Mal ich in einer Zeitung von den Spuren, die die Hitze des Sommers am Plessower See in Werder hinterlassen hat. Fischer Kühn aus Werder beobachtete, dass damals an seinem Steg fast 80 Zentimeter Wasser fehlten. Der Strand, den ich bei meinem ersten Ausflug an den Plessi gesehen hatte, sollte eigentlich gar nicht da sein. Immer häufiger las und hörte ich, dass mein geliebtes Brandenburg zu den trockensten Bundesländern Deutschlands gehört und die Gewässer wegen der steigenden Temperaturen und immer mehr extrem heißen Sommern unter großen Druck stehen. Im Sommer 2023 war ich mit meinem Paddelboard auf dem Plessower See unterwegs. Inzwischen wohne ich in Werder und der Plessi wurde zu meinem Lieblingssee. Als mein Blick über die Oberfläche des Wassers streifte, fragte ich mich, wie sieht es eigentlich unterhalb dieser spiegelnden Fläche aus? Zwar war ich nun schon unzählige Male auf dem See und im See gewesen, aber nie traute ich mich, den Kopf unter Wasser zu stecken. Ich selbst, und ich glaube, es geht vielen Menschen so, habe wenig Bewusstsein für die lokale Unterwasserwelt. Viele würden wahrscheinlich behaupten: Da sieht man doch gar nichts! Ich entschied mich dafür meiner Neugier nachzugehen und machte das erste Mal Bilder unter Wasser. Die Fotos faszinierten mich sofort: Eine kleine, mir bisher unbekannte Welt, zeigte sich. Wasserpflanzen, die so dicht und eng wuchsen, dass sie an einen Dschungel erinnern, oder eine einsame Pflanze, die grazil im Wasser tanzte. Ich fragte mich, ob und wie man diese Fotografien nutzen könnte, um auf das Thema des (zukünftigen) Wassermangels in Brandenburg aufmerksam zu machen. Die größte Schwierigkeit bei diesem Thema ist, dass ich etwas zeigen möchte, das wir Menschen nicht direkt sehen können. Die großen Seen in Brandenburg, auch wenn sie in den letzten Sommern Wasser verloren haben, werden nicht von jetzt auf gleich austrocknen. Es gibt zwar Seen, bei denen man anhand von Satellitenbildern, wie z. B. dem Seddiner See, einen Rückgang des Wassers anhand einer neu entstehenden Landzunge darstellen kann, aber bei vielen anderen Seen gibt es solch eindeutige Visualisierungsmöglichkeiten nicht. Wie zeigt man etwas, das man nicht sehen kann? Wie schafft man trotzdem Aufmerksamkeit für das Thema? Denn auch, wenn die Seen nicht sofort verschwinden, haben die steigenden Temperaturen bereits jetzt schon gravierende Auswirkungen auf das Ökosystem See.
Es entstand die Idee, ein Buch über ein Porträt des Plessis zu gestalten, welches die Faszination und Atmosphäre des Sees über und unter Wasser einfängt und zudem über die Zusammenhänge von steigenden Temperaturen und Wassermangel in Brandenburg informiert. Zehn Personen aus Werder haben mir dabei geholfen, die Bedeutung des Sees für die Bewohner*innen zu verstehen und dabei selbst den See auf eine neue Art und Weise kennenlernen zu dürfen. Sie haben gesammelt, geschrieben, gezeichnet, beobachtet und genau hingehört. Die persönlichen Geschichten zeigen, wie wertvoll dieser Ort ist.
→ Buch mit Hardcover, 120 Seiten, Indigodruck
→ 170 × 240 mm
→ Bachelorprojekt, 2024
Die Dokumentation zur Theoriearbeit findet ihr hier.
Bei Interesse an einem Exemplar schreibt mir gerne eine Nachricht.