avaOS – Entwurf eines browserbasierten Betriebssystems

Wieso funktionieren unsere Betriebssysteme noch wie vor 40 Jahren? Und wie könnte ein Betriebssystem aussehen, welches das Internet als Grundlage und nicht als nachträglichen Anbau betrachtet?

Abstract

Die grafische Nutzeroberfläche in Form der Desktop-Metapher, die 1981 mit dem Xerox Star eingeführt und schließlich vom Apple Macintosh 1984 einem großem Publikum bekanntgemacht wurde, blieb in ihren Grundfesten, abgesehen von mobilen Endgeräten, seitdem gänzlich unverändert.

Auch das Window-Management von Desktop-Betriebssystemen wurde nur kleineren kosmetischen Verbesserungen unterzogen und basiert, damals wie heute, auf einem räumlichen mentalen Modell, dass es Nutzer*Innen erlaubt, beliebig viele Fenster über- und nebeneinander zu arrangieren.

Beobachtet man allerdings die Entwicklung der letzten Jahre fällt auf, dass das Betriebssystem immer weiter in den Hintergrund rückt, der Tab-basierte Webbrowser dafür weiter in den Vordergrund. So liegt der Fokus von immer mehr Applikationen nicht mehr auf nativen Desktop-Apps, sondern auf Webbrowser-basierten Erfahrungen, siehe beispielsweise Figma oder Google Docs, was für viele Nutzer*Innen offensichtlich kein Problem darstellt, teils sogar gewünscht zu sein scheint.(fn)

Hier stellt sich die Frage, warum sich in geradezu allen Webbrowsern Tabs durchgesetzt haben, während das Window-Management von Betriebssystemen wie Windows 11 oder macOS 12 nach wie vor auf einer Trennung von Taskbar bzw. Dock und den jeweiligen Fenstern basiert.

So möchte ich in dieser Arbeit untersuchen, inwiefern sich das mentale Modell von Datei-Browsern im Kontext von momentanem Window-Management von Tab-basierten Web-Browsern unterscheidet und einen Entwurf eines Browser-basierten Betriebssystems vorlegen, das Files, Apps und Websites gleichermaßen behandelt. Dazu soll unter anderem das Window- und Tab-Management mehrerer Personen abgefragt und analysiert werden, um daraus ein neues System abzuleiten zu können.