Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

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Im Wald der Lurche

Dokumentation des Abschlussprojektes im Kurs „Creature Discomforts“. Im Kurs ging es um die Erstellung einer AR Anwendung zu einer bestimmten Spezies, um damit auf das weltweite Artensterben aufmerksam zu machen. Als Medium wurde Spark-AR ausgewählt, um damit die Anwendungen auf Instagram verbreiten zu können.

1. Ökologischer und kultureller Kontext

Der Feuersalamander ist vor dem Aussterben bedroht?
Zwar hatten wir beide noch nie einen Feuersalamander gesehen, trotzdem war uns das Tier durchaus bekannt und so überraschte es uns, als der Salamander auf der Liste mit den bedrohten Tieren stand. 

Feuersalamander können eine Größe von 14 bis 20cm erreichen, kommen vor allem in Mittel- und Westeuropa vor und fühlen sich in feuchten Laub- und Mischwäldern am wohlsten. In Deutschland sind die Populationen der Tiere vor allem in Wäldern im Westen und Süden des Landes aufzufinden. Hier Leben die Amphibien in feuchten Bereichen von Wäldern, in etwa an sauberen und kühlen Quelltümpeln und anderen Gewässern, in Nischen von Höhlen sowie unter Totholz und Baumstümpfen.

Früher dachte man, dass Feuersalamander giftig und todbringend seien. Heute wissen wir, dass sie zwar giftig, aber mit gewisser Vorsicht für den Menschen nicht bedrohlich sind. Ebenso dachten die Menschen dass Feuersalamander Brände löschen können, weswegen die Lurche damals ins Feuer geworfen wurden – daher stammt auch der Name Feuersalamander.

Gefährdet sind die Tiere nicht nur durch die Verschmutzung ihrer Fortpflanzungsgewässer, Straßenverkehr oder den Ausbau und die Begradigung von Bächen, alles durch den Menschen verursacht, sondern vor allem durch den eingeschleppten Pilz Batrachochytrium salamandrivorans, kurz „Bsal“ genannt. Die sogenannte Salamanderpest greift die Haut der Tiere an, und kann innerhalb weniger Tage zum Tod führen. 
Und auch hierfür ist der Mensch verantwortlich, denn vermutlich wurde der Pilz durch den Amphibienhandel von Asien nach Europa eingeschleppt. Zuerst nachgewiesen in den Niederlanden, dort führte der Pilz dazu, dass 90% aller Tiere der Populationen innerhalb 
von 6 Monaten gestorben sind.

Von Bsal befallenden Feuersalamandern ist nur in menschlicher Obhut zu helfen, wie etwa bei dem Projekt Citizen Conservation. Die kranken Tiere kommen für zwei Wochen in eine Art Quarantäne, wobei von Expert*innen genau die Temperaturen in den Terrarien überwacht werden. Somit werden die Tiere vom Pilz befreit.
Eine andere Maßnahme, um dem Pilzbefall vorzubeugen, sind Schilder in Wäldern, die dazu auffordern, sich die Schuhe und Autoreifen zu desinfizieren um den Pilz nicht weiter zu verbreiten.

2. AR Konzept

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Das ganze Szenario spielt sich in einem verwunschenen Wald ab. Umgeben von pinken Pilzsporen und fallenden Blättern kann man dort unterschiedliche Objekte entdecken. 

Unsere AR-Experience ist nicht linear und besteht aus fünf Stationen, die unabhängig von einander betrachtet und entdeckt werden können.

Station 1

Am Boden neben einem alten Baumstumpf sitzt ein Feuersalamander – er wackelt mit Kopf und Schwanz – doch bei näherer Betrachtung fällt auf, dass er mit Pilzsporen in Berührung gekommen ist. Sobald man sich ihm nähert, erscheint ein Text. Dort wird erklärt, wo er lebt, dass er sich mit einem Pilz infiziert hat der seine Haut angreift, und dass er sterben wird, wenn der Mensch ihm nicht hilft.

Station 2

Gegenüber vom Stumpf ist ein Feuer. Es züngelt und qualmt und sobald man sich ihm nähert, wird wieder ein Text angezeigt. Nun wird erklärt, wie es zum Namen der Feuersalamander kam und, dass die Menschen damals dachten man könne mit ihm Brände löschen.

Station 3

Neben dem Feuer sind Fußabdrücke zusehen. Sie leuchten pink und um sie herum schwirren Pilzsporen. Der Text, der vor diesen ausgelöst wird erklärt, dass man selbst unwissentlich Pilzsporen des Pilzes „Bsal“ im ganzen Wald verteilt hat und was man dagegen tun kann.

Station 4

Rechts neben dem Baumstumpf steht ein Kiste auf der „From Asia to Europe“ steht. Auch aus ihr quellen Pilzsporen und der Text, der erscheint, wenn man sich der Kiste nähert, erzählt etwas zum Ursprung des Pilzes und seine Auswirkungen auf Feuersalamander Populationen. Diese Informationen werden zusätzlich von einer Animation aus 100 Feuersalamander-Kügelchen, die sich auf nur noch fünf reduzieren, unterstützt.

Station 5

Sobald alle Texte der Kiste durchgelesen wurden, ertönt ein Schiffshorn und einige Container Schiffe schweben durch den Wald. Eins von ihnen lässt ein Kiste fallen, die sich daraufhin öffnet und den Blick auf ein kleines Schiff, von dem wieder Pilzsporen ausgehen, frei gibt. Nähert man sich diesem, wird erklärt, wie vermutlich der Pilz nach Europa kam und wie sich der weltweite Warenexport in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Diese Information wird zusätzlich von eine Turm aus Schiffen visuell unterstützt.

Endnachricht

Zuallerletzt kommt eine Glückwunsch-Nachricht, die das erfahrende in eine globaleren Kontext stellt und zum weiteren Informieren aufruft.

3. Entwicklungsprozess

Research

Am Anfang stand eine dreiwöchige Research-Phase, in der wir uns mit Hilfe von Experten über den Feuersalamander informierten. Dabei kam die oben genannten Informationen heraus.

Storyline

Auf Grundlage dieser Informationen überlegten wir uns eine Menge verschiednere Storylines und probierten parallel mit Spark AR herum. Eine unserer Storylines benötigte das Aufnehmen des Salamanders mit der Hand. Dies war jedoch technisch nicht möglich, weswegen wir sie nicht weiter verfolgen konnten.

Am Ende einigten wir uns auf eine nicht lineare Storyline – den Wald den es zu entdecken galt.

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Umsetzung der Story

Gleich zu Anfang fanden wir zufällig eine sehr passende Kuppel mit Waldtextur, mit der wir unsere AR-Experience quasi in einer VR-Experience umwandelten. Diese Kuppel gab nun auch vor wie die Atmosphäre werden müsste.

Nun probierten wir aus, wie sich am besten ein Wald darstellen lassen würde. Der erste Test mit einem Baum, der einzelne Blätter hat, schlug schon fehl. Es waren zu viele Flächen, die gerendert werden mussten, und schon bei einem Baum fing es an zu laggen. Also entschieden wir uns für einen Lowpoly Stil. 

Damit die gewünschte Atmosphäre entsteht, entschieden wir uns dafür, dass wir jedes Modell von Hand texturieren, um eine gemalte Optik zu kreieren. Diese Idee fiel uns ganz zum Schluss noch einmal auf den Kopf, da diese Texturen viel zu viel Speicher verbrauchten. Daher mussten wir sie am Ende händisch klein rechnen, denn die Komprimierung von Spark AR war nicht ausreichend. Jedoch war sie so stark, dass sie Worte, die wir in die Textur geschrieben hatten tot komprimierten und sie nicht mehr lesbar waren. Daher mussten wir jeden Text, der auf einer Textur stand, durch Text aus Spark selbst ersetzen.

Auch das Arbeiten mit Animationen, die wir als Gif einspielen wollten, stellte sich als schwierig heraus. Auch diese Daten waren zu groß, um die AR Anwendung veröffentlichen zu können. Also mussten wir uns auch dort eine Alternative suchen.

Zuerst waren nur drei Stationen geplant. Station 5 kam erst dazu, als wir merkten, dass wir noch etwas benötigen würden, dass mit der Harmonie des Waldes etwas bricht und Station 2 war ein spontaner Einfall. Erst wollten wir die Schiffe riesig und silbern glänzend machen, doch dies stach dann doch zu sehr heraus und wir texturierten sie neu.

Zuerst hatten wir die Schrift im Raum gleich der „Bsal“-Sporen Texturiert, doch auch dieser Kontrast gefiel uns nicht, also machten wir sie weiß. Bis kurz vor Schluss waren unsere Texte noch zeitabhängig, doch bei einem User*innen-Testing bemerkten wir, dass die Nutzenden sich meist erst alles genau anschauten und dann der Text oftmals schon abgelaufen war. Also implementierten wir sehr umständlich Buttons zum weiterklicken. Außerdem testeten wir dabei die Raumgröße – ob die Anwendung in verschieden Räumen passen würde. Daraufhin arrangierten wir die Elemente noch etwas um.

Zuletzt fügten wir noch einen Start und Endscreen hinzu und gaben dem ganzen einen Namen.

4. Im Wald der Lurche – die AR-Anwendung

5. Reflexion

Insgesamt war die Arbeit zu diesem Thema sehr bereichernd und hat viel Spaß gemacht. Wie oft bei Themen dieser Art ist man überwältigt und fragt sich, warum es nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Am Ende sind wir jedoch noch skeptisch, ob das Format, dass wir gewählt haben funktionieren wird. Wir vermuten, dass es außer von den Menschen aus unserer Blase nicht besonders viel Aufmerksamkeit bekommen wird. Da man an der Stelle der Instagram-Filter eine andere Art von Content erwartet, und die Anwendung für den normalen Umgang mit der App zu lang sein könnte.

Im Nachhinein sind wir zwar recht zufriednen mit unserem Projekt, da es eine gute Atmosphäre erzeugt und informativ ist. Jedoch ist uns aufgefallen, dass etwas mehr Interaktion nicht schlecht gewesen wäre. In unserer Anwendung sind die Zuschauenden sehr passiv und die einzige Interaktion besteht aus dem weiterklicken von Texten, und suchen von Objekten. Für die Implementierung von mehr Interaktion, müsste jedoch das ganze Konzept noch einmal überarbeitet werden.

Die Arbeit mit Spark war sehr anstrengend, man merkte sehr schnell, dass das Programm nicht für Projekte dieses Ausmaßes gemacht ist und schell war das Limit erreicht. Ob es die Dateigröße oder die transparenz der Vorgänge war. Alles war nur mäßig gut. Oft entstanden vollkommen nicht nachvollziehbare Bugs, die sich nur lösen ließen, indem man das gleiche auf einen andere Weise nachbaute.  Auch die Programmierung mit Nodes war sehr undurchsichtig und einfache Logiken wurden schnell sehr aufwändig. Oft gab es Fehler, die bei einer normalen Programmierung keine Fehler gewesen wären. Am Ende hat auch hier nach einigen Frustrationsereignissen alles irgendwie funktioniert, auch wenn nicht immer so, wie wir uns es uns vorgestellt hatten. Vermutlich war es trotzdem die beste Entscheidung, diese Tool zu nutzen, da es kaum Alternativen gibt und auch kaum welche, die so schnell zugänglich sind und diese einfache Reichweite bieten.

Fachgruppe

Gestaltungsgrundlagen

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuer_in

foto: Sebastian Wloch foto: Prof. Myriel Milicevic foto: Tim Ebert

Zugehöriger Workspace

Creature Discomforts

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2021 / 2022