In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Das Wort Legende ist mehrdeutig. Unter anderem bezeichnet es eine Person oder Sache, welche einen solchen Status erreicht hat, dass sich zahlreiche Mythen um sie gebildet haben. Genauso handelt es sich dabei um glorifizierende Erzählungen und eine ausschmückende Darstellung. Betrachtet man nun die sozialen Medien wie beispielsweise Instagram, bekommen Bildlegenden eine erweiterte Bedeutung. Auf diesen Kanälen ist es meist die erste Absicht, sich selbst darzustellen und auszuschmücken, gerade mit der Text- bzw. Hashtag-Ebene. Welche Rolle spielt die Bildlegende? Laut Journalisten gehört sie zu der meistgelesenen Textsorte. Viel zu oft wird sie im letzten Moment eingefügt und verschwendet ihr wichtiges Potential. Sie dient als Appetizer und Informationsvermittler, da ein Bild mehr als Tausend Worte sagt, hilft sie den Kontext zu definieren. In der Kunst hingegen gibt es Stimmen, die behaupten, sie verhindere den Zugang zum Bild. In meiner theoretischen Ausarbeitung untersuche ich die Beziehung zwischen Bild und Text. Wie beeinflussen, stören oder unterstützen sie sich? Ich betrachte anschließend im Speziellen die Bildlegende. Wie ist ihre Funktion? Wo kommt sie her und wie hat sie sich verändert? Welche Rolle spielt sie in der verschiedenen Medien und welche Form nimmt sie an? Der Untersuchungskontext meiner praktischen Arbeit fokussiert sich auf das soziale Medium Instagram. Die Form bleibt hierbei offen und ergibt sich aus der Recherche.
— Unsere Welt besteht aus Zeichen. Aus Bildern und Texten. Sie umgeben uns völlig. Bilder und Texte kämpfen. Gegeneinander, miteinander. Um unsere Aufmerksamkeit. Dabei dienen sie nur als Mittel zum Zweck. — Im Zuge des iconic turn (oder auch pictorial turn, imagic turn, visualistic turn) Anfang der 90er Jahre wandten sich Philosophen und Kunsthistoriker dem Bild zu. Angelehnt an den linguistic turn, der die Hinwendung zur Sprachanalyse in den 60er Jahren bezeichnet, soll die ikonische Wende »der Bildanalyse eine vergleichbar fundamentale Rolle für die wissenschaftliche Rationalität verschaffen«. Heute gibt es eine ausgeprägte Sprach- und Literaturwissenschaft. Bilder hingegen wurden bisher hauptsächlich unter dem speziellen Fokus der Kunstwissenschaften untersucht. Annäherungen an das Bild gab es bisher nur in einzelnen Betrachtungen. »Ein der Sprachwissenschaft vergleichbarer Diskurs hat sich für das Bild nicht ausbilden können.« Bilder haben keine »eigene« Wissenschaft und keine Bildtheorie. Laut Kress und van Leeuwen ist ein Problem, dass die Bedeutung einer Bildanalyse systematisch durch die literarisch gebildete Kultur unterdrückt wurde. Durch die anfänglichen semiologischen Untersuchungen, die sich stark nach der verbalen Semiotik orientierten, entstand eine sehr logozentrische Sichtweise auf das Bild. So war das Bild stets abhängig von der verbalen Sprache. — Laut Wolf sind »bildhafte Darstellungen [...] ein wesentlicher Vermittlungsmodus unserer Zeit« und das fordere spezielle Fähigkeiten. Im Bildungsverlauf liegt der Fokus jedoch nach wie vor auf der Schrift, wir lernen lesen und schreiben. Das Bild hingegen dient nur als Beiwerk, wir lernen nicht Bilder zu lesen. — Und noch weniger Aufmerksamkeit als das Bild bekommen die Kombinationen aus Text und Bild. Wissenschaftliche Untersuchungen hierzu sind rar. Trotz zunehmender Einzeluntersuchungen in verschiedenen Bereichen (Kunst, Werbung, Textdesign, visuelle Gestaltung), gibt es »noch keine wissenschaftliche Tradition, die alle jene Neuentwicklungen der Text-Bild-Metamorphose erforschte und über ein angemessenes methodisches und begriffliches Instrumentarium dafür verfügte.« — Betrachten wir die Gegenwart, so befinden wir uns in einer Fülle aus Verbindungen und Überlagerungen der beiden Komponenten. Das Bild scheint sich seinen Stellenwert zurückzuholen, es tritt erneut in eine Konkurrenzsituation zur Schrift bzw. verbinden sich Text und Bild miteinander. Die Auseinandersetzung findet mittlerweile in hohem Maße in den digitalen Medien statt. Die sozialen Medien der Gegenwart sind durchwachsen von kurzen und langen Texten, von authentischen und inszenierten Bildern. — Die Veränderungen in der Zeichenwelt sind nicht mehr zu ignorieren. Das Zusammenleben der Menschen ändert sich. Dadurch unterliegen auch die bisherigen Formen der Kommunikation zunehmend einer Transformation. Es ist also längst an der Zeit sich wissenschaftlich mit Text-Bild-Kombinationen zu befassen.
Einleitung Kapitel Eins Vorspann
Geschichte Kapitel Zwei Vom Bild zum Text zum Konglomerat
Konkurrenten Kapitel Drei Gleich und doch verschieden
Beziehung Kapitel Vier Eins Bild und Text unter sich Kapitel Vier Zwei Bild und Text in den Medien
Legende Kapitel Fünf Eins In der Theorie Kapitel Fünf Zwei In der Praxis
Schluss Kapitel Sechs Abspann
Für ausführliche Informationen: siehe PDF
— Das soziale Medium Instagram lässt einen Interpretationfreiraum des Begriffs Bildlegende in zwei Richtungen zu. Erstens gibt es im Großen und Ganzen nur drei Textebenen: das Profil, die Kommentare – und die Legende. In dieser Einheit ist es dem Nutzer möglich, einen Text mit bis zu 2.200 Zeichen zu verfassen. Dieser relativ hohe Umfang wird unterschiedlich ausgereizt. Wo manche Instagramer komplett auf eine Legende verzichten, gehen andere bis ans Limit. Auch inhaltlich ist eine Diversität vorhanden. So nutzen sie die einen ausschließlich für Hashtags (maximal 30 sind möglich), andere für Werbung, für Bildtitel, Lebensweisheiten oder umfangreiche Tagebucheinträge. — Zweitens ist Instagram eine beliebte Plattform zur Selbstdarstellung. Das Subjekt präsentiert sich, fotografiert sich, teilt sich mit. Situationen und Ereignisse werden inszeniert und scheinbar authentisch über Bilder zur Schau gestellt. Neben Berühmtheiten wie Schauspielern, Musikern und Sportlern gibt es eine neue Generation, die über Bildmedien wie YouTube (in dem Fall über bewegte Bilder) musical.ly oder eben Instagram zu Stars werden (die meisten Vlogger und Blogger betreiben auch einen Instagram-Account). Sie werden zu Personen des öffentlichen Lebens, indem sie sich in der digitalen Welt ausstellen. Sie teilen Inhalte auf unterschiedliche Art und Weise. Die Gemeinsamkeit ist eine große Followerschaft und die Kommunikation durch das Bild. Sie werden sozusagen zu Bildlegenden. — Der Bildkonsum in diesem Medium ist schnell fließend. Ein Bild jagt das nächste, in einem endlosen Strom ziehen die Quadrate vor den Augen der Nutzer vorbei. Der Text ist untergeordnet. Nur wenn das Bild fängt, hat die Legende eine Chance, Aufmerksamkeit zu erlangen. Es sei denn, die Follower schätzen die verbalen Inhalte ihrer Stars und konsumieren diese auch gezielt. — In einer Welt, in der zunehmend über das Bild kommuniziert wird, stellt sich die Frage, welche Rolle spielt noch das Wort? Instagram ist eine soziale Plattform, die auf das Bild ausgelegt ist. Trotzdem ist der Text integriert und scheint verlangt und verwendet zu werden. Noch befinden wir uns im Zeitalter der Bild-Text-Kombinationen. — Ich möchte in diesem Zusammenhang untersuchen, welchen Stellenwert die Bildlegenden bei den Bildlegenden haben. Wie häufig wird diese Textebene genutzt? Und vor allem: mit welchen Inhalten werden sie gefüllt? Reicht das Bild, um Follower glücklich zu machen? Oder wollen sie auch in Worten am Leben der Stars teilhaben? Der Einfluss der Influencer ist unter Umständen groß. Wie nutzen sie diesen? In erster Linie auf visuellem Wege. Welche Rolle spielt der verbale Anteil? — Gegenstand meiner Untersuchung sind Personen auf Instagram, die mindestens eine Followeranzahl im fünfstelligen Bereich haben. Im Vordergrund stehen Nutzer dieser neuen Generation, die sich über diese Instagram und Co. einen Namen gemacht haben, die hier als Influencer agieren und für ihre Posts bezahlt werden. — Um die Relevanz der Bildlegende feststellen zu können, liegt der Fokus auf dieser. Das Bild übernimmt die untergeordnete Position. So wird sich der Hauptteil der Arbeit mit der Textform beschäftigen. Das Bild bleibt dennoch eingeschlossen, da eine Bildlegende ganz ohne Bild keine Bildlegende mehr ist. — Instagram ist eine Plattform des Austauschens und des Teilens, der Interaktion und der Kommunikation. Unter deutschen Jugendlichen beispielsweise ist Instagram direkt nach WhatsApp ein beliebtes Kommunikationmittel. Diese Eigenschaften sollen in der Arbeit aufgenommen werden. Zu diesem Zweck treten die Bildlegenden in einen Dialog. — Um eine vergleichbare Situation zu schaffen, werden die Legenden innerhalb eines bestimmten Zeitraumes betrachtet. Um einen Bezug zur allgemeinen Realität herstellen zu können, wird ein Zeitraum untersucht, in dem ein aufmerksamkeiterregendes Ereignis stattgefunden hat. Um herauszufinden, ob sich Bildlegenden mit dieser allgemeinen Realität auf Instagram auseinandersetzen, oder ob hier die subjektive Realität dominiert, wird ein gesellschaftlich und politisch relevantes Ereignis gewählt. — Da eine weitere Eingrenzung des Umfangs der Untersuchung nötig ist, beschränke ich mich auf Instagrammer aus Deutschland und wähle ein national bedeutsames Datum: Die Bundestagswahl am 24. September 2017. — Um eine einseitige Darstellung zu vermeiden und einen Dialog herzustellen, stelle ich den Bildlegenden der Influencer und Content Creator Legenden gegenüber, die sich mit dem aktuellen Geschehen außeinandersetzen. Hierfür orientiere ich mich an Beiträgen vom 24. September, die mit dem Hashtag #btw17 versehen sind. — Somit entseht ein Dialog, eine Gesichte, die diesen Tag in der Weltgeschichte auf Instagram dokumentiert.
— Die Arbeit ist in analoger Form umgesetzt, um den Text wieder auf sein ursprüngliches Material zu holen. Am Bildschirm wird er als Bild wahrgenommen, auf dem Blatt ist er Schrift. Es entsteht ein Buch.
Struktur des Buches — Der Inhalt besteht aus drei Teilen: der erste Teil besteht aus den Bildlegenden, der zweite aus den dazugehörigen Bildern. Im ersten Abschnitt wird die Geschichte des 24. Septembers mithilfe des Textes erzählt. Der Bildteil gibt einen visuellen Eindruck des Tages. Abschließend gibt es einen dritten Teil: ein Verzeichnis der Autoren. Hier sind die beteiligten Instagrammer unter ihrem Nutzernamen aufgelistet. Seitenzahlen verweisen auf ihre Beiträge.
Struktur der Seite — Die Inhalte des Hashtags #btw17 werden denen der Influencer gegenübergestellt. Sprich auf der linken Seite befinden sich durchgehend Legenden des Hashtags, auf der rechten der Influencer. Neben des Inhalts der Legende stehen im unteren Bereich der Seite die verwendeten Hashtags und die Anzahl der Likes. — Der Bildteil hat die Form eines Index. Die Bilder sind quadratisch und in drei Spalten angeordnet, angelehnt an die Bildanordnung auf Instagram. Darunter steht ein Verweis zur Seitenzahl, auf der sich die zugehörige Legende befindet.
Format — Das Format des Buches ist relativ klein, damit es gut in der Hand liegt – wie ein Smartphone. Das Seitenverhältnis richtet sich ebenso danach.
Satzspiegel und Raster — Die äußeren Stege sind aus produktionstechnischen Gründen etwas breiter). Der Satzspiegel ist symmetrisch. — Die Spaltenanzahl orientiert sich an dem Raster von Instagram. Auf den Profilseiten werden die Bilder, der sogenannte Feed, dreispaltig angeordnet.
Typografie — Es werden drei Schriftarten verwendet. Eine Schrift mit Serifen für den Legenden-Text, eine ohne Serifen für die Verlinkung zu anderen Profilen und eine Monotype für Hastags, Likes und Seitenzahlen. — Enthaltende Emoticons werden geschwärzt, genauso wie die Markennamen. Zum einen wird so deutlich, wieviel Marketing betrieben wird und wie viel Kommunikation mithilfe von Emoticons stattfindet. Außerdem ergibt sich durch die Schwärzen ein Kontrast.
Farbe — Es findet ein Wechsel zwischen weißen Seiten und Seiten mit Farbflächen statt. Die die hinterlegten Farbflächen der gegenüber gestellten Legenden stehen in einem Kontrast zueinander.
— In dieser Arbeit wurde unter anderem festgestellt, dass das Untersuchungsfeld Bild-Text-Kombination wenig erforscht und doch sehr umfangreich ist. Durch die Verbindung der beiden Medien gehen auch wissenschaftliche Bereiche wie die Sprach- und Literaturwissenschaften, die Semiotik, die Kunstwissenschaften und die Bildwissenschaften eine Verbindung ein. Letztere ist selbst aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen hervorgegangen. — Der Mensch als kommunizierendes Wesen ist auf Bilder und Texte angewiesen, sie sind die Medien der Kommunikation. Wir entscheiden jedoch nicht immer, welche Botschaften wir empfangen möchten und können die Auswirkungen unserer Aussendungen manchmal schwer einschätzen. Umso wichtiger ist es, sich dem Potential von Bild-Text-Kombinationen und Metamorphosen bewusst zu werden. Sie können zum Vorteil, aber auch zur Manipulation und zum Missbrauch genutzt werden. Sie beeinflussen ihren Betrachter – bewusst und unbewusst. — Diese Arbeit erfasst nur einen Ausschnitt der Thematik. Sie zeigt auf, wie es zur heutigen Situation von Text und Bild gekommen ist, wie Text und Bild jeweils im Einzelnen funktionieren und welche Formen ihre Beziehungen annehmen. Durch die Erläuterung zu ihren Ausprägungen in verschiedenen Medien wird die Allgegenwärtigkeit aufgezeigt. Dadurch wird die Relevanz einer Auseinandersetzung mit Text-Bild-Kombinationen verdeutlicht. — In dem speziellen Fall der Bildlegende wird aufgezeigt, wie groß ihr Einfluss ist. Die Legende ist ein wichtiger Bestandteil in den Medien Zeitung und Zeitschrift, sprich der Nachrichtenerstattung. Im Zeitalter der Fake News sind die Medien teilweise in Verruf geraten. Die Bildlegende hat, wie in dieser Arbeit ersichtlich wurde, einen großen Einfluss darauf, dass Bilder und Ereignisse als wahr angesehen werden. Sie steuert Bildaussagen. Bilder können manipuliert werden, heutzutage einfacher denn je. Die Legende lässt den Leser annehmen, dass es sich hierbei um wahrheitsgetreue Darstellung von Ereignissen, Situation und Objekten handelt. Sie ist im gesellschaftlichen und politischen Diskurs vor allem auf der inhaltlichen Ebene ein wichtiger Bestandteil der Berichterstattung. — Berichterstattungen erfolgen mittlerweile auch über soziale Medien. Diese dienen an erster Stelle der zwischenmenschlichen Kommunikation und dem Austausch untereinander. Hier vermischen sich Bild-Text-Kombinationen aus verschiedenen Bereichen mit unterschiedlichen Intentionen. Zudem verändern sich durch die Lektüre an Bildschirmen unsere Lese- und Wahrnehmungsgewohnheiten. Es wird schwieriger zu selektieren. Auch wenn das Bild hier verstärkt Einzug erhält, ist der Text nach wie vor von Bedeutung. Wie in den Printmedien spielt die Kombination im digitalen Bereich aktuell eine große Rolle. Sie bedarf weiterhin und zunehmend wissenschaftlicher Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung.
siehe PDF im Anhang