In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Experimentelles Diskussionsspiel über klimapolitische Aussagen
Der Klimawandel ist das wichtigste Thema unserer Zeit, da er nicht nur Lebensräume nachhaltig verändert, sondern uns politisch, wissenschaftlich spaltet und somit gesellschaftliche Konflikte auslöst.
Lokale Wetterextreme lassen sich eben nicht gleich auf Klimaveränderungen übersetzen, aber die Auseinandersetzung mit lokalen Phänomenen gibt einen Einblick, um Klimaveränderungen zu verstehen. Genau hier setzte der Kurs an, um uns mit künstlerischen Wetterassoziationen, über Wettervisualisierungen bis zu experimentellen Spielen zur Klimapolitik für Klimaveränderungen zu sensibilisieren und diese erlebbar zu machen.
Der Klimawandel verändert nicht nur unsere Lebensräume. Die durch den Klimawandel verursachten Konflikte in Politik und Wissenschaft beeinflussen vor allem unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt – jetzt und auf lange Sicht.
Ein Präsident leugnet den Klimawandel und entscheidet sich für den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen. Fake News und bezahlte Fake Surveys verbreiten sich wie Lauffeuer über soziale Netzwerke, dass der Klimawandel nicht existiere oder durch den Menschen nicht verursacht/verstärkt werde.
Wer verbreitet diese Aussagen? Wer stellt sich mit klarer Haltung dagegen? Seien es einzelne Personen aus Politik, Wissenschaft oder anderen Bereichen, Unternehmen oder Organisationen aus beiden Lagern – es ist wichtig all diese Verantwortlichen zu kennen.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema, dass der Klimawandel ein gesellschaftliches Problem darstellt, entstand durch meinen Vortrag mit dem Titel „Klimapolitik“. Mein Fokus lag unter anderem auf der Benennung von Personen, die die öffentliche Meinung über den Klimawandel stark beeinflussen. So entwickelte ich ein wachsendes Interesse an Falschaussagen über den Klimawandel in sozialen Netzwerken und Weblogs. Wie kann man diese Nachrichten vermitteln, ohne wiederum selbst nur eine Nachricht zu bleiben? Wie gelingt eine interaktive Beschäftigung mit den Aussagen?
Die Idee, war ein unterhaltsames Aufklärungsspiel zu entwickeln, in dem Spieler mit realen Aussagen von Klimawandelgegnern und -verbesserern konfrontiert werden. Da ich mit Programmierung und Game Engines kaum bis keine Erfahrung gemacht habe, konzentrierte ich mich auf die Erstellung eines analogen Gesellschaftspiels.
Es gibt viele analoge Klimaspiele zu kaufen, die häufig ein Szenario skizzieren, in dem die Spieler auf Aktionskarten reagieren oder mit ihnen agieren müssen, um das Klima zu retten. Beispiele hierfür sind „Keep Cool“, „Climate Catan“ und „Polar Eclipse“.
Verbreiteter sind dahingehend eher digitale Spiele, die für meine Recherche trotzdem sehr wichtig, obwohl ich kein digitales Spiel entwickeln wollte. Hier finden sich schnell die Spiele „Anno 2070“, „World Without Oil“ und „Climate Challange“.
Zu Beginn war ich davon überzeugt, ein unterhaltsames Spiel entwickeln zu können, das gleichsam Witz und Ernsthaftigkeit in Bezug auf klimapolitische Aussagen verbindet. Dazu verbrachte ich viel Zeit mit dem Erstellen von Szenarios, worin die Aussagen eingebettet werden sollten. In dem Prozess wurde mir allerdings erst bewusst, wie wichtig das Balancing ist, damit das Spiel nicht plötzlich endet, weil ein Spieler unschlagbar wird oder das Spiel gar nicht weitergeführt werden kann, weil die Ressourcen fehlten.
Ich sah mich auf der einen Seite mit dem inhaltlichen Thema und des Unterhaltungswertes konfrontiert und auf der anderen Seite mit der Spielmechanik und dem Gameplay, in welcher Weise der Inhalt überhaupt transportiert werden soll, sodass die Spieler ein gleichbleibendes Spielerlebnis erhalten. Die von Freunden und im Kurs entwickelten Tests ließen eins klar erkennen: ich brauchte mehr Wissen und Verständnis über grundlegende Spielmechaniken und den Austausch mit Game Designern und Gamern, um weiter konstruktiv am Projekt weiterarbeiten zu können.
Durch Zufall stieß ich auf die Veranstaltung OceanGameJam, die am 20. und 21. Mai in Berlin stattfand und ich meldete mich dort an.
In der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gesponserten Veranstaltung ging es darum, innerhalb von zwei Tagen pro Team ein Spiel zu entwickeln, welches den Wissenstransfer in Bezug auf den Klimawandel und seine negativen Auswirkungen auf die Meere und Ozeane erlebbar machte. So stellten einige Teilnehmer nach dem Eingangsvortrag ihre Ideen vor und anschließend fand man sich zu Teams zusammen. So entstanden in der Zeit acht unterschiedliche und bemerkenswerte Spiele.
Die Zeit in der Noize Fabrik und mit den Menschen Vorort war großartig und sehr inspirierend, nicht zuletzt dadurch, dass ich mit meinem Team den dritten Platz belegte.
Mit den neuen Erfahrungen und wertvollen Informationen kehrte ich zu meinem analogen Spiel-Projekt zurück, welches sich für mich zu diesem Zeitpunkt als zu komplex und spiel hemmend herausgestellte, denn das Diskutieren rückte bis dato in den Hintergrund, was das Ziel meines Projekts verfehlte.
So vereinfachte ich viele Spielprozesse, da es zu viele Werte gab, die der Spieler sich merken musste. Das ging einher mit der Wegnahme von Würfeln, Karten mit zu vielen unterschiedlichen Eigenschaften und festgelegten Ablageflächen für Karten beziehungsweise Spielechips. Im Rahmen des Kurszeitraumes versuchte ich das Spiel so gut es ging zu optimieren und möglichst spielbar zu gestalten. Daraus entstand mein finaler Prototyp „Sweaty Discussion“.
„Sweaty Discussion“ ist ein Diskussionspiel mit mindestens fünf Spielern, in dem sich die Mitspieler inhaltlich mit dem Thema „Klimawandel“ und dessen Folgen für Umwelt und Gesellschaft auseinandersetzen. Dabei sollen sich die Mitspieler in unterschiedliche Personengruppen hineinversetzen und ein Gespür für deren Berührungspunkte mit diesem Thema bekommen.
Ziel des Spiels ist es, innerhalb einer Diskussion mit möglichst vielen und stichhaltigen Argumente zu punkten.
Das Spiel besteht aus Rollenkarten, Punktechips und Spielsteine („Orange“-Klimaverbesserer und „Schwarz“-Klimawandelleugner), sowie Zitatkarten und Einspruchskarten.
Zunächst werden sowohl die Zitatkarten als auch die Rollenkarten auf einen Stapel gelegt und gemischt. Je nach Anzahl der Mitspieler wird die Hälfte orange („pro“) und die andere Hälfte schwarze („contra“) Spielsteine in den Stoffbeutel gelegt.
Das Spiel „Sweaty Discussion“ basiert auf einzelnen Diskussionsrunden. Dafür wird für jede neue Runde ein Moderator festgelegt. Alle anderen Mitspieler sind Teilnehmer der Diskussion.
Der Moderator deckt zunächst eine Rollenkarte vom verdeckten Kartenstapel auf und legt damit den gesellschaftlichen Hintergrund fest, in dem sich die Diskussionsteilnehmer bewegen. Anschließend zieht jeder Teilnehmer einen Spielstein aus dem Stoffbeutel. Dieser bestimmt, ob der Mitspieler unterstützende (= oranger Spielstein) oder gegnerische (= schwarzer Spielstein) Argumente in der Diskussionsrunde hervorbringen wird.
Nun zieht der Moderator eine Zitatkarte und liest diese laut vor. Um in die Diskussionsrunde zu starten, formuliert der Moderator für die Teilnehmer eine Frage, welche Bezug zum Zitat hat. Damit ist die Diskussionsrunde eröffnet und die Mitspieler können Meinungen, Anregungen und Argumente entsprechend der Rollenkarte und ihres Spielsteins hervorbringen. Für jedes neue Argument bekommt der Mitspieler einen Punktechip. Während der Diskussion hat der Moderator das Recht, bei unsachgemäßen Äußerungen oder diskussionshemmenden Argumenten Einspruchskarten zu verteilen. Sollte ein Mitspieler innerhalb einer Runde zwei Einspruchskarten erhalten, wird dieser von der aktuellen Diskussion ausgeschlossen.
Sobald keine neuen Aspekte angesprochen werden, ist der Mitspieler Sieger der Runde, welcher am meisten Punktechips gesammelt hat. Der Sieger der aktuellen Runde wird automatisch zum Moderator der nächsten Diskussion.
Die Präsentation meines Spiels in der Gruppe hat mir noch einige Lücken im Spielablauf aufgezeigt, die sich aber nur schwer schließen lassen, ohne wieder das gesamte Spielkonzept zu verändern. Deshalb ist „Sweaty Discussion“ für mich ein Prototyp, mit dem ich zwar nicht zufrieden bin, der mich aber im Bereich Spielentwicklung vorangebracht hat. Ich bin froh über die Erfahrungen, die ich durch den Kurs gemacht habe und bin motiviert im Bereich GameDesign zu lernen. Die Spielentwicklung während der GameJAm hat mir außerdem gezeigt, wie wichtig Teamarbeit in so einem Prozess ist und dass man andere Menschen schnell einbinden sollte, um verschiedene Ideen zu testen.
Ich will weiter an Spielentwicklungen arbeiten, denn es hat mir sehr viel Spaß gemacht ein wichtiges, uns alle betreffendes Thema in einem interaktiven Rahmen erlebbar zu machen. Für mich ist weiterhin wichtig nicht nur zu unterhalten, sondern Menschen aufmerksam und nachdenklich zu machen und damit Wissen zu vermitteln.