In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Klar – die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Doch wie ist es da eigentlich, speziell um die Kinder Europas bestellt? Welche Stellung nehmen sie innerhalb dieses sozioökonomischen Wandels ein und wie sehr sind Sie von Armut und Sozialer Exklusion bedroht?
Im Kurs „Datenobjekte“ haben wir uns zum Ziel gesetzt abstrakte Daten in räumlich erfahrbare Strukturen zu verwandeln. In Zusammenarbeit mit der Bertelsmannstiftung entwickelten wir, auf Basis der Daten des „Social Justice Index“, ein Ausstellungsobjekt, welches die sich mit ebendieser Fragestellung auseinandersetzt und das Thema Kinderarmut bewusst provokativ in einen öffentlichen Diskurs stellt.
Die Installation ist unsere Interpretation von einem Sandkasten, in dem man mit Sandformen Abformungen von Kinderarmut abbilden kann. Jedes der 28 Formen stellt ein Land Europas dar. Die Menge des Sandes entspricht der Anzahl der von Armut betroffenen Kindern in ganz Europa. Der Betrachter erhält auf spielerische Art und Weise, erlebbare Einsichten in die Verhältnisse der Kinderarmut in Europa.
Seit dem Jahr 2008 untersucht die Bertelsmannstiftung Jährlich, Europaweit Entwicklungen der Teilhabechancen aller 28 Mitgliedsstaaten. Zentrum dieser Untersuchung stellt eine große Datenerhebung innerhalb sechs komplexer Themenfelder dar. Es werden untersucht:
Die Feststellung – Trotz wirtschaftlicher Erholung: Die Kluft zwischen Jung und Alt nimmt zu, die soziale Spaltung zwischen Nord- und Südeuropa bleibt immens.
Im Zuge der jüngst, immensen medialen Aufmerksamkeit rund um das Thema Armutsforschung und Armutsvermeidung konzentrierten wir uns bei der Sichtung des Datensatzes auf ebendiesen Themenbereich.
Insbesondere galt unsere Aufmerksamkeit aller Indikatoren im Bereich der Kinderarmut.
Hier stellten sich die Daten der Bertelsmannstiftung als wahre Fundgrube heraus. Unseren Fokus setzten wir bei der folgenden Betrachtung auf die Relativen Zahl der Kinder, welche von Armut und sozialer Exklusion bedroht sind.
Wir stellten fest, dass eine reine Wiedergabe dieser Relationen an der, dem Sachverhalt innewohnenden Dramatik vorbei ging.
So verlangte es uns, als Betrachtern einiges an Vorstellungskraft ab, diese Abstraktion in einen greifbaren Kontext zu Bringen.
Mithilfe der Daten des Statistischen Amts der Europäischen Union, kurz EUROSTAT überführten wir die Relativen Zahlen der Bertelsmannstiftung zurück in Absolute Zahlen.
Der Zahlentechnische Grundstein für unser Objekt war gelegt.
Man stelle sich einen Sandkasten vor. Die Menge des enthaltenen Sandes entspreche der Anzahl an Kindern in ganz Europa.
Gut – Spielen wir also im Sand.
Man nehme ein Sandförmchen, dessen Fassungsvermögen dem Sand-Masse-Äquivalent der Kinder eines europäischen Landes entspräche, welche von Armut und sozialer Exklusion bedroht sind. Die Höhe diese Förmchens sei Abbild der relativen Anzahl ebendieser Bevölkerungsgruppe. Eine Kurve im oberen Abschnitt der Abformung könne dem Betrachter Klarheit über die zeitliche Entwicklung der Kinderarmut verschaffen.
Wären all diese Faktoren gegeben, könnte der Interagierende nun auf spielerische Art und Weise, quasi im Kinderspiel erfahren wie es um die Verhältnismäßigkeit im Punkto Kinderarmut in Europa bestimmt ist.
Soweit zur Theorie.
Mit dem parametrischen Designtool Grasshopper 3D erstellten wir im Folgenden einen Programmablauf, welcher die gegebenen Werte aus den vorliegenden Datensätzen zur Berechnung der Außenhülle unserer 28 benötigten Sandförmchen nutzt.
Paralell zur Produktion der Sandförmchen begannen wir mir der Gestaltung und der Produktion des finalen Ausstellungsobjekts beziehungsweise der Präsentations-Plattform.
Die Positionierung der einzelnen Förmchen sollte hier analog zu geographischen Lage Ihrer zugehörigen Staaten erfolgen. Gleichzeitig sollte es möglich sein die Formen direkt in der Ausstellung zu nutzen, sprich mit den Objekten zu interagieren. Somit stand fest, das Anordnungssystem mit dem Sandkasten zu verbinden und eine Bauliche Einheit zu erschaffen, die von allen Seiten durch den interagierenden genutzt werden kann. Auf dieser Basis wurde zunächst ein 3D Modell entwickelt.
Als Material für die Plattform wählten wir geschwärzte Mitteldichte Faserplatte. Sie sollte von einem unsichtbaren Gerüst aus Kiefernholz getragen werden.
Die Positionierung der Förmchen markierten wir durch ihren Konturen entsprechende Nuten, welche wir mit einem Laser in die Deckplatte gravierten.