In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Dokumentation des Aktzeichenkurses „Figur und Raum“ von Prof. Frank Gottsmann im WiSe 2015/16.
Begonnen wurde mit einer Einführung in die Proportionslehre zur Darstellung des menschlichen Körpers, dem Kanon gem. dem griech. Bildhauer Polyklet. Dabei werden die Abstände markanter Körpermerkmale zueinander in zumeist ganzen Kopflängen abgetragen und lassen ihre ungefähre Position somit schnell und einfach während des freien Zeichnens bestimmen. Wie sich später herausstellen sollte, gilt dies allerdings nur bei geringer perspektivischer Verzerrung...
Anschließend wurde dem Kurs erörtert, wie das Zeichenutensil, ein gepresster Stift aus reiner Kohle, am besten geführt und das entsprechende visuelle Resultat stilistische genutzt werden kann. So empfiehlt es sich, den Stift kurz vor seiner Spitze zwischen Daumen und Zeigefinger zu nehmen und beinahe mit den Fingern über das Papier zu streichen - so lässt sich der Druck des Stiftes und damit die Intensität des Kohleabriebs - sichtbar in Strichbreite und Schwärzegrad - am besten kontrollieren.
Zumeist standen die wöchentlich wechselnden Modelle in diversen 10- bis 15-minütigen stehenden Positionen. Dabei war das eine Bein i.d.R. das Standbein und das andere das sogenannte Spielbein - die Belastung des Körpergewichts lag also vor allem auf dem durchgestreckten Bein bzw. dessen Fuß. Zwischen zwei Positionen gab es stets eine kurze Modellpause, die zum Schneiden von ca. DIN A1 großen Zeichenflächen von einer großen, braunen Papierrolle eines professionellen Bäckereibetriebs genutzt wurde. Im Kursverlauf experimentierten wir zusätzlich mit schwarzer Farbe & breiten Pinseln, starken Licht-und-Schatten-Kontrasten (mithilfe eines 400 Watt-Strahlers) sowie diversen Wischtechnicken und Zeichenuntensilien. Abschließend wurden die eigenen Kohlezeichnungen von den jeweiligen Kursteilnehmern mit Fixativ transportfähig gemacht, eingerollt und zur Aufbewahrung nach Hause gebracht. So entstanden an einem montagmorgentlich Kurstag zwischen 9:00 und 13:30 Uhr ca. 12 Zeichnungen.
Schwieriger wurde es, wenn sich die Modelle hinsetzten oder sogar hinlegten. Wenngleich die 10-15 Minuten für sie damit sichtlich erträglicher wurden, war es für die meisten Zeichenschüler eine große Herausforderung die Verkürzungen, besonders oft die des Oberschenkels, für den Betrachter glaubhaft darzustellen und sich kein humoristischen Kommentar des Professoren bzw. der Kommilitonen „einzufangen“. An dieser Stelle muss die stets herausragend gute und lockere Atmosphäre des Kurses konstatiert werden.
Bemerkenswert finde ich die deutliche Entwicklung praktisch aller Kursteilinehmer - erkennbar in der zeichnerischen Qualität der Zeichnungen - über die doch recht knappe Dauer eines Semesters mit nur einem wöchentlichen Termin. Es erübrigt sich also zu erwähnen, dass ich viel gelernt habe, sehr zufrieden mit meinen persönlichen Fortschritten bin und mir der Kurs viel Spaß gemacht hat.
Während der Mappenpräsentation wurden zwei meiner Zeichnungen für die Werkschau 2016 ausgewählt und die Gesamtleistung mit 1,7 bewertet.