In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Graffiti für Gott ist eine ca. 1m x 2m grosse Karte, basierend auf Googlemaps. Die Karte verortet Flachdächer als Gestaltungsflächen für Graffitiautoren im Raum Berlin Zentrum, rund um den Berliner Fernsehturm. Die reale, auf der Karte abgebildete, Fläche beträgt ca. 363 Hektar.
Die Idee zur Kartographierung von Dachgraffitiflächen lieferten (unter anderem) Waxt und Nemo, deren Dachgraffiti bereits von Googlemaps aus zu sehen ist. In Anlehnung an mittelalterliche Karten, bei denen oft Jerusalem im Mittelpunkt und Gott als Betrachter über der Karte stand (siehe: „Londoner Psalterkarte“ 1.Hälfte 13.Jhd.), bildet dieses Graffiti den Mittelpunkt meiner Karte.
Nachdem ich die Karte aus ca. 500 Screenshots zusammengesetzt habe, entwickelte ich die verschiedenen Informationsebenen die hier kurz erläutert werden:
... und ein Leuchtkasten.
Die Karte war in Form eines Leuchtkastens Teil der „Planet Prozess„ Ausstellung, die im Sommer 2007 in Berlin/Kreuzberg stattfand. Planet Prozess präsentierte insgesamt über 12000 Besuchern, 40 Künstler aus insgesamt 12 Nationen im Spektrum zwischen Writing, Graffiti, Installation, Projektion und Performance.
... an Joule Ferrari vom Graffitimuseum Berlin für seine theoriekräftige Unterstützung. Unter anderem hat er folgenden Text beigesteuert:
Aufsichten von Graffiti oder wie man eins aufs Dach kriegt:
Seit den Anfängen von Graffiti in Amerika gilt unter den Schreibern das Motto: The sky is the limit. Graffiti ist als sportliche Disziplin immer auch ein Wettlauf um neue Superlative. In der Abteilung Rekorde des Graffitimuseums würden die größten, die schnellsten und die höchsten Schriftbilder registriert sein. Zum Wesen von Graffiti scheint es zu gehören, dass sich ihre Autoren maßlos ausbreiten, jegliche Grenzen ignorieren und ständig neue Formate kreieren. Ihre Tags blähen sich zu Wholecars, Monster-Produktionen lösen menschliche Maßstäbe ab und die flächengreifende Hybris konkurriert mit der soliden Miniatur, dem ausgefeilten Detail und dem sparsamen Kompaktgraffiti. Baudrillard bemerkte 1975, dass sich die Kraft der leeren Zeichen auch in der horizontalen Ausbreitung zeige, da sie zu den symbolischen Fassaden der monumentalen Hochhäuser quer laufen. Graffiti bringe “die Architektur ins Spiel, aber ohne die Spielregeln zu brechen. Sie bringen ein Recycling der Architektur im Imaginären zustande, aber sie konservieren das Sakrament der Architektur”. Mit der zunehmenden Überlagerung an den Wänden, wachsen Graffiti heute immer mehr in vertikaler Richtung, sie gelangen von Häuserwänden auf Vordächer, Hochbahnen, in Fahrstühle und sogar auf Flugzeuge. Monumentale Architekturen und riesige Billboards fordern die Autoren heraus, auch sie sind Teil einer sich stetig selbst überbieten wollenden Leistungsgesellschaft. Und wenn die quantitativen oder qualitativen Ansprüche nicht eingelöst werden können, versuchen die Akteure mit Techniken des breiten Strahls und Strichs zu experimentieren oder die ganze Energie ins Ausstreichen eines Spots zu stecken. Das Aufrüsten von Dosenvolumen und Pinselbreite ist nicht zuletzt auch eine Folge davon, bei steigendem Risiko und verschärfter Überwachung schneller bzw. sicherer zu malen. Die zunehmende Ausdehnung und Vervielfältigung der städtischen Oberflächen im wirtschaftlichen und virtuellen Raum macht es schwerer einen individuellen Eindruck zu hinterlassen. Fotos, Videos, Magazine und Graffiti-Foren im Internet versuchen das Flüchtige, was Graffiti unter gefährdeten Überlebensbedingungen auszeichnet, zu überlisten. Und da die Kulturindustrie (von Lifestyleklamotten über Graffitiaufträge zu Computerspielen) Graffiti so mannigfaltig klont, legt sich Graffiti immer mehr als ornamentaler Teppich über unsere Umwelt, wird indifferent gegenüber Werbung und Simulation. Auch die seit Jahren aufgesuchten Nischen der Graffitiautoren, wie Hinterhöfe, Fabrikgelände und Transitorte werden unzugänglicher. Als letzte Flucht wächst nun auch das Interesse für die bisher wenig beachteten Untergründe, die nur aus der Vogelperspektive zu sehen sind. Graffiti auf Flachdächern, planen Grundrissen, Parkhäusern, Spielstrassen oder versiegelten Brachen. Das sind die letzten nicht-funktionalen Freiräume, die noch nicht vom Design überformt sind und höchstens über Hubschrauberlandeplätze informieren. Graffiti, deren Gesichter dem Himmel zugewandt sind, können hier eine Heimat finden, um ein letztes mal das Luftbild einer Stadt zu irritieren. Graffiti für alle und keinen. (Joule Ferrari)
“Aber ich würde sagen, da wir Menschen die Dachgraffiti nicht sehen können, sind diese Graffiti eben für Gott gemacht, ob das allerdings die Intention der Graffitimacher war und ist, kann ich nicht beurteilen, vielleicht unterstellen wir es einfach mal. Also lauter fromme Sprayer, die mit Gott reden wollen, das ist doch eine schöne Vorstellung.” (Teja Begrich, Pfarrer i.E.)
Huge words, Symbols, Artwork & Mazes @ Google Maps: Jede Menge Graffiti für Gott
The Biggest Ads in the World: Eine Firma in den USA, die Werbung auf Dächern anbietet.
Monetize Your Roof (wired.com): Ein Artikel zum selben Thema auf wired.com
Den Globus tanzen lassen (nzz.ch): Artikel über die zunehmende Bedeutung von Google Maps und ähnlichen Services und den damit verbunden Veränderungen unserer Selbstwahrnehmung.
Graffiti for God (bbc.co.uk): Artikel über Mohammed Ali, einen arabischen Graffiti-Künstler.
Graffiti von Gott (zeit.de): Gott ist der Artdirector der Welt.
Graffiti für Gott (de-bug.de): Artikel über Graffiti für Gott in der De:Bug.
Map: Ein Projekt von Aram Bartholl das die roten Markierungspunkte von Google Maps in Frage stellt.
GPS Drawing: Malen nach Zahlen
Sky's The Limit Thesen des bekannten Rappers Notorious BIG zum Thema Himmel als einzige Grenze
Grafedia: Hyperlinked Graffiti
Audio Bombing: Graffiti mit Magnetbändern aus alten Kasetten
Ist Graffiti Sünde ?: theoretische Abhandlungen eines Ex-Sprühers ob Graffiti Sünde ist
Bible Earth: Google Earth für Bibelfreaks
Religion by Satellite: Die Bibelgeschichte via Google Earth
Graffiti for God 2.0: The Show must go on. Und wird sie auch .. : )