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Animierung zum Lesen Lernen – Kommunikationsdesign für funktionale Analphabeten

Animierung zum Lesen Lernen – Kommunikationsdesign für funktionale Analphabeten

Auf dem Weltbildungsforum in Dakar (Senegal) verabschieden 2000 164 Staaten sechs Bildungsziele. Seitdem berichtet die UNESCO über die Verwirklichung dieser Ziele und stellt im Jahr 2008 fest, dass weltweit immer noch jeder fünfte Mensch Analphabet ist. In Deutschland geht die „leo.–Level-One-Studie“ im Jahr 2011 von 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten aus.

Im Mittelpunkt dieser Masterarbeit steht die Frage, wie Analphabeten zum Lesen Lernen animiert werden können. Im ersten Teil werden Lernmedien und Unterrichtsformen im Alphabetisierungsbereich recherchiert. Dabei ist die Forschungsfrage „Mit welchen Lernmedien lernen Analphabeten Lesen?“ leitgebend. Die zweite Forschungsfrage lautet: „Wie können Analphabeten zum Lesen Lernen animiert werden?“. Die Erkenntnisse dieser beiden Forschungsfragen bilden die Basis für die dritte Forschungsfrage „Wie müssen Medien gestaltet sein, um Analphabeten zum Lesen Lernen zu animieren?“. Auf dieser Grundlage wird ein designtheoretisches Konzept für die Gestaltung eines Magazins für Analphabeten erstellt, was Betroffene zum Lesen Lernen animieren soll. Typografische Hilfestellungen sollen dabei den Leseprozess erleichtern.

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Mit welchen Lernmedien lernen Analphabeten Lesen?

Es herrscht Mangel an Lernbüchern für funktionale Analphabeten. Die Ergebnisse der Literaturrecherche und der Experteninterviews ergeben, dass es keine geeigneten Leselernbücher für funktionale Analphabeten gibt. Die vorhandenen Medien weisen gestalterischen Optimierungsbedarf auf.

Im Alphabetisungsunterricht werden hauptsächlich individuelle Lernmedien verwendet. Alphabetisierungskurse sind individuell aufgebaut, um den persönlichen Interessen der Kursteilnehmer gerecht zu werden. Dies fordert Improvisation seitens der Kursleiter. Das Arbeitsblatt ist ein verbreitetes Lernmedium. Ein Lernmedium für funktionale Analphabeten muss Individualität leisten können, ein Beispiel hierfür sind die Alpha-Zeitschriften.

Spielerische Aufgaben wirken im Alphabetisungsunterricht motivierend. Rätsel und spielerische Aufgaben fördern die Motivation im Lernprozess. Bei der Gestaltung eines Mediums, das funktionale Analphabeten zum Lesen und Schreiben Lernen animieren will, sollen Rätsel berücksichtigt werden.

Es gibt keine Printmedien für Analphabeten, die professionell aufbereitet sind. Medien für Analphabeten werden meist als PDF-Download angeboten. Deren Gestaltung kann zum Teil hinsichtlich der Textstruktur und der Übersichtlichkeit verbessert werden.

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Wie können Analphabeten zum Lesen Lernen animiert werden?

Massenmedien können Analphabeten nicht zum Lesen Lernen animieren. Die Ergebnisse der Experteninterviews bestätigen die Hypothese, dass Massenmedien bei der Animierung zum Lesen und Schreiben Lernen keine Rolle spielen. Medien können funktionale Analphabeten nur zum Aufsuchen von Hilfe und Beratung motivieren.

Bei der Animierung zum Lesen Lernen muss das negative Selbstbild funktionaler Analphabeten umgangen werden. Das Lernmedium darf die Zielgruppe nicht bloßstellen. Gestaltung und Inhalt sollten das Wissensniveau Betroffener nicht außer Acht lassen und lebensnahe Inhalte bereitstellen, die sich an den Biografien funktionaler Analphabeten orientieren.

Funktionale Analphabeten sind eine heterogene Zielgruppe. Bei der Animierung zum Lesen Lernen müssen verschiedene Interessen berücksichtigt werden. Funktionale Analphabeten stellen eine sehr heterogene Zielgruppe dar, die grob in eine jüngere und eine ältere Zielgruppe unterteilt werden kann.

Digitale Lernmedien sind nur bedingt für funktionale Analphabeten geeignet. Ein digitales Lernmedium für funktionale Analphabeten könnte animierend wirken. Vor allem die jüngere Zielgruppe beschäftigt sich im Alltag mit Smartphones. Es ist allerdings fraglich, ob sich Smartphones mit ihrer geringen Displaygröße zum Lesen Lernen eignen. Zudem würde die ältere Generation zum größten Teil außen vor gelassen werden.

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Wie müssen Medien gestaltet sein, um Analphabeten zum Lesen Lernen zu animieren?

Lernmedien sollten in kurze Sequenzen eingeteilt werden, um Analphabeten zum Lesen Lernen zu animieren. Das Ergebnis des Prototypen-Tests und die Expertenmeinungen zeigen, dass Lernmedien, die funktionale Analphabeten zum Lesen Lernen animieren wollen, in kleinere Lernsequenzen geteilt werden sollten. Schlüsselwörter strukturieren den Text und helfen Analphabeten bei der Orientierung innerhalb eines Lernmediums.

Kurze Einleitungen und das Hervorheben erleichtern den Leseeinstieg. Das Hervorheben von Schlüsselwörtern könnte nicht nur die Motivation für das Lesen steigern, sondern auch funktionalen Analphabeten, deren Lese- und Schreibkenntnisse sich auf der Wortebene befinden, einen Zugang zum Text bieten. Betroffene müssen sich nicht mit dem gesamten Text befassen, sondern können das Lesen an einzelnen Wörtern üben.

Werden Visualisierungen auf den Text abgestimmt , können sie den Lernprozess bei funktionalen Analphabeten fördern. Den Experteninterviews zufolge unterstützt eine geeignete Bebilderung den Leseprozess. Einfache Infografiken können ebenfalls lesefördernd wirken. Diese sollten nicht zu komplex sein, da es sonst zu Verständnisschwierigkeiten kommt. Die Effektivität von Icons konnte im Prototypentest nicht eindeutig geklärt werden.

Schriftgröße, Zeilenabstand und Silbentrennungen sind Kriterien für lesefördernde Typografie, die Betroffene im Lernprozess unterstützen kann. Bei der Mediengestaltung für funktionale Analphabeten sollten Schriftgröße und Zeilenabstand größer als üblich angelegt werden. Silbenbögen können den Leseprozess fördern, dürfen aber den Lesefluss nicht behindern. Das einstöckige „a“ könnte den Einstieg in die Schrift erleichtern. Die Ergebnisse des Prototypentests und der Experteninterviews lassen keinen begründeten Schluss auf die Schriftwahl zu.

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Simpel – Magazin für Analphabeten

Simpel ist ein Magazin für funktionale Analphabeten. Da Analphabeten eine heterogene Zielgruppe darstellen, besteht das Magazin aus zwei Teilen für zwei unterschiedliche Altersgruppen. Dies spiegelt sich sowohl im Inhalt als auch in der Gestaltung wider. Dafür werden gestalterische Stilmittel wie Farbüberlagerungen oder Rahmen festgelegt. Texte werden nach den Kriterien der “Leichten Sprache” umgeschrieben. Typografische Elemente wie Hervorhebungen oder Silbenpunkte sollen das Lesen erleicherten. Neben Artikeln, die Betroffene den Zugang zum Lesen ermöglichen sollen, enthält das Magazin auch Übungsteile, die zum Schreiben animieren sollen.

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Quellen Grafiken:

Grotlüschen, A. & Riekmann, W. (2011). leo.–Level-One-Studie. Literalität von Erwachsenen auf den unteren Kompetenzniveaus (Presseheft). Hamburg: Universität Hamburg. Verfügbar unter: http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/ [14.10.2014].

Motakef, M. (2009). Das Menschenrecht auf Alphabetisierung. In Bundesverband Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. & J. Bothe (Hrsg.), Wie kommen Analphabeten zu Wort? Analysen und Perspektiven Band 3, (S. 28–36). Münster [u.a.]: Waxmann.

Schneider, K. & Ernst, A. (2009). Reichweite der Alphabetsierungskurse. DIEZeitschrift, 01, 37–39. Verfügbar unter: www.diezeitschrift.de/12009/alphabetisierung-03.pdf [17.11.2014].

Ein Projekt von

Fachgruppe

Sonstiges

Art des Projekts

Masterarbeit

Betreuung

foto: Prof. Dr. Frank Heidmann foto: Betina Müller

Entstehungszeitraum

SoSe 14 – WiSe 14 / 15

Keywords