In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Dokumentation zu meinen Arbeitsergebnissen aus dem Kurs Eingabe, Ausgabe – Grundlagen der prozessorientierten Gestaltung bei Prof. Monika Hoinkis und Fabian Morón Zirfas im Sommersemester 2014
Unter Phänotyp versteht man das äußere Erscheinungsbild eines Organismus. Der Genotyp wiederrum beschreibt das innere, bspw. das Genmaterial des Menschen, die Betriebsanweisungen für das Innenleben einer Maschine.
Diese Unterscheidung sollte von uns in einer ersten praktischen Aufgabe nachvollzogen werden. Wir begannen mit einer möglichst simplen Zeichenanweisung, die wir innerhalb des Kurses ausführen ließen. Eine weitere Version dieser Zeichenanweisung sollte dann in einer größeren Gruppe, außerhalb der Uni durchgeführt werden.
Da die Ergebnisse und Ausführungen meiner ersten Zeicheanweisung nicht meinen Erwartungen entsprachen, entwickelte ich für den zweiten Durchgang ein neues System. Über ein Feldraster mit 32 Feldern sollte sich der Zeichner ein Feld aussuchen, dass mindestens an ein bereits bemaltes Feld angrenzt – die beginnende Person natürlich ausgeschlossen, da zu diesem Zeitpunkt noch kein Feld bemalt wurde. Dieses Feld durfte nun mit einer vorgegebenen Auswahl an Stiften bemalt werden. Einzige und wichtigste Vorgabe: angrenzende Linien, die in benachbarten Feldern enden, müssen im eigenen Feld fortgeführt werden.
In einem letzten Durchgang folgte dann die Umwandlung dieser Zeichanweisung in einen Algorithmus, der über Processing an einem Rechner ausgeführt wurde.
Meine Umsetzung basiert auf einer interessanten Beobachtung aus den vorangengangen Ausführungen. Die Zeichner von angrenzenden Feldern inspirierten sich in ihrer Linienführung. So entstand in einem Bereich des Gesamtwerks eine eher bildhafte Ästhetik, in einer andere Ecke bildeten Linien eher abstraktere Formen. Diese Inspiration und gleichzeitige Eigenständigkeit der Felder wollte ich in meinen Algorithmus einfließen lassen. Letztlich enstand eine Art Wettkampf aus Eigenständigkeit und Inspiration.
Ich übernahm die Idee der Stifte als Pinsel, denen ich zwei verschiedene Verhalten einverleibte:
Diese Computerzeichnungen sollten dann noch in Mook-ups verarbeitet werden, die mögliche Einsatzmöglichkeiten unseres Patterns präsentieren.
Eine frühe Idee hierbei war die Umsetzung von Pencils als cooperative Webapplikation, in der über einen Browser entsprechende Bildchen mit der analogen Musteranweisung gezeichnet werden sollen. Interessant fand ich hierbei vor allem die Möglichkeit, ein soziales Event mit großer Reichweite zu kreieren.
Eine weitere Idee kam mir bei der Betrachtung der zusammengelegten Zeichnung. Die Linien erinnerten mich an Wellen oder Strömungslinien, weshalb ich eine Plakatskizze für die Kielerwoche – größtes Segelevent der Welt – anfertigte. Hierzu spielte ich außerdem mit der Idee, mehrere Plakate über ganze Werbeflächen kleben zu können, in denen es zu den üblichen Musterfortsetzungen und -wiederholungen kommt.
Die erste Zeichenanweisungen, die ich im Kurs ausführen ließ, enthielten gute Zufallskomponenten, waren aber für viele zu kompliziert in der Ausführung, sodass nur wenige Bilder richtig zu Ende gezeichnet wurden. Die weiterentwickelte Version, in denen sich die Zeichner ein Feld aus einer größeren Anordung aussuchen musste, machte allen Beteiligten jedoch viel Spaß. Sie brachte außerdem ein unerwartetes Endergebniss hervor, aus dem ich viele gute Ansätze für die digitale Umsetzung ziehen konnte. Über eine Veränderung der Paramater erhielt ich letztlich viele Ergebnisse mit unterschiedlichster Ästhetik und Anmutung.
In der Herangehensweise ließ ich mich stark von Casey Reas inspirieren, über dessen Process Compendium ich zuvor im Kurs ein Kurzreferat gehalten hatte.
Diese Aufgabe spielt ein weiteres Mal recht untypisch mit der Thematik des Prozesses zwischen Eingabe und Ausgabe. Hierzu sollten wir ein Plakat und eine entsprechende Leseanweisung entwerfen und mit mehreren Probanden im Eye-Tracking-Labor testen. Die dabei enstehenden Daten wurden dann exportiert und in einem letzten Schritt gestalterisch verarbeitet. Diese Verarbeitung wurde wie in der Aufgabe zuvor mit Processing durchgeführt. Später folgte jedoch noch eine zweite Aufgabe, in der die Daten in einem analogen Format gebracht werden sollten.
Ich entwarf mehrere Plakate mit verschiedenen Wörtern und verteilte die jeweiligen Buchstaben – ebenfalls über Processing – zufällig auf der Fläche. Die entsprechende Leseanweisung: Finde das Wort. Den dadurch enstandenen, sehr umfangreichen Datensatz verarbeitete ich in mehreren Varianten. Als Grundlage extrahierte ich die Fixationspunkte aus meinem Plakat, wodurch mehrere kreisrunde Buchstabenbruchstücke zurück blieben. Zusammen mit den jeweiligen Blickpfaden der Probanden entwarf ich bspw. ein in mit vorlaufender Zeit in die Höhe wachsendes Gebilde.
Für die analoge Variante arbeitete ich auf einem Holzbrett. Ich entwarf außerdem ein Raster, dass ich über das Holzbrett klebte und auf das ich die Fixationspunkte mappte. Über im Raster eingeschlagene Nägel spannte ich dann entsprechend der gewonnen Daten einen Faden.
Zwar entstand letztenendes kein so ästhetisches Endergebniss wie in der Aufgabe zuvor, dennoch gelang es mir entgegen meiner Probleme in anderen Kursen wie bspw. „Zählen“ viele verschiedene Varianten zu erarbeiten. Dabei war es durchaus hilfreich, dass ich trotz simplem Plakat und Leseanweisung so umfangreiche Daten mit wilden und langen Blickpfaden gewann. Für die analoge Ausarbeitung hätte ich gerne noch mehr Expiremente gemacht – bspw. mit Folien, durch die der Blickpfade explorierbar wird. Leider verließ mich kurz vor Abgabe meine Patronenfüllstand im Drucker.
“Hacking is the practice of modifying the features of a system, in order to accomplish a goal outside of the creator‘s original purpose.”
— whatishacking.org
Das System, dass wir hacken sollten, war in unserem Fall ein RC-Car, ein Fernsteuerauto. Fabian Morón Zirfas stellte außerdem eine Sendestation, die an den Traffic der FH-Webseite angeschlossen war. Diese sendete ein einminütiges Vorwärts- oder Rückwärtssignal, wenn die Besucherzahl auf der Webseite steigt oder sinkt und ein Richtungssingal, wenn geklickt wird.
Meine Idee war es, eine lange, mit einer feinen Linie bemalten Papierbahn, ähnlich der eines EKG-Geräts, zu produzieren. Diese Papier sollte gleichzeitig als Installation im Foyer funktionieren und von der Gallerie im Eingangsbereich herunterhängen.
Für die Umsetzung machte ich mich auf die Suche nach einem Endlosdrucker, da ich hier Komponeten für mein Endprojekt erhoffte. Leider war in der kurzen Zeit in Berlin keines dieser antiken Stücke zu finden, weshalb ich einen einfachen Laserdrucker besorgte, den ich in seine Einzelteile zerlegen konnte. Über ebay-Kleinanzeigen fand ich im Berliner Umland einen Verkäufer, den ich mit der S-Bahn erreichen konnte. Angekommen und abgekauft stellte ich dann jedoch fest, dass der Drucker deutlich schwerer war, als ich dachte. Ich schaffte es keine 50 Meter weit und musste mir ein Taxi rufen. Zudem fand ich auch hier nur wenig Teile, die ich zusammen mit den elektronischen Bauteilen, wie dem Motor oder der späteren Aufhängen im Model verwenden konnte. Also musste ich nun doch mit eigenen Komponenten arbeiten.
So besorgte ich einen Getriebemotor und Zahnscheiben inklusive Zahnriemen von Conrad, um die nötige Kraft und Übersetzung zur Papierrolle zu erreichen. Entsprechende Kaufberatung bekam ich vom Conrad Mitarbeiter vor Ort, der mich Anfangs etwas abfällig über die Grundsätze der Physik aufklären wollte und mich dann netter Weise auf die Idee des Getriebemotors brachte.
Das Modell fertigte ich aus Multiplex-Platten, um eine ausreichende Stabilität zu gewehrleisten. Der sorgfälgtig erstellte Bauplan erwieß sich als äußert hilfreich, als ich im Baumarkt die entsprechenden Teile zuschneiden ließ. In der Holzwerkstatt der Hochschule gab ich den Einzelteilen dann den letzten Schliff. Nun hatte ich nur noch ein Problem zu lösen: die Aufhängung der Papierrolle.
Die Papierrolle war mit 180 g/m2 schwerem Papier bestückt. Bei dem Getriebemotor war ich mir sicher, dass dieser die entsprechende Last tragen konnte. Wie sollte ich nun aber die Rolle an der Metallstange befästigen, über den der Motor das Papier ein und ausfahren sollte? Ich versuchte es mit Nägeln, Schaumstoff und Heißkleber. In der kürze der Zeit, die mir noch blieb, fand ich jedoch keine Aufhängung, die fehlerfrei die Kraft des Motors übertragen und ein Durchlaufen der Metallstange verhindern konnte.
Diese Aufgabe entsprach absolut meinen Erfahrung mit dem Bereich des Physical Computing. Allzu oft betonte Fabian „machen, machen, machen.“ Aber gerade dies fiel mir immer wieder schwer. Zu groß war meine Angst, dass ich mit falschen Komponenten viel Zeit und Geld verbrauchen würde. Und ganz im Unrecht lag ich mit dieser Sorge nicht (vor allem die Anschaffung des gebrauchten Laserdruckers, verbrauchte unnötig Geld und einen gesamten Arbeitstag). Sie zeigte aber auch meine Probleme mit diesem Gestaltungsbereich.
Letztlich konnte ich mich dann doch zwingen, auf die Straße zu gehen, und einfach mal Komponenten zu besorgen, die möglicherweise eine Hilfe sein konnten. So fand ich zwar keine nützlichen Teile im Drucker, konnte aber aus seinen Komponenten (Zahnräder, Papierrollen) viele gute Schlüsse für das Modell meines Endprojektes ziehen. Und dies lag sicherlich auch an der großen Motivation, die diese spannende und fordernde Aufgabe in mir hervorholen konnte. Die Idee, den Input für alle Kursteilnehmer festzulegen, um so die gestalterische Freiheit komplett auf den Output zu verlagern, war, wie man in der Masse der spannenden Endprojekte aus dem Kurs letztlich gut sehen konnte, eine sehr gute Idee. Das Foyer, in dem die vielen mechatronische Visualisierung bei der Endpräsentation ihr unwesen treiben sollten, war außerdem ein toller Ort, um all seine Arbeiten der Studenten an der FH zu zeigen.
Kritik muss hier lediglich an der kurzen Zeit geübt werden, die uns insgesamt, aber auch und vor allem auf dem letzten Stück fehlte, um alle Apparate noch mal mit den Signalen von Fabian testen zu können. Zwar konnte ich an den Tagen davor einige Tests mit meinem „Drucker“ machen, am Stichtag wollte dann aber bspw. die Papierrolle nicht wieder aufgerollt werden.
Bei der Umrechnung meiner Kredits in die neue Studienordnung hätte ich mich bereits im vorigen Semester scheinfrei machen können. Mit „Programme entwerfen“ als quasi Grundlagenkurs hätte mir nur noch ein Werkstattschein gefehlt. Doch eine völlige Zufriedenheit mit den Ergebnisse aus den bereits belegten Grundlagenkursen stellte sich nicht ein. So entschied ich mich, noch einen weiteren Kurs zu belegen und es noch mal zu probieren.
Wir Interfacedesigner, mit unseren Arbeiten aus InDesign, Sketch, Processing oder was für ein Tool man auch immer benutzen mag, sind unheimlich verwöhnt. Die Tatsache, dass all diese Daten durch ihre digitale Form höchst präzise vorliegen, macht es uns oft leichter, bevorstehende Probleme zu erkennen und präzise Endergebnisse zu produzieren. Ganz anders die Welt des Physical Computings und der analogen Gestaltung. Ich musste meine Comfort Zone verlassen und mich in einen umfangreichen Planungs- und Herstellungsprozess begeben. Ich machte gute Erfahrungen in der Modelplanung und Mechanik und konnte mich über meine bestehenden Programmierkenntnisse hinaus noch mal grundlegend an den Herausforderungen von Daten probieren. Ich schaffte es außerdem, entgegen meiner Erfahrungen in den anderen Grundlagenkursen, viele zufriedenstellende Ergebnisse und spannende Variationen zu produzieren.
Ingesamt bin ich also sehr zufrieden mit den Erfahrungen und Ergebnissen aus diesem Kurs und sehr froh, letztlich noch einmal einen solch abwechslungsreichen und fordernden Kurs belegt zu haben.