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TETRANIMA

Sichtbare und unsichtbare Volumina, die Geometrie der Dinge und die Poesie des Raumes (G. Bachelard).

Tetranima ist der Versuch hinter das Offensichtliche zu blicken und durch die Gegensätzlichkeiten ein Spannungsfeld zu erzeugen welches uns dazu auffordert neue Blickwinkel einzunehmen. Massive Leichtigkeit und lebendige Flächen schaffen neue Bezüge, die sich nicht vom eigenen Standpunkt aus ergründen lassen.

Tetranima ist eine Raumstruktur aus zusammengesetzten Gipstetraedern. Hängend an dünnen Stahlseilen befindet sich Tetranima in der Schwebe. Die räumliche Wirkung und Schwere des Objekts, in Kombination mit der schwebenden Position, wirken zunächst sehr ungewöhnlich. Sie fängt den Blick des Betrachters, durch interessante Lichtspiele und Perspektiven, schnell auf. An manchen stellen wird die Glatte Oberfläche durch eine Öffnung aufgebrochen und ermöglicht dem Betrachter eine genauere Analyse des Innenlebens. Durch Neugier das „Dahinter“ zu verstehen, auf der Suche nach interessanten Licht- und Schattenspielen und ungewöhnlichen Details im Inneren der Tetraeder, wird der Betrachter dazu animiert, die Struktur von verschiedenen Seiten zu erkunden.

Die Skulpturkünstlerin Katja Strunz

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wurde 1970 in Ottweiler im Saarland geboren. Von 1989 bis 1998 studierte sie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, sowie der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, freie Kunst, Kunstgeschichte sowie Philosophie. Anschließend wurde sie Meisterschülerin von Prof. Meuser an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe.

Ihre Kunst wurde Weltweit in vielen Einzelausstellungen sowie Gruppenausstellungen ausgestellt, unter anderem in Contemporary Fine Arts, Berlin, The Modern Institute, Glasgow, Gavin Brown’s enterprise, New York und der 30th São Paulo Biennial 2012, São Paulo. Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche Preise und Förderungen, unter anderem das Arbeitsstipendium des Kulturfonds Bonn, den Preis „Art Scope DaimlerChrysler Japan“ (zur Förderung des kulturellen Austausches zwischen Japan und Europa) und den Vattenfall Contemporary Award .

Katja Strunz lebt und arbeitet in Berlin.

Das Kunstwerk

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Untitled 2008 ist ein Kunstwerk, welches die Schaffensweise und Ausdrucksform von Katja Strunz sehr gut kombiniert. Anhand des Kunstwerks konnten wir unsere experimentelle Reise, auf ein ungewisses Ergebnis hin, beginnen.

Bildliche Analyse

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Unser erster Schritt bestand darin, die bisher gewonnenen Erkenntnisse über Untitled 2008 mit den visuellen Eindrücken zu verbinden. Dazu erstellten wir eine Palette von Piktogrammen, in welchen wir versuchten, ihre Formsprache möglichst einfach zu visualisieren. Um Ihr Werk „Untitled 2008“ noch besser zu verstehen ,unterzogen wir es auch einer bildlichen Analyse, bei der wir Verläufe nachzeichneten, Farbgewichtungen differenzierten, Schattenwürfe extrahierten und es in seine Bestandteile zerlegten.

Analyse Matrix

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Die Matrix besteht aus 5 Adjektiven, die das Kunstwerk von Katja Strunz so treffend wie möglich beschreiben. Die Adjektive entstanden aus einer sinnlichen und analytischen Auseinandersetzung mit ihrem Kunstwerk, welche durch eine visuelle Analyse gestützt wurde. Der nächste Schritt war das Visualisieren der 5 gewählten Adjektive mittels Zeichnung von abstrakten Formen. Die minimalistische und kantige Form des Kunstwerks von Katja Strunz brachte uns auf die Idee, 3-dimensionale Visualisierungen zu den Adjektiven aus Papier zu falten. Dies war ein weiterer Schritt, um die Formsprache von Katja Strunz besser zu verstehen. Die Matrix diente uns anschließend als Anhaltspunkt für unsere weiteren Schritte, in welchen wir das Experimentieren mit Materialien und Formen stets auf die Adjektive und deren Abbildungen bezogen.

Materiallabor 1

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Aus unseren 5 Adjektiven der Matrix zum Kunstwerk von Katja Strunz entstanden im Materiallabor verschiedenste Materialproben und Gußversuche mit Gips und anderen Werkstoffen. Was uns an ihrem Kunstwerk sehr faszinierte und inspirierte, war neben minimalistischer Ausdrucksstärke, der starke Kontrast. Zum einen die sehr leichte, an ein Papierflugzeug anmutende Oberfläche und im Kontrast dazu, das schwere Material, aus dem es hergestellt ist. Zunächst lag unser Schwerpunkt darin, das Gewicht von Gips zu reduzieren, indem wir ihn mit leichteren Materialien mischten, Unterkonstruktionen verwendeten und mit Sprühtechniken experimentierten. In weiteren Versuchen testeten wir auch die Stabilität von Gips und erprobten mögliche Verbindungen mit anderen Materialien, um dadurch bei dünnen Materialstärken die Tragkraft zu erhöhen.

Matrix Überarbeitung

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Nach einer Vielzahl von Materialexperimenten aus den anfänglich gewählten Adjektiven, beschlossen wir unsere Matrix zu erweitern.

Um dem Kontrast, welcher ein besonderer Schwerpunkt in dem Kunstwerk von Katja Strunz ist, gerecht zu werden, beschlossen wir mit der Gegensätzlichkeit, unserer zuvor gewählten Adjektive, zu experimentieren.

Im Vordergrund standen nun die organisch- zufällig und interessanten Oberflächenstrukturen.

Unser Ziel war es, einen möglichst hohen Kontrast zwischen „minimalistisch-flächigen“ und „organisch-zufälligen„ Oberflächen zu erzeugen .

Materiallabor 2

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Da die Gegensätzlichkeit in dem Kunstwerk von Katja Strunz ein zentrales Thema ist, haben wir uns dazu entschieden die Gegensätze zu unseren 4 Adjektiven herauszuarbeiten. Als Kontrast zu den minimalistisch- anorganischen Elementen ihres Kunstwerks steht nun das organische und zufällige in der Oberflächenbeschaffenheit. Das Experimentieren mit Abformungen von Naturstrukturen und das Kombinieren von Gips mit anderen Materialien, standen nun im Mittelpunkt. Auf diese Art und Weise haben wir verschiedenste organische Oberflächenstrukturen generiert und die Wirkung der Gegensätzlichkeit von organischen zu anorganischen Oberflächen überprüft.

Ideenfindung

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Die erste Idee für unser Objekt entstand aus der Faltung eines Papiers, dass sich durch gleichseitige Dreiecksflächen zu einer Polygonen-Struktur wandelt. Wir entschieden uns dafür, in Anlehnung an die Kantigkeit, sowie der Räumlichkeit des Kunstwerkes von Katja Strunz und unserer polygonen Fläche, eine modulhafte Raumstruktur aus Tetraedern zu entwickeln. Durch die hängende Installation unseres geplanten Objekts, sollte einerseits die schwebende Schwere und die gleichzeitige Leichtigkeit, aufgegriffen werden. Zudem die immer wieder aufgekommene Frage nach dem Dahinter, der Rückseite, thematisiert werden. Mit dieser Aufteilung in zwei Seiten, gingen wir näher auf die Gegensätzlichkeit ein, die sich einerseits flächig, anorganisch und minimalistisch und andererseits organisch mit Brüchen in den Flächen und farblichen Kontrasten zeigt.

Prototyp

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Um eine schnelle Skizze unseres Objekts zu erstellen, verbanden wir eine Vielzahl an Papptetraedern mit Crepband. Auf diese Art und Weise konnten wir verschiedene Größenverhältnisse und Modulkombinationen ausprobieren.

Nach der Auseinandersetzung mit der räumlichen Wirkung und den unzähligen Kombinationsmöglichkeiten, Tetraeder im Raum anzuordnen, beschlossen wir eine Skulptur aus gleichartigen Modulen zu bauen, welche in ihrer Zusammensetzung eine in die Länge gezogene, harmonische Raumstruktur ergeben.

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Ein wichtiger Aspekt war die Wirkung unseres Objektes im Raum. Es soll das Interesse und die Neugier des Betrachters wecken. Dieser wird dadurch aufgefordert, sich um das Objekt zu bewegen. Je nach Blickwinkel kann man das Innenleben der Tetraeder erforschen, oder sich allein auf die Wirkung der glatten Oberflächen einlassen.

Produktion

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Die nächste Herausforderung war das Herstellen von Tetraedern aus Gips in großer Stückzahl. Die negativ-Gussformen stellten wir aus Polystyrol her. Um den Hohlraum zu erzeugen wurden kleinere Polystyrol-Tetraeder in die Mitte gehängt. Durch auftragen von Trennmittel konnten diese anschließend von der Gipsform getrennt werden.

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Alle Tetraeder wurden immer wieder geschliffen, um den gewünschten Winkeln nahe zu kommen. Es durfte nicht zu wenig und nicht zu viel geschliffen werden. Vor und nach dem Kleben wurde geschliffen, bis die Plastik das gewünschte Finish erhielt.

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Um einen fließenden Kontrast zum harten Gips darzustellen, wählten wir Wachs. Am Anfang begannen wir damit, es in einem, mit Wasser gefüllten Gefäß, zu gießen. Das Wachs sollte dadurch harte Fäden ziehen und eine organische Struktur annehmen. Das gewünschte Ergebnis kam durch mehrfaches Experimentieren auch zustande. Jedoch fanden wir keinen Weg, das Wachs danach auf ästhetische Art an die Tetraeder zu binden.

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Im Laufe der Zeit kamen wir dazu, den Hohlraum der Tetraeder direkt mit heißem, flüssigem Wachs zu füllen. Unter Hilfenahme einer Sprühflasche, schossen wir kaltes Wasser in das noch flüssige Wachs. Durch den Temperaturunterschied erstarrte das Wachs augenblicklich in einem blasenförmigen Konstrukt. Dabei blieben die Wände mit Wachs behaftet und stellten einen fast natürlichen Übergang da.

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Um unser hohes Präzisionsniveau zu halten waren wir gezwungen, viele fertige Tetraeder wieder aus dem Prozess zu entfernen. Sie konnten unserer Standards im Bereich Maßstetigkeit nicht entsprechen. Oft waren ihre Winkel nicht optimal, dies hätte unsere ganze Plastik verzogen.

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Vor dem Kleben wurden die zu klebenden Oberflächen angeritzt, dadurch erhöht sich die Fläche die der Kleber zum Haften hat. Durch den gezielten Einsatz des Gipses beim Kleben, konnten kleine Macken und Winkelverschiebungen ausgeglichen werden.

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Um die Skulptur in die gewünschte schwebende Position zu bekommen, befestigten wir 3 dünne Stahlseile an Skulptur und Decke.

Präsentation

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Namensgebung Tetranima

Der Name unserer Plastik sollte ihre Aussage schon in sich aufnehmen. Schnell war uns klar, dass er die Kontraste des harten, anorganischen Gipses zum weichen, organischen Wachs wiedergeben musste. Der Name besteht aus den beiden Wörtern: Tetra und Anima. Tetra ist griechisch für die Zahl Vier und zieht sich daraus, dass die Plastik nur aus Tetraedern besteht. Diese sind geometrisch genormt und greifbar. Das steht im direkten Gegensatz zur Anima, Latein für Seele. Die Seele der Tetraeder ist nicht gleichförmig und oft in ihrer Struktur und Komplexität kaum zu erfassen. Jedes Tetraeder beinhaltet dabei eine anders-förmige Seele und unterscheidet sich erst dadurch von allen anderen Tetraedern. Dabei sehen sie auf den ersten Blick alle gleich aus. Doch das Werk zieht den Betrachter an sich heran und widerlegt diesen Eindruck.

Shooting/Fazit

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„Sprünge zwischen Worten, Visualisierungen und Materie bringen uns dazu genau hin zu sehen, auf Details zu achten und vielleicht sogar mehr zu sehen als nur eine Oberfläche.“

„Die Herrangehensweise, ein Produkt zu entwerfen, ausschließlich durch das Experimentieren mit Gips in Kombination mit verschiedensten Oberflächen und Substanzen, hat unzählige neue Möglichkeiten und Formen geschaffen die ich mir nie hätte vorstellen können.“

„Der Mensch baut sein Handeln auf Vorurteilen auf. Dies erleichtert es, schnell Entscheidungen zutreffen. Dieses Verhalten weisen wir jedoch nicht nur mit unseren Mitmenschen auf, sondern auch gegenüber Materialien. Wir denken, dass Gips immer staubig, hart und grob sein muss. Bis wir eine glatte, fast schon glänzend polierte dünne Gipsplatte sehen.“

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Anwendungsbeispiel

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Eine mögliche Funktion für Tetranima könnte die Installation als Tischbeleuchtung sein. Als Blickfänger und Lampenhalterung, kombiniert -Tetranima- interessante Blickverläufe mit praktischem Nutzen.

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Fachgruppe

Gestaltungsgrundlagen

Art des Projekts

Studienarbeit im ersten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Alexandra Martini foto: jörg misch

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2013 / 2014