In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Untersuchung der Wechselwirkung zwischen einem Ökosuffizienz-Konzept und Produktdesign
In dieser Bachelorarbeit beschäftige ich mich mit dem Konzept der Ökosuffizienz und seiner Wechselwirkung mit dem Produktdesign. Der Fachbegriff Suffizienz kommt aus dem Bereich der Ökologie, insbesondere der Nachhaltigkeitsforschung. Diese unterteilt sich in drei Strategien: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Zunächst ist eine kurze Definition des Begriffs Suffizienz notwendig, da es sich nicht um einen Fachbegriff aus dem Design handelt. Außerdem wird in der Fachwelt viel über die genaue Auslegung des Begriffs diskutiert (vgl. Fischer & Grießhammer, 2013, S. 7f). Um eventuelle Unklarheiten auszuschließen, stützt sich diese Arbeit auf die Definition von Fischer und Grießhammer:
„Unter Suffizienz verstehen wir Änderungen in Konsummustern, die helfen, innerhalb der ökologischen Tragfähigkeit der Erde zu bleiben, wobei sich Nutzenaspekte des Konsums ändern.“ (Fischer & Grießhammer, 2013, S. 10)
Bereits 1993 formulierte Wolfgang Sachs: „(…) die Effizienzrevolution bleibt richtungsblind, wenn sie nicht von einer Suffizienzrevolution begleitet wird.“ (Sachs, 1993, S. 3) Diese Arbeit soll genauer auf die Hintergründe dieser Aussage eingehen. Es werden Probleme unserer heutigen Gesellschaft und ihrer Zukunftsfähigkeit erläutert und die Notwendigkeit einer Suffizienzstrategie begründet. Anschließend werden die Auswirkungen auf das Produktdesign im Kontext der sogenannten Suffizienzrevolution beleuchtet. Darauffolgend werden Handlungsspielräume für Produktdesigner zur Unterstützung dieses Wandels untersucht. Diese werden in der Form verschiedener Gestaltungsstrategien erörtert, mithilfe derer Produktdesigner zu einer suffizienteren Gesellschaft beitragen können. Zuletzt zeigt die Gestaltung einer Leuchte das Potenzial der Gestaltungsstrategien. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der theoretischen Erarbeitung des Themas.
Zur Auseinandersetzung mit diesem Thema im Rahmen meiner Bachelorarbeit motivierten mich Fragen, die mich persönlich beschäftigen. Als Produktdesignstudentin beschäftigte ich mich mit verschiedenen Materialien und Fertigungsprozessen. Vor diesem Hintergrund begann ich mich für die Ökologie im Produktdesign zu interessieren. Ich machte mir Gedanken zur Langlebigkeit von Produkten und unserer aktuellen Wegwerfgesellschaft. Auch Phänomene wie die geplante Obsoleszenz, die absichtliche Verringerung der Lebensdauer von Produkten, tauchten immer wieder auf. Es handelt sich um Themen, die bei vielen Verbrauchern für Unmut sorgen. Gleichzeitig wird durch sie ein Bild des Produktdesigners erzeugt, das ihn auf die Rolle eines Stylisten reduziert, den nur das äußere Erscheinungsbild eines Produkts interessiert. Die Beschäftigung mit Themen wie diesen brachte mich zum Konzept der Suffizienz. Dieses warf in mir viele Fragen zur Rolle des Produktdesigners in einer nachhaltigen Gesellschaft auf: Was kann das Design tun, um eine solche Entwicklung zu unterstützen? Würden in einer nachhaltigen Gesellschaft noch neue Produkte benötigt? Oder macht dieses Konzept Produktdesigner letztendlich obsolet?
Die Leuchte ReLight dient als Sinnbild für die Kernaussage der Theoriearbeit:
Um zu einer nachhaltigeren Gesellschaft zu gelangen, muss der Mensch in seiner Rolle als Konsument sein Verhalten ändern. Das Produktdesign kann den Menschen dabei unterstützen, indem es ihm ein Bewusstsein für Konsum vermittelt. Die Entscheidung zu einer Verhaltensänderung muss der Mensch jedoch selbst treffen. Diese Verantwortung kann ihm weder durch Produktdesign, noch durch Regeln oder Gesetze abgenommen werden.
Hierzu wurde die Herangehensweise der transformativen Produkte gewählt. Diese haben zum Ziel, mithilfe von Design Veränderungen auszulösen. Den Anstoß zur Verhaltensänderung gibt die Leuchte mithilfe von disruptivem Verhalten, indem sie sich anders verhält, als es der Nutzer von ihr erwarten würde. Der Schirm der Tischleuchte ist horizontal beweglich. Nach dem Einschalten beginnt der Schirm, sich aus der oberen Position heraus immer weiter nach unten zu bewegen, wodurch das Licht gedimmt wird. Es entsteht eine Kommunikation mit dem Nutzer, in deren Mittelpunkt die Frage steht: „Brauchst du immer noch Licht?“. Für die Funktion der Bewegung wird die Schwerkraft genutzt, welche den Schirm der Leuchte nach unten zieht. Um den Prozess zu verzögern, wird die Bewegung durch eine Gasdruckfeder gedämpft. Durch sie ist es möglich, den zeitlichen Ablauf der Abwärtsbewegung auf mehrere Minuten zu verlängern.Auch das Dimmen des Lichts erfolgt mechanisch: Das am Schirm befestigte Leuchtmittel bewegt sich mit ihm in die untere Position. Dabei versinkt es in einem Zylinder, welcher das Licht abschirmt. Dieses kann nur noch durch die Öffnung am oberen Ende austreten und erscheint dadurch dunkler. Befindet sich der Schirm in der oberen Position, so kann das Licht in alle Richtungen strahlen und erscheint heller. Das gedimmte Licht stellt den Nutzer vor die Entscheidung, ob er die Leuchte ausschalten möchte, oder ob er noch immer Licht benötigt. In diesem Fall muss ReLight wieder neu „entfacht“ werden, indem der Schirm am Griff in die obere Position gezogen wird. Der Prozess beginnt dann erneut. Die Handlung des Ein- und Ausschaltens wird über einen separaten Schalter getätigt, über den die Leuchte konventionell ein- und auszuschalten ist. Dies hat konzeptionelle Gründe, welche aus der Kernaussage der Theoriearbeit abzuleiten sind. In dieser wurde festgestellt, dass ein Produkt seinen Nutzer bei seiner Verhaltensänderung unterstützen kann, ihm jedoch die Entscheidung nicht abnehmen sollte. Statt die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen, verlässt sich der Nutzer ganz auf das Urteilsvermögen des Produkts und bekommt nicht den nötigen Anreiz zur Veränderung seines Verhaltens.