In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In dem Kurs Better Together haben wir (Hannah und Ellen) uns mit dem Kultsymbol Fanschal beschäftigt. Zusammen mit dem Kurs gestalteten wir innerhalb eines Workshops gemeinsam einen Schal.
Die Idee, gemeinsam mit dem Kurs einen Workshop rund um das Thema Fanschal zu gestalten, entstand aus einer Mischung verschiedener Inspirationsquellen: Kollektive, wie z.B. „Storys of her“, die über Fanschals kommunizieren und Zusammenhalt ausdrücken, das Buch Glossary of Undisciplined Design, insbesondere das Kapitel „Blanketing“, Freund*innen und Bekannte, die Fanschals tragen, ein Spiegel-Artikel über den Trend und seine gesellschaftliche Bedeutung und noch einiges mehr.
All diese Eindrücke haben wir zusammengetragen und für uns war klar, wir möchten einen Fanschal mit dem gesamten Kurs gestalten, da das Thema „Zusammenarbeit“ perfekt passte. Anschließend haben wir uns gefragt, wie wir mit dem gesamten Kurs, also mit ca. 25 Teilnehmer*innen, einen Fanschal gestalten können, bei dem wirklich jede*r gleichermaßen mitwirken kann? Mit dieser Frage im Gepäck haben wir begonnen, ein Konzept zu entwickeln, das nicht nur gestalterisch spannend ist, sondern auch kollaborativ funktioniert, als Workshop, der alle einbezieht.
Für den Workshop teilten wir den Kurs in vier Gruppen auf: Grafik 1, Grafik 2, Farbe und Typografie. Jede Gruppe erhielt eine spezifische Aufgabe mit Fragen und Impulsen, die den Einstieg in den Gestaltungsprozess erleichtern sollten. Viele Gruppen arbeiteten nacheinander, das heißt, eine Person begann und die folgenden bauten auf dem Bestehenden auf. Einige Gruppen arbeiteten rein digital, andere trafen sich zusätzlich noch einmal persönlich.
Der gesamte Workshop war für uns nicht nur ein Gestaltungsprozess, sondern auch ein Experiment: Wie gut funktioniert digitale Zusammenarbeit im Kollektiv? Am Ende setzten wir uns gemeinsam hin, werteten das Material aus, stimmten uns ab und fügten alles zu einem Ganzen zusammen. Wir waren positiv überrascht, wie gut der Workshop funktionierte – und wie harmonisch sich die einzelnen Beiträge am Ende zu einem stimmigen Gesamtbild verbanden. Da fast jeder aus dem Kurs seinen eigenen Fanschal haben wollte, haben wir eine große Bestellung bei „Wildemasche“ aufgegeben.
In Berlin ist der Winter nicht gerade bekannt für seine Farbenpracht, eher für graue Fassaden, grauer Himmel, graue Kleidung. Das normale Outfit besteht aus einem schwarzen Hoodie, schwarze Hose und wenn man mal ganz wild ist, vielleicht mal eine dunkelbraune Jacke. Doch seit kurzem hat sich etwas verändert. Plötzlich sieht man sie überall: bunte Schals, die sich durch Berlins hippe Cafés, Bars und Co-Working-Spaces schlängeln. Neonfarben, wilde Typo-Experimente, Wortspiele und politische Botschaften. Was ist da los, wo ist die Berliner Wintertristheit geblieben und was ist dieser neue Trend überhaupt? Natürlich geht es um den sogenannten Fanschal. Aber nicht den klassischen Fußball-Fanschal mit Vereinswappen und Fußball-Parole. Nein, diese Schals sind anders. Bunter. Vieldeutiger. Und erstaunlich politisch. Wir haben uns die Frage gestellt, was verbindet alle diese Menschen in den hippen Cafés mit ihren Fanschals und sind sie ein gutes Beispiel für Zusammenhalt und sogar Zusammenarbeit? Welche Kraft verbirgt sich hinter diesem Trend?
Kurz zur Definition: Ein Fanschal ist ein langer, meist gestrickter oder gewebter Schal, der von Fans getragen wird, um ihre Unterstützung, meist für eine Sportmannschaft oder einer anderen Gruppe oder Sache, zu zeigen. Typischerweise ist ein Fanschal mit dem Logo, Symbolen, dem Namen oder Parolen der unterstützen Mannschaft oder Gruppe versehen. Wir kennen ihn vor allem von den Fußballtribünen. Doch das Phänomen „Fanschal“ hat sich auch in anderen Subkulturen eingeschlichen. Entstehen tun sie als Merch für Plattformen, in Kollektiven oder anderen „artsy“ Gemeinschaften über geteilte Werte und geteilte Gestaltung und so heißts statt „Hertha BSC“ jetzt „FC Amore“.
Design wird hier zum interdisziplinären Prozess: Typografie trifft auf Textilkunst, moderne Trends auf altes Handwerk. Die Schals werden gemeinsam entworfen und über Freundeskreise oder digitale Plattformen verbreitet und werden zum Symbol für eine neue Form der Kooperation, nicht hierarchisch, nicht kommerziell, sondern gemeinschaftlich, identitätsstiftend und offen. Dabei geht es um mehr als nur gutes Design und eine Zusammenarbeit an einem Produkt. Es geht ums Geschichtenerzählen. Um das Sichtbarmachen von Werten. Um Zusammengehörigkeit abseits von Fanblöcken. Denn Mode kann hier mehr als nur „gut aussehen“, sie wird zur kollektiven Sprache, seien es feministische Slogans, ironische Statements oder bewusst rätselhafte Sprüche. Sie sind Textilien mit Subtext. So ein Schal wird damit zum tragbaren Manifest, das Haltung zeigt.
In einer Welt, die Individualität feiert, wirkt dieser Trend fast paradoxe: Der Wunsch, anders zu sein, zeigt sich in Symbolen, die dann doch in angesagten Cafés viele tragen. Und doch liegt genau hier seine Stärke, er bringt Menschen zusammen, die sonst vielleicht nie ein Gespräch geführt hätten oder man entdeckt Künster*innen, auf die man vorher nie gekommen wäre.
Der neue Fanschal ist kein simples klischeebehaftetes Accessoire mehr, sondern ein Statement. Er steht für eine Kultur des Miteinanders in einer Zeit, in der oft jede*r für sich kämpft. Er zeigt, dass Gestaltung mehr sein kann, nämlich eine Form der Haltung, der Kommunikation und des gemeinsamen Ausdrucks. Vielleicht sind die Schals deshalb so stark, weil sie nicht laut sein müssen, um gehört zu werden, weil sie nicht perfekt sein müssen, um Bedeutung zu haben. Sie erinnern uns daran, dass Gestaltung keine Einzeldisziplin sein sollte, sie lebt von Zusammenarbeit, von Austausch und von gegenseitiger Inspiration.
Also: Schal an, ab ins nächste fancy Café und sich freuen, wenn jemand fragt: „Woher ist dein Schal?“
Wie man vielleicht schon merkt: Wir sind Feuer und Flamme für das Thema Fanschal. Was als witzige Idee begann, wurde schnell zu einem Herzensprojekt. So entstand im Rahmen unseres Kurses Better Together – Reimagining Collaboration die Idee, gemeinsam einen Kurs-Fanschal zu gestalten.
Der Gedanke dahinter? Etwas zu schaffen, das im wahrsten Sinne des Wortes verbindet. Etwas, das nicht nur gut aussieht, sondern auch eine bleibende Erinnerung an unsere Zusammenarbeit ist. Kein Accessoire, das einfach in der Schublade verschwindet, sondern ein Begleiter – sichtbar, greifbar, bedeutungsvoll. Unser Schal sollte Zusammenarbeit sichtbar machen und eine klare Botschaft senden: Better Together.
Parallel dazu starteten wir ein kleines Experiment: Wie gut funktioniert digitale Zusammenarbeit, wenn am Ende ein analoges Produkt entstehen soll?
Zur Umsetzung teilten wir den Kurs in vier Gruppen auf: Farbe, Typografie, Grafik 1 und Grafik 2. Gearbeitet wurde jeweils nacheinander in einer Illustrator-Datei der jeweiligen Gruppe. Zunächst beantwortete jede*r individuell einige Gestaltungsfragen. Anschließend entwickelte die Gruppe gemeinsam ein einheitliches Ergebnis. So entstanden unterschiedliche Konzepte zur Farbwelt, zur Typografie und zu grafischen Mustern. Wir, Hannah und Ellen, führten im Anschluss alle Entwürfe zusammen und entwickelten daraus ein stimmiges, harmonisches Gesamtbild. Der Aufwand hat sich definitiv gelohnt – und das Ergebnis kann sich sehen lassen! Das Beste: Jede*r im Kurs hat einen Beitrag geleistet. Neben der Organisation der Gruppen waren wir auch selbst kreativ involviert und haben dabei unsere ganz eigene Ping-Pong-Dynamik entdeckt. Ideen wurden hin- und hergespielt, weiterentwickelt, verworfen und neu zusammengesetzt. Unser Prozess war schnell, intuitiv und vor allem produktiv. Alleine hätte das Ganze vermutlich doppelt so lange gedauert – nicht nur, weil man sich allein öfter in Gedankenschleifen verliert, sondern auch, weil das direkte Feedback fehlt. Wenn eine von uns sagte: „Das ist richtig cool!“, war die Unsicherheit sofort verschwunden. Wir waren uns in den meisten Entscheidungen einig – vom großen Konzept bis zur letzten Feinjustierung. Am Ende entstand mehr als nur ein Schal. Es entstand ein Symbol für unseren Kurs, unsere Dynamik, unsere Zusammenarbeit und unsere gemeinsame Energie.
Heute sind wir überzeugt: Digitale Zusammenarbeit kann funktionieren – auch, wenn am Ende ein analoges Produkt entsteht. Verschiedene Gruppen haben ganz unterschiedliche Wege gefunden, miteinander zu arbeiten. Manche organisierten sich rein digital, andere setzten sich lieber analog zusammen weil es für sie effizienter war. Doch egal wie: Am Ende stand ein gemeinsames Design. Was uns alle verbunden hat, war die geteilte Motivation – der Wille, etwas zu gestalten, das wir in die Welt hinaustragen können. Genau dieser Spirit hat das Projekt getragen und zu einem Ergebnis geführt, auf das wir wirklich stolz sind.
Der Fanschal-Trend wurde für uns zum Symbol für das, worum es in unserem Workshop wirklich ging: Sichtbar machen, was verbindet.
Und wenn uns jetzt das nächste mal jemand in Mitte an der Ampel oder in P-Berg im Cafe fraget “Woher ist der Schal?”, können wir sagen: “Der Schal ist von uns. Von uns allen!
Ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Zusammenarbeit mit Ellen zurück. Mit einem lachenden, weil ich das Projekt sehr genossen habe. Die Zusammenarbeit hat überraschend gut funktioniert – es gab keine Konflikte, sondern ein durchweg respektvolles Miteinander auf Augenhöhe. Unsere Kommunikation lief ein- bis zweimal pro Woche persönlich in der Uni, ansonsten unkompliziert über WhatsApp. Auch wenn mal jemand mehr mit anderen Dingen beschäftigt war, konnten wir das gegenseitig gut auffangen und Aufgaben flexibel übernehmen.
Besonders schön war für mich das Gefühl, dass wir beide zu gleichen Teilen im Projekt vertreten sind. Das weinende Auge bleibt, weil das Projekt nun vorbei ist – ich habe die gemeinsame Arbeit wirklich genossen. Für mich war es außerdem eine wichtige Erkenntnis, dass ich besser im Team arbeiten kann, als ich dachte und das werde ich auf jedenfall in die nächsten Semester mit nehmen.
Ich kann mich Hannah nur anschließen. Ich glaube, ich habe noch nie eine so entspannte, problemfreie und unbeschwerte Zusammenarbeit erlebt wie bei diesem Projekt. Alles lief reibungslos und ich bin mir ziemlich sicher, woran das lag: Wir hatten einfach richtig viel Spaß!
Wir haben den Druck rausgenommen und uns treiben lassen, gleichzeitig waren wir sehr motiviert. Diese Leichtigkeit hat extrem viel möglich gemacht. Für mich ist das wohl die wichtigste Erkenntnis aus dem Projekt: Wenn Freude und Begeisterung im Spiel sind, entsteht oft etwas richtig Gutes. Natürlich spielte auch unser gegenseitiges Verantwortungsbewusstsein eine Rolle. Wir wollten etwas schaffen, das nicht nur funktioniert, sondern auch die andere Person stolz macht, was uns zusätzlich angetrieben hat.
Ich war schon vorher Fan von Zusammenarbeit und nach diesem Kurs bin ich es umso mehr. Klar, man muss Kompromisse eingehen, aber oft entsteht dabei etwas, das viel besser sein kann als das, was man sich alleine ausgedacht hat.