Intro

Kondome sind wichtig, keine Frage. Sie schützen vor Geschlechtskrankheiten und ungewollten Schwangerschaften. Manche fühlen sich dadurch sicherer, wertgeschätzt, wenn jemand daran denkt, ein Kondom dabei zu haben.

Andere finden sie unecht, es fühlt sich einfach besser ohne an. Außerdem ist es nervig, wenn man gerade in einer hotten Situation ein Gummi aus einem Plastiktütchen auspacken und drüber ziehen muss. 

Beide Denkweisen bieten Stoff für Kampagnen. Ziel der Kampagnen ist es, die Menschen zu motivieren, mehr Kondome zu benutzen.

Drei Ansätze

Jugendsprech - 100% Zielgruppe

Aufklärung über Geschlechtskrankheiten und wie man sich davor schützt, ist besonders im jungen Alter ein Thema. Sexualkunde, Erziehungsberechtigte oder ältere Geschwister … es kann viele Kontakte für Jugendliche geben, die einem erklären, wie Geschlechtsverkehr am sichersten passiert.

Besonders in der Schule oder mit den Erwachsenen kann das ein sehr zähes und auch peinliches Thema sein für Jugendliche. Vielleicht kann man das ja auflockern, indem man sich auf eine Ebene begibt und eine Sprache spricht, die Jugendliche auch untereinander benutzen? 

Das versuche ich mit dem ersten Ansatz. Die Top 10 Jugendwörter aus 2024 nehmen und aus der Perspektive der BZgA eine Kampagne damit aufziehen.

Verantwortung übernehmen

Im Kurs haben Frauen berichtet, dass es Ihnen ein Gefühl von Sicherheit gibt, wenn die andere Person ein Kondom benutzt. Dass es schwierig sein kann, danach zu fragen oder wenn man schon im Bett liegt, nein zu sagen, wenn nicht ans Kondom gedacht wurde. Kondome sind auch ein intimes, sensibles Thema, das manche Menschen vielleicht mit Herausforderungen und Grenzüberschreitung verbinden. 

Darauf bin ich in diesem Ansatz eingegangen. Dass es ein schönes Gefühl sein kann, wenn jemand daran denkt ein Gummi dabeizuhaben. Respekt & Verantwortung. Zwei wichtige Beziehungsthemen.

Lustig versaute Kooperation

Wenn man Menschen abholen will, ist Humor ein hilfreiches Werkzeug. Im öffentlichen Raum über Sex sprechen, darf man das? Auf so einer dreckigen Art? Spannend! 

Einhorn stellt Kondome her und macht freches Marketing. „Bummst euch doch alle…“ heißt's auf ihrer Website. Cool. So bekannt wie Billy Boy und Durex sind sie leider nicht. Wie könnten sie wachsen? Eine Kooperation! Klassiker. An größere Unternehmen hängen und sein Publikum erweitern. Wie ein Feature in der Popmusik.

Wochenende, raus, vorher noch was essen, Döner mit Knoblauchsoße. Ups. Was jetzt? Kaugummis! Ist man unterwegs, möchte wen kennenlernen, hat man lieber keine Knoblauchfahne. Stimmt die Chemie und man landet im Bett, hat man lieber ein Gummi dabei. Was 'ne Kombi. Als erste Marke ist mir Airwaves eingefallen, die stehen ja für frischen Atem.

Also, Einhorn x Airwaves. Die Einhörner steigern ihre mediale Präsenz durch eine Kooperation mit einem großen bekannten Hersteller und Airwaves kann zeigen, dass geschützter Geschlechtsverkehr für sie ein wichtiges Thema ist.

Jugendwörter

Sprache ist natürlich ein wichtiger Teil von Kommunikation. Um Jugendlichen zu erklären, dass die Nutzung von Kondomen wichtig ist, spricht man also am besten ihre Sprache. Der Einfluss von Anglizismen und „Meme Sprech“ hat seit TikTok zugenommen. Zeigt man Menschen, die nicht am Zahn der Social Media Zeit sind, die Jugendwörter 2024, kenne sie vielleicht die Wörter an sich, aber was soll Schere genau bedeuten? Hölle Nein! Warum steht da Pyrotechnik und was ist Akh? Egal! Die Zielgruppe, die es betrifft, die wird es schon verstehen. Darum soll es ja auch bei diesem Kampagnenansatz gehen. Eine Sprache, die von der Zielgruppe verstanden wird.

Das fühlt sich vertraut an, auf einer Ebene zu sein. Hier ist jemand, der sich damit beschäftigt, wie wir sprechen, und versucht, mit uns zu kommunizieren. Natürlich nervig, dass er uns belehren will, aber toll, dass er sich Mühe gibt. Das sind Gefühle, die ich mir wünschen würde, wenn junge Kids diese Kampagne sehen. Besonders ist, dass die Headlines aus der Sicht der BZgA geschrieben sind, also ein staatliches Institut, was erstmal nach Formularen, Anträgen, Richtlinien und Beamtensprache klingt. „Toll, dass genau die reden wie wir!“ Oder?

Ausgespielt werden soll diese Kampagne hauptsächlich auf Social Media, Instagram & TikTok.

Das Jugendwort ist in die Headline eingebaut. In der Subline wird die Ernsthaftigkeit des Themas nochmal verdeutlicht, mit der Bitte, Kondome zu benutzen.

Verantwortung übernehmen

Beim Sex ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten wohl fühlen. Respekt erfahren und in einer intimen Situation auch zeigen können. Für manche ist das vor allem dann möglich, wenn ein Kondom benutzt wird.

Die Realität sieht manchmal anders aus. Es ist nicht immer leicht, Dinge anzusprechen, die einem nicht passen. Vor allem in einer Situation, wo man sich schon so nah ist, dass man das nicht kaputt machen will, mit einer fremden Person. Das ist manchmal schwierig. 

Es wäre schön, wenn man sich vorher Gedanken machen würde. Habe ich ein Kondom dabei? Hat die Person, mit der ich intim werden will, eins? Spreche ich das an? Bin ich dann ein Party-Popper? Auch schwierig. 

Im Idealfall kommuniziert man klar, offen und ohne Hemmungen, aber das klappt nicht immer. Manchmal entpuppt sich das Gegenüber erst im allerletzten Moment als Enttäuschung. Eine schreckliche Situation. 

Genau über solche Situationen will die Kampagne zum Nachdenken anregen. Man soll sich vorstellen, wie es ist, gut behandelt zu werden. Wenn jemand daran denkt. Wenn man sich respektiert. Das klingt hart.

Lustig versaut

Was kann Airwaves und was kann Einhorn? Und lässt sich das kombinieren? Über diese Fragen bin ich den Weg zu den Headlines gegangen. Kaugummis helfen bei Knoblauchfahnen. Besonders Airwaves wirbt mit lang anhaltend frischen Atem. Man kaut darauf herum. Man hat ein frisches Gefühl dabei, wenn das Menthol im Kaugummi kickt.

Einhorn vertreibt Kondome. Die sollen für längeren Sex sorgen, sie schützen nicht vor Knoblauchfahnen, sondern vor Syphilis. Sie können auch gekaut werden und sie geben ein Gefühl von Sicherheit.

Es gibt also einige Zusammenhänge, die sich für Headlines anbieten.

Übersicht & Insta Slides

Fazit

Auf Wortspiele hab ich mich besonders gefreut. Die Kampagnen von DOJO für Scaleable und EasyJet finde ich toll. Das würde ich auch gerne machen, hab ich bei der Kurswahl gedacht. 

Mein Schwerpunkt im Prozess war die Arbeit mit Wörtern. Das hat Spaß gemacht. Ich habe viele verschiedene Ansätze ausprobiert, Themen, die Material für Wortspiele bieten, und habe mich dann für diese drei entschieden. Ich habe viel Zeit in die Entwurfsphase investiert. Das Verfolgen einer Idee hat darunter gelitten. Dranbleiben, verschiedene Varianten ausprobieren, welche Kanäle bespielt werden, ortsbezogene Kampagnen. Ich habe mir kaum Zeit dafür genommen. Ich habe mit Bildern gearbeitet, die Text-Bild-Schere in anderen Kampagnenansätzen ausprobiert, aber mit reinem Text habe ich mich wohler gefühlt.