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Eskapismus

Der Begriff des Eskapismus, der in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen hat, wird meistens mit dem Entkommen in alternative digitale Realitäten assoziiert. Durch das Eintauchen in die Welten, die uns Filme, Serien, Games, Streams und Social Media bieten, können wir die Probleme und Krisen des Alltags für einen Moment vergessen. In meinem Essayfilm möchte ich der Frage nachgehen, ob eine räumliche Veränderung einen ähnlichen Effekt hat.

Konzept

Wenn ich Zeit in der Natur verbringe und mein Handy mal zu Hause lasse, merke ich, wie gut mir das tut. Oft verfliegt die dadurch gewonnen Entspannung und Zuversicht jedoch, sobald ich zurück in der gewohnten Umgebung bin. Ich möchte deshalb für einige Tage raus aus der Stadt und beobachten, ob ein räumlicher Eskapismus mit einem mentalen Entkommen einhergeht. Kann der materielle Raum die selbe Form von Geborgenheit bieten, wie es digitale Räume tun?

Ich werde wahrscheinlich eine Streckenwanderung unternehmen (Die Route steht noch nicht fest) und dabei Aufnahmen meiner Umgebung machen. Diese möchte ich mit Audioaufnahmen aus den sozialen Medien unterlegen, in denen es um die zahlreichen Krisen unseres Alltags (Konsum, Politik, Unsicherheit, Klima, etc.) geht. Vor allem ein Gefühl von Realitätsverlust lässt sich in vielen Beiträgen feststellen, wobei die Natur oft als Mittel definiert wird, sich wieder mit der Welt verbunden zu fühlen.

Es handelt sich insoweit um ein sehr persönliches Projekt, als dass ich in dem Film zeige, was mir durch den Kopf geht, wenn ich versuche aus dem Alltag zu fliehen. Aus diesem Grund kann ich noch keine klaren Angaben darüber machen, was dies genau sein wird. Erst während des Drehs wird sich das Konzept fügen und vielleicht zu einem anderen Ergebnis führen, als ich es im Skript vorhergesagt habe.

Umsetzung

Ich bin dabei, viele Audioaufnahmen aus den sozialen Netzwerken zu sammeln, die in verschiedener Form das Thema der Flucht aus der Realität behandeln. Diese werde ich unterlegt mit Musik in den Film einbauen. Einen ersten Entwurf habe ich unten angehängt.

Filmen werde ich mit meiner Digitalkamera (Sony a73iii) und einem älteren Camcorder. Die Aufnahmen mit dem Camcorder möchte ich bevorzugt in der Stadt machen, um zu verdeutlichen, wie unscharf unser Blick im Alltag oft ist. Wir nehmen oft nicht wirklich wahr was gerade eigentlich passiert, sondern folgen unseren Handlungsmustern. Die Aufnahmen in besserer Qualität plane ich außerhalb der Stadt zu machen, um zu zeigen, dass sich er Blick für das Material unserer Umwelt schärft, wenn wir diesen bewusst betreten und nicht nur als Kulisse des Alltags behandeln.

Skript (Entwurf)

Der Film startet mit Aufnahmen aus der Großstadt. Mögliche Motive sind Bahnhöfe, Straßen und Geschäfte. Es geht darum, die Dynamik und den Konsum in den Großstädten zu verdeutlichen. Gleichzeitig werden zusätzlich zur ruhigen Hintergrundmusik und der Geräuschkulisse der Stadt, erste Audioaufnahmen eingespielt. Sie stammen von Menschen, die in den sozialen Medien ihre Bedenken zum aktuellen Zeitgeschehen äußern. Dazwischen sollen aber auch positive Stimmen präsentiert werden. Diese Aufnahmen sollen zunehmend schneller und übereinander eingespielt werden, während auch die Abfolge der visuellen Aufnahmen schneller wird. So soll zu Beginn gezeigt werden, wie überfordernd der Alltag in dem Raum, in dem die meisten von uns leben – der Stadt – sein kann. Der restliche Film baut auf diesem Problem auf.

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Es folgt ein plötzlicher Cut. Eine Person packt Sachen zusammen, als würde sie zu einer Reise aufbrechen. Ohne zu sprechen, steigt sie in ein Auto und fährt los, wohin bleibt unbekannt. Während der Fahrt ertönen erneut Audioaufnahmen. Diese sind jetzt aber ernster als zuvor. Ein Begriff – der des Entkommens – tritt in den Vordergrund und wird so zum Symbol der Fahrt selbst.

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Angekommen am Ziel, wird deutlich, wohin sich die Person begeben hat. Sie befindet sich weit weg von der Stadt, mitten im Wald. Die Musik wird nun entspannter, genau wie die Stimmen im Hintergrund. Es folgen viele Aufnahmen der Umgebung. Landschaften, bestehend aus Pflanzen, Bergen, Seen und Flüssen dominieren das Bild. Allmählig schleichen sich aber auch andere Inhalte ein, die sich teilweise überlagern. Diese sollen die Gedanken der Person verdeutlichen. Jedes Bild, dass von der eigentlichen Umgebung abweicht, wird zu einem Symbol für das, was uns verfolgt, auch wenn wir uns in eine andere Umgebung begeben.

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Während die Gedanken der Person überhandnehmen, wird die Stimmung insgesamt düsterer und angespannt. Langsam begreift die Person, was sie schon von Anfang an wusste: Ein Entkommen der alltäglichen Überforderung ist nicht möglich. Als sie dies begreift, verändert sich auch ihr Verhalten. Die anfängliche Entspannung ist verflogen. Die Überlagerung verschiedener visueller und auditiver Inhalte spitzt sich so weit zu, bis sich nichts mehr deutlich erkennen lässt. Geprägt von der Unmöglichkeit des Entkommens, verschwimmt die Wirklichkeit.

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Gefangen zwischen physischer Realität und mentalen Krisen, findet sich die Person in einem Raum zwischen den Welten wieder. Dieser ist sehr hell und wirkt fast wie eine Gefängniszelle. Zu entkommen ist weder mental noch körperlich möglich. Audioaufnahmen untermauern: Keine Form von Konsum, körperlicher Betätigung oder Spiritualität ermöglicht eine Flucht aus der Realität. Als dies über die Person hineinbricht, kann sie endlich abschließen.

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Farbgebung

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Ein Projekt von

Fachgruppe

Europäische Medienwissenschaften

Art des Projekts

Forschungsprojekt

Betreuer_in

foto: Anne Quirynen

Zugehöriger Workspace

essayistische Verfahren im Film/Installationen

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2024 / 2025

zusätzliches Material