In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Unser Konzept zielt darauf ab, der Schilfpflanze eine „Stimme“ zu verleihen, um die sich verändernde Klanglandschaft entlang der Spree zu erforschen. Die Idee basiert auf der Umwandlung der elektrischen Impulse und Leitfähigkeitsveränderungen der Pflanze in Klang, der durch ein Arduino-gesteuertes System in Ableton Live verarbeitet wird.
Das Projekt ist inhaltlich tief der Spree verbunden, sowohl durch die Wahl der Pflanzen als auch durch die akustische und visuelle Darstellung der Umwelt. Die Schilfpflanze, die im Spree-Ökosystem beheimatet ist, steht im Mittelpunkt und symbolisiert die Verbindung zwischen Wasser und Land, Mensch und Natur, usw. Die Fragestellung dreht sich um die akustische Wahrnehmung und die Veränderungen in der Klanglandschaft des Flusses, die durch den Verlust von natürlichen Lebensräumen beeinflusst wird. Indem das Projekt die elektrischen Impulse der Pflanze in Klang umwandelt, wird der Fluss nicht nur als physischer Raum, sondern auch als akustischer Lebensraum erfahrbar gemacht.
Wir verwenden Pflanzen als Quelle für akustische Parameter. Diese werden u.a. durch Licht, Klima, Wellen oder andere natürliche Musster beeinflusst. Dieser Ansatz soll einen ermutigt sich, die Welt um uns herum auf neue Weisen zu betrachten. Nicht nur die Pflanze spielt, sondern man kann auch mit ihr zusammen spielen.
Unser Konzept zielt darauf ab, der Schilfpflanze eine „Stimme“ zu verleihen, um die sich verändernde Klanglandschaft entlang der Spree zu erforschen. Die Idee basiert auf der Umwandlung der elektrischen Impulse und Leitfähigkeitsveränderungen der Pflanze in Klang, der durch ein Arduino-gesteuertes System in Ableton Live verarbeitet wird.
Pflanze als Akteur: Wir nutzen eine lebende Schilfpflanze, um deren elektrische Signale in Echtzeit zu messen. Diese Signale werden in Klang umgesetzt, der die Reaktionen der Pflanze auf ihre Umgebung widerspiegelt.
Interfacing with Nature: Ein Arduino-Sensor liest die Veränderungen in der elektrischen Leitfähigkeit der Pflanze aus und überträgt diese Daten an Ableton Live. Dort werden sie verwendet, um mit Samples von Geräuschen aus der Umgebung des Flusses (wie Wind, Wellen und Schilfgeräusche) zu interagieren.
Audiovisuelle Installation: Neben dem Klang wird die Installation durch visuelle Elemente ergänzt. Auf einem iPad soll ein Video mit Aufnahmen vom Fluss laufen, das die Pflanzenwelt und das Leben rund um die Spree zeigt, synchronisiert mit der in Ableton erzeugten Musik.
Klang der Pflanze: Wie können wir die akustischen Signale der Schilfpflanze interpretieren und darstellen, um ihre Reaktionen auf Umweltfaktoren hörbar zu machen?
Verbindung zu Umweltveränderungen: Wie spiegelt sich der Einfluss menschlicher Aktivitäten und Umweltveränderungen auf die Klangwelt der Pflanze wider?
Interaktivität: Inwiefern können die Besucher durch ihre Interaktionen mit der Pflanze ein tieferes Verständnis für die Umweltveränderungen und die Beziehung zwischen Mensch und Natur entwickeln?
Zugänglichkeit: Wie können wir die Installation so gestalten, dass sie sowohl wissenschaftlich als auch ästhetisch ansprechend und verständlich für ein breites Publikum ist, ohne die natürlichen Reaktionen der Pflanze zu vermenschlichen?
Recherchen und Quellen
Biodata Sonification Arduino Shield: Dieses Projekt lieferte uns die erste technische Grundlagen zur Umwandlung biologischer Daten in Klang, was unsere Methode der Schilf-Sonifikation beeinflusste.
MIDIsprout GitHub Repository: MIDIsprout ist ein weiteres Beispiel für die Umwandlung von Pflanzenreaktionen in MIDI-Daten. Diese Inspiration half uns bei der Entwicklung unseres eigenen Systems zur Klanggenerierung basierend auf den elektrischen Impulsen der Schilfpflanze.
MIDIsprout Website: Die Website bot zusätzliche Informationen und Anleitungen zur Implementierung von Pflanzen-Sonifikation.
Relevanter Input aus Referaten und Übungen
Physical Computing/Interfacing with Nature:
Die Tage mit Yin und Muriel im Interfacelab haben uns sehr inspiriert und wir wollten unbedingt etwas mit Arduinos machen. Programmieren war für uns beide neu und wir fanden es faszinierend, was man (mit Hilfe von ChatGPT und Yin!) alles machen kann.
Emotionale Kartografie:
In frühen Übungen des Kurses untersuchten wir alternative Methoden zur Datenrepräsentation und -erfahrung. Emotionale Kartografie stellte eine spannende Möglichkeit dar, wie wir Daten emotional und sensorisch erfahrbar machen können, was unser Konzept der pflanzenbasierten Klanginstallation beeinflusste.
„Teachings of Grass“ von Robin Wall Kimmerer:
Das Kapitel aus Braiding Sweetgrass bot uns eine neue Perspektive auf Pflanzen und deren Bedeutung im Ökosystem, speziell aus einer indigenen Sichtweise. Kimmerer diskutiert die wechselseitige Bedeutung von Mensch und Pflanze und regte uns an, die wissenschaftliche Erforschung dieser Themen mit Respekt und Offenheit anzugehen. Dies half uns, die ethischen und kulturellen Dimensionen unserer Arbeit zu reflektieren.
MIT Media Lab - Mediated Atmospheres (von JB erwähnt)
Dieses Projekt inspirierte unser Projekt, da er zeigt, wie Technologie genutzt werden kann, um Umgebungen interaktiv zu gestalten und auf sensorische Eingaben zu reagieren.
Exkursionen und Expert*innen-Inputs
Exkursion zur Spree:
Die Besuche am Fluss, besonders die Beobachtungen der renaturierten Ufern, inspirierten uns, mit den Einfluss von befestigten Ufern auf das Ökosystem weiter zu beschäftigen. Die Erlebnisse und die gewonnenen Einblicke in die Umgebung der Spree flossen direkt in die Gestaltung unserer Installation ein.
Gastdozenten:
Die Gastdozenten, die uns durch das Ostberliner Spree-Ökosystem führten, lieferten wertvolle Informationen über die Umwelt und die ökologischen Herausforderungen. Ihre Perspektiven halfen uns, die Auswirkungen menschlicher Eingriffe auf die Natur besser zu verstehen und flossen auch in die Konzeptualisierung unserer interaktiven Installation ein.
Die Gastdozenten, die uns in Potsdam besucht haben (JB, Pauline, etc,) haben auch frische und vorausschauende Perspektiven und Herangehensweisen mitgebracht, die uns auch inspiriert haben.
Netzwerke und andere Projekte
Ähnliche Projekte wie MIDIsprout und andere Bioakustik-Initiativen gaben uns wichtige Anregungen für die technische Umsetzung und das Design unserer eigenen Installation.
Diese unterschiedlichen Inspirationsquellen und Inputs halfen uns, ein umfassendes und respektvolles Konzept für unsere Installation zu entwickeln, das sowohl die technologische als auch die ökologische Dimension berücksichtigt.
Beobachtungsinstrumente und Funktionsweise:
Da unsere technischen Beobachtungsinstrumente zum Zeitpunkt der Feldforschung noch nicht einsatzbereit waren, nutzten wir den Tag, um weitere Inspiration zu sammeln und Vorbereitungen für zukünftige Tests zu treffen.
Vorbereitung und Dokumentation:
Fotografie und Video: Wir machten Fotos und Videos der Spree, und ihrer Umgebung, um visuelle Eindrücke der Flusslandschaft und der Schilfbestände zu dokumentieren.
Standortauswahl: Wir erkundeten verschiedene Standorte entlang des Flusses, um geeignete Bereiche für die zukünftigen Feldtests zu identifizieren. Dazu gehörte das Auffinden von Schilfbeständen, die ohne Tretboot erreichbar sind.
Gesammelte Daten:
Erkenntnisse und Vorgehensweise
Inspiration und Planung: Durch die visuelle Erfassung und die Erkundung vor Ort erhielten wir Inspiration für das Design unserer Installation. Wir konnten verschiedene Schilfstandorte und ihre Umgebung besser verstehen, was uns bei der späteren Auswahl der Pflanzen und der Planung der Installation half.
Feldaufnahmen: Die eigentlichen Feldaufnahmen und die Datenerhebung bezüglich der akustischen Eigenschaften des Schilfs wurden einige Wochen später durchgeführt, als das Arduino-System und die entsprechende Programmierung abgeschlossen waren.
Diese Vorarbeit ermöglichte es uns, die späteren Schritte gezielt zu planen und die für unsere Installation benötigten Daten und Inspirationen zu sammeln.
Ideenentwicklung
Materialtests und Prototypen
Materialtests: Verschiedene Schilfproben wurden zunächst getestet, um deren elektrische Leitfähigkeit zu messen und zu überprüfen, ob sie für die Installation geeignet sind. Während der Tests stellten wir jedoch fest, dass die Ergebnisse von Schilf an den Flussufern nicht zuverlässig genug waren. Dies führte zu der Entscheidung, Schilf in Töpfen von einem Gartencenter zu kaufen und zu verwenden, um ein kontrolliertes Ökosystem zu schaffen.
Prototypen: Erste Prototypen wurden im Interface Lab der FHP entwickelt. Diese Prototypen umfassten das Design und die Programmierung von Arduinos zur Messung der Pflanzenimpulse. Die gesammelten Daten wurden dann in Ableton Live integriert, um die Klanggenerierung basierend auf den Pflanzenreaktionen zu ermöglichen.
Coding und Elektronik
Aufgabenverteilung
Wir haben alle Recherche, Prototyping, Programmieren und Ton- sowie Videoaufnahmen zusammen gemacht.
Niklas übernahm die Hauptverantwortung für das finale Video- und Sound-Editing.
Julian übernahm die Hauptverantwortung für die Logistik und Planung des Ausstellungsstücks.
Storytelling
Funktionsweise der Installation
Aquarium mit Schilf: Drei Schilfpflanzen wurden in einem Aquarium platziert, das als kontrolliertes Ökosystem für die Installation diente. Dieses Setup ermöglichte es, die Pflanzen unter konstanten Bedingungen zu beobachten und ihre Reaktionen zuverlässig zu messen. Das Aquarium sah nicht nur gut aus sondern ermöglichte es auch den Besuchern, den Schlamm zu sehen, in dem das Schilf verwurzelt ist, sowie Wasser aus der Spree. Durch den Einsatz von selektiver Beleuchtung konnten wir sowohl die Pflanzen als auch die Höhrmuschel hervorheben, die wir zur aufnahme von Ton-Samples verwendeten.
Die Interaktion: Besucher konnten die Elektrische Impulse der Pflanzen durch Berührung der Schilfwedel beeinflussen, was zu Veränderungen in den Klängen führte. Die Klangveränderungen wurden über Kopfhörer ausgegeben, die an einem Computer angeschlossen waren, auf dem Ableton Live lief. Jede Interaktion mit den Pflanzen verändert die erzeugten Klänge, wodurch eine dynamische und immersive Erfahrung geschaffen wird.
Unsere Ausstellung bestand aus zwei Hauptkomponenten:
Interaktive Installation: Ein Aquarium mit Schilfpflanzen, das auf einem Podest etwa in Hüfthöhe positioniert war. Die Pflanzen waren über ein Arduino-System mit einem Laptop verbunden, auf dem Ableton Live lief. Besucher konnten die Schilfpflanzen berühren und die Echtzeit-Veränderungen der Klänge über Kopfhörer erleben.
Audiovisuelles Display: Ein iPad zeigte ein Video, das die während der Feldforschung aufgenommenen Szenen und Umgebungsgeräusche präsentierte. Das iPad war ebenfalls auf einem Podest platziert und ergänzte die Klanginstallation mit visuellen Eindrücken. Diese Anordnung ermöglichte eine komfortable Interaktion und ein immersives Erlebnis für die Besucher.
Niklas:
Das Projekt und der gesamte Kurs waren für mich in vielerlei Hinsicht ein guter und nützlicher Input. Durch den Prozess der Konzeption, Entwicklung und schließlich der Ausstellung konnte ich meine Fähigkeiten und mein Verständnis in mehreren Bereichen erweitern.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus dem Projekt mitnehme, ist die Bedeutung der klaren Kommunikation von Konzepten. Während der Entwicklung haben wir uns intensiv auf die technischen Aspekte konzentriert. Im Nachhinein hätten wir jedoch mehr Wert auf die Vermittlung der Intentionen unseres Projekts legen können, das ist auf jeden Fall ein learning für mich gewesen. Besonders während der Ausstellung wurde mir bewusst, dass nicht jeder Besucher intuitiv verstand, wie unsere Installation funktioniert.
Ein Aspekt, der mir immer Spaß macht, ist die Kombination verschiedener Medien. In diesem Fall war es die Videoproduktion, das Interfacing mit einer Digital Audio Workstation (Ableton) und die Programmierung (danke da auch nochmal an ChatGPT und vor allem an Yin!). Ich hatte zwar schon Erfahrung mit Ableton, aber noch nie etwas wirklich brauchbares damit produziert und ich denke, es war schön, einen guten Grund zu haben, tiefer in die Materie einzusteigen. Mit Code hingegen hatte ich so gut wie keine Erfahrung und gerade die ersten Steps in der Interfacewerkstatt waren sehr hilfreich.
Der Kurs hat auch meine Sicht auf den Fluss teilweise erweitert, obwohl mir die meisten der diskutierten Probleme bereits bekannt waren. Die Perspektivwechsel wirkten zwar oft wie ein Gimmick, hatten aber meist einen Mehrwert, der vorher schwerer ersichtlich war. Auf der anderen Seite hatten wir Input von vielen Experten und gerade Leute wie JP waren eine echte Bereicherung!
In Bezug auf das Ergebnis des Projekts bin ich wirklich zufrieden! An manchen Stellen hätten wir als Team vieles anders machen können, aber das, was am Ende in der Ausstellung stand, hat meine Erwartungen an das, was man in der vorgegebenen Zeit schaffen kann, in vielen Punkten übertroffen.
Der Abschluss hat schon einen guten Eindruck hinterlassen, da wir es als Gruppe wirklich geschafft haben, einen schönen Ausstellungscharakter zu schaffen.
Julian:
Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis unseres Projekts und des Kurses als Ganzes sehr zufrieden. Nach meiner handwerklichen Ausbildung habe ich viele Jahre für Künstler gearbeitet und ihre Kunstwerke, Installationen und Ausstellungen gebaut. Dies war jedoch das erste Mal, dass ich meine eigene Arbeit ausgestellt habe. Dabei habe ich viel über den gesamten Prozess gelernt, insbesondere über die Vermittlung von Ideen an die Ausstellungsbesucher.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Projekt war, dass wir uns stärker auf das Storytelling und die klare Kommunikation der Projektziele hätten konzentrieren sollen, anstatt uns so sehr auf die technischen Aspekte zu fokussieren. Eine präzisere Anleitung zur Interaktion mit dem Projekt wäre beispielsweise hilfreich gewesen. Obwohl uns und den meisten Kursteilnehmern die Funktionsweise klar war, hatten viele Besucher Schwierigkeiten zu verstehen, wie die Installation funktionierte oder was sie damit tun sollten. Wenn man eine Installation zum ersten Mal sieht, ist es nicht sofort offensichtlich, worum es geht oder wie man interagieren soll. Diese Erkenntnis werde ich in zukünftigen Ausstellungen berücksichtigen.
Eine weitere Erkenntnis für mich war, dass das von uns erzeugtes Audiotrack weniger melodisch und mehr abstrakt hätte sein können. Sie hätte beispielsweise ausschließlich aus den Tonen aus unseren Feldaufnahmen bestehen können. Das hätte die „Musik“ vielleicht weniger zugänglich gemacht, aber gleichzeitig die oben genannten Konzepte – die Klanglandschaft des Flussökosystems, bestehend aus menschlichen und „natürlichen“ Geräuschen wie Wasser, Wind und Vogelgezwitscher – klarer vermittelt.
Schließlich hätten wir robustere Drahtverbindungen und vielleicht auch ein Gehäuse für die Arduinos herstellen sollen, da ich im Laufe des Wochenendes häufig die Installation reparieren musste. Ursprünglich hatten wir geplant, ein Acrylgehäuse für die Arduinos zu bauen, was nützlich gewesen wäre, wenn uns nicht die Zeit ausgegangen wäre. Glücklicherweise überstand die Installation das Wochenende auch ohne Gehäuse!
Was meinen Blick auf den Fluss betrifft, hat sich während des Kurses für mich ehrlich gesagt nicht so viel geändert. Wie bereits erwähnt, habe ich schon viel Zeit an der Spree verbracht – in ihren Wäldern, an ihren Nebenflüssen, an ihren Ufern und in ihren Gemeinschaften – von ihren Quellen bis hin zu ihrer Mündung in Spandau. Nach dem Semester bin ich sogar noch einmal mit meinem Fahrrad und einem frischen Blick die Spree entlang von einer ihrer Quellen in Sachsen bis zurück nach Berlin gefahren.
Allerdings habe ich im Laufe des Kurses einige interessante Details neu erfahren, wie zum Beispiel über nicht-heimische Arten, befestigte Ufer, Kontaminationen durch den Bergbau und die Tatsache, dass der Wasserfluss aufgrund reduzierter Wassermenge manchmal umkehrt. Die Gastvorträge zu diesen Themen waren für mich sehr interessant und wertvoll. Ich habe auch die Aufwärm- und Perspektivenwechselübungen zu Beginn des Kurses sehr geschätzt. Die Tage am Fluss sowie die Präsentation, die wir über die Situationisten und Emotionale Kartografie gehalten haben, waren eine großartige Möglichkeit, meine Denkweise für die Vorbereitung unserer eigenen Projektarbeit zu erweitern.
Insgesamt war der Kurs sehr interessant, gut strukturiert und umfassend und ich bin froh, dass ich teilgenommen habe!