In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Wenn wir den Fluss nicht mehr aus der menschlichen Perspektive sehen, sondern aus der einer Pflanze, die an ihm wächst – was ist dann unsere Beziehung zur Spree?
Für die Spree ist der Mensch nur ein kleiner Teil der Tausenden von Leben, die sie nährt. Wenn wir mehr über die Natur wissen und uns mit ihr verbinden wollen, reicht es nicht aus, sie aus der menschlichen Perspektive zu betrachten.
Wie sieht die Spree für andere Lebewesen aus? Welche Geschichten erzählt die Natur anderen Wesen? Wie können Menschen ihre Perspektive wechseln? Wie können wir uns die Erfahrungen anderer Lebewesen vorstellen? Und wie können wir sie ausdrücken?
Die Spree fließt durch eine Vielfalt von Landschaften, durch Wiesen, Wälder und die asphaltierten Stadtgebiete Berlins. Myriaden von Lebewesen gedeihen in ihr, an und von ihr. Sie ist die Quelle des Lebens nicht nur im Wasser, ihre Kräfte bringen auch Leben in den dichten Wald neben ihr und selbst in den Himmel über ihr. Aus der Perspektive von Löwenzahn-Samen ist der Fluss eine große freie Flugbahn, wo der Wind sie weit hinweg tragen kann. Nehmen die feinen Härchen Feuchte aus der Luft auf, klappen die Schirmchen zu und lassen sich nieder. Bei Trockenheit öffnen sie sich wieder und fliegen weiter. Landen sie auf dem Fluss, trägt er sie ans feuchte Ufer. Die Reise des Löwenzahnsamens beginnt, wenn die Spree ihm ins Ohr flüstert, „der Wind kommt auf“.
Als wir die vielen Löwenzähne an den Ufern der Spree beobachteten, fragten wir uns, wie sich die Pflanze auf dieser Seite des Landes ausbreiten und wachsen konnte.
Es schien uns, dass die Flussufer nicht für Löwenzahn geeignet waren: Die Samen wurden entweder auf den Fluss geweht und konnten nicht keimen, oder sie wurden in den Wald geweht, wo es an Licht mangelte.
Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sie weiter fliegen zu lassen? Vielleicht brauchen sie aber auch keine Hilfe von Menschen, sondern haben bereits eine stillschweigende Vereinbarung mit dem Fluss getroffen.
Wir haben uns über Löwenzahn im Internet informiert, wo er lebt, wie seine Samen aussehen, wie er sich verbreitet und so weiter. Außerdem informierten wir uns über die Geografie des Spree und über klimatische Faktoren wie Temperatur, Windgeschwindigkeit und -richtung.
Und so begannen wir uns zu wundern, wie die Spree für den Löwenzahn aussah.
Um die Perspektive des Löwenzahns zu zeigen, sind wir mehrmals an die Spree gegangen und haben verschiedene Kombinationen von Kameraausrüstung und Requisiten benutzt (Drachenschnur und DJI Pocket, Wasserstoffballon und Apple Nano, Langstock und Go Pro).
Während der Dreharbeiten besuchten wir auch verschiedene Ecken der Spree und stellten uns vor, wohin die Löwenzähne schweben würden und welche Geschichten sie erleben würden. So viele Bilder wie möglich zu haben, gibt uns mehr Möglichkeiten, Perspektiven zu wählen, die näher an anderen Lebewesen sind.
Der Projektfortschritt gliedert sich in zwei Teile, die Produktion des Videos und die Herstellung des Kartenmodells.
Wir haben bei den Video-Aufnahmen, der Bearbeitung des Videos, der Auswahl und dem Kauf der Modellmaterialien, dem Zeichnen des Modells und dem Schneiden und Sprühen des finalen Modells zusammengearbeitet.
Unser Projekt und die letzte Ausstellung im Flamingo besteht aus zwei Teilen. Das Video zeigt die Spree aus der Sicht eines Löwenzahns, ein völlig anderes Bild als die menschliche Perspektive. Der andere Teil ist ein Kartenmodell der Spree-Wasserscheide, vom Wald bis zum Stadtzentrum, von der Natur bis zur Stadt. Oben auf der Karte sind auch viele Löwenzahnsamen verstreut.
Wir hatten kleine Requisiten für die Besucher der Ausstellung vorbereitet, mit denen sie die Rolle des Windes spielen können. Unterschiedliche Requisiten erzeugen unterschiedliche Windstärken, wodurch die Löwenzahnsamen auf der Karte verweht werden. Durch diese Interaktion können sich die Besucher leichter vorstellen, wie die Reise des Löwenzahns durch die Spree aussehen wird.
Im Projekt „Wurde Windig“ sind wir auf viele Schwierigkeiten gestoßen. Obwohl wir als Zweierteam bereits zu Beginn des Projekts einige Erwartungen gemanagt und Aufgaben verteilt haben, kam es anders als geplant. Im Verlauf des Projekts hätten wir den Zeitplan noch einmal überdenken sollen. Aufgrund eines defekten Lasercutters mussten wir die Karte verkleinern und mit einer Säge zuschneiden (vielen Dank an Ragne für seine Hilfe). Die Unvertrautheit mit den neuen Werkzeugen führte dazu, dass wir wenig Zeit für die Modellierung hatten und die Produktion erst in der Woche der Ausstellung abschließen konnten. Wir hätten mehr Zeit für diesen dringenden Fall einplanen sollen.
Es gibt auch andere Punkte, die während der Ausstellung verbessert werden könnten, wie zum Beispiel die Interaktion der Besucher mit den Löwenzähnen auf der Karte. Wir könnten detailliertere Anweisungen für jede der Winde hinzufügen, um den Besuchern zu erklären, wie sie die Löwenzähne auf der Karte fliegen lassen können.
Aber aus dieser Erfahrung haben wir auch eine tiefere Erkenntnis über Gruppenprojekte gewonnen: wie man effektiv miteinander kommuniziert und wie man die unterschiedlichen Stärken von uns beiden nutzen kann, um das Projekt bestmöglich zu präsentieren. Als Gruppenprojekt hat uns diese Erfahrung viel Wachstum ermöglicht, und wir sind überzeugt, dass wir nach dieser Erfahrung in zukünftigen Projekten und in unserer weiteren Arbeit noch besser werden.
Obwohl unser Thema schon früh entschieden war, stießen wir im weiteren Verlauf des Projekts auf viele Schwierigkeiten. Die größte Schwierigkeit: Wenn wir eine nicht-menschliche Perspektive zeigen wollten, hatten wir Schwierigkeiten, uns vorzustellen, wie diese Perspektive tatsächlich aussehen würde.
Wie sieht der Spree aus, der von einer Löwenzahnpflanze wahrgenommen wird? Welche Farbe hat er? Welche besondere Form hat er? Ist er konkret oder abstrakt?
Menschliche Filmwerkzeuge begrenzen die menschliche Vorstellungskraft, und sogar wenn eine Kamera an einen Ballon geschnallt wird und hoch in den Himmel fliegt, verändert das aufgenommene Bild nur den Ort der menschlichen Perspektive.
In diesem Prozess habe ich intensiver über den möglichen Ausdruck nicht-menschlicher Perspektiven nachgedacht, und visuelle Bilder können vielleicht reichhaltigere und vielschichtigere Inhalte vermitteln. Diese Löwenzahnperspektive ist vielleicht nicht perfekt, aber sie ist ein sehr guter Lernprozess.
Diese Erfahrung war für mich eine außerordentlich wertvolle und lehrreiche Zeit. Ich hatte die Gelegenheit, an einem vollständigen Designprojekt von Anfang bis Ende teilzunehmen. Von der ersten Konzeptentwicklung bis hin zur Ausstellung im Spree Park war ich in jedem Schritt involviert. Nach der Ausstellung haben wir das Projekt weiter verbessert und es schließlich auch in der Werkschau präsentiert.
Während des gesamten Projekts stießen wir auf Schwierigkeiten und Engpässe. Es gab Momente, in denen die Ergebnisse nicht unsere Erwartungen entsprachen, und wir entschieden uns, erneut den Spree Park zu besuchen, um weitere Feldforschung zu betreiben und unser Videomaterial zu optimieren. Aufgrund des engen Zeitplans war Kaixin und ich mal die letzte Person, die das InterfaceLab verließ. Aber all diese Anstrengungen haben sich am Ende gelohnt, als wir die Ausstellung in Flamingo erfolgreich abgeschlossen haben.
Wenn ich jetzt zurückblicke, habe ich in dieser Zeit sehr viel gelernt. Die Vielzahl an Input hat mein Wissen erweitert, und der Austausch mit den Professoren hat mein Verständnis für „unhuman design“ vertieft. Unhuman design geht nicht nur über das menschliche Gesellschaft hinaus, sondern es geht vielmehr darum, sich von den eigenen gedanklichen Begrenzungen als Mensch zu lösen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, Fragen zu stellen und Lösungen zu finden.
In unserem Projekt „Wurde Windig“ haben wir versucht, mit einer spielerischen Herangehensweise die Besucher unserer Ausstellung aktiv in unser Projekt einzubeziehen. Unser Ziel war es, die Menschen zum Nachdenken darüber anzuregen, wohin sie gehen würden, wenn sie keine Menschen wären. Doch diese Idee war möglicherweise zu idealistisch. Wir hätten den Besuchern mehr Orientierung und Unterstützung bieten müssen. Wenn wir ein kleines Heftchen erstellt hätten, das den Menschen beim Lesen hilft, unser Design besser zu verstehen und sie zum Nachdenken anregt, hätten wir vielleicht nachhaltigeres Interesse geweckt. So könnte das Projekt weiter erforscht und als eine Art „cultural probe“ genutzt werden.