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Beger Design - Praxissemester Medical Design

Beger Design - Praxissemester Medical Design

Ich habe im Wintersemester 2023/2024 mein Praxissemester bei Beger Design in Köln absolviert.

Beger Design - Interdisziplinäres Medical Design

Ich fokussiere mich in meinem Studium auf Medical Design und wollte diesen Themenschwerpunkt in meinem Praxissemester unbedingt weiter vertiefen.

Beger Design ist seit nunmehr 27 Jahren auf Medical Design spezialisiert. Das Designbüro arbeitet nach den Methoden des Design Thinking  und kombiniert Produkt-, Interface- und Motiondesign. Die Büroräume sitzen im Herzen Kölns in einem der großen Kranhäuser direkt am Rhein.

In der Vergangenheit entwickelte das Team von Beger Design zahlreiche medizinische Geräte (beispielsweise für Stoßwellentherapie, Intensivbeatmung, Nukleofektion, Zellentransfektion oder interventionelle Behandlungen). Zum Portfolio gehören außerdem zahlreiche Produktvideos, 3D Visualisierungen und Interfaces für Medizinische Produkte.

Neben gestalterischen Projekten, hat Beger Design auch einen großen Forschungsschwerpunkt und arbeitete bereits für das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und für die Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Mein Start ins Praktikum

Vielleicht zum Einstieg ganz allgemein: Ich habe mein Praktikum vom 02.10.2023 bis zum 01.03.2024 absolviert. Meine Arbeitszeiten waren Montags bis Freitags von 9:00-18:00 Uhr.

Die Räumlichkeiten:

Ich erinnere mich noch ziemlich genau an meinen ersten Eindruck von der Lage und den Räumlichkeiten von Beger Design. An den Kranhäusern angekommen habe ich mich ein bisschen wie in einem dieser Filme über Superreiche gefühlt. Unten gibt es eine Empfangslobby, in der man sich offziell anmelden muss. Es wird telefonisch nachgefragt, ob man erwartet wird und erst dann bekommt man Zugang zum Treppenhaus oder den Fahrstühlen.

Im Büro selbst gibt es zwei Haupträume. Einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche, Workshopmaterialien und einem kleinen offenen Büro (Dort hat mein Chef gearbeitet) und einen kleineren Büroraum mit vier verschiedenen Arbeitsstationen und einer kleinen Mini-Werkstatt. Dort habe ich den größten Teil meiner Zeit verbracht. Besonders den Ausblick auf den Zollhaven auf der einen, und den Kölner Dom auf der anderen Seite mochte ich echt gerne.

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Das Team:

Zu Beginn meines Praktikums habe ich vor Ort mit einem Kollegen zusammen gearbeitet, der jedoch gerade gekündigt hatte. Nach zwei Wochen gab es außer meinem Chef und mir als Praktikantin nur einen festen Mitarbeiter im Home Office, zu dem ich jedoch häufig telefonischen Kontakt hatte. Außerdem gab es noch die Projektpartner, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Das waren behandelnde Ärzt*innen, Ingenieur*innen und Informatiker*innen, und Softwareentwickler*innen, die ich im Laufe des Praktikums auch alle mal persönlich kennenlernte.

Mein Arbeitseinstieg:

Zu Beginn meines Praktikums musste ich viel Zeit investieren um mich in die bestehenden Projekte einzuarbeiten. Auf Grund meiner Spezialisierung während des Studiums war ich verhältnismäßig gut vorbereitet und brachte schon ein bisschen Vorwissen mit. Aber nichts konnte mich auf die Komplexität der neuen Themengebiete vorbereiten. Die ersten drei Wochen waren praktisch reine Recherchearbeit. Ich habe jeden tag so viele neue Vokabeln gelernt und gefühlt ein halbes Medizinstudium mitgemacht (Nicht ernst gemeint). Naja irgendwann war ich dann endlich eine kleine Expertin für Operationsleuchten, OP-Tische und Hochfrequenzcirurgiegeräte. Und dann sollte es eigentlich richtig losgehen.

Erstens kommts anders und zweitens als man denkt...

Der Plan war eigentlich, dass ich den Oktober nutze, um mich in die Projekte und Themen einzuarbeiten und ab November sollte dann ein großes, neues Forschungs- und Gestaltungsprojekt starten. Dieses Projekt sollte es mir ermöglichen, die Prozesse im Arbeitsalltag von vorne bis hinten einmal mitzuerleben und mich in ein spannendes Projekt mit einzubringen. 

Worum sollte es gehen: Ziel war eine gestalterische Lösung für Prozessorientierte Medizintechnik auf Basis offener Standarts für einen vernetzten Operationssaal. Das Projekt wäre eine enge Vernetzung von Produkt- und Interfacedesign gewesen und sollte vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördert werden. Und genau da lag das Problem. Wenige Wochen nach Beginn meines Praktikums verlegte der Projektträger den Start des Projektes um einen Monat nach hinten. Das war grundsätzlich schon einmal ärgerlich, aber da die Fördermittel ja bereits seit einem Jahr bewilligt waren und alle das Projekt in trockenen Tüchern wähnten, begannen wir trotzdem langsam in das Thema einzusteigen. Im November dann der 60-Milliarden-Haushaltsschock. Längst bewilligte Fördergelder wurden auf Eis gelegt und unser Hauptprojekt, sowie fast alle Nebenprojekte und Kooperationen mit Projektpartnern verzögerten sich. Der Projektstart wurde auf April 2024 verschoben. Da ich zu diesem Zeitpunkt ja nicht mehr im Praktikum wäre, waren wir zunächst ein wenig ratlos, woran ich jetzt arbeiten solle. Eine richtig ideale Lösung gab es nicht. Mein Chef hat mir ein Projekt an die Hand gegeben, dass er in Zukunft plant und zu dem ich mir jetzt schon einmal eigene Gedanken machen sollte. Im Grunde genommen haben wir das beste aus der Situation gemacht.

Auflistung meiner Aufgabenbereiche

Interfacedesign

  • Designforschung: Recherche, Analyse, Strukturierung und Gruppierung von existierenden Geräten im Operationssaal und deren Funktionen und Bedienungskonzepten (OP-Lampen, OP-Tische, HF-Geräte u.A.)

  • Optimierung von bereits vorhandenen Entwürfen für User Interfaces

  • Konzeption, Entwicklung und Gestaltung von eigenen Ideen und Entwürfen für User Interfaces

  • Evaluation mit Informatiker*innen und Softwareentwickler*innen

Produktdesign

  • Recherchen zu bestehenden Produkten durchführen

  • Funktionsmatrix erstellen

  • Skizzen anfertigen

  • Designmodelle bauen (Pappe, Styrocut, 3D-Druck)

  • Ergonomiestudien durchführen

  • Workshop für Anwendende konzipieren und anleiten

  • 3D-Modelle bauen und Evaluieren

Sonstige Aufgaben

  • Mitarbeit an der Formulierung des Projektförderungsantrags

  • Präsentationsvorlagen für Kund*innen bauen

  • Storyboards für Produkt- und Imagefilme schreiben

  • Icons für Produktfilme animieren

  • Marketingkonzept für Weihnachten 2023 gestalten

  • Produkte in Rhino modellieren

  • Pitch-Decks und Präsentationen erstellen

  • Imagefilme oder Produktvideos schneiden

Arbeitsproben

Ich darf nicht allzu viel über die Projekte erzhlen, an denen ich mitarbeiten durfte, da diese noch geheim sind. Deswegen versuche ich möglichst allgemein zu beschreiben, an was ich gearbeitet habe:

The surgical X-Workstation (Interfacedesign)

Besonders gereizt an der Praktikumsstelle bei Beger Design hat mich die Interdisziplinarität der Projekte. Mit Interfacedesign hatte ich in meinem Studium bisher weniger zu tun und deshalb war ich neugierig auf diesen Bereich des Medical Designs.

Mit dem Projekt „The surgical X-Workstation 4.0“ gewann Beger Design 2023 den IF Award in der Kategorie „User Interface Concepts“. Die Zentrale Workstation wurde für die Integration und Kontrolle aller Geräte im Operationssaal entwickelt. Die benutzerorientierte Bedienoberfläche soll durch ihr intuitives Design und risikoarme Nutzung die Patientensicherheit erhöhen, und den Anwendenden die Navigation im stressigen Klinikalltag erleichtern.

Während meines Praktikums durfte ich an der Gestaltung weiterer Interfaces mitwirken und meine eigenen Ideen und Entwürfe einbringen.

Digitaler OP (Produktdesign)

Das größte Projekt, an dem ich während meiner Zeit bei Beger Design gearbeitet habe war ein Medizinisches Tablet. Ziel war das Produktdesign einer Tablethülle, die den speziellen Anforderungen des klinischen Alltags gewachsen ist. Worum es im Detail ging und welche Besonderheiten wir umgesetzt haben, darf ich an dieser Stelle leider nicht verraten ;)

Der Gestaltungsprozess war jedenfalls sehr spannend. Von der ersten Idee bis zum letzten Stand hat sich das Konzept mehrfach gewandelt. Durch Skizzen und Designmodellen in Styro näherten wir uns immer wieder der Formfindung an und evaluierten diese mit klinischen Anwendern. Das Projekt hatte letztendlich einen weitaus höheren Komplexitätsgrad als zunächst gedacht, wurde dadurch für mich jedoch auch noch mal interessanter.

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Highlights

MEDICA Messe

Vom 13.-16.11.2023 fand die MEDICA Messe in Düsseldorf statt. Sie ist mit über 4.500 Ausstellern aus 66 Ländern und mehr als 81.000 internationalen Besucher*innen eine der größten medizinischen B2B-Fachmessen weltweit. Beger Design war mit dem Projektpartner Or.net auf dem Messestand der Landesregierung NRW vertreten. Besuchende hatten die möglichkeit an einem Demonstrator die Ergebnisse des Forschungsprojektes selbst zu testen und das neue Interface als Prototypen auszuprobieren. Zudem hielt mein Chef zusammen mit zwei Kolleg*innen von Or.net einen Vortrag über die Vorteile von SDC.

Ich bin richtig froh, dass ich mit zu Messe durfte, denn die Tickets hätte ich mir unter normalen Umständen nicht geleistet. Ich konnte tolle Eindrücke sammeln, habe einige wirklich interessante Gespräche geführt und tolle Vorträge zu verschiedensten Medizinischen Themen gehört. Auch zum Netzwerken war das richtig gut. Ich habe euch einfach mal ein paar Eindrücke von der Messe eingefügt.

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Live im Operationssaal

Um mir ein eigenes Bild von den Prozessen und Anwendungen im OP machen zu können und ein tieferes Verständnis für die Anforderungen der Anwendenden zu entwickeln, durfte ich im RWTH Aachen mit in den Operationssaal.

Diese Erfahrung war für mich besonders wertvoll. Ich habe einen Tag lang einen Neurochirurgen und eine Anästhesistin begleitet und mir insgesamt drei Operationen ansehen können. Besonders spannend waren für mich, bezogen auf die aktuellen Projekte bei Beger Design, die Abläufe, Rollenbilder, die sterilen- und nicht sterilen Bereiche sowie die Einrichtung der Räumlichkeiten. Die Sorge, ob ich mit den Bildern im Operationssaal klarkommen würde, waren zum Glück unbegründet. Ich kann scheinbar ganz gut Blut sehen (Auch gute Voraussetzungen um im Medical Design zu arbeiten denke ich). Ich bin sehr dankbar für die Eindrücke und Erfahrungen, denn man kann sich einfach von Außen nicht vorstellen, wie es hinter den Kulissen einer Klinik so aussieht.

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Workshop mit Anwendenden

Während meiner Zeit bei Beger Design war ich bei mehreren Workshops dabei, bei denen wir Ideen, Konzepte und Entwürfe mit Anwendenden evaluiert haben. Zum Ende meines Praktikums hatte ich die Möglichkeit, einen eigenen Workshop zu konzipieren, um meine Entwürfe mit Anwendenden zu testen und zu evaluieren. Ich durfte im RWTH Aachen mit einer Instrumentierschwester, zwei Pflegekräften, einer Anästhesistin, einem Neurochirurgen und einer Frau aus der AEMP (Sterilgutaufbereitung) über meine Ideen sprechen. Im Vorfeld bereitete ich eine Präsentation und Prototypen vor, die dann vor Ort getestet werden konnten. In dem Workshop, der etwa zwei Stunden ging, ergaben sich tolle Gespräche, sehr wertvolle Anmerkungen und zum Ende hin habe ich sehr positives Feedback erhalten.

Reflektion und Fazit

Es lief nicht alles wie geplant. Trotzdem würde ich sagen, dass ich sehr viel gelernt habe. Die Agentur ist seit vielen Jahren in der Branche, hat ein krasses Netzwerk und unglaubliches Fachwissen. Wie bereits zu Beginn erwähnt: Ich habe gefühlt ein halbes Medizinstudium hinter mir und dieses Wissen wird mir in Zukunft sicher helfen. Ich durfte außerdem sehr coole Erfahrungen sammeln, sei es auf der Medica in Düsseldorf, bei Workshops mit Anwendenden oder live im Operationssaal. Ich konnte tiefe Einblicke in einen großen Bereich des Medical Designs erhalten und dafür bin ich sehr dankbar. Ganz nebenbei habe ich noch den Umgang mit 3 neuen Softwares erlernt (Affinity Designer, Rhinoceros 3D und Final Cut Pro).

Außerdem war das meine erste Erfahrung mit einem Vollzeitjob. Ich habe einiges darüber gelernt, wie ich am liebsten arbeite und wie ich mir meine Kraft und Energie einteilen kann. Ich habe neue Erfahrungen im Umgang mit Kund*innen gesammelt, einen Blick in die Abgründe der Bürokratiehölle geworfen und viel darüber gelernt, was ich mir von zukünftigen Jobs wünsche oder erhoffe.

Mein Fazit

Mein Studium ist jetzt so gut wie abgeschlossen und ich fühle mich darin bestätigt, dass Medical Design der richtige Themenschwerpunkt für mich ist. Es ist mir verhältnismäßig leicht gefallen mich in fachlich komplexe Themen einzuarbeiten und ich habe nach wie vor ein starkes Interesse an medizinischem Design. Ich habe an den Projekten gesehen, welchen positiven Impact Gestaltung auf Medizinprodukte und damit auf das Leben von vielen Menschen haben kann und möchte weiter Teil dieses Prozesses sein.

Praktikumsbericht (Video)

Ein Projekt von

Fachgruppe

Produktdesign

Art des Projekts

Praktikumsbericht

Betreuung

foto: Prof. Jörg Hundertpfund foto: Prof. Reto Wettach

Zugehöriger Workspace

2.23-PS Praxissemester - Praktikum & Praxisbericht

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2023 / 2024