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REPLICA

REPLICA ist als Konzeptarbeit im Kurs BASKETSWORKS im SoSe 2023 entstanden.

IDEENENTWICKLUNG

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Wie sieht also eine weiche Porzellan Vase aus?

Wenn man von Porzellan Vasen oder überhaupt Porzellan spricht, hat meist jeder dasselbe Bild im Kopf: Strahlend weiße wertvolle Vasen mit detaillierten handbemalten Mustern in kobaltblauer Farbe. Zum Bestaunen, aber eher nicht zum Anfassen.

Körbe dagegen laden einen regelrecht zum Berühren ein.

Was also, wenn diese wertvollen ikonischen Vasen als Körbe umgesetzt werden? In einer noch ältere Handwerkstechnik als der Porzellanherstellung - die jedoch leider nicht die gleiche Wertschätzung genießt?

Und wie kann man die traditionellen Muster auf die Wickeltechnik übertragen?

Beim Wickeln fällt mir auf, dass ich nicht nur eine Form erzeuge, sondern eigentlich auch ein Raster aufspanne. Jedes Mal, wenn ich meinen Hauptfaden umwickele und fixiere, entsteht ein neues Viereck meines Rasters. Dieses Raster bietet sich perfekt dazu an, um visuelle Impulse und Informationen zu übertragen. Der Wickelprozess bekommt neben seiner funktionalen Komponente (den Hauptfaden an der unteren Reihe zu befestigen) auch eine dekorative & kommunikative Komponente.

Kreation und Dekoration finden zeitgleich statt.

PROTOTYPEN

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Wie genau werden Informationen übertragen?

In Bildern, so z.B. als Muster auf Porzellan Vasen. Neben Bildern gibt es jedoch noch ein weiteres Informationsmedium: Schrift.

Genau mit diesem Medium fülle ich die Raster meiner beiden Prototypen aus. Auf dem ersten Prototyp ist das Wort „BASKET“ zu lesen, mein zweiter Prototyp umfasst das gesamte Alphabet.

Bei der Form halte ich mich weiterhin treu an traditionelle Porzellanvasen-Formen. Auch mein Material bleibt dasselbe: Wolle

RECHERCHE

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Für meine Recherche begebe ich mich auf die Spur des blau-weißen Porzellans:

Porzellan wurde vor 2000 Jahren in China entdeckt. Das ikonische blau-weiße Porzellan entstand durch die Verwendung einer blauen Unterglasur aus einem Kobaltoxid-Pigment, dass ab der 14. Jahrhundert aus Persien nach China importiert wurde. Seine gesamte Erfindung beruhte also bereits auf kulturellem Austausch (durch Handel). Die Motive nahmen auch viel Inspiration aus dem Islam und die chinesische Ware trug so oft persische & arabische Schriftzeichen.

Ab dem 14. Jahrhundert wurde das Porzellan in Massenproduktion in Jingdezhen, der Porzellan Hauptstadt Chinas, hergestellt. Größtenteils für den Kaiser.

Mit dem Beginn der Ming-Dynastie im Jahr 1368 wurde die blau-weiße Ware jedoch eine Zeit lang am kaiserlichen Hof gemieden, da ihre Inspiration angeblich zu fremd wäre.

Ende des 16. Jahrhunderts fing der große Exporthandel mit chinesischem Porzellan nach Europa an. Dieses sogenannte „Übergangsporzellan“ erweiterte die bisherigen imperialen Motive auf individuelle Bilder, wie Szenen aus Literatur, Landschaften und Anspielungen an chinesische Malerei und Illustration. Europäische Motive koexistiereten außerdem mit chinesischen Szenen.

Im 17. Jahrhundert stoppte der kaiserliche Hof jegliche Exporte von Porzellanwaren. Die Nachfrage in Europa blieb jedoch groß, sodass viele Imitationen und Kopien auf der ganzen Welt entstanden: Arita ware in Japan, Meissen in Deutschland, Delftware in den Niederlanden und noch viele mehr. Chinesische Motive wurden kopiert und mit lokalen Motiven kombiniert. Vereinzelt wurden neue „chinesische“ Muster entwickelt, die später wiederum in China kopiert wurden.

KONZEPT

Aus meinen Recherchen habe ich zwei Aspekte für mein Konzept herausgezogen, die mich am meisten interessiert haben:

Kopieren & Imitieren

Die chinesische Tradition der Imitation, die - im Vergleich zur westlichen Welt - als positives & legitimes Mittel zur Erarbeitung eines persönlichen Stiles benutzt wird und die kulturelle Bedeutung der Vergangenheit unterstreicht.

Kulturelle Einflüsse

Objekte, die kulturellen Austausch symbolisieren.

Die Idee für mein Konzept ist es nun Imitationen chinesischer Porzellanvasen anzufertigen - in der Wickelkorbtechnik, die seit Tausenden von Jahren von vielen indigenen Völkern (so z.B. in Afrika, Ozeanien & den Amerikas) verwendet wird. Verziert mit englischer Schrift - dem internationalen Kommunikationsmittel -, die die traditionellen Bildmuster in Textinformationen übersetzt.

UMSETZUNG

Qing Vase mit zwei Griffen - Stitch Fiddle.jpgQing Vase mit zwei Griffen - Stitch Fiddle.jpg

Als Vorlage für meine „Korbkopie“ dient mir eine blau-weiße „Bajixiang“ Porzellanvase aus der Qing-Dynastie (1735-1796), die zurzeit im Museum für Asiatische Kunst in Berlin ausgestellt ist. Detaillierte Fotos und Maße sind online im Museumskatalog verfügbar.

Das Orginalmuster übersetzte ich in Schlagwörter, die die abgebildeten Zeichnungen in Sprache übersetzten: Wasser, Lotusblumen & die acht buddhistischen „Bajixiang“ Symbole für Glück (Schirm, Fische, Vase, Lotus, Schneckenhaus, endloser Knoten, Siegesbanner & Rad). Die Henkel zeigen zwei Monster.

Und dann beginnt auch schon das Wickeln. 29 Tage lang.

"REPLICA"

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REPLICA POSTKARTE.pdf PDF REPLICA POSTKARTE.pdf

Das Projekt REPLICA unterstreicht den Reichtum kulturellen Austauschs und drückt Wertschätzung gegenüber traditionellen Handwerkstechniken aus.

Dabei wird unsere westliche Einstellung zum Konzept „Imitation“ hinterfragt:

Die Kopie als Kompliment und nicht als Aneignung.

Stellen Imitationen nicht sogar eine Chance da, voneinander zu lernen? Einen Dialog, einen Austausch, aus dem sich neue Ideen entwickeln und beide Seiten bereichert werden.

Eine Fortsetzung der Serie ist in Planung.

PDF

BASKETWORKS DOKU LENA RINGEL.pdf PDF BASKETWORKS DOKU LENA RINGEL.pdf

Ein Projekt von

Fachgruppe

Produktdesign

Art des Projekts

Keine Angabe

Betreuung

foto: Prof. Silvia Knüppel

Zugehöriger Workspace

BASKETWORKS

Entstehungszeitraum

Wintersemester 2023 / 2024