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Lottenhof – Gestaltung im öffentlichen Interesse

Lottenhof – Gestaltung im öffentlichen Interesse

Im Rahmen des Kurses »CAPS LOCK« haben wir uns mit dem Einfluss des Kapitalismus auf Design auseinandergesetzt und in dem Zusammenhang gemeinnützigen Organisationen kontaktiert, um zu schauen inwiefern man in einem nicht kapitalistischen Kontext gestalten kann. Dabei ging es speziell nicht darum, diesen Organisationen ein Design »aufzuzwingen«, sondern ihnen zuzuhören, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie dabei zu unterstützen, diese zu erfüllen.

Der Lottenhof

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Der Lottenhof ist ein Gelände des Stadtteilnetzwerk Potsdam West. Das Gelände war ursprünglich ein Initiativbau der Schlösserstiftung und wurde über die Jahre auch als Diskothek und später als Gastronomie genutzt. Ab 2004 stand es dann jedoch leer und verfiel über die Jahre.

Erst 2016 kam das Stadtteilnetzwerk Potsdam West und fing mit wenigen Helfenden an, das Gelände neu zu gestalten. Deshalb gibt es auch heute noch viele Ecken die ausgebaut und gestaltet werden können. Aber: es fehlen die Menschen, um diesen Prozess schneller voranzubringen.

Kontaktaufnahme und Möglichkeiten zu Unterstützen

Auf einem vom Stadtteilnetzwerk organisierten Nachbarschaftspicknick, kamen wir mit Miriam Liebert (zuständig für die Finanzen) ins Gespräch, erzählten ihr von unserem Projekt und erfuhren daraufhin mehr über den Lottenhof.

Nach einem Treffen mit ihre Kollegin Paula Breithaupt (zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit) hatten wir dann auch schon eine ganze Liste an Möglichkeiten gesammelt, wie wir den Lottenhof unterstützen könnten.

Zwei Dinge fielen uns dabei besonders auf. Zum einen war eine Rampe, die die Barrierefreiheit gewährleisten sollte, baufällig und musste repariert werden. Zum anderen wünschten sich viele mehr Sitzgelegenheiten im hinteren Teil des Hofes.

Mit dem Wunsch den Lottenhof bei einer dieser Sachen zu unterstützen, nahmen wir am monatlichen Vereinsplenum teil, bei dem über Maßnahmen auf dem Lottenhof demokratisch abgestimmt wird. Dort wurde davon berichtet, dass vor einigen Wochen große alte Betonkübel vom Potsdamer Staudenhof zum Lottenhof gebracht worden waren, für die nun eine Verwendung gesucht wurde. Durch ihre Größe kamen wir gemeinsam auf die Idee Sitzgruppen mit Tischen aus diesen zusammenzustellen.

Problematik: Materialbeschaffung

Um die Rampe zu reparieren und die Betonkübel mit Holzbedeckung auszustatten, brauchen wir Baumaterialien. Da wir dafür nicht viel Geld ausgeben wollten und der Lottenhof selbst kein Geld dafür übrig hatte, versuchten wir, Spenden zu bekommen. Dazu schrieben wir drei Baumärkte in der Umgebung an. Gegen eine Sachspende von ca. 300 € konnten wir anbieten, die Firmen als Sponsoren auf der Website des Stadtteilnetzwerks aufzuführen.

Leider meldete sich nur einer der Baumärkte, allerdings mit einer Absage. Da wir bereits mit Paula über die Situation gesprochen hatten, hatte auch sie sich Gedanken gemacht und schickte uns zu Marcel Pilz, der für die Logistik auf dem Lottenhof zuständig ist. Er zeigte uns ein kleines Holzlager, aus dem wir uns für die Projekte bedienen konnten.

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Konzept: Rampen

Aus Mangel an Baumaterial beschlossen wir, die Rampe, die in der Zwischenzeit bereits von jemand anderem repariert wurde, nicht zu bauen, sondern das Material, das uns zur Verfügung stand, für die Sitzgelegenheiten zu verwenden.

Konzept: Sitzgelegenheiten

Die Betonkübel, die wir als Sitzgruppen verwenden wollten, gab es in zwei verschiedenen Varianten. Es gab niedrige, die etwas länger waren, und höhere, die etwas schmaler waren. Die kleinen ließen sich zu Bänken und die großen zu Tischen oder Hochbeeten umfunktionieren.

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Um die Sitzgruppen sinnvoll platzieren zu können, wollten wir uns mit jemandem treffen, der den Ort regelmäßig nutzt. Deswegen verabredeten wir uns mit einer Dame, die wir vom Plenum kannten und sich seit vielen Jahren um den Lottenhof und ihren Garten dort kümmert. Sie führte uns über den Hof und erklärte uns einige Stellen und deren Funktion.

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Mit ihren Hinweisen bereiteten wir einen Workshop für das nächste Plenum vor, bei dem wir gemeinsam mit den anderen sinnvolle Orte und Anordnungen für die Platzierung der Botenteile finden wollen.

Workshop mit dem Plenum

Für den Workshop bereiteten wir aus Papier ausgeschnittene Bänke und Tische sowie einen großen Plan des Lottenhofs vor, auf dem die Sitzgruppen platziert werden konnten. Für den Einstieg hatten wir uns im Vorfeld bereits mit einigen der Betonteile eine Sitzgelegenheit überlegt, die wir zur Diskussion in den Raum warfen. 

Was besonders gut funktionierte, war eine 3D-Visualisierung, die wir mitgebracht hatten und die den Leuten eine bessere Vorstellung davon vermittelte, wie das Ganze aussehen könnte:

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Die Platzierung, die wir uns für sie ausgedacht hatten wurde jedoch verworfen, da er für einige Events frei bleiben muss.

Am Ende entschieden wir uns gemeinsam für drei Orte an denen die Sitzgelegenheiten platziert werden würden.

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Um dieses Vorhaben auch denen mitzuteilen, die nicht am Plenum teilnehmen konnten, wurden wir gefragt, ob wir auch die finalen Überlegungen visualisieren könnten. Diese wurden dann an die anderen Beteiligten des Lottenhofes geschickt, damit auch diese eine Vorstellung bekommen könnten:

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Umsetzung: Sitzgelegenheiten

Für das Platzieren der Sitzgelegenheiten wird jemand vom Lottenhof mit seinem Radlader die Betonteile an die richtigen Stellen transportieren, da sie zu schwer zum Tragen sind. Wir bringen den gemeinsam erstellten Plan mit und sorgen dafür, dass alles an der richtigen Stelle platziert wird.

Im Anschluss fertigen wir mit dem Holz vom Lottenhof die Sitzflächen passgenau an. Damit die Sitzflächen möglichst lange halten, sind sie abnehmbar (z.B. für den Winter) und werden geölt. Das Öl wird uns dafür vom Lottenhof bereitgestellt.

Fazit & Ausblick

Die Arbeit mit dem Lottenhof hat besonders durch die netten Leute und deren Dankbarkeit viel Spaß gemacht. Durch den demokratischen Prozess und die ehrenamtliche Arbeit vieler dauert jedoch alles wesentlich länger, als man es von anderen Projekten gewohnt ist. Generell ist es schwieriger, Bedürfnisse ohne Geld und Ressourcen zu erfüllen. Der Designprozess erweitert sich auf mehr, als das reine Gestalten. 

Wir können uns gut vorstellen, den Lottenhof auch nach diesem Projekt zu unterstützen und haben im Laufe des Projekts viele tolle Menschen kennengelernt, die dies bereits ehrenamtlich oder mit Hilfe von Fördermitteln tun. Allerdings ist zu sagen, dass ohne ein persönliches Interesse am Ergebnis oder der Güte, gemeinnützigen Organisationen zu helfen, der Anreiz geringer ist als bei vergüteten Projekten. Ohne finanzielle Unterstützung ist ehrenamtliche Arbeit in unserem System leider nur möglich, wenn man sich die Zeit nimmt, diese neben einer bezahlten Tätigkeit zu leisten.

Fachgruppe

Theorie

Art des Projekts

Keine Angabe

Betreuer_in

foto: Silas Wolf

Zugehöriger Workspace

CAPS LOCK – Changing Perspective on Design

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2023