In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Phantastisches Design als Gedankenexperiment: Phantastik beschreibt in der Literatur Geschichten, die von fremdartigen Welten erzählen. Es geht in diesen frei erfundenen Welten jedoch, um das Behandeln einer realen Thematik. So kann eine Geschichte durch ihre Andersweltlichkeit einen Eindruck hinterlassen und eventuell die Art und Weise, wie Dinge in dieser „Realität“ gesehen werden, verändern. So gesehen, ist die Phantastik nicht nur in Kunst und Literatur wichtig, um komplexe Themen und Problematiken zu bearbeiten, sondern hat auch für das Design eine relevante Bedeutung. Die Phantastik spricht eine sehr persönliche und emotionale Sprache, die Sprache von Träumen, Mythen und Legenden. Im Design scheint der Fokus, wenn es sich nicht um ein reines Ausstellungsstück handelt, auf Zweckmäßigkeit, Benutzerfreundlichkeit und einer gefälligen Ästhetik zu liegen. Diese Arbeit soll das Potenzial phanatischen Designs untersuchen und die Möglichkeit, damit eine Brücke zu schlagen, um Objekte zu entwerfen, die einem im Alltag begegnen und einen Moment innehalten lassen. Durch die intime und beunruhigende Ästhetik der Phantastik soll eine Verbindung zwischen Mensch und Objekte entstehen. Ziel der Arbeit, ist es durch die Objekte zu überraschen und diese wie Artefakte aus einer phantastischen Welt erscheinen zu lassen. Die Entwürfe und die imaginäre Welt, zu dessen Vorstellung sie einladen, soll es ermöglichen für einen Moment aus der Monotonie der Zweckmäßigkeit zu entfliehen, um eventuell die Begebenheiten der Realität zu reflektieren.
The term „phantastic“ is used in literature to describe stories that tell of strange worlds. The point of these freely invented worlds, however, is to deal with a real issue. Seen in this light, the form of the phantastic is not only relevant in art and literature, for dealing with complex themes and subjects, but can also be of great value for design.
The phantastic speaks a very personal and emotional language, the language of dreams, myths and legends. In design, the emphasis seems to be more on practicality, usability, and pleasing aesthetics, except for objects intended only for display. The goal of this work is to bridge this gap and create objects that one encounters in everyday life and make them pause for a moment. In doing so, this very intimate and unsettling aesthetic of the phantastic serves as a tool to create a connection between people and objects. These works are meant to surprise by acting like artefacts from a fantastic world. The objects and the world they invite to imagine could allow breaking for a moment from the monotony of the practical, to possibly reflect on the circumstances of reality.
Wir werden von einer Welle erfasst, von der wir weder die Dimensionen, noch die Richtung kennen, in die sie sich bewegt. Es ist allein das Gefühl des Ansteigens, einer aufkommenden Flut. Wir werden bewegt, während wir versuchen, an Ort und Stelle zu bleiben. Immer höher und höher, es gibt keine Möglichkeit anzuhalten oder abzuspringen.
Dieses Gefühl der unwillkürlichen Bewegung bildet ein Kernelement meines Designs. Es ist das Gefühl einer Welt im Fluss, die sich schnell und in viele Richtungen verändert. Der Klimawandel, mit all seinen Folgen für Wasser, Lebensmittel und Land, dessen Auswirkungen gerade erst zu spüren sind. Diese Veränderungen zeigen, dass der Mensch keine dominierende, sondern eine bewohnende Spezies ist. Das vorherrschende Gefühl der Kontrolle und der menschlichen Dominanz wird radikal infrage gestellt. Auch die Forschung eröffnet neue Wege und Möglichkeiten, die drastische Auswirkungen auf unseren heutigen Lebensraum haben können. Das Experimentieren mit organischen, lebenden Materialien in der Wohnung ist hochaktuell und die Frage, wann etwas lebendig und wann es eine Sache ist, steht zur Debatte. Ein weiterer Punkt ist die Komplexität des technologischen Fortschritts in Form von künstlicher Intelligenz, Quantencomputern oder dem Internet der Dinge. Dessen noch nicht absehbare Auswirkungen können einen unangenehmen Schauer im Nacken hinterlassen und zu der Frage führen, was Fortschritt eigentlich ist, wem er dient. Dann sind da die Kriege, die soziale Ungerechtigkeit und die Hilflosigkeit gegenüber den wenigen Mächtigen. Es ist der Moment, in dem die Welle, auf der du schwimmst, zu brechen beginnt und droht, dich zu überholen. Noch einmal tief durchatmen, es geht los...
Diese Veränderungen halten Einzug in die privaten Lebensbereiche. Sie verändern Wohnungen, öffentliche Räume und die soziale Interaktion. Objekte spiegeln die Art und Weise wieder, wie eine Gesellschaft kommuniziert und mit ihrer Umgebung interagiert. Wurden Alltagsgegenstände früher meist als neutrale Gebilde betrachtet, denen lediglich eine funktionale und ästhetische Rolle zukam, so werden sie heute zunehmend zu einer eigenständigen Kraft. In dieser Arbeit dient die Phantastik als Medium zur Erforschung der genannten Aspekte. Sie ermöglicht es, ein Objekt, das als andersweltlich erscheint, in die Realität zu übertragen. Das Produktdesign bietet eine relevante Form der Phantastik, da es weniger explizit als Kino oder Literatur ist und greifbarer als konzeptionelle Kunst. Die Anwendenden können mit einem funktionalen Objekt interagieren. Das Designobjekt lässt Raum für eigene Interventionen und Interpretationen, was es zu einer einzigartigen, individuellen Erfahrung macht.
Mit der aus dieser Arbeit entstandenen Lichtobjekten möchte ich ein Portal zu einer phantastischen Welt schaffen, in der Themen wie Individualismus, technologische Abhängigkeit und das Leben in seiner vollen Konsequenzenreichheit erforscht werden. Die Serie von Objekten verbindet, dass sie alle an der Schnittstelle zwischen dem Mechanischen und dem Tierhaften liegen. Es sind Formen der Natur, die den Instinkt ansprechen und Botschaften wie potenzielle Gefahr vermitteln. Ich habe für meine Arbeit bewusst Formen gewählt, welche für Verunsicherung sorgen, da es schwerfällt Bewegungen diese zu deuten und somit Absichten schwer vorhersehbar sind. Die Lichtkörper scheinen ein Eigenleben zu haben, sie suchen die Gegenwart der Anwendenden und kommen ihnen dadurch ein wenig zu nahe. Es ist grade diese ominöse Präsenz, die sie reizvoll macht. Die Nähe und einnehmende Präsenz der Objekte dient als Metapher für eine Abhängigkeit, von technologischen Geräten und der damit verbundenen digitalen Welt. Diese Technologien haben erhebliche Auswirkungen auf Ökosysteme und sozialen Netzwerke. Das komplexer Werden der Technologie geht so weit, dass es schwerfallen kann, ihren Zweck verstehen und zu erkennen, wo ihre Präsenz endet. Sie wird auf einer Art zu einer eigenen Lebensform, die wir noch nicht verstehen und somit zu einem Antagonisten der menschlichen Geschichte. Die folgenden Entwürfe nehmen eine ähnliche Rolle im Leben der Nutzenden ein.
Die Annäherung der Objekte an die Nutzenden spielt mit dem Wunsch nach direktem Kontakt zu anderen Lebewesen. In einer Gesellschaft der Individualisierung kann es schwierig sein, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Nähe, kann in einem Moment als beruhigend und angenehm empfunden werden und im nächsten als erdrückend. Bei der Interaktion mit den Leuchten müssen diese, um ausreichend Licht zu spenden, so manipuliert werden, dass sie fast mit dem Körper in Berührung. Die Verwendung von gedämpftem Licht ist für alle Entwürfe von zentraler Bedeutung. Künstliches Licht ist eine der Technologien, die den Tagesrhythmus tiefgreifend verändert hat. Dennoch ist es zu einer Alltäglichkeit geworden und die Vorstellung, wie ein Leben ohne künstliches Licht aussähe, fällt schwer. In der von mir geschaffenen phantastischen Welt suchen die Lichtkörper die Nähe des Menschen, um sich zu wärmen und ihrer Energiereserven aufzuladen, so wie Reptilien in der Sonne liegen, um ihrer Körpertemperatur zu erhöhen. Sie geben im Gegenzug ein schwaches Licht zurück. Die Welt, von der sie erzählen, herrschen dunkle Nächte, und die Objekte sind die einzige Lichtquelle. Das dimme Licht drängt die Nutzenden, sich dem diesen zu nähern, um besser sehen zu können.
Die Leuchten sind wie Manifestationen eines Traums, der beängstigend sein kann, aber auch Offenbarung mit sich bringt. Sie laden dazu ein, in der Sicherheit des Wachzustandes, diesen Traum zu reflektieren und diskutieren. Sie greifen Themen auf, die sich überwältigend und weit weg anfühlen können, und machen sie zu etwas Persönlichem und sehr Gegenwärtigem. Die Objekte lassen sich nicht eindeutig lesen, sie sind wie dunkle Schatten, weder gut noch böse. Sie sind die Monster, die das verkörpern, was schwer in Worte zu fassen ist.
Alle Designs werden von einer kurzen Geschichte begleitet, welche einen Eindruck der Welt beschreibt, von der die Objekte erzählen.
Die Stadt ist zu einer Wildnis geworden. Keine Wildnis in dem Sinne, dass es schwierig gewesen wäre, sich darin zurechtzufinden. Sie kannte ihren Weg gut, durch das Labyrinth aus kleinen Gassen, hohen Wohnhäusern und den schwimmenden Brücken, die alles miteinander verbanden. Es ist auch nicht die Art von Wildnis, bei der eine Person befürchten müsste, jeden Moment bei lebendigem Leib gefressen zu werden. In dieser Wildnis gibt es weder Löwen noch Beute. Es gibt nur umherstreifende Kreaturen, die sich mit ihrem Lebensraum verflechten wie die Wurzeln eines uralten Myzels. Auf dem Weg nach Hause fühlte sie sich wie eine weitere Kreatur, die durch die Tentakel all dessen schwamm, was jetzt lebendig, organisch und mechanisch war. Die Straße vor ihrem Haus war menschenleer, selbst der kleine Batterieladen hatte seine Türen für die Nacht geschlossen. Dennoch hatte sie ein mulmiges Gefühl. Das Gefühl einer Präsenz, als wenn da noch jemand oder etwas wäre. Ein Gefühl, dass jede Handlung Konsequenzen haben könnte, dass sie in der Gesellschaft anderer Menschen mehr allein sei, als wenn sie wirklich allein war.
Früher gab es mehr von ihnen, den menschlichen Bewohnern, in dieser Metropole aus Beton und Stahl. Sie waren immer noch viele, aber irgendwie fühlte es sich an, als ob sich alle voreinander und vor sich selbst versteckten würden. Feiglinge. Es gab eine Zeit, in der sie die einzigen waren, vor der Explosion im Forschungszentrum, das ist jetzt Jahrzehnten her. Die große Explosion, die den Himmel mit Nanobots füllte, deren Aurora-Lichter immer noch einen bedrohlichen Schein gegen die verdunkelten Wolken werfen. An jenem Tag gingen die Lichter aus und sie gingen nie wieder an, egal, was die Wissenschaftler versuchten. Dann begannen sie langsam zu erscheinen. Lichtschemen nannte man sie. Leuchtende Kreaturen. Nicht organisch, vielleicht nicht einmal lebendig, sondern etwas ganz anderes. Sie brauchten unsere Wärme, wir brauchten ihr Licht. Also ließen wir sie in unsere Häuser, oder besser gesagt, sie waren irgendwie einfach da. Wir verbrachten die Nächte mit ihnen, in stiller Koexistenz. Eine unbehagliche Symbiose. Obwohl sie mit ihnen aufgewachsen war, konnte sie sich nie ganz an ihre Anwesenheit gewöhnen, sie waren ihr immer noch verdammt unheimlich. Sie kamen ihr immer zu nahe, ihr Licht war zu schwach und ihre Beine zu lang. Am Anfang gab es viele Theorien über ihre Entstehung und ihren Absichten, aber keine schien die wahre Natur ihres Daseins zu erfassen. Schließlich akzeptierten wir, dass sie einfach da waren, eine immerwährende Präsenz, die sich ständig weiterentwickelte. Währenddessen schienen wir zu stagnieren, in der Zeit festzustecken, als ob wir den Preis für unsere vergangenen Verfehlungen und die Arroganz des Forschungszentrums zahlen müssten. Vielleicht war es nicht einmal ein Fluch, überlegte sie. Vielleicht war es einfach ihre Natur; unzertrennlich und unausweichlich mit der unseren verwoben.
Sie fummelte an dem Passierschein herum, um ihre Wohnung zu öffnen. Als sie eintrat, stieß sie mit den Zehen gegen den Staubsaugerroboter auf dem Boden und stöhnte. „Immer diese verdammte Dunkelheit“. Da erschien das kleine Licht. Sie hatte erwartet, dass es da sein würde. Es war nur nie an der Stelle, an der sie es vermutete. So waren sie einfach. Sie wärmte sich eine Mahlzeit vom Vorabend auf und setzte sich an den Tisch. Der Schemen glitt auf sie zu und stellt vorsichtig eines seiner Beine neben sie auf den Tisch ab, sodass es fast ihren Arm berührte. Sie zuckte leicht zurück und korrigierte seine Position. Sein Kopf näherte sich, und das Licht wurde intensiver, begleitet von einem schwachen, widerhallenden Summen. Sie begann zu essen.
Sie waren ständig in Bewegung, obwohl sie nirgendwo hinzugehen schienen. Wohin hätten sie gehen sollen? Auch er war in Bewegung. Er fand Arbeit, Tag für Tag. Heimat war ein längst vergessener Ort. Es gab nur noch ihn und den Moloch, die Stadt, die er nun sein Zuhause nannte. Sie verstanden sich. Er fand eines in dem alten verlassenen Park unten in der Gärtnerstraße, öffnete es und kroch hinein. Seine Muskeln fühlten sich wund an, das Bett hart, aber auf die gute Art hart. Das Licht begann zu leuchten und hüllte ihn ein wie ein Kokon in der Nacht. Er zog die Rippen näher heran. Ganz nah, so nah, dass es seinen Körper in einer metallischen Umarmung nach unten drückte. Auf diese Weise schlief er ein.
Sie lag auf ihrem Bett und spürte die Stadt atmen. An der Wand am anderen Ende des Zimmers war eines der Schemen zu sehen, dessen warmes Licht hinter den geschlossenen Lamellen pulsierte. Sie ging darauf zu. Es war ein wohliges Licht, eine willkommene Abwechslung zu dem trüben, fahlen Grau der Tage. Ihre Finger glitten hinter die Rippen und schoben eine Öffnung frei. Da war es, ihr Gesicht im Spiegelbild, das goldene Licht strich sanft über die Ränder um ihre Augen. Als sie den Kopf ein wenig näher neigte, zuckte eine der Lamellen leicht. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück und zog vorsichtig ihre Hände aus der Öffnung. Wie lange hatte sie schon dort gestanden? Sie fühlte sich so müde. Es war noch so viel zu tun. Sie griff nach ihrer Jacke und ging hinaus in die Dunkelheit der bebenden Stadt.