In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
white nature von Alexandra Martini
Dieser Kurs mit Prof. Alexandra Martini findet in der Modellierwerkstatt statt und wird unterstützt von Jörg Misch.
In der ersten Hälfte des Kurses geht es um das Kennenlernen der Werkstatt und der Materialien. Dafür arbeiten wir mit Gipsabformungen um auch das räumliche Denken zu vertiefen.
In der zweiten Hälfte des Kurses beschäftigen wir uns mit der 5D Methode. Anhand dieser werden wir in kleinen Gruppen durch einen Gestaltungsprozess geleitet, bis hin zu einem vielschichtigen Endprojekt.
Abformübung anhand eines Ackerfindlings
Die erste Übung war die Abformung eines Ackerfindlings. Nach der Ermittlung der Mitte des Steines, errichtet man eine Trennwand mit Ton. Anschließend werden mehrere Gipsschichten aufgetragen, bis die eine Hälfte komplett eingeschlossen ist. Nach dem Trocknen der ersten Hälfte wird die Tonschicht entfernt und ein Trennmittel aufgetragen, sodass die beiden Gipsschalen am Ende noch voneinander zu trennen sind. Dann wird die zweite Hälfte ebenfalls eingegipst. Nachdem alles getrocknet ist, versucht man die Schalen vorsichtig vom Stein abzulösen. Hat das geklappt wir an einer Seite ein kleines Loch geschliffen um das Füllmaterial einzugießen.
Die Innenseiten der Schalen werden nun ebenfalls mit Trennmittel eingepinselt. Mit einem Spanngurt fixiert man die zwei Teile, sodass das Einfüllloch nach oben zeigt. Jetzt kann final Gips eingefüllt werden. Nach dem Trocknen werden die Schalen gelöst und der Stein ist in Gips nachgeformt.
Gegenüberstellung des original Steins und der Gipsnachformung
jeweils 3 Fotos zu dem Begriff Prozess, natürliche Strukturen & vergangene Prozesse
Um unsere Wahrnehmung zu stärken, war unsere nächste Aufgabe Strukturen, Muster oder Oberflächen im Alltag zu beobachten. Zu den 3 oben genannten Kategorien sollen jeweils 3 Fotos entstehen.
natürliche Strukturen
Beispiele für Gebäude, Fassaden, Räume, Installationen, Möbel, alltägliche Objekte, Grafiken, die natürliche Strukturen abstrahieren
1. Struktur der Fassade eines Hauses in Oslo
2. Glaswaben in der Küchentür
3. Muster auf einem Teppich
vergangene Prozesse
3 Beobachtungen vergangener Prozesse, die sich in Oberflächen und Materialstrukturen eingeschrieben haben
1. unendlich viele Schichten Lack auf einem Holzbock
2. Spuren im Schnee
3. Abnutzspuren und Rost auf einem Spachtel
Prozess
zeitliche Abfolge eines [natürlichen] Veränderungsprozesses in 3 dokumentarischen Bildern
1. der natürliche Ast
2. der brennende Ast
3. die übriggebliebene Asche
Mit dieser Aufgabe sollen wir Tonskizzen modellieren, welche in ihren Formen, Strukturen oder Assoziationen möglichst natürlich wirken. Der Ausgangspunkt ist dabei ein geometrischer Körper wie zum Beispiel eine Kugel oder ein Würfel. Nur durch abschneiden und dann erneut zusammensetzen der Teile soll diese natürliche Form erzeugt werden. Dabei muss das ganze Volumen der Grundform auch verarbeitet werden ohne den Ton wieder zusammen zumatschen.
In den Fotos unten sieht man meine Versuche bis ich mich für die letzte Variante entschied, die mich an eine Art Knochen oder an Wirbel erinnert.
Im nächsten Schritt soll diese Form aus Gips gegossen werden. Das war komplizierter als anfänglich erwartet. Ich baute mir mit Rubens Hilfe eine Schalung aus Holz. Da die Form sehr massiv ist, entschied ich mich nur die Hälfte der Form als Schalung zu bauen, sodass ich zweimal gießen musste. In diese steckte ich drei Rohre um die Rundungen auch abformen zu können. Das funktionierte ganz gut.
Um auch nichts von dem Ursprungsvolumen (das war bei mir ein Quader) musste ich auch die Halbrundungen ausgießen. Um die Röhren später raustrennen zu können, nutze ich wieder Trenmittel.
Als alle meine Teile trocken waren, klebte ich die beiden Teile zusammen und testete wo ich die Röhren heransetzen könnte. Durch kleine Ungenauigkeiten war es leider nicht mehr möglich meine Tonskizze exakt nachzubilden. Deshalb entschied ich mich für eine neue Option. Vier der sechs Halbröhren befestigte ich oben und unten auf der Form. Die letzten zwei Röhren sägte ich nochmal durch und brachte sie dann auf den Mittelstücken an. Das war alles sehr aufwendig, da der Gips teilweise abgesprungen ist und es viele Ecken gab die man nicht haben wollte. Doch nach ewigem Schleifen und Pfeilen stand mein Objekt am Ende. Ich war sehr froh als diese Aufgabe geschafft war.
Fotos des finalen Objekts
Bei der Präsentation zeigten wir nochmal alle Aufgaben.Hier sieht man meinen Gipsstein, meine Tonskizzen und meine finale Volumenmodifikation.
In der zweiten Hälfte des Kurses ging es um eine Gruppenarbeit mit Anwendung der 5D Methode. Diese basiert auf dem Buch ,inspired by method' von Alexandra Martini. Ohne direkt mit einem spziellen Thema in ein Projekt zu starten, beginnt man hier den Gestaltungsprozess auf eine andere Art und Weise. Die 5 Dimensionen sind
1. Ausgangswerk: Zu Beginn wird jeder Gruppe ein*e Künstler*in zugeordnet. Aus deren Repertoire an Werken und Arbeiten wird sich nun eines ausgewählt. Das Werk bildet den Ausgangspunkt.
Every Increased Possession Loads Us with New Weariness, 2017
Steel, concrete, glass, aluminium, copper, cast iron, Caithness stone
184 x 135 x 87 cm
2. Keywords: Nach Beobachtungen und Recherche des Werkes werden 5 Keywörter festgelegt. Diese basieren auf den 5 Dimensionen.
3. Visualisierung: Die Keywords werden in einer Matrix zusammen getragen und auf verschiedenen Wegen visuell dargestellt.
visuelle Matrix
Nach dem Erstellen der Matrix experimentierten wir erstmal ganz frei drauf los.
Unser Experimetieren hat damit begonnen, dass wir verschiedene Materialien auf jeweils unterschiedliche Arten mit Gips in Verbindung gebracht haben. Sei es eingetaucht, aufgefüllt oder herübergestrichen, viele neue Ergebnisse und Möglichkeiten zur Vertiefung haben sich daraus ergeben.
Schnell wurde uns klar das wir den Aspekt des Erstarrens faszinierend finden, vorallem wenn leicht bewegliche Materialien in einer bestimmten Position eingefroren werden.
Das führete dazu, dass wir uns damit tiefer beschäftigen wollten. Wir haben verschiedene Stoffe, ob synthetisch oder natürlich, Filz oder Kunststoffgewebe ausgetestet. Dabei haben uns viele Optiken sehr interessiert, doch wir stellten uns erstmals die Frage, wo die Reise hingehen soll.
Was benötigen wir für unser Konzept, was sich langsam aber sicher formte?
Wir haben gemerkt das sich für die Darstellung von „eingefrorenen“ Bewegungen und deren Faltenwurf natürliche Stoffe, welche den Gips zu genüge aufnehmen am besten eigenen würden. Damit hatten wir ausreichend Spielraum um viele verschiedene Objekte darzustellen.
Nach unseren Tests, fanden wir die Kombi aus Textil und Gips besonders spannend. Es war faszinierend zu sehen wie Falten einfach eingefroren werden und die Gravitation damit scheinbar ausgesetzt wird. Mit diesen Gedanken und Assoziationen fand unsere Zwischenpräsentation statt.
Mit dem Gedanken der eingefroren Falten mit Hilfe von Gips erstellten wir ein Moodboard.
Es war klar für uns, das wir das ganze am Körper modellieren wollen, damit das ganze auch „tragbar“ sein wird. Mit einer Schaufensterpuppe haben wir das Textil jeweils in verschiedene Positionen gebracht.
Mithilfe der Schwerkraft haben wir Fallrichtungen des Textils in unnatürliche Richtungen erzeugt.
Bevor wir das Material in Gips eingetunkten, haben wir sorgfältig überprüft, wo sich entsprechende Löcher oder Einbuchtungen befinden sollten um das Objekt am Ende auch dem Körper anzupassen.
Nach vielen verschiedenen Versuchen haben vier unterschiedliche Objekte erstellt, deren Faltenwurf sich in jeglicher Art und Weise der Gravitation widersetzt.
Wir schafften es vier Objekte zu kreieren, die von Menschen getragen werden können. Alle werden scheinbar von einer anders wirkenden Gravitationskraft angezogen.
Um unsere Objekte in einen Kontext einzuordnen und für uns ein Thema zu definieren, erörterten wir zusammen, was die Installationen in uns bewirken und für uns assoziieren. Wir formulierten Themenansätze und wiesen diese den 5 Dimensionen zu, um für uns thematisch Orientierung zu schaffen. Wir kristallisierten unter anderem die folgenden Kernthemen heraus.
Zeit - Emotionen . Druck - Natur - Gesellschaft . Wandel - Kontraste
Vor allem interessierte uns die interaktive Dimension, also die Frage nach: Welche Beziehungen kreieren die Objekte miteinander? Die Verbindung zwischen Bewegung und Stillstand - festhalten und ausbrechen.
Wir recherchierten zu den Themen Stillstand und Schnelllebigkeit und beschäftigten uns intensiver mit den Büchern „Resonanz“ und „Unverfügbarkeit von Hartmut Rosa.
Diese Recherche führte uns zu unserem Titel
Resonanz.
Um den Installationen einen präsentativen Raum zu geben, entschieden wir uns das Projekt in eine performative Richtung zu lenken. Daraus entwickelte sich die Idee, die Gipsobjekte am Menschen in Form eines Videos zu inszenieren und unser Thema über Untertitel und ikonografische Elemente zu vermitteln.
Um den Kontrast zwischen Stillstand und Beschleunigung darzustellen, versuchten wir das Video anhand von aufbauenden und abrupt abfallenden Spannungskurven zu strukturieren.
Wir wollten somit bei der/dem Zuschauer*in Emotionen und besonders das unangenehme Gefühl des Zeitdrucks verstärken. Um dieses Gefühl zu erzeugen, arbeiteten wir Schnitt des Videos mit dem Einsatz von Sounddesign und unterschiedlicher Shotdichte. Die Momente des Stillstands sollten bewusst durch lange Passagen oder einen kurzen ruckartigen Schnitt in Szene gesetzt werden.
Den Kontext des Videos wird durch gezielte Untertitel erfahrbar. Zu Beginn wird der Kontext des Videos eingeleitet. In der Mitte und am Ende sind die Untertitel als Frage formuliert, die zur Hinterfragung der persönlichen Umwelt anregen sollen.
Wir überlegten lange was wohl der richtige Ort wäre für die Realisierung dieses Videos. Doch nach ein paar Gesprächen waren wir uns alle einig, dass es in der Natur sein soll. Im Kontrast zu den erstarrten Objekten, soll die Umgebung weich und natürlich wirken.
Der Kieskuhle im Grunewald erwies sich als perfekte Location. Dort gibt es die riesige Düne, Waldstücke, eine riesige Wiese und sogar einen kleinen Teich. Der Ort bat uns extrem viele Möglichkeiten auf kleinstem Raum.
Unser Drehtag war komplett durchgetaktet.
Wir hatten die Shotlist vorbereitet, die Models bestellt und uns um Catering gekümmert. Die Objekte wurden in einen Miles Transporter geladen und als wir die Models fertig geschminkt haben, ging es ab in den Grunewald.
Unsere zwei helfenden Hände Axel (Kamera) und Tim (Schnitt/Colorgrading) haben super Arbeit geleistet. Wir konnten als Team alles gut über die Runden bringen und sind am Ende des Tages echt erschöpft ins Bett gefallen.
Fotos vom Dreh
Resonanz ist ein einminütiger Experimentalfilm, der durch künstlerische Installationen einlädt, sich mit der Schnelllebigkeit unserer modernen Welt auseinanderzusetzen.
Der Film erforscht die Reaktion des Menschen auf den immer mehr beschleunigten Lebensrhythmus der modernen Zeit.
Durch optimierte Prozesse versuchen wir uns die Welt schneller verfügbarer zu machen und verfallen einem allgegenwärtigen Zeitdruck. Doch ist es der Stillstand den der Mensch benötigt, um wieder mit der Welt in Beziehung zu treten. Anhand von künstlerischen Installationen aus eingegipsten Textil getragen an menschlichen Körpern, wird der/die Zuschauer*in durch verschiedene Zustände des Stillstandes geführt. Dies erfolgt durch szenische sowie performative Bewegungen der „Protagonistinnen“ in natürlicher Umgebung.
Die Inhalte des Filmes werden den Zuschauer*innen durch Impulsfragen (in Form von Untertiteln) und Ikonographie, unterstützt durch eine sphärische Soundlandschaft, vermittelt.
Der Kontext des Filmes beschäftigt sich mit der Soziologie der Weltbeziehung und bezieht sich inhaltlich auf die Buchwerke „Resonanz“ und „Unverfügbarkeit“ vom Soziologen und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa.
Plakat
Im Rückblick erweist sich dieses Projekt als äußerst facettenreich, von dem alle Beteiligten viel mitnehmen können. Der Ausgangspunkt der 5D Methode markierte in diesem Kurs den Beginn eines vollkommen neuen, kreativen Gestaltungsprozesses. Wir starteten im Unwissen und staunten darüber, wann dieses Projekt wirklich an Fahrt aufnahm. Der faszinierende Aspekt lag im Prozess selbst, da wir stets mit neuen Varianten, Ideen und Assoziationen konfrontiert waren. Die Arbeit mit dem Material Gips gestaltete sich äußerst spannend und erwies sich als ideal für unsere Entwürfe.
Unsere Arbeit führte uns durch eine Vielzahl unterschiedlicher Gestaltungsbereiche und präsentierte uns diverse Möglichkeiten zur Formung unseres Projekts. Dabei haben wir handwerklich an den Gipsobjekten gearbeitet, Kontexte in Diskussionen überdacht, einen Drehtag organisiert, die Musik produziert und beim Schnitt mitgeholfen. Wir wurden glücklicherweise von Tim und Axel unterstützt, die uns mit Kamera und Schnitt außerordentlich geholfen haben.
Die Arbeit im Team stellt stets eine Herausforderung dar, doch wir haben sie gut gemeistert. Die Aufgabenverteilung hat uns ermöglicht, diesen Film überhaupt innerhalb der vorgegebenen Zeit zu realisieren. Natürlich wäre es wünschenswert gewesen, etwas mehr Zeit zu haben oder die Gelegenheit etwas mehr Rücksprachen innerhalb des Kurses zu führen.
Dennoch sind wir äußerst zufrieden mit unserem Projekt und stolz auf das Ergebnis unserer Arbeit.