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Der Fall Relotius

Think BIG Rauminstallation im Foyer

Wie glaubwürdig ist Journalismus?

Am 19. Dezember 2018 erschütterte ein Skandal die deutsche Medienlandschaft. Die Präsenz war enorm, der Aufschrei groß und die Konsequenzen fatal. Niemand konnte ahnen, dass solch ein hoch angesehener Journalist zu so etwas fähig sein konnte: Claas Relotius. Der 1985 in Hamburg geborene Journalist begann seine Karriere 2008 als Voluntär bei der Tageszeitung „TAZ“. 2011 wechselte er zum Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, bei dem er später als fester Redakteur eingestellt wurde. Wann genau die Betrügereien begannen, ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass Relotius‘ Reportagen systematisch abgeändert, geschönt und umgeändert wurden.

In dieser Installation wollen wir versuchen, den Relotius Skandal zu erklären, zu veranschaulichen und aufzuarbeiten. Dafür schlüpfen Sie, als Besucher*in, in die Rolle von Juan Moreno, der damals Relotius auf die Schliche gekommen ist. In der Ausstellung befin- den sich Ausschnitte aus Reportagen, die in mehr oder weniger Abschnitten erfun- den sind. Sie als Besucher*in sind nun gefragt: Stellen Sie Nachforschungen an, gehen Sie der Sache auf den Grund, an- gefangen von Ihrem ersten Zweifel bis hin zum unmissverständlichen Aufdecken der Begebenheiten.

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Installation

Die Installation sollte von der visuellen Umsetzung den Aspekt der Zeitung aufgreifen, aber dabei gleichzeitig nicht billig wie eine Bild-Titelseite wirken. Kern der Ausstellung stellen die Originalreportagen und deren offizielle Aufarbeitungen dar, welche interaktiv von der Zuschauer:in angesehen werden können.

Die Installation besteht aus 3 wesentlichen Elementen (Begleitheft ausgenommen):

Poster

Das Poster stellt den Anfang der Installation dar und leitet erklärend in die Ausstellung ein. Inhaltlich gibt es einen Überblick darüber, worum es geht, wer Claas Relotius ist und was wir uns bei der Ausstellung gedacht haben (siehe Punkt 1 in dieser Doku). Visuell soll es an eine Zeitungsseite erinnern, mit Schlagzeilen, Headlines und Text, und fügt sich grafisch gut in die Restliche Installation ein. Gedruckt ist das Poster auf glänzendem A2 Papier.

Reportagen

Die Reportagen sind der Kern der Ausstellung. Wir haben insgesamt 10 Originalreportagen von Claas Relotius herausgesucht und gekürzt, und jeder Reportage die Aufarbeitung hinzugefügt. Für das Layout der einzelnen Reportagen haben wir Flattersatz in zwei Spalten verwendet. Die Vorderseite ist weiß mit schwarzem Text, und die Rückseite ist schwarz mit weißem Text. Durch dieses Mittel wollten wir den Kontrast darstellen: Relotius gegen Moreno, Protagonist gegen Antagonist, Gut gegen Böse. Gerade in der Gesamtheit hat diese Entscheidung gut gewirkt, denn so gab es manche weiße, manche schwarze Flächen, und dadurch, dass man die Reportagen wenden konnte, sah die Installation im Laufe der Zeit immer anders aus. Die Reportagen haben wir auf glänzendem 300g A3 Papier gedruckt, dazu noch Leisten gebaut, in die wir die Druckbögen geklebt haben, und diese dann an einem Haken und Angelschnur im Foyer aufgehangen. So waren die Reportagen sehr stabil (stabil, Bruder!) und konnten unbesorgt gedreht und gewendet werden.

Schlagzeile(n)

Die Schlagzeilen (ursprünglich 3, für die Werkschau nur eine) sollten ein optisches Highlight darstellen, da sie in extremer Größe über der Installation hängen sollten (weil wegen think big, und so). Die Schlagzeilen sollten reißerisch sein, und inhaltlich etwas mit der Installation zutun haben. Gleichzeitig sollten sie (wie eine echte Schlagzeile) Interesse an der Ausstellung wecken. Die Schlagzeilen waren von der Umsetzung mit am kompliziertesten, da ich sie komplett selbst in der Uni gebaut habe. Sie bestehen jeweils aus einer 1m x 1/2m großen, durchsichtigen Folie (Folie klingt so dünn, ich weiß garnicht wie der Fachbegriff dafür ist aber sie war schon relativ dick) und die Schrift darauf in schwarzer Plotterfolie. Durch die Materialien haben die Schlagzeilen ebenfalls diesen „glossy“ Look, den die anderen Elemente auch haben.

Broschüre — Robin Bittrich

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Die begleitende Broschüre besteht aus 2 Elementen:

Heft

Das Heft ist relativ simpel gehalten und besteht aus 4 der Reportagen+Aufarbeitungen. Diese sind und waren wesentlicher Bestandteil unserer Ausstellung, deshalb habe ich mir gedacht, dass ich der Ausstellung gerne nochmal eine Auswahl jener „zum Mitnehmen“ beilegen möchte. 

Gedruckt ist das Heft auf 120g glänzendem A3 Papier.

Faltplakat

Das Faltplakat sollte visuell als auch inhaltlich nochmal einen Akzent setzen. Auf der Außenseite habe ich das Impressum, ein Fazit, ein Foto der Ausstellung und in groben Buchstaben „RELOTIUS MORENO“, welche das Heft überragen (siehe Fotostrecke), platziert. Auf der Innenseite des Faltplakats befindet das Anfangsposter, bloß ist es hier mit einer Vielzahl von Kritzeleien versehen, die das ganze aussehen lassen, als hätte ein eifriger Journalist hier seine Notizen drauf gemacht. Ich fand das persönlich eine witzige Idee, und zudem gibt es dem/der Betrachter:in nochmal mehr das Gefühl, mit involviert zu sein, was ja auch der ursprüngliche Gedanke der Rauminstallation war. 

Gedruckt habe ich das Plakat mit dem A2 Riso, Heft und Plakat habe ich mit Nadel und Faden zusammengenäht.

Broschüre — Rosa Enkelmann

Faltplakat_final_neu.pdf PDF Faltplakat_final_neu.pdf
Booklet_final_neu.pdf PDF Booklet_final_neu.pdf

Das Heft ist noch in Druck. Die fotografische Dokumentation der gebundenen Ausgabe folgt. 

Auch mein Heft besteht aus den zwei Elementen des Hefts und eines in dem Heft eingebundenen Faltplakats.

Heft

Das Heft besteht aus einem direkt auf der Titelseite abgedruckten Resumé des Relotius-Skandals. In der Ausstellung konnte sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt werden. Die erste Frage, die nun beantwortet werden will, ist das „und nun?“.

Im folgenden sind Relotius im Zusammenspiel mit Moreno vorgestellt, als auch die 10 von uns gewählten gefälschten Artikel und deren Aufarbeitungen.

Gedruckt ist das Heft auf 90g Papier im A4 Format mit glänzender Oberfläche. Das gebundene Endformat ist somit A5.

Faltplakat

Das Faltplakat greift die große Typografie aus der Installation nochmals auf und spielt mit der Headline „Der Fall Relotius – Wie glaubwürdig ist Journalismus?“. Versteckt hinter den ersten Seiten des Hefts lugt er hervor und sorgt für Neugierde. Wird das Heft aufgeschlagen, ruft eine Fotografie von Robin Bittrich erneut den Aufbau der Installation ins Gedächtnis. Beim erneuten Aufschlagen ist ein Werbeplakat zu sehen, das mit bolder Schrift groß die Eröffnung und Wiederaufnahme der Typografie-Installation an der FH Potsdam ankündigt. Zusammen mit einer Fotografie, die Robin und mich als KuratorInnen vor der Installation abbildet. Wird das Plakat wieder eingefaltet und auf die Rückseite geblättert, ist das Impressum, samt verwendeter Schriftarten vorzufinden.

Gedruckt ist das Plakat auf 135g Papier der Größe A2 mit ebenfalls glänzender Oberfläche. Es wurde zweifach gefaltet und an der oberen Falz entlang in das Heft mit eingebunden.

Und Jetzt?

Der Relotius-Skandal hatte weitreichende Konsequenzen für den Journalismus. Claas Relotius wurde nach dem Vorfall vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel entlassen und sein Ruf als Journalist stark beschädigt. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Journalismus hat ebenfalls einen Rückschlag erlitten, da viele Menschen begannen, die Glaubwürdigkeit von Medienberichten zu hinterfragen. Als Reaktion darauf verstärkten Redaktionen ihre Überprüfungsverfahren und führen nun weitreichende Faktenchecks und Quellenüberprüfungen durch. Der Skandal löste auch eine breite Diskussion über Ethik im Journalismus aus, wobei Fragen der Sorgfaltspflicht, Objektivität und Verantwortung von Journalisten intensiv diskutiert wurden.

Insgesamt wird der Relotius-Skandal als ein Wendepunkt im Journalismus angesehen, der die Notwendigkeit von Transparenz, Glaubwürdigkeit und Verantwortung im Beruf des Journalisten verdeutlicht hat. 

Mittlerweile arbeitet Claas Relotius als Texter für die Kreativ- und Werbeagentur „Jung Von Matt“, und scheint dort seinen Platz gefunden zu haben.

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Keine Angabe

Zugehöriger Workspace

Think BIG — Narrationen im Raum

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2023