In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Gestaltung eines Fanzines, welches sich mit der Identität des Sprengelkiezez-Wedding beschäftigt. Dafür wird die Veränderung im Kiez mit Fokus auf die Repräsentation dieser in der Typografie an Wänden und Fenstern analysiert.
Im Rahmen des Kurses „Type and See“ bei Christina Poth wurde ein Fanzine entwickelt, in welchem sich die AutorInnen mit ihrem eigenen Kiez beschäftigen. Hierbei sollte die Identität des Kiezes, bzw. einer Straße, durch eine aufmerksame Analyse der Typografie in sämtlicher Ausführung herausgearbeitet und frei im Format Fanzine präsentiert werden.
Ein photographischer Spaziergang durch den Sprengelkiez im Wedding offenbarte einen beeindruckenden gesellschaftlichen Kontrastreichtum, welcher sich in vielerlei Form an den Wänden und auf der Straße widerspiegelt. Alteingesessene Ladenlokale gegenüber von hippen Bars und Bäckereien. Politische Botschaften, Sticker, Graffiti. Viel spricht für eine schnelle Veränderung des Kiezes, zu schnell für die Einen, nicht schnell genug für Andere.
Idee
Kern des Fanzines sollte genau diese Gegenüberstellung neuer und alter „Kiezinstitutionen“ sein. Einerseits durch Vergleiche zwischen Fotos des gleichen Ortes aus verschiedenen Zeiten, andererseits durch das Einbinden von Botschaften der Bewohner selbst. „Yuppies verpisst euch“ oder „Bitte kein Yuppie-Laden“ sprechen eine eindeutige Sprache. Aber nicht nur Veränderung sollte gezeigt werden. Einige Kneipen, Läden oder andere Orte haben in den letzten Jahren bis Jahrzehnten kaum Veränderung widerfahren und prägen die Identität des Kiezes ebenso, wie die neuen „Bewohner“.
Dieser Eindruck sollte möglichst realitätsnah durch das kleine Magazin vermittelt werden mit einem besonderen Fokus auf die Schriften an den Hauswänden, ob leuchtend über den Fenstern oder gesprüht auf denselben.
Stilistische Mittel
Das Fanzine basiert zum großen Teil auf Fotografie, z.T. mit herausgestellten oder zusammengestellten typografischen Inhalten. Der Kontext der Schriften ist beim Vergleich über die letzten 20 Jahre genauso wichtig in der Betrachtung, wie die Schrift selbst.
Für den Ausdruck der Veränderung selbst werden eigene Fotos von 2022 solchen von Google Maps aus dem Jahr 2008 gegenübergestellt und ebenso inszeniert. Dadurch entstehen interessante Kontraste, aber ebenso überraschende Beständigkeit, je nach Ort.
Produktion
Für die Bindung in den vorgegebenen Maßen der 24 Seiten (entsprechend 6 Blatt A3) waren vorgesehen eine möglichst komplett versiegelte Oberfläche auf dünnem Papier, um den eher billigen Charakter eines Fanzines, sowie die Identität des Kiezes aufzufangen. Auch die Bindung sollte einfach bleiben und durch eine simple Tacker oder Fadenbindung keine Aufmerksamkeit für sich beanspruchen. In diesem Heft gilt die volle Aufmerksamkeit dem Kiez unterstrichen von einer bewusst neutralen Aufmachung.
Zum durchblättern:
In erster Linie hat die Bearbeitung des Projekts mir die Augen geöffnet, was meine Umgebung in Bezug auf Typographie alles hergibt. Wir laufen tagtäglich durch die gleichen Straßen und übersehen doch immer wieder den Großteil der tausenden Buchstaben und Zahlen, welche durch Inhalt, Gestaltung, Kontext, Satz, Alter u.v.m. endloses Kommunikationspotential besitzen. Wenn auch nicht mit der gleichen Intensität, wie bei meinem anfänglichen Typo-Kiez-Spaziergang, so laufe ich doch wacher durch die Straßen als noch vor dem Projekt.
Eine zweite unerwartet anspruchsvolle Arbeit, war das Produzieren des Fanzines. Von den Farbeinstellungen in Indesign über den Schnitt und die Unmöglichkeit des exakten Druckens, bis hin zum Binden, überraschten mich jedes Mal kleinere oder größere Probleme, welche gestalterische Veränderungen erforderten. Beispielsweise erforderte der schmale Rahmen mancher Seiten im Heft ein skalieren aller Seiten, in die Mitte hin schmaler werdend.
Aber auch die für mich bis dato eher eher unbekannten Programme der Adobe Suite (v.a. ID & PS) sind mir inzwischen deutlich vertrauter.
Insgesamt, war es ein inhaltlich spannendes Projekt mit vielen Learnings auf mehreren verschiedenen relevanten Ebenen der Produktion, angefangen beim Blick über die Fotografie, der Analyse, sowie der digitalen und schlussendlich analogen Produktion.