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Utopia in Videospielen

Welche utopischen und dystopischen Elemente gehören zu einem Videospiel?

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In diesem Kurs haben wir uns mit utopischen und dystopischen Denkansätzen beschäftigt. Was ist eine Utopie, welche Utopien gibt es und warum?

Utopien haben wir Menschen wahrscheinlich schon immer. Es ist der Sehnsuchtsort, das Paradies und der Himmel. Die Höllenphantasien sind die Anti-Utopie, der Ort an dem wir nie sein möchten. Sie beflügeln unsere Phantasie, und motivieren und Dinge zu tun, oder dem handeln einen Sinn zu geben.

Auf meiner Suche nach Utopien habe ich mir den Themenbereich der Videospiele genauer angeschaut.

Konzeptionelle Betrachtung

Dystopien wurden in Videospielenschon immer verwendet, es ist fast eine Prämisse für die Entwicklung eines Spielekonzepts. Postapokalyptische zerstörte Städte, atomar-verseuchtes Ödland. Zombies und Monster diebekämpft werden müssen.

Diese Schreckensvisionen einer Zukunft, in der keiner Leben will, werden häufig in Spielen verwendet. Logisch, denn für den Spieler ist es spannender selbst einen Helden zu spielen und selbst in das Geschehen einzugreifen, als in einer perfekten Welt zu leben in der es keine Probleme zu lösen gibt.

In Film, Literatur, Musik, Malerei und anderen Kunstformen spielen häufig Utopien eine Rolle. Da sich Videospiele auchzunehmend als ernstzunehmende Kunstform weiterentwickeln, denken die Spielenetwickler verstärkt auch in andere Richtungen des Storytellings:

In „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ (2017) wird der Kampf um eine Utopie erzählt. Der Held hat den Wunsch der Wiederherstellung von einem Gleichgewicht in Hyrule.

Aber auch Multiplayerspiele wie World of Warfcraft (2006) oder Minecraft (2009) haben ihre eigenen Utopien entwickelt, in dem Millionen von Spielern gleichzeitig spielen. Die Spieler haben haben den Wunsch, sich mit gleichgesinnten in einer Community zusammenzuschließen. Daraus schließt sich die Utopie der Interkonnektivität.

Historie

Das Thema der Utopie wurde schon seit den ersten Videospielen verwendet. So zum Beispiel das Spiel Utopia das 1981 erschien. Ein Rundenbasiertes Strategiespiel, in dem man mit Gold bauen kann.

Utopia von 1991 behandelt die kolonisierung von neuen Planeten, auf dem eine Stadt gebaut werden muss.

Gerald Farca teilt in seinem Paper „The Concept of Utopia in Digital Games „ Spiele in folgende utopische oder dystopische Beschreibungen ein:

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Gerald Farca zeigt am Ende des Papers eine Skala, auf der er versucht eine Einordnung von bekannten Spielen auf einer Achse zwischen der Utopie und Anti-Utopia.

Während er Beispiele für alle Arten der Dystopie findet, kann man eine interessante Beobachtung sehen: Das Symbol der der klassischen Utopie zeigt nur ein Fragezeichen.

Daher kann man schließen, dass in jeder Utopischen Darstellung dystopische Elemente vorhanden sind, wie ein Antagonist oder ein Gegenspieler.

Interview mit Rutger van Dijk

Mein Interviewpartner zum Thema Utopien in Videospielen war der Künstler und Entwickler Rutger van Dijk.

Oakenfold on Steam: https://store.steampowered.com/app/1494450/Oakenfold/

Gemeinsam mit dem Studio Taghua veröffentlicht er am 31.10.22 das Spiel “Oakenfold”.
Es ist eine Mischung aus einem Puzzle und Schach.
Der Künstler begreift PC-Spiele als die
ultimative Kunstform, ein Gesamtkunstwerk, das aus mehreren Bestandteilen besteht und alle bisherigen Kunstformen in sich vereint.

„ Computer games are the ultimate pieces of art, they combine all the things humans enjoy. “

Der uns bekannte Zeitverlauf in der realen Welt ist linear, und nicht von uns beeinflussbar. In seinem Spiel Oakenfold gibt van Dijk dem Spieler die Fähigkeit, Zeit mit dem
Mausrad vor - und zurück zu spulen.
Der Künstler hat den Wunsch die Grenzen der technischen Möglichkeiten bis auf die Spitze zu treiben und zu erforschen.
Die vierte Dimension, also die Zeit zu
kontrollieren und durch die Zeit zu reisen wurde schon seit der Antike (Epimenides) beschrieben.

Daraus ergibt sich die Utopie der technischen Möglichkeiten. Denn er möchte wissen,
wie weit man ein Spiel technisch entwickeln kann. Historisch betrachtet eine logische
Entwicklung: in den 1960er Jahren kamen die ersten 2D Spiele, in den 80er die 3D-Models. Seitdem hat sich die Grafik weiterentwickelt, und ist heute kaum noch von der Realität zu unterscheiden. Die neue Unreal Engine 5 ist dafür ein gutes Beispiel.

„ I counted real time and used it in the game. I took little game mechanics and remixed them. It is important to improvise. “

Während die Umsetzung der Zeitreisen
funktion utopischen Ansätzen folgt, basiert die eigentliche Story des Spiels Oakenfold auf
dystopischen Vorstellungen:
„ The earth revolted against the overpopulation following the radication of humans. The last humans left had to escape the earth to build a biodome. “

Für van Dijk ist diese Vorstellung eine
Dystopie, die im Spiel durch Elemente wie Energie statt Gold ausgedrückt werden:

„ nobody needs gold, you need energy in a dystopia “

Auf die Frage, welche Auswirkungen die
allgegenwärtigkeit von Utopien oder
Dystopien in Videospielen haben, sagte er:

„ The world as you know it is not dead. The world as you know it never existed. It was an image, projected by the powerful and warped by the greedy. What you got is the afterimage. “

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Analyse im Bezug auf den Kurs

Das Interview mit Rutjger van Dijk hat mir gezeigt dass Spieleentwickler sich stark mit der philosophoischen Wirkung in ihren Spielen beschäftigen.

Welche Schlüsse kann ich daraus ziehen?

Bei der Entwicklung von Spielen sind Utopische oder Dystopische Ansätze meistens der erste Inspirationsimpuls. Technische Features basieren auf den Vorstellungen und werden erst im Nachhinein an das Konzept angepasst.

Welche Utopische Haltung wird vertreten?

Wie van Dijk es selbst beschrieb, sind Videospiele die ultimative Form der Kunst, in der sich alle bereits vorhandenen Medienarten in einem Medium vereinen. Dabei steht der Wunsch nach Grenzerfarhungen und das Bedürfnis nach Kontrolle über die vom Menschen geschaffene Technik im Vordergrund. Diese lassen sich in der

„Medienutopie“ vereinen.

Medium „Mitte“, „Mittel“, „etwas Vermittelndes“.

Utopien der Transkommunikation

Utopien der Kommunikation handeln von etwas anderem als von den Vorgaben der Kommunikationstheorie und ihrer Wissenschaft.In der Praxis wie in der Vorstellung handeln sie von Engeln oder Göttern, mit dem eigenen Innersten oder mit der ganzen Welt, mit Tieren, Pflanzen oder Maschinen in Kontakt zu treten und dabei jede Vermitteltheit zu umgehen. Durch die Möglichkeiten der Technik nähern wir uns dieser teilweise der Utopie der Transkommunikation.

Betrachtung meiner eigenen Arbeit

The Neuralink Sessions

Im Jahr 2070 ist es normal einen Chip zu haben. Durch Neuralink haben Menschen die Fähigkeit, sich selbst zu optimieren.

Viele Menschen, deren Fokus auf Erfolg und Karriere liegen, verwenden den Chip zur Selbstoptimierung. Bei anderen Menschen entsteht das Bedürfnis nach Ritualen, Sozialen Aktivitäten, Entschleunigung.

Welche Utopie wird beschrieben?

Auch hier sehe ich zurückblickend eine utopische Sichtweise die in Richtung der Medienutopie bzw. Kommunikationsutopie geht. Aber auch dystopische Ansätze wie die Ausnutzung des Chips zur „überladung“ als eine Art Sinnesrausch fanden in dem Szenario Platz. So wollte ich die Vorteile und Nachteile von neuen Techniken thematisieren.

Kugel-PC.pngKugel-PC.png

Park Soucie

Im Oktober 2018 spendete Günther Jauch für die Sanierungen im Park Sanssouci. In diesem Spiel gingen wir der Frage nach, wie sich moderne Großspender öffentlich inszenieren. Entstanden ist eine surreal-mystische Version, quasi ein “Dark Mode” des Parks. Dieses Spiel lässt sich in die Kritische Dystopie einordnen.

https://fhp.incom.org/project/12420

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Reflexion

Bedeutung für das Design
Utopien und ihre Versuche diese Umzusetzen können in mehr Arbeiten gefunden werden, als ich dies vor dem Kurs angenommen habe.

Jeder idealistische oder durch Wertvorstellungen geprägte Umsetzungsversuch hat eine utopischen Hintergrund. In welchem Außmaß diese Ideale dann in der Realität umgesetzt werden (können), wird dann von Faktoren wie Zielgruppe, Finanzierung und der eigentlichen Plausibilität des Projekts, bestimmt.

Utopien als Werkzeug

Auch vor dem Kurs war mir das utopische Konzept bereits bekannt, doch nach der detailierten Betrachtung kann ich nun die Erkenntnisse praktisch anwenden. Vor allem bei der Umsetzung von Projekten, in deren Zielgruppe ich mich selbst nicht befinde, ist die Betrachtung der utopischen Wünsche des Projekts ein gutes mittel um sich in die Menschen hineinversetzten zu können. Aber auch die Betrachtung der dystopischen Seite dieser Utopie kann verwendet werden, um Gefahren oder Nachteile zu erkennen.

Das Verständnis der utopischen Funktionsweisen in unserr Welt hilft mir somit, andere Perspektiven zu erkennen, und diese auch zu verstehen. Auch wenn ich die andere Meinung bzw. Sichtweise nicht teile, kann damit eine Analyse nach den Bedürfnisen und Wünschen erfolgen.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Theorie

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Dr. phil. Rainer Funke

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2022