In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Unsere Entfremdung von der Natur hat uns über Jahrhunderte daran gehindert, das Potential von Pflanzen als mehr als einfache Materialien oder bloße „Wohnzimmer Deko“ wirklich zu verstehen.
Neue philosophische Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse haben unsere Beziehung zu den Pflanzen neu verortet und den, in unserem westlich geprägten Denken, stark verwurzelten Dualismus Mensch/Natur in Frage gestellt.
In dem Kurs wollen wir regionale pflanzliche Ressourcen jeglicher Art untersuchen, mit Ihnen in alle Richtungen experimentieren und in verschiedenen Anwendungsbereichen erproben.
Wir werden versuchen wie Pflanzen zu denken, Ihre Verhaltensweisen zu verstehen und als Inspirationsquelle im Gestaltungsprozess nutzen.
Ziel ist die Zukunft des Designs aus einer neuen pflanzlichen, nicht menschenzentrierten Perspektive zu betrachten, um am Ende des Kurses, ein innovatives phytobasiertes „Produkt“ zu gestalten.
Ich bin in Hessen aufgewachsen, umzingelt von Wäldern und den verschiedensten Baumarten. Ahorn, Buche, Eiche, Linde, usw. Verschiedenste Bäume alle nebeneinander. Als ich für mein Studium nach Potsdam gezogen bin, ist mir bereits auf der Autobahn aufgefallen, dass Wald wohl nicht immer so aussieht, wie ich es von zuhause kenne:
Wenn man nach Brandenburg reinfährt, säumen links und rechts abertausende Kiefern den Weg. Ein Baum sieht aus wie der andere.
70% aller Bäume in ganz Brandenburg sind Kiefern- spezifisch Waldkiefern. Das hat zum einen historische Gründe, denn immer, wenn schnell aufgeforstet werden musste z.B. nach Übernutzung oder Kriegen wurde zur Kiefer gegriffen. Aber auch durch den vielen sandigen Boden und niedrigen Jahresniederschlag hat es die Kiefer sehr viel einfacher als andere Baumarten hier zu gedeihen.
Doch die Kiefer ist nicht nur ein Mittel zur Aufforstung, vielmehr auch das wichtigste Nutzholz in Deutschland als auch ganz Europa. 12 Mio. m3 werden jährlich in Deutschland geschlagen. Verwendet wird Kiefernholz sehr vielfältig: Ob als Bauholz (Fensterrahmen, Türen, Fassaden, Treppen, etc.) oder auch als witterungsfestes Gartenholz. Durch seine besondere Jahresringstruktur wird es auch gerne für dekorative Zwecke im Möbelbau verwendet.
Doch Kiefern bestehen nicht nur aus ihrem Holz. Eines ihrer bekanntesten Merkmale sind die immergrünen Kiefernnadeln, die beim Abholzen als Abfallprodukt anfallen. Das sind pro Baum schätzungsweise Millionen Kiefernnadeln, die nicht genutzt werden.
Also habe ich mir die Frage gestellt: Welches Potential besitzen Kiefernnadeln als Rohstoff bzw. Material? Welches Produkt lässt sich daraus herstellen?
Um aus den Kiefernnadeln ein Material herzustellen, gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Die Nadeln zu pulverisieren und durch ein Bindemittel zu einer modellierfähigen Maße zu verarbeiten ODER die Nadeln in ihrem Rohzustand lassen und sie dann miteinander verbinden. Letztere war meine bevorzugte Methode.
Das Medium Textil bot sich dafür perfekt an: Die langen dünnen Nadeln ließen sich in meinem ersten Versuch (auf einem provisorisch umgebauten Bilderrahmen) als Schussfäden gut miteinander verweben. Es ist eine recht dichte Leinwandbindung entstanden. Einziger Minuspunkt: Die Breite des Gewebes war noch abhängig von der Länge der einzelnen Nadeln.
Die Frage war also: Wie schaffe ich es mein Gewebe breiter zu machen als die einzelne Länge der Kiefernnadeln?
Dafür habe ich mir einen Webrahmen in den Maßen 50 x 70 cm gebaut, auf dem ich verschiedene Webtechniken ausprobiert habe.
Angefangen mit verschieden farbigen Kettfäden. Bereits bei meinem aller ersten Versuch habe ich automatisch zu einem andersfarbigen Kettfaden tendiert, daher wollte ich in meinem Prototyp ausprobieren wie sich verschiedenen Farben auf die Wirkung des Gewebes und der Kiefernnadeln an sich ausüben.
Als zweites habe ich mit zwei verschiedenen Arten von Kiefernnadeln gewebt: Die sehr dünnen und etwas kürzeren Waldkiefernnadeln und die breiteren, längeren Bergkiefernnadeln.
Und dann hieß es „Weben, was das Zeug hält!“
Um das Gewebe breiter zu weben, habe ich die Nadeln einer Reihe immer leicht überlappen lassen. Dadurch ist das Textil an diesen Stellen etwas dichter und es haben sich so etwas wie visuelle Knotenpunkte gebildet.
Beim Rumprobieren mit den verschiedenen Nadelarten ist schnell aufgefallen, dass die Bergkiefernnadeln leichter zu verarbeiten, das Textil jedoch nicht so dicht geworden ist wie bei den dünneren Waldkiefernnadeln. Eine weitere Erkenntnis, die ich gemacht habe, ist, dass die Frische der Nadeln sich auch auf das Webergebnis auswirkt: Je frischer die Nadeln, um so dichter das Gewebe.
Für die Entwicklung meines Konzepts war ich inspiriert von einem der wichtigsten Feiertage des Jahres, der im Wintersemester kurz bevorstand: Weihnachten. Ob man Weihnachten nun traditionell christlich feiert oder nur als eine Gelegenheit mit der ganzen Familie feiern zu können, ein Brauch bleibt doch immer gleich: Der Weihnachtsbaum.
Jedes Jahr aufs Neue wird ein ca. zehn Jahre alter immergrüner Baum -meist eine Tanne oder Fichte- geschlagen, um dann für höchstens zwei Wochen in einem Ständer festgezurrt eine Familie beglücken zu können. Danach heißt es wieder: Weg damit! Läuft man im Januar die Straßen entlang, trifft man die Armee dieser zurückgelassenen Bäume am Straßenrand an -bis die Müllabfuhr sie wieder verschwinden lässt.
Eine vermeintlich nachhaltige Alternative dazu bieten künstliche Weihnachtsbäume aus Plastik. Diese Plastikbäume sollen länger als eine Weihnachtsperiode benutzt werden. Doch aus Erfahrung weiß ich, dass auch ein solch künstlicher Baum, der ein Leben lang halten könnte, meist auch nach zwei-drei Jahren wieder ausgetauscht wird. Denn die Atmosphäre ist doch eine andere als mit einem echten Baum: Der Geruch und auch die langsam abfallenden Nadeln gehören alle mit zum Erlebnis Weihnachten dazu. Und verstaut werden muss der Plastikbaum für den Rest des Jahres auch noch. Viel nachhaltiger ist diese Alternative also auch nicht.
Wie schaffen wir es also, dass der Weihnachtsbaum wirklich nachhaltig wird?
Dafür habe ich mich erst einmal gefragt, warum wir überhaupt jedes Jahr einen Weihnachtsbaum aufstellen. Woher kommt dieser Brauch?
Der Brauch des Tannenbaums stammt aus der nordischen heidnischen Kultur. Er ist ein Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Aufgestellt wurde der immergrüne Baum zur Wintersonnenwende, die auf den 21.12. fällt. Dort wird der Wechsel von der dunklen zur hellen Jahreszeit gefeiert: Die nordischen Völker glaubten die Sonne sei ein großes Feuerrad, das auf die Erde zu und dann wieder von ihr wegrollt. Die Wintersonnenwende symbolisiert diesen Richtungswechsel und feiert den Kreislauf des Lebens mit dem immergrünen Tannenbaum im Zentrum. Aufgrund der kalendarischen Nähe zum Weihnachtsfest wurde dieser heidnische Brauch auch Bestandteil des christlichen Weihnachtsfestes.
Es geht bei dem Weihnachtsbaum also weniger um den Baum selbst als um den symbolischen Wert, den er mit sich bringt: Den Kreislauf des Lebens.
Also habe ich mir überlegt, wie ich diese Symbolik anders und nachhaltiger aufgreifen kann… diesmal aber in textiler Form!
Ein Teppich gefertigt aus Kiefernnadeln. Die herunterfallenden Nadeln werden gesammelt, geordnet und wieder neu miteinander verbunden. Der Prozess an sich eine kleine Feier des Kreislaufs des Lebens! Der Teppich bietet Platz um Geschenk drauf zustellen oder kann dekorativ an die Wand gehängt werden. Obwohl er aus natürlichem Material hergestellt ist und damit z.B. auch den natürlichen Geruch und die ein oder andere heruntergefallene Nadel mit sich bringt, kann der neue Weihnachtsteppich am Ende der Weihnachtszeit wieder zusammengerollt und platzsparend fürs nächste Jahr verstaut werden.
Für die finale Umsetzung habe ich dann schließlich noch einen weiteren Webrahmen in den Maßen 70 x 100 cm gebaut.
Die Kettfäden habe ich auch hier wieder farbig ausgesucht, diesmal aber beabsichtigt. Ich habe mich für die zwei Farben lila und orange entschieden, die die Wintersonnenwende symbolisch repräsentieren sollen: Lila für die kalte und dunkle, orange für die helle und warme Jahreszeit. Die Kettfäden habe ich dann in einer Art Verlauf angeordnet, der den Wechsel zwischen den Jahreszeiten darstellt.
Jetzt musste nur noch gewebt werden. Und das habe ich getan. VIELE Abende lang.
Ich habe dieses Mal ausschließlich leicht angetrocknete Waldkiefernnadeln verwendet. Und auch davon nicht zu wenig. Entstanden ist eine mesh-artige Struktur, die durch das Textil noch leicht durchgucken und bei näheren Hinsehen, die Kiefernnadeln noch als einzelne Nadeln wahrnehmen lässt.
Das Endmaß ist schließlich 60 x 85 cm (A1) geworden.
Als letzten Schritt vor dem Rauslösen aus dem Webrahmen habe ich eine dünne Schicht Leim auf die Rückseite des Teppichs aufgetragen, der die einzelnen Nadeln an ihrer Stelle fixiert.
Benannt nach dem finnischen Wort für Fest und Feier, _JUHLA stellt eine neue und nachhaltige Art dar, das Weihnachtsfest zu zelebrieren. Der Teppich -gefertigt aus 100% heimischen Kiefernnadeln- ersetzt den traditionellen Tannenbaum auf eine dauerhafte, ressourcenschonende und platzsparende Art und Weise. Ob nun zum Geschenke drauflegen oder nur als dekorativen Wandteppich, _JUHLA passt sich einfach und schnell allen Bedingungen an und verhilft zu einem fröhlichen Fest ohne schlechtes Gewissen!
Kiefernnadeln fallen als Abfallprodukt bei der Abholzung von Kiefernholz an. Diese Nadeln können mithilfe eines Kettgarns zu _JUHLA zusammen gewebt und viele Jahre benutzt werden. Wird _JUHLA nicht mehr benötigt oder ist evtl. beschädigt kann es kompostiert werden und die Basis für neue Kiefernbäume bieten.
Damit dieser Kreislauf reibungslos gewehrleistet sein kann, muss sowohl das Kettgarn als auch der Leim zur Fixierung der Rückseite aus biologisch abbaubaren Materialien bestehen (z.B. Kettgarn aus Leinen oder Baumwolle). Das bis jetzt entstandene Endprodukt entspricht noch nicht all diesen Voraussetzungen.
Rückblickend habe ich eigentlich kaum Sachen, die ich heute anders machen würde. Ich habe viel Zeit und Mühe in die Materialentwicklung und Umsetzung gesteckt und verschiedene Sachen ausprobiert. Mein Endprodukt ist simple jedoch konzeptuelle komplex, genauso wie ich mir Design vorstelle.
Die einzigen Schwierigkeiten hatte ich mit meinem selbstgebauten Webrahmen. Die Kettfäden haben sich leider nicht so stramm festziehen lassen, wie ich es gerne gehabt hätte, da sonst der Zug auf den kleinen Zacken, die das Garn halten, zu groß war und sie rausgebrochen sind. Das war der wenigen Zeit, die ich in die Konstruktion meines Webrahmens gesteckt hatte, geschuldet. Da dieser nur Mittel zum Zweck war und nicht mein Endprodukt, musste es schnell und günstig sein. Für den kurzen Zeitrahmen, den ich für dieses Projekt hatte, würde ich es wahrscheinlich auch in der Zukunft nicht anders machen. Für eine Weiterentwicklung dieses Projektes wäre es aber sicher angebracht in einen richtigen Webrahmen zu investieren.
Im Rahmen unseres Referates tauchten Charlotte und ich in die Welt der Algen ab und fanden das immense Potential dieser (manchmal fremdartigen) Spezie:
Hier ein paar der interessantesten Fakten:
_Algen sind nicht alle unmittelbar miteinander verwandte Organismen. Viel mehr dient die Spezie Alge als ein Sammelbegriff für Organismen, die ähnliche Merkmale voweisen, die sie von anderen Pflanzen abgrenzt. Manche Algen gehören sogar zu den Bakterien. Eins haben aber alle Algen gemeinsam: Sie betreiben Fotosynthese!
_Die kleinsten Algenarten bestehen aus nur einer Zelle, die größte wird bis zu 60 m lang.
_Im Wasser können Algen eine große Spanne an verschiedenen extremen Lebensräumen aushalten: Polares oder doch Totes Meer, Algen gedeihen!
_Obwohl der größte Teil der Algenarten im Wasser vorzufinden ist, gibt es auch vereinzelt Arten, die außerhalb des Wassers leben wie z.B. in der Luft, im Boden oder sogar im Schnee.
_Algen produzieren ca. die Hälfte des gesamten Sauerstoffes in unserer Atmosphäre. Außerdem bindet das Phytoplankton (einzellige Algen) jährlich ca. 45 Gigatonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Ohne diesen Vorgang wäre die Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre fast doppelt so hoch wie jetzt.