In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Projektdokumentation des Buchobjekts im Kurs Typo Labor | Schneekönigin.
Das Buchprojekt im Kurs Typo Labor / Die Schneekönigin beschäftigte sich mit der Gestaltung einer taktilen Erzähl-Erfahrung für Kinder mit ersten Lesekenntnissen. Grundlage dafür war das Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen.
Der Kurs arbeite in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Eva Costa; deren Erzähltheater „The Snow Queen - immersive tale“, um eine taktile Komponente erweitert werden sollte. Wir forschten im Kurs zu den Bereichen Buchkunst und Typografie.
Unsere Umsetzung entwickelte sich jedoch weg vom Format Buch zu einer pädagogisch-künstlerischen Spieldecke für Kinder. Diese Dokumentation zeigt den Verwirklichungsprozess von ersten Ideen unseres Projektes bis hin zum finalen Produkt.
Zu Beginn des Semesters tasteten wir uns sehr strukturiert an das Thema heran. Wir versuchten uns mit der Stimmung und den Hintergründen des Märchens auseinanderzusetzen. Dazu recherchierte zunächst jeder für sich zum Inhalt der Geschichte, zu Andersens Leben, Materialien, der Wahrnehmung und Ausdruck von Eis-Schnee-Kälte und dem nordischen Minimalismus. Wir bekamen außerdem Input zu taktilen und inklusiven Kinderbüchern.
In gemeinsamen Treffen mit Eva Costa bekamen wir Einblicke in ihr Projekt und in die Audiokonzepte des Märchens. Mit diesen Audiovorlagen arbeiteten wir im Laufe des Semesters weiter und hielten uns immer in Absprache mit der Künstlerin und ihren Visionen.
Als jede/jeder für sich einen Eindruck vom Projekt einfangen konnte, begannen wir mit ersten typografischen und gestalterischen Probeentwürfen zu experimentieren. Dabei versuchte jede/jeder eine Richtung zu finden in die sich das Projekt für einen persönlich entwickeln könnte. Nach dem Präsentieren der individuellen Entwürfe fanden wir uns in Gruppen zusammen und diskutierten und planten unsere Vorstellungen. Schon von Beginn unserer Zusammenarbeit interessierten wir uns für den Einsatz und die Haptik von Textil. Diese Idee wollten wir festhalten und ausbauen.
Input unserer Gruppenmitglieder nach der individuellen Recherchephase:
Carlotta
Jeanne
Clara
Andrey
Als Gruppe recherchierten und testeten wir weiter.
Wir machten erste Erfahrungen in der Buchbindewerkstatt. Es fühlte sich toll an, erste kleine Bücher in der Hand zu halten. Wir beschäftigten uns mit der Verbindung von Stoffelementen, Garn und Papier, fertigten erste Nähproben an und färbte Stoffreste. Wir bedrucken Transparentpapier und suchten nach Lösungen eines Erzähl-Konzeptes durch das Buch. Jedoch blieben oft viele Fragen offen. Wie wollen wir das Buch binden und durch die Geschichte leiten? Wie soll der Einsatz von Typografie aussehen?
Diese Phase des Projekts war durch viele Ideen und einer Weite an Möglichkeiten geprägt.
Moodboard:
Schnell mussten wir feststellen, dass wir uns auf Dinge einigen müssen, um konkreter zu werden; das war oft nicht so einfach. Wir versuchten unserem Konzept einen Rahmen zu geben und legten uns auf erste Ideen fest.
Zur damaligen Projektphase waren uns Stimmungen sehr wichtig. Diese wollten wir im Übergang der Jahreszeiten und im Farbschema aufgreifen. Die Idee Papier und Stoff zu verbinden hielten wir weiter fest und dadurch stand auch unser Einsatz von taktilen Elementen und Material. Weiterhin entschieden wir uns für eine sehr abstrakte Darstellung der Erzählelemente des Märchens durch eine Formensprache des nordischen Minimalismus. Typografie wollten wir nur sehr wenig und gezielt verwenden, auf eine spezifische Schriftart konnten wir uns zu dem Zeitpunkt noch nicht einigen. Da wir alle noch sehr wenig Erfahrung mit Schrift hatten, fiel uns der Umgang mit den typografischen Elementen weiterhin schwer.
Unser Leitbild war es, ein Buch für Kinder zu erschaffen, welches den Erwachsenen visuell ebenso ansprechen sollte. Diese Idee konkretisierten wir und arbeiteten sie im Laufe der ersten Phase des Projektes weiterhin aus.
Die Zwischenpräsentation am 08.12. war für uns nochmal ein Wendepunkt. Das Feedback einstimmig: zu viele Ideen, zu viele verschiedene Materialien und wie wollt Ihr das in einer größeren Stückzahl umsetzen?
Für uns steht danach fest: Wir möchten ausschließlich mit Textil arbeiten. Durch Reduktion mehr Wirkung erzeugen. So können wir uns voll und ganz auf die Farbgebung, die Formensprache und die Darstellung konzentrieren.
Um das Buch dennoch in einer höheren Stückzahl produzieren zu können, haben wir die Idee einzelne Schlüsselelemente aus dem Text herauszuarbeiten und diese in einzelnen, kachelförmigen Bildern zu nähen. Diese können anschließend gescannt, gedruckt und gebunden werden.
Das Hauptobjekt sollte allerdings ein großes genähtes Bild der ersten Geschichte sein, in welches die fünf weiteren Kapitel in kleinen Taschen eingefasst sind. Die erste Geschichte ließe sich aufrollen und dort entdeckt man nach und nach die fünf Stoffbücher.
Die finalen Ideen der Kacheln, der Formen und Farbgebung sind schnell gefunden.
Christina rät uns: Bevor ihr ans nähen geht, haltet doch mal die Kacheln aneinander - sieht das so aus wie ihr das möchtet? Hat das die gewünschte Wirkung?
Haben Sie nicht. Also erneute und letzte Änderung des Konzepts:
Eine Spieldecke. Auf der Rückseite die erste Geschichte. Auf der Vorderseite das zweite und dritte Kapitel als Landkarte.
Wir behalten unsere Form- und Farbsprache bei, können diese aber frei einsetzen. Nun kommen neue, spannende Fragen auf: Wie setzen wir Typografie ein? Wie leiten wir durch die Geschichte?
Wir entscheiden uns dazu, die erste Geschichte seperat zu behandeln. Sie leitet das Märchen ein und gibt unserer Spieldecke buchstäblich einen Rahmen. Die Geschichte spielt sich im Rahmen des Spiegels ab.
Typografie setzen wir sehr reduziert ein. Was sind die wichtigsten Textelemente um der Geschichte zu folgen?
Wir reduzieren den Text auf die Namen der beiden Protagonisten Gerda und Kai; den Moment in welchem Kai den Splitter ins Herz bekommt sowie die Überleitung der dritten in die vierte Geschichte, in welcher Gerda sich von der Alten Dame aus, auf den Weg macht Kai zu suchen.
Die Typografie reiht sich außerdem ins Farbsystem ein. Alle Schlüsselelemente sind in rot gehalten, so auch die Schrift.
Und passend zu Thema bekommen wir die Möglichkeit den Text zu sticken.
Den Titel wird ebenfalls gestickt und bildet die Verpackung der Decke. Er ist auf eine Banderole gestickt, die die gefaltete Decke zusammenhält.
Das Impressum wird ebenfalls gestickt und an der Seite als Etikett angebracht.
Während des Entstehungsprozesses sind immer wieder Probleme aufgetreten. Als Nähanfänger wussten wir nicht genau was bei der Arbeit mit Stoff auf uns zukommen wird. Durch Scheitern und neu Probieren haben wir gemeinsam herausgefunden wie sich Soff beim Nähen verhält, welcher sich gut eignet und auch wie man eine Nähmaschine überhaupt bedient.
Neben vielen gemeinsamen Zoom Meetings haben wir ausschließlich in der Nähwerkstatt der Fachhochschule gearbeitet. Nicht nur an dem Stoffvorrat durften wir uns bedienen, sondern hatten auch Zugriff auf die beiden Nähmaschinen. Mit einer der Nähmaschinen war es möglich dickeren Stoff zu nähen, was gegen Ende des Projektes sehr wichtig wurde.
Eine weitere wichtige Frage war, wie wir Typografie sinnvoll mit Stoff verbinden sollen. Zu unserem Glück, war Levis Stickmaschine für einige Wochen in der Nähwerkstatt untergebracht, mit seiner Hilfe war es möglich den Text auf Stoff zu sticken. Der Text war schnell und sauber gestickt und ließ sich wunderbar als weiteres taktiles Element mit dem Stoff verbinden. Hier nochmal ein großes Dankeschön an Levi und Sonja, die uns sehr unterstützt und geholfen haben! Und auch ein Dankeschön an Christina, dass uns die künstlerische Freiheit gelassen wurde, uns auf die Spieldecke zu fokussieren. Obwohl das Projekt unkonventionell, kein Buch und nicht kommerziell realisierbar war.
Unsere Teamarbeit lief sehr gut, Einigungsprobleme konnten wir zum Beispiel kompromissbereit lösen. Dass wir ähnliche Vorstellungen, aber dennoch unterschiedliche Ansätze hatten, stellte sich als sehr inspirierend für die gemeinsame Arbeit heraus. Durch wöchentliche Zoom Meetings konnten wir gute Ideen miteinander teilen. Aber vor allem trieb die gemeinsame Begeisterung das Projekt stetig voran.
Durch einen Coronafall in unsere Gruppe, weshalb wir alle in Quarantäne mussten, konnten wir unsere Decke leider erst mit etwas Verzögerung fertig stellen. Wir sind dennoch sehr zufrieden mit dem Ergebnis, haben viel Neues gelernt und sind zudem sehr neugierig auf weitere Arbeiten mit Stoff.
Auch fanden wir es super schön, durch die Einschränkung, nur mit Stoff zu arbeiten, neue spannende Lösungsansätze für Märchenerzählungen zu finden.