Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

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Redesign Fahrplanauskunft DB

Der Kurs „mobility design“ strebte Produktdesigns an, die dem Mobilitätssektor zu mehr Klimaschutz verhelfen können.

Mein Projekt möchte die Klimafreundlichkeit von Zügen im Fernverkehr besser präsentieren. Im Schwerpunkt soll die CO2-Einsparung, finanzielle Vorteile und de Zeitersparnis im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln deutlicher hervorgehoben werden. Dazu wurde die „Reiseauskunft“ und der „UmweltMobilCheck“ redesignt.

1. Ideenfindung

Mit dem Kurstitel „mobility design / mobility + urban 3d-scenarios / products / systems / services“ war uns eine grobe Richtung vorgegeben, dennoch blieb uns Studierenden ein breites Feld an Möglichkeiten. Deshalb beschäftigten wir uns einen Großteil des Kurses damit die Problematik zu erörtern. Wir recherchierten und erstellen Zeitskalen auf denen wir notwenige oder geplante Schritte in Richtung klimafreundliche Mobilität eintrugen. Wir priorisierten und kategorisierten Ideen und Lösungsansätze. So arbeitete jede Teilnehmer*in einen Schwerpunkt heraus, der besondere Beachtung im Designprozess finden sollte.

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2. Zielstellung

Ich beschloss den Fokus auf das Mindset, die Einstellung bzw. den Wissensstand zu legen. Mir war es wichtig in den Köpfen der Menschen etwas zu verändern, ihnen die Dringlichkeit der Klimakatastrophe vor Augen zu führen und so eine Handlung zu initiieren.

Im Detail orientierte ich mich an einem Flussdiagramm von Dr. Martin Soland von der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW das 2017 in „Psychologische Aspekte des Mobilitätsverhaltens“ präsentiert wurde. Auf dieser Grafik wird verdeutlicht an welchem Punkt einer Entscheidungsfindung mit welchen Argumenten beeinflusst werden kann.

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Ich beschloss an zwei Punkten anzusetzen.

1. Vor der Entscheidung können bessere Alternativen zum nochmaligen prüfen der Entscheidung angeführt werden. So kann beispielsweise die Gewohnheit durch Blicklenkung auf finanzielle, emotionale und klimatische Vorteile öffentlicher Verkehrsmittel durchbrochen werden. 

2. Während der Ausführung kann ein positives Erlebnis durch Erinnerung an die positiven Konsequenzen des Handelns verstärkt werden. Auch hier sollten die Vorteile wiederholt deutlich gemacht werden.

3. Recherche

In der detaillierten Recherche beschäftigte ich mich vor allem mit dem Verkehrsmittel Bahn. Die Deutsche Bahn wird Anteilig vom Staat unterhalten und bietet einen komfortablen Fernverkehr. In letzterem wird sie mit Ökostrom betrieben wodurch die Klimabilanz auf weiten Strecken deutlich besser als mit dem Auto oder Flugzeug ausfällt. Leider steht diesem Vorteil ein vergleichsweise hoher Preis für Tickets und Unzuverlässigkeit entgegen. So verbinden viele Reisende mit ICEs der Deutschen  Bahn vor allem Verspätungen, überfüllte Wagons und unverhältnismäßig hohe Kosten.

Zudem ist die Recherche- und Buchungsplattform die „Reiseauskunft“ gerade an mobilen Endgeräten unübersichtlich, überladen und nicht sehr effizient. Es gibt einen „UmweltMobilCheck“ der nach Eingabe einer Verbindung aufgerufen werden kann. Dort wird der Ausstoß klimaschädlicher Gase mit denen von PKW und Flieger verglichen. Hier sind nicht nur Daten zu CO2, sondern auch zu anderen Stickoxiden, Energieverbrauch und Feinstaub abzulesen. Problematisch an der Seite ist die Auffindbarkeit, die Unübersichtlichkeit, die Menge an Daten die für eine Kaufentscheidung wenig relevant sind, wie beispielsweise der Energieverbrauch einzelner Fahrzeuge, sowie die nicht im richtigen Verhältnis dargestellten Grafiken. 

Ein weiteres Problem sind die Daten selbst. Die DB rechnet hier mit den Werten für reinen Ökostrom, genutzt wird aber effektiv der deutsche Strommix, in dem erhebliche Strommengen aus Braunkohle enthalten sind. So wurde extra für die Bahn vor wenigen Jahren ein weiteres Braunkohlekraftwerk eröffnet. Um eine transparente und realitätsnahe Rechengrundlage zu schaffen beziehe ich mich daher auf die offiziellen Werte des Umweltbundesamtes.

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4.1. Reiseauskunft - Startseite

Die Reiseauskunft der DB wird auf der Startseite der Website www.bahn.de gestartet. Sie ist der Abschnitt, in dem man sich zu aktuellen und zukünftigen Verbindungen informieren kann, aber auch die Buchung vornimmt. So kann die Reise in Bezug auf Ermäßigungen oder besondere Anforderungen wie Barrierefreiheit personalisiert werden und die Buchung, beispielsweise auch mit Sitzplatz, erfolgen. Allein die Komplexität der Einstellmöglichkeiten ist so groß, dass letztere nur über eine weitere Seite erreicht werden können. Aufgrund der Menge der nötigen und möglichen Informationen ist es suboptimal die Reiseauskunft nur in ein schmales Fenster auf der Startseite zu legen. Für heutige Monitore ist die gesamte Seite sehr schmal angelegt, sodass immer ein breiter grauer Streifen an den Rändern ungenutzt bleibt. Außerdem wirkt die Weiterleitung auf eine stilistisch anders wirkende Seite wenig konsistent, die Seite selbst ist dabei unübersichtlich und zu lang.

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Im Redesign dieses Abschnitts, der „Reiseauskunft“, habe ich alle inhaltlich relevanten Informationen beibehalten, lediglich die Breite des Fensters, die Sortierung und das Erscheinungsbild neu gestaltet. Anstatt einer Weiterleitung klappt die erste Ansicht einfach aus. Alle wichtigen Auswahlmöglichkeiten sind in einem Bereich zu finden. Außerdem wird schon hier Wert auf das ökologische Profil gelegt. So werden vor allem grüne Imagebilder verwendet. Außerdem kann in den Auswahlpunkten auch „Klimafreundlichste Verbindung“ ausgewählt werden. So werden vor allem die mit Ökostrom betriebenen Fernzüge angezeigt, weniger die Verbindungen mit Dieselloks im Nahverkehr.

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4.2. Reiseauskunft - Hauptseite

Wenn alle Suchkriterien eingegeben wurden und der Suchbutton aktiviert wurde, gelangt man auf die Hauptseite der Reiseauskunft. Hier werden drei mögliche Verbindungen mit Details angezeigt. Zuerst werden die Reiseorte mit Bahnhofnamen aufgeführt, danach Abfahrts- und Ankunftszeit, Reisezeit, Anzahl der Umstiege, Produkte, Auslastung sowie Flexpreise und Sparangebote. Wenn man die Bewegung der Augen nachvollzieht fällt der Blick wohl zuerst auf den Preisbereich mit dem roten Button, danach wahrscheinlich auf die roten Auslastungssymbole und anschließend auf die grau unterlegten Zeiten. Es fällt außerdem auf, dass die drei Verbindungen vertikal sehr viel Platz einnehmen. Der „UmweltMobilCheck“ fällt oft erst sehr spät auf, wenn überhaupt. Somit wird das USP Klimaschutz nur sehr unterschwellig kommuniziert. Außerdem fällt der Blick direkt auf die Preise, die ohne Hinterfragung oder Vergleich hoch wirken können.

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Bei dieser Seite in Browseransicht habe ich Wert auf die Einsicht aller drei Verbindungen, ohne scrollen zu müssen, gelegt. Außerdem habe ich die Gewichtung aller Informationen angeglichen, sodass der Preis nicht mehr so sehr heraussticht. Wichtig war mir auch eine springende Augenbewegung zu vermeiden und den Beobachter von Anfang bis Ende zu führen. So stehen alle Informationen in Reihe, beispielsweise auch der „Details“ Button. Dadurch wird auch weniger Platz verschenkt. 

Eine Neuerung ist das grüne ICE Symbol. Dieses Icon ersetz die Blume des „UmweltMobilChecks“. Die Blume hatte nur wenig mit der Bahn zu tun und repräsentierte auch die Klimaschutzambitionen der Bahn nur wenig. Der grüne ICE verbindet die Umweltfreundlichkeit der Bahn und könnte als Icon etabliert werden. Es bietet inhaltliche Nähe und verbindet die Seite mit den grün beklebten ICE Triebwagen. Bei Klick auf das Icon gelangt man auf die „UmweltMobilCheck“ Seite.

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Bei Klick auf „Details“ werden auf der Originalseite viele Informationen wiederholt. So sind dort noch einmal die Bahnhöfe plus Umsteigbahnhöfe, Zeit, Produkte und Auslastung zu sehen. Zusätzlich werden die Gleise und weitere Informationen eingeblendet. Hier können die Zwischenhalte und Wagenreihung eingeblendet werden und Benachrichtigungen und Kalendereinträge erstellt werden. Weiterhin können Karten und Bahnhofsinformationen aufgerufen werden. Die „Weitere Informationen“ beziehen sich auf Reisehinweise und Zugausstattung, überschneiden sich aber teilweise mit den darunter angeordneten „Hinweisen“. Alles in allem bietet die Detailansicht viele Informationen von denen sich einiges Doppelt, anderes wahrscheinlich nur wenigen Nutzern bekannt ist. Wahrscheinlich sind die meisten Informationen für einige Nutzer aber notwenig, beispielsweise wenn es um Barrierefreiheit geht. Auffallend ist, dass das Raster der Detailleiste nicht auf das der einfachen Ansicht passt. So sind die Spalten versetzt was die Unübersichtlichkeit verstärkt.

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Erstes Ziel meines Redesigns war es Doppelungen zu reduzieren. So werden die Details nicht unterhalb der einfachen Ansicht eingefügt, sondern die einfache Ansicht wird zur Detailansicht erweitert. Anstatt der Anzahl der Umstiege wird hier die Gleiszahl eingeblendet. Die Informationen und Hinweise werden in grau hinterlegten Kästen angelegt die sich ähneln. 

Dazwischen gibt es eine weitere Neuerung. Spätestens hier, bei der Recherche, wird es Zeit die Vorteile einer Reise mit der Bahn hervor zu heben. Daher habe ich hier den grünen Kasten eingeführt. Im grünen Kasten werden die drei Hauptverkaufsargumente aufgezählt, aber nicht als absolute Zahlen, sondern als Spar-Zahlen. So ist nicht nur ersichtlich wie viel Zeit und Geld die Fahrt kostet, sondern auch, wie viel gespart wird. Im Kasten wird angezeigt wie viel CO2, Zeit und Geld im Vergleich zur Reise mit dem PKW gespart wird. Die Zahlen basieren dabei auf Daten die im „UmweltMobilCheck“ ausführlich erläutert werden.

Die weiteren Informationen wie Wagenreihung und Zwischenhalte können in einem kleinen Menü unterhalb der Detailseite bei Bedarf ausgeklappt werden. In der Mobil Ansicht können diese Punkte mit einem Klick auf „Extras“ angezeigt werden.

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5. UmweltMobilCheck

Der „UmweltMobilCheck“ der DB ist eine Seite, auf der Emissionsdaten der Bahn mit anderen Verkehrsmitteln in Verhältnis gesetzt werden. Hier wird ersichtlich welche Energie- und Treibhausgasbilanz die ausgewählte Reise hat. Es wird erklärt, woher die Daten kommen und erwähnt, dass es weitere Maßnahmen der DB für den Umweltschutz gibt.

Die Daten der Seite sollen dabei wenig zur Kaufentscheidung beitragen, sondern eher informieren. Leider sind die Daten nicht besonders relevant. So ist fraglich ob Kund*innen die genauen Stickoxid-, Feinstaub- oder Primär Energieverbrauchwerte interessieren. Zudem basieren die Berechnungen nicht nur auf Daten des unabhängigen Bundesumweltamtes, sondern eben auch auf solchen der DB selbst. Die DB beispielsweise rechnet immer mit den Ökostrom-Werten, auch wenn in den abgenommenen Strommix auch Kohlekraft eingespeist wird.

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Der „UmweltMobilityCheck“ kann zur Kaufentscheidung der Nutzer*innen beitragen wenn er relevante Informationen enthält und leicht erreichbar ist. Ebenso ist er ein wichtiger Teil für eine faire und transparente Vermittlung des USPs Klimaschutz. Maßgebend für die Entscheidung für eine Bahnfahrt sind außerdem nicht nur die CO2-Äquivalent Werte, sondern auch Zeit und Geld. Und auch hier muss sich die Bahn auf langen Strecken nicht verstecken.

Als erstes habe ich Werte des Umweltbundesamtes auf die ausgewählte Strecke angewendet und hochgerechnet. So hat die Besucher*in der Seite eine verlässliche und transparente Quellenlage. Um die Werte einfach zu vermitteln finden sich jeweils direkt unter den Werten die Berechnungsgrundlage und Quellenangabe. 

Weiterhin habe ich darauf geachtet, die Größenverhältnisse der Icons verhältnismäßig richtig zu gestaltet. Die Wolken bei denen die CO2 Äquivalente stehen bieten so eine maßstabsgetreue Darstellung.

Des Weiteren habe ich Icons für Auto und Flugzeug entwickelt die sich an das Bahn Icon angleichen. Für Zeit und Geld-Wert habe ich ebenfalls Icons erstellt.

Die Farbgebung ist ebenfalls ein wichtiges Gestaltungsmittel. Die jeweils beste/effizienteste Lösung wurde in Teilen grün eingefärbt. So sind die CO2-Wolke und das Preis-Icon bei der Bahn grün. Die Uhr ist jedoch beim Flieger grün, da man selbst mit Zubringer schneller von Berlin nach München kommt, als per Bahn. Dennoch gewinnt bei den drei Elementen die Bahn, da sie Sieger in zwei Kategorien ist. Somit wird das Bahn Icon grün.

Weiter unten können die Reiseangaben eingesehen und verändert werden.

Bei der Mobilansicht muss sowohl vertikal gescrollt werden um alle Informationen zu erfassen, als auch horizontal geswiped werden um zu den anderen Verkehrsmitteln zu gelangen. Die Ansicht startet aber immer auf der Bahn.

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6. Video

Um mein Redesign in seinen Facetten zu präsentieren habe ich eine Art Werbevideo oder Trailer erstellt in dem die Aufbruchsstimmung und die Idee Klimaschutz hervor gehoben werden.

Im Vorfeld erstellte ich verschiedene Storyboards und sammelte Stock- und Werbematerial der DB.

7. Share Pics

Ebenfalls zur Präsentation habe ich verschiedene Share Pics bzw. Instagram Posts erstellt.

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8. Präsentation / Pitch

Als Abschlusspräsentation hielt ich einen kleine Pitch mit Präsentation. So konzentrierte ich mich noch einmal auf die Vorteile meines Projektes für die DB und konnte überzeugend darlegen warum ich welche Designentscheidung traf.

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Reflektion

Das die Klimakatastrophe in vollem Gange ist sollte mittlerweile jedem bewusst sein. Dennoch ist mir durch den Kurs die Dringlichkeit sehr bewusst geworden. Im Wissen um die katastrophalen Ausmaße nicht den Mut zu verlieren, sondern aktiv versuchen etwas zu ändern ist nicht leicht für mich gewesen. Die vielen kleinen Ansätze die unternommen werden können wirken so machtlos, dass ich in Frage gestellt habe, dass irgendein Ansatz überhaupt etwas bringen kann.

Mit der Entwicklung meines Prototypen merkte ich aber, dass solche kleinen Veränderungen durchaus etwas bewirken können. Auch wenn dadurch nur einige Menschen mehr Bahn fahren, anstatt zu fliegen können mehrere Tonnen CO2 gespart werden. Gerade an den kleinen Stellschrauben können so große Wirkungen erzielt werden. 

Dennoch bleibt die Aufgabe Klimawende ein globales und langfristiges Projekt an dem wir Designer*innen aktiv mit gestalten können und müssen.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Produktdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Holger Jahn

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2021