In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Unsichtbare Bedrohungen und falsche Informationen führen gegenwärtig zu einem steigenden Unsicherheitsgefühl und der Polarisierung der Gesellschaft. Resilienz gegen Desinformation kann erzeugt werden, wenn das soziale Umfeld stabilisiert und Verständigung dadurch möglich wird. Vater/Tochter verlassen die jeweilige Komfortzone und begegnen sich im Dialog I, II und III.
Jeden Tag kommunizieren und konsumieren wir eine Fülle an Informationen über digitale Medien. Wir pflegen Kontakte, präsentieren uns, arbeiten von zu Hause aus, empfangen Nachrichten über zahlreiche Kanäle. Der Großteil unseres Alltags findet aktuell, nicht zuletzt aufgrund der Pandemie, Online statt. Die durch die Menge der Daten erzeugte Informationsflut (Infodemie) hat neuen Strategien der Manipulation durch staatliche und nichtstaatliche Akteur:innen Raum gegeben und damit das Gefühl von Unsicherheit gesteigert. Noch nie zuvor war die mögliche Reichweite von Desinformationen so groß wie heute. Falsche Aussagen, verzerrte Kampagnen und pseudo-seriöse Berichterstattungen durch Bots und Trolle begegnen uns besonders häufig in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram, WhatsApp, TikTok, Telegram und Twitter.
Höchst emotionale Narrative prägen das „postfaktische Zeitalter“. Sie sind verfasst, um zu unterhalten, zu schockieren und dadurch eine erhebliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Hinter solcher Desinformation steckt die Agenda, das Vertrauen in seriöse Quellen und Fakten zu unterlaufen und somit die Gesellschaft auseinander zu dividieren.
Zu Beginn der Arbeit wird ein Einblick in die Methode des Workshops gegeben, die als Inspiration für die gestalterische Umsetzung dient. In der Recherchephase erfolgt die Literaturanalyse mit internationalen Quellen und aktuellen Werken, um der Frage nachzugehen, was Desinformationen sind und wie diese auf Menschen wirken. Zur Erklärung der Entwicklung werden Bedrohungen und das Phänomen der Echokammern skizziert.
Je tiefer in das Thema eingetaucht wird, desto größer erscheint das Problem. Desinformationen beschädigen das Vertrauen in Nachrichten und Politik. Aufgrund zu hoher Komplexität und dem Bedürfnis, die Krisen und Bedrohungen zu verstehen, erklärt sich ein Teil der Menschen die Zusammenhänge nach dem eigenen Verständnis und gelangt dadurch zu alternativen Erklärungen der Umstände. Dies führt zur Spaltung der Gesellschaft. Kann Design der Polarisierung entgegen wirken?
Die Unterscheidung von Meinungsverschiedenheit und Faktenuntreue fordert Achtsamkeit gegenüber Informationen und eine erhöhte Medienkompetenz. Darüber hinaus schlagen der Europäische Rat und das Bundesministerium der Verteidigung Resilienz als erfolgreiche Methode gegen Desinformation und als Mittel gegen Hybride Bedrohungen vor.
Es wird ein Speculative Design Workshop mit dem Titel Resilienz gegen Desinformation durchgeführt, um die persönliche Perspektive zu erweitern und ein Stimmungsbild zu zeichnen. Drei Teilnehmer:innen diversen Hintergrunds konzipieren zukünftige Technologien, deren Informations- und Desinformationsverbreitung und skizzieren Resilienz.
Mit den gewonnenen Erkenntnissen wird das Konzept des Speculative Design Workshops überdacht und eine eigene Designmethode der Auseinandersetzung auf Basis der Methode des Dialogs nach Bohm (1) entwickelt. Diese verfolgt die Regeln der Einigung ohne Kompromisse und Erfolge. Ziel ist nicht die Lösung des Problems der Desinformation und der Verschwörungserzählungen, da dieses unlösbar ist. Vielmehr wird der Zugang zur eigenen Reaktion beleuchtet und damit ein veränderter Weg des Gesprächs aufgezeigt. Design agiert als empathisches Werkzeug.
In Dialog I, Dialog II und Dialog III treffen zwei Standpunkte Vater/Tochter aufeinander, verlassen die Komfortzone der eigenen Informationsblase und beginnen den Versuch der Verständigung. Durch die introspektive Betrachtung werden die Gespräche in der Arbeit kommentiert, visuell durch Skizzen auf einer Papiertischdecke begleitet und anschließend mit Stickereien in Stoff festgehalten. Die Zusammenhänge der gegenwärtigen Themen zeigen das Spannungsverhältnis zwischen den Bereichen Politik, Modernisierung und Gesellschaft auf. Eine Videoarbeit dokumentiert den gesamten Prozess.
Die Gestaltungen der einzelnen Artefakte – der Skizzen, der Tischdecke und des Videos – sind Kommunikationsdesign im puren Sinne. Sie zeigen ein Gespräch auf, wo sonst keines stattgefunden hätte. Der Dialog zwischen Menschen, die an Verschwörungen glauben und Menschen, die gegen diese resilient sind, ist einer der schwierigsten unserer Gegenwart.
Die entstandene Tischdecke ist ein kollaborativ gestaltetes Objekt, dass das Zusammentreffen in Zeiten der Uneinigkeit festhält. Als Dokument soll diese Installation zu weiteren Gesprächen und Diskussionen anregen. Dabei kann dieses Artefakt ein visuelles Beispiel des Austauschs sein. Das Sticken von Vater/Tochter steht sinnbildlich für den Auftrag, den zwischenmenschlichen Spannungen entgegenzutreten, diese auszuhalten und auf diese Weise Resilienz auf beiden Seiten zu entwickeln. Das Ergebnis zeigt ein Verhandeln der Bedürfnisse und den Vertrauensaufbau untereinander.
1 - Bohm, David: Der Dialog: Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen, Lee Nichol (Hrsg.), 9. Auflage, Stuttgart, Deutschland: Klett-Cotta, 2019.
Every day, we communicate and consume a wealth of information via digital media. We maintain contacts, present ourselves, work from home and receive news via numerous channels. Most of our everyday life currently takes place online, not least because of the pandemic. The flood of information generated by the volume of data (infodemic) has given room to new strategies of manipulation by state and non-state actors, thus increasing the sense of insecurity. Never before has the potential extent of disinformation been as great as it is today. False statements, distorted campaigns and pseudo-serious reporting by bots and trolls are particularly common on social networks such as Facebook, Instagram, WhatsApp, TikTok, Telegram and Twitter.
Highly emotional narratives characterize the „post-factual age“. They are written to entertain, shock, and thereby garner significant attention. The agenda behind such disinformation is to undermine trust in reputable sources and facts and thus divide society.
At the beginning of the bachelor thesis, an insight into the method of the workshop is given, which serves as inspiration for the creative implementation. In the research phase, the literature analysis with international sources and current works is carried out in order to pursue the question what disinformation is and how it affects people. Threats and the phenomenon of echo chambers are outlined to explain the development.
The deeper one dives into the topic, the bigger the problem appears. Disinformation damages trust in news and politics. Due to too much complexity and the need to understand the crises and threats, some of the people explain the connections according to their own understanding and thus arrive at alternative explanations of the circumstances. This leads to the division of society. Can design counteract polarization?
Distinguishing between disagreement and disloyalty to facts calls for mindfulness of information and increased media literacy. In addition, the European Council and the German Ministry of Defense propose resilience as a successful method against disinformation and as a means of countering hybrid threats.
A so-called Speculative Design Workshop entitled Resilience against Disinformation will be conducted to broaden the personal perspective and to draw a mood picture. Three participants from diverse backgrounds conceptualize future technologies, their information and disinformation dissemination, and outline resilience.
With the insights gained, the concept of the Speculative Design Workshop is reconsidered and an own design method of engagement based on Bohm's (2) method of dialogue is developed. This follows the rules of agreement without compromise and success. The goal is not to solve the problem of disinformation and conspiracy narratives, as this is unsolvable. Rather, it illuminates the approach to one's own response and thus points to a changed way of talking. Design acts as an empathic tool.
In Dialog I, Dialog II, and Dialog III, two points of view father/daughter meet, leave the comfort zone of their own information bubble, and begin an attempt at understanding each other. Through introspective observation, the conversations are commented on in the work, visually accompanied by sketches on a paper tablecloth and then captured with embroidery in fabric. The interrelationships of the contemporary issues highlight the tensions between the realms of politics, modernization, and society. A video documents the entire process.
The designs of the individual artifacts – the sketches, the tablecloth, and the video – are communication design in the purest sense. They reveal a conversation where otherwise none would have taken place. The dialogue between people who believe in conspiracies and people who are resilient to them is one of the most difficult of our present time.
The resulting tablecloth is a collaboratively designed object that captures the coming together in times of disagreement. As a document, this installation is meant to inspire further conversation and discussion. In doing so, this artifact can be a visual example of exchange. The embroidery of father/daughter is emblematic of the mission to confront interpersonal tensions, to endure them, and in this way to develop resilience on both sides. The result shows a negotiation of needs and the building of trust between them.
2 - Bohm, David: On Dialogue, Lee Nichol (ed.), 2th edition, United Kingdom: Routledge, 2004.