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20IESINTHE90IES

BASICS SCHRIFTGESTALTUNG

ziel war es, einen font zu entwickeln, der das lebensgefühl der 90er jahre interpretiert. dabei galt es nicht darum, die ästhetik der damals generierten fonts zu imitieren, sondern auf typografischen ebenen auf das phänomen ‚druff uff techno‘ einzugehen. ein schriftcharakter wie ‚leicht neben der spur‘ wurde angestrebt. zudem war bereits im vorfeld seine verwendung im rahmen der publikation zum thema ‚queer design’ innerhalb des kurses ‚politiken des design - design of politics?‘ angedacht.

A | SCHRIFTÜBUNGEN

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mit der breitfeder wurden verschieden alte schriften geübt, um sich in das wesen von schrift einzugrooven: an- und abschwünge, ober- und unterlängen, betonungen und eigenarten mancher buchstaben in unterschiedlichen schriftsystemen.

die unterlänge des kleinen h (wie sie sich in vielen alten schriften von gothischer textura, mittelalterlicher schwabacher bis zur mid-century derby  finden läßt) fand schließlich auch eingang in den vorliegenden font.

B | SKIZZE

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es folgte die ablösung von alten schriften hin zu einer flotten skizze mit markern. ausgangspunkt war ursprünglich das populärkulturelle phänomen des taggens - der aneignung und markierung von wandflächen, bushaltestellen oder zügen im öffentlichen raum (for fame and street creditbility). nach einer kurzen recherche im straßenraum und in einer gelungenen bachelorarbeit zu diesem thema mußte ich jedoch feststellen, das taggen ausschließlich in versalien erfolgt - alles andere wäre dem wesen und seiner absicht auch widersinnig. in einer zweiten linie ging es um den bewegung der kurven, dem ausdruck der buchstabenformen, die mich zunehmend an das lebensgefühl und den ungebremsten ausdruck von hedonistischer lebensfreude erinnerte. so ging es dann vermehrt um eben dieses lebensgefühl der 90er und auch das damit einhergehende rumeiern, dass damals in sozialbiotop berlin der nachwendezeit noch sehr geläufig war.

der erste entwurf zu 20iesinthe90ies verfolgte einen monoline-ansatz und konzentrierte sich auf die schwünge der gesamten buchstabenform - wie in denen von t, l, i, a.

C | VEKTORISIERUNG

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weiter ging es mit der vektorisierung mittels mittellinie, um verschiedene strategien ausprobieren zu können: verschiedene schriftgewichte durch varianz der konturstärke, dem kalligrafie-pinsel in illustrator, der strokefunktion in glyphs. es entstand hier bereits der ansatz, verschiedene varianten für einzelnen buchstaben zu entwickeln, die das erscheinungsbild lebhafter machen. jedoch erwies sich die verwendung einer grundform für buchstabengruppen wie dbpq von vorteil für das schriftbild.

D | STROKE!

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es hat sich für mich relativ schnell geklärt, dass die angestrebte schrift einen strichstärkenkontrast braucht und eine mononline unbefriedigend bleibt. der versuch, einen stroke mittels glyphs zu erzeugen brachte dann so meinen persönlichen _waterloo_-moment innerhalb des kurses und die feststellung, dass die an- und abschwünge einer schrift unmittelbar etwas mit der führung eines - wenn auch imaginären - schreibwerkzeuges zu tun haben.

erst die überarbeitung und anwendung eines kalligrafischen pinsels in illustrator brachte dann etwas hervor, was in die richtige richtung ging.

E | GLYPHS

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in illustrator wurde dann eine master-prep-datei erstellt, die auf den üblichen typografischen einheiten von 1000x800 pt basiert und das übertragen ins fontprogramm glyphs erleichtert und auch mögliche fehlerquellen ausschließt, wie sie durch unkoordiniertes skalieren einzelner buchstabenformen entstehen können. gefahr dabei ist, dass die strichstärke variert und die schrift anfängt rumzueiern - und das nicht in dem konzeptionell-gewünschten ausdruck.

jedoch war zu beobachten, dass der einsatz des kalligrafischen pinseln in illustrator ein fülle von punkten erzeugt, die es dann zu bereinigen gilt in glyphs, um einen technisch sleeken font zu erzeugen, der nicht all zu viele punkte und kurvendefinitionen erhält. dabei kann es auch zu export-problemen kommen, da der overlap einiger kurven zu komplikationen führt. nice to know.

das thema das rumeierns findet sich in der abwechsung der verwendeten achsen der schrift und dem abschließenden einsatz von stylistic sets, die das schriftbild dieses script-fonts im einsatz lebendiger erscheinen lassen.

X | TYPOPLAKAT & RECAP

der font findet neben der eingangs erwähnten publikation NORMOHOM innerhalb des sammelbandes im kurs politiken des designs bei prof. morlok (und repräsentiert dort die stimmen der queeren autoren, die zitiert werden) auch verwendung in zwei videoclips, die dieses dritte digitale semester entstanden sind. im ersten bildet er als titeleinblendung ein gedicht von patricia highsmith ab (DOKU FFF_WHITECUBE) und erweitert zum thema der sinneserweiterung die ebenen der dokumentation, im zweiten ist es der verwendete font des titels (PER_SONA(R).

überraschenderweise erweist sich der entstandene font als robust genug, um in einer größe von 9 pt im risodruck lesbar zu bleiben.

als fließtext ist er nur eingeschränkt verwendbar, als trailer eher suboptimal. jedoch bin ich persönlich mit dem ergebnis des basic kurses (und somit meines ersten selbstgestalteten fonts) doch sehr zufrieden. es schafft sinn und gespür für typografie, sich mit detailfragen von typedesign zu beschäftigen und sollte definitiv bei keinem/r kd'lerin fehlen. auch für produktis sehr zu empfehlen.

20iesinthe90ies_plakat_color_präse.pdf PDF 20iesinthe90ies_plakat_color_präse.pdf

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Prof. Luc[as] de Groot

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2021

Keywords

zusätzliches Material