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VISUELLES LABOR - Die Bildidee

Ich nehme auf die halbjährige Reise mit, bei der ich auf der Suche nach den guten Bildideen war. Spoiler: Am Anfang sehr verkrampft, dann sehr abgelenkt, dann irgendwie erfolgreich.

Der Kurs war eine Mischung aus schnellen Wochenaufgaben bei dem die Idee im Vordergrund stand und einem längeren Thema, an den wir länger feilen konnten.
 Wir widmeten uns Fragen wie: Was ist eigentlich Illustration? Was macht eine Bildserie aus? Wie laufen Arbeitsprozesse unter realen Bedingungen ab? Wie verbinde ich analoges und Digitales? Wie kann man Inhaltlich arbeiten?

∙ MOTIVATION

Auch wenn ich Illustration zu einer meiner ausgereifteren Fertigkeiten zähle, habe ich nie begriffen, wie man große Themen in einfache symbolträchtige Bilder zusammenfasst. Da ich das Illustrieren im Kontext von Infografiken gelernt habe, blieb ich meist sehr Gegenständlich und nah am Thema. Daher konnte ich oft die Genialität in der Einfachheit nicht fassen, mit der ein Sachverhalt in einfachen Symbolen zusammengefasst wurden. Einmal so abstrahiert denken und das Thema trotzdem transportieren, das erhoffte ich mir von dem Kurs zu erlernen. Zeit und Unterstützung in der Erarbeitung dieser Fertigkeit.

Beispiel/Ziel

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In dem Beispiel von „Estudio Javier Jaén“ wird  eindrucksvoll aufgezeigt, dass ein Handschuh auf einer Grabmaske das Thema „Grabräuber“ perfekt einfängt.

An dieser Stelle möchte Lisa Rienermann fürs Organisieren der Gastbeiträge danken, die mir sehr geholfen haben, die Prozesse zu verstehen, die es mancheinmal benötigt, solche Bilder zu kreieren.

ÜBUNGEN

∙ GESTALTE DEINEN NAMEN

Bei dieser Übung sollte man seinen Namen so gestalten, dass er einen representiert. Ich entschied mich für meinen Namenskürzel „Dvd“ (David), den ich gerne für meine Illustrationen verwende.
Ich habe mein Interesse für Character-Design und Sticker gestalten einfließen lassen. Für die verknoteten Arme habe ich mich entschieden, da ich das Zeichnen von Verknotungen gerne mache und immer wieder erstaunt bin, was dabei herauskommt.

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∙ MUT ZUR WUT

Die zweite Aufgabe des Kurses war an die Bedingungen eines Plakatwettbewerbes geknüpft. Der Kurs sollte zu dem Thema „Mut zur Wut“ Plakate entwerfen. Techniken, Herangehensweisen waren frei und die eigentliche Teilnahme an dem Wettbewerb war auch freiwillig. Leider habe ich mich in der Bildidee so verrannt, dass ich zur Abgabe des Plakatwettbewerbes noch nichts fertiges hatte. Da zu dem Zeitpunkt der Ausarbeitung gerade die ganzen Lobby- und Maskenskandale aufkamen, versuchte ich mich an Korruption und Lobbypolitik als Thema.

Skizzen

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Das waren meine ersten Gehversuche das Thema des Lobbyismus in ein einfaches Bild zusammenzufassen. Allerdings hatte ich versucht zu viele Bildideen auf einmal zu verarbeiten. Ich dachte an die Redewendung des „Markenschweines“, um sie mit der konzernorientieren Politik einiger regierenden Politiker zu vergleichen. Um sie zusätzlich als Spielfiguren von Konzernen herauszuarbeiten, sind sie als Marionette dargestellt. Als Sahnehäubchen kam dann noch die Idee des Sparschweines, der von den Konzernen große Scheine in den Rücken bekommt.

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Eine weitere Idee kam im Austausch mit Lisa Rienermann zustande, in der ein Politiker ähnlich wie beim Rennsport ein Trikot mit all seinen „Sponsoren“ trägt, um klar offenzulegen welche Interessen dieser eigentlich vertritt. Später erfuhr ich, dass es eine Aktion Nico Semsrott (ehem. die Partei) im Europaparlament gegeben hat, wo er genau dies vorschlug.

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Im nächsten Schritt versuchte ich eine Bild-Text-Schere auszuformulieren und legte die Skizze mehrmals im Miro-Board aus und formulierte passende Titel.

Ausarbeitung

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Ich illustrierte bisher ausschließlich in Procreate und wurde darauf hingewiesen, dass ich mich doch mal aus der Komfortzone der digitalen Illustration mit meinen gängigen Programmen heraustrauen solle.

Idee für den Ideenfriedhof

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Eine weitere kleine Idee, die ich in Illustrator schnell skizzierte, war es alle bekannten Korruptions- und Lobbyskandale in Form eines Werbeposters für Sammelsticker zu kreieren. Allerdings war die Idee witziger als die Ausarbeitung und ich ließ es dann liegen.

∙ ESSEN

Das Thema „Essen“ war so offen, dass ich garnicht wusste wo ich anfangen sollte. Auch die Umsetzungsform war einem komplett offen gestellt. Nachdem ich dann meine Umwelt nach Input untersuchte, schenkte mir das Leben die Idee, als ich meiner Freundin beim Kochen half.

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Ich nahm die Aufgabe ohne groß darüber nachzudenken an, merkte aber erst beim Kochen ihrer Menstruationstasse, dass diese Szene gesellschaftlich noch nicht dort ist, wo sie sein sollte.

Um das Thema Menstruation zu entschärfen, entschied ich mich dazu ein Comic zu erstellen, die mit den Erwartungen spielt, pointiert auf die Alltäglichkeit und Lebenswelt vieler Paare hinweist und ein neues Normal aufzeigt.

Im Englischen würde der Satz von der männlich gelesenen Person Besser funktionieren und würde weniger verraten. „Darling, I think it's done“

Erste Schritte aus der Komfortzone

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Obwohl mir Lisa zu einer ungewohnten Ausarbeitungsform riet, entschied ich mich es in Form eines kleinen Comics in Illustrator umzusetzen.

Allerdings wagte ich mich sofern aus der Komfortzone heraus, dass ich die Idee noch einmal in Procreate illustrierte, dann als Animation adaptiert hatte um ein neues Tool auszuprobieren. In EbSinth kann man Illustrationen auf Real-Footage mappen, um die Illustration zu bewegen. Oben kann man die beiden verwendeten Illustrationen sehen und unten zwei Frames des Reel-Footages. Unten findest man das Video.

∙ BIODIVERSITÄT

Frech, aber hier habe ich nichts. Ich hatte ganz schlicht einfach keine Zeit und keine Idee. War aber umso begeisteter die Umsetzungen meiner Kommiliton*innen zu sehen.

Bitte schaut selbst:
https://fhp.incom.org/workspace/9402/projects

∙ VIECH IN MIR

Bei dieser Aufgabe galt es eine Kreatur, ein Viech zu illustrieren. Einer meiner Hobbys ist es tatsächlich Illustrationen von Charakteren zu kreieren (Charakter-Art). Ein Heimspiel für mich, jedoch wollte ich nun endlich meine Komfortzone verlassen und etwas neues wagen. Ich verwendete diese Aufgabe um einen lang gehegten Traum zu verwirklichen und das 3D-Programm Blender zu lernen.

Der Einstieg in das Programm ist meist das „Donut-Tutorial“, welches einen in mehreren Teilen alle Funktionen von Blender erklärt, während man ein Donut baut.

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Nach einer Woche Tutorial hatte ich dann „gelernt“ wie man etwas in Blender baut. Nun ging eine weitere Woche los, in der ich dann das gelernte unter beweis stellen musste um aus diesen Donut ein Monster zu kreieren. Einfach war es nicht, da ich viele Schritte googeln musste. Da jedoch die Blender-Community sehr groß ist, fand ich Lösungen jedoch sehr schnell.

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∙ DEMOKRATIE

Neben der Übung „Mut zur Wut“ ist das Thema „ Demokratie“ die zweite Chance, Illustration in einem politischen Kontext einzusetzen. Bei der Ausarbeitung fiel mir auf, wie ungeübt mein kreativer Muskel in diese Richtung ist. Politik und Illustration zu vereinen sollte sich für mich sofern als Herausforderung herausstellen, dass ich meine eigene Enttäuschung gegenüber den politischen Themen überfrachtete und erst einmal nur zu chaotischen Bildern die schnell überfrachtet waren führte. Gerne hätte ich diese Themen jedoch humoristisch und/oder smart transportiert.

Dadurch dass wir für diese letzte Aufgabe mehr Zeit bekamen, konnte ich jedoch die Zeit viel zum Experimentieren, Aufräumen,  Skizzieren und gehren und simplifizieren von Ideen verwenden.

Der Gastbeitrag von Javier Jaen war dabei eine große Hilfe

Einen großen Einfluss auf meine spätere Ausarbeitung hatte der Gastbeitrag vom spanischen Gafikdesigner Javier Jaen.

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Mit viel Humor und Witz führte er durch sein Portfolio. Besonders faszinierte mich die Simplizität und die Kombination der Bilder, welche mit wenig bis garkeinen Worten Themen präzise zusammenfassten.

Während Javier Jaen von seinen Projekten und Arbeitsweise erzählte, notierte ich im Hintergrund alles, das mir helfen könnte einen Workflow zu kreieren auf solche Bildideen zu kommen.

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So enttäuschend seine Antworten auf meine persönlichen Fragen zum vereinfachen der Workflows waren, so hilfreich waren die Antworten jedoch auch. 

Hier die für mich hilfreichsten Notizen von seinem Vortrag:

- People will ignore Design, that ignores People
- Use the power of Expressions
- There are no shortcuts
- Search, be lost and try
- trying, trying, trying
- write, sit down and do the work
- Layers of a picture: Humor, Values, sense of freedom

Mir wurde klar, dass er entweder seine Techniken nicht preisgeben wollte oder noch wahrscheinlicher, dass er einfach sehr viel Übung darin hat und es schlichtweg einfach eine menge Arbeit ist, Themen so einfach aussehen zu lassen.

Seine Antwort bewegte mich dazu, aufzuhören nach Workflows und Techniken zu suchen, nach denen ich zu erst krampfhaft gesucht hatte, sondern sich einfach mal hinzusetzen und zu machen. Ich muss jedoch zugeben, dass ich durch die Coronazeit und der steigenden Bildschirmzeit zunehmend Probleme bekommen habe mich lange zu fokussieren.

Daher entschied ich meine Hemmschwelle zu reduzieren, in dem ich auf kleinen Zettel Bleistiftskizzen machte. Ohne Anspruch auf Schönheit, jedoch die Idee muss festghalten sein. Durch die kleinen Zettel, war der Ideenprozess theoretisch nach jedem Zettel beendet und nahm Druck raus vielleicht nicht genug zu haben. Im Umkehrschluss konnte ich mich jedoch dadurch sehr lange fokussieren und endete die Session mit zwei Ideen, die ich umsetzen konnte.

Thema: Lobbyismus/Käuflichkeit

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Danach entschied ich mich die Skizzen weiter auszureifen und zu konkretisieren und probierte passende Texte aus.

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Nach der Feedbacksession von Lisa und den Kommiliton*innen wusste ich auf welche Skizzen besser funktionieren und ich ausarbeiten kann. Zudem würde ich die Bild-Text-Schere weiter ausreifen können.

Außerdem haben die Skizzen noch keine ernsthaften gestalterischen Entscheidungen gelöst, wie Schriftart, Layout, Farben etc.

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Beim Ausprobieren der gestalterischen Entscheidungen wurde mir dann auch klar, an welchen Stellschrauben man noch justieren musste um das Ergebnis zu verbessern.

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In einer weiteren Feedbacksession im Kurs kam heraus, an welchen Details die Plakate noch nicht ganz funktionieren.

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Für die weitere Ausarbeitung und Finalisierung der Plakate für das aufkommende Ausstellung beim „Localize Festival“ entschied ich mich am Ende für zwei Motive und ergänzte die Plakate um eine Subline und einem Fließxtext.

∙ Localize Festival

Teil der Kursabgabe war es mindestens ein Plakat für unsere Ausstellung beim „Localize Festival“ zu erstellen. Die Ausstellung fand am 20.–22.08.2021 statt. 

Das Festival für Stadt, Kultur und Kunst in Potsdam erobert Räume für Auseinandersetzungen mit der Stadt, fordert künstlerische Konfrontationen heraus, berührt grundlegende Fragestellungen urbaner Gemeinschaft, eröffnet Stadt-Visionen und begegnet Utopien gesellschaftlichen Miteinanders in viralen Zeiten.
> 
> 22 Künstler:innen, Kulturschaffende, Gestaltende und Zukunftsdenker:innen eröffnen in Installationen, Performances, Workshops, Aktionen und Gesprächen unterschiedliche Perspektiven, um Begegnungen in und mit dem öffentlichen Raum am Park Babelsberg herauszufordern.

Ich meldete mich freiwillig für das Organisationsteam und half zu mindest bei der Organisation. Da ich in der Ausstellungswoche leider krank wurde, konnte ich leider nur schlecht beim Aufbau helfen.

Dadurch das die letzten Plakate im Kurs einen politischen Bezug haben sollten und die Wahl im September 2021 ist/war, kamen wir auf die Idee sie ähnlich aufzuziehen wie Wahlplakate. Sie sollten um die Laternen des Festivalgeländes gehängt werden.

Dadurch dass die Stadt das aufhängen der Plakate an die Laternen nicht erlaubt hatte, mussten sie am Ende jedoch an Pfäle, die in den Boden gesteckt wurden angebracht werden.

Bevor wir die Plakate ausstellen konnten mussten wir sie vorher auf Pappen kaschieren. Dafür richteten wir zwei Arbeitsstationen im Garten von Lisa ein.

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Die Ausstellung

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∙ Fazit

Der Kurs hat einen lang gehegten Wunsch meiner kreativen To-Do-Bucket-List in großen Teilen abgehakt. Ich habe mir selbst bewiesen mit illustrativen Mitteln ein Thema in einer guten Bildidee zusammenzufassen. Durch die verschiedenen Bearbeitungszeiten, konnte ich verschiedene Strategien ausprobieren und vor allem am inneren Scheitern lernen. Ich hatte leider von Anfang an ein hohen Anspruch an mich und mein Outcome, dass ich im Vergleich zu den anderen oft den Moment der Erkenntnis und Einblick über die Kreativleistung meiner Kommiliton*innen hatte. Wenn ich sehr verkopft an meine Arbeiten heranging, beeindruckten mich in den Gruppenauswertungen die leichten Lösungen die auf Basis Spaß und eigenen Interessen beruhten. Wenn ich mich zu sehr in digitale Ausarbeitungsprogramme flüchtete, beeindruckten mich die Arbeiten die analoge Techniken wie das Filzen von Figuren. Wenn Ich meine Komfortzone wieder nicht verließ, beeindruckten mich Experimente. Ich wurde eingeladen meine eigenen eingefahrenen Strategien zu hinterfragen und wurde von meinen Kommiliton*innen inspiriert, mich einfach hinzusetzen und zu experimentieren. Ab der fünften Übung traute ich mich aus meiner Gestalterischen Gewohnheit und testete bewusst das 3D-Programm Blender, in dem ich noch nichts konnte, aber darauf vertraute dass irgendetwas schon herauskommen wird. Der Input von Javier Jaen, wie schon an mehreren Stellen erwähnt, hat noch einmal unterstrichen, dass Bildideen ganz simpel einfach Arbeit machen und eine gewisse Auseinandersetzung bedarf.  Ich habe schlicht gelernt, dass eine Bildidee nicht zwangsweise an einem Tag entstehen muss, sondern ein Prozess dazugehört. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar. Ich habe das Gefühl wichtige erste Schritte gemacht zu haben, Bildideen zu gestalten, jedoch noch mehr Übung benötige. Wenn man einen spielerischen Zugang dazu bekommt, umso besser.

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im zweiten Studienabschnitt

Betreuung

foto: Lisa Rienermann

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2021

Keywords