In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Laut BZgA stehen 84% der Deutschen einer Organspende positiv gegenüber. Aber nur 36% haben einen Organspendeausweis. Diese Kampagne versucht die verbleibenden 48% zu erreichen.
[ Vimeo-Passwort: LeckerLeber ]
Aufgrund der klaren öffentlichen Meinung zur Organspende war ich früh überzeugt, dass Ziel dieser Kampagne nicht das Überzeugen von „Organspende-Gegner“ sein sollte. Wer dem System Organspende nicht traut kann nur mit viel Mühe und Information vom umgestimmt werden. Stattdessen ist das Ziel die Mehrheit, die theoretisch zum Spenden bereit wäre.
Dieses Ziel lässt sich auch durch eine kurze Interaktion (Plakat, Sticker) mit wenig Informationsgehalt erreichen. Die Herausforderung ist, aufzufallen und im Kopf zu bleiben.
Wer zu Lebzeiten den Wunsch äußert, nach dem Ableben Organe zu spenden, muss eigentlich keinen Organspendeausweis mit sich tragen. Die Aussagen vom Angehörigen reichen rechtlich aus. In der Praxis ist dieser Mechanismus jedoch relativ wertlos, da diese Information kurz nach dem Hirntod von den Ärzt*innen eingeholt werden müsste. Aber welche*r Mediziner*in möchte kurz nach der Todesnachricht die Angehörigen fragen, ob der Verstorbenen aufgeschnitten werden darf? Und selbst wenn diese Frage gestellt wird, kann es extrem belastend sein eine Antwort zu geben.
Um diese Komplikationen und Last für die Angehörigen zu umgehen, reicht der Organspendeausweis. Da wir in Deutschland eine Opt-In Lösung haben, muss der/die Bürger*in jedoch aktiv werden um teilzunehmen. Und nicht umgekehrt wie zB in Spanien. Und wie mit allem, was nicht verpflichtend oder automatisch geschieht, fällt ein Großteil durch.
Auf dem Weg zum finalen Konzept habe ich viele Ansätze verfolgt. Das half mir rauszufinden, was wirklich wichtig ist und von mehr Feedback zu profitieren.
Bei der allgemeinen Nachforschung zum Thema stieß ich auf beeindruckende Statistiken: Ca 100 000 Patient*innen sind nach Nierenversagen gezwungen, 15-20 Stunden in der Woche an die Dialysemaschine gebunden. Wer einen Termin verpasst, schwebt schnell in Lebensgefahr.
Diese enorme Einschränkung des Alltags mit den scheinbar trivialen Problemen eines „gesunden“ Menschen zu kontrastieren fand ich ein eindrucksvolles Bild.
In den seltenen Fällen, in denen Ärzte nach dem Willen des Hirntoten frage, stellt dies oft eine zusätzliche Belastung für die Angehörigen da.
Wer ein Spendeorgan bekommt, wird oft am Grad der Erkrankung bestimmt. Außerdem wie lange die Person bereits auf der Warteliste steht. Da es nicht ansatzweise genug Spendeorgane gibt, versterben jedes Jahr ca 6% der Wartenden. Auch das ist vielen „Gesunden“ (unsere Zielgruppe) nicht klar.
Mit diesen bedrückenden Zahlen arbeiten diese Entwürfe:
Der Gedanke, dass die eigenen Organe entnommen und jemand Fremden eingesetzt werden kann Unbehagen zu bereiten. Mit dieser Angst spielt der folgende Entwurf.
Fast alle Deutschen sind bereit, Organe zu spenden. Die Umsetzung und Lebensrettung scheitert aber an der Bürokratie und der Opt-In Regelung. Diese krasse Differenz und weitere eindrückliche Zahlen habe ich hier verarbeitet:
Am Ende habe ich mich für ein simples Konzept entschieden, dass versucht, mit einem Überraschungseffekt im Kopf der Leute zu bleiben.
Verschiedenen alltägliche Laster wie Alkohol und Drogen werden umgestaltet, so dass die Etiketten Informationen zum Organspendeausweis enthalten.
Die Laster sind nicht zufällig ausgewählt.
Nach der Niere ist die Leber das zweithäufigst transplantierte Organ. Die Lunge steht auf Platz 4 der längsten Wartelisten für Organe. Die Ironie, dass jemand der viel trinkt also eher ein Spendeorgan benötigt, ist offensichtlich.
Außerdem wird so auch unsere primäre Demografik angesprochen. Junge Menschen feiern mehr, konsumierem mehr Drogen und fühlen sich durch solche Bilder mehr angesprochen.
Ein junges Spendeorgan ist außerdem „wertvoller“, da eine Transplantation in der Regel eher mit jungen Organen glückt, und der/die Bespendete mehr Lebenszeit und -qualität dadurch gewinnt.
Mit dem steigenden Alter setzt man sich eher mit dem Tod auseinander (Testament, Tod Angehöriger) und kommt damit auch der Thematik Organspende näher. Junge Menschen hingegen nicht. Sie anzusprechen ist also wichtiger.
Die Konzeption und die Vielzahl der Möglichkeiten, die ich erforscht habe, macht dieser Kurs für mich einzigartig. Ich bin froh darüber, mich erst zum Ende für ein Konzept entschieden zu haben. So konnte ich viel ausprobieren, das Wichtige identifizieren und habe von viel Feedback profitiert.
Auch der Film als Präsentationsmedium hat diesen Kurs interessant gemacht. Eine gute Idee ist oft nur so gut, wie man sie verkauft. Kunden zu überzeugen und die eigenen Überlegungen auszuformulieren ist eine Fähigkeit, die ich hier verbessern konnte.