In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Die GrandWatch ist im Rahmen des Kurses „Analysemethoden im Interfacedesign“ bei Prof. Constanze Langer entstanden. Bei dem Projekt handelt es sich um ein Interfacekonzept für eine neuartige Senioren Smartwatch.
Als angehende DesignerInnen sollten wir sämtliche Interfaces und Touchpoints im Umfeld einer Person, die wir trotz der Corona-Pandemie treffen konnten, untersuchen und analysieren. Dazu sollten wir in einem Interview die Wünsche, Bedürfnisse sowie Ängste und Sorgen der jeweiligen Person ergründen und überlegen, wie auf diese eingegangen werden kann, um eine Verbesserung herbeizuführen.
Ich habe ein etwa zweistündiges Interview mit meiner Oma geführt und sie zu den verschiedenen Interfaces in ihrem Umfeld befragt. Dabei konnte ich Folgendes feststellen:
Anschließend habe ich mir die Frage gestellt, wie das Leben von SeniorInnen sicherer gestaltet werden kann und bin auf die Idee gekommen, eine spezielle Smartwatch zu konzipieren.
Bevor ich in den eigentlichen Designprozess übergegangen bin, habe ich mich über die bereits vorhandenen Modelle am Markt informiert und deren Vor- und Nachteile notiert. Dafür habe ich mir Nutzerbewertungen und Foren Beiträge zu den verschiedenen Produkten durchgelesen und meine eigene Meinung einfließen lassen.
Auffällig war, dass die angebotenen Senioren Smartwatches meist mit dem von Google entwickelten Wear OS arbeiten, das System ist oft nur um einige Notruffunktionen erweitert worden. Problematisch ist, dass diese Uhren ausschließlich mit einem Touchscreen und seitlichen Tasten bedient werden, dieses Bedienkonzept ist für ältere Menschen, wie meine Oma, einfach zu komplex und ungewohnt. Notrufuhren und Notrufarmbänder hingegen können meist selbst von Leuten mit starker Arthrose bedient werden, jedoch fehlen sinnvolle Funktionen wie ein Sturzsensor oder ein Pulsmesser. Aus den Bewertungen der Produkte ist hervorgegangen, dass den Kunden ein austauschbares Armband besonders wichtig ist, da ältere Menschen sich häufig nicht mehr ein klassisches Sicherheitsarmband anlegen können und einen alternativen Verschluss mit Klett oder Magneten benötigen.
Mithilfe der Auswertung des Interviews und den Erkenntnissen aus der Marktanalyse wurden in diesem Schritt die Anforderungen an das zu konzipierende Produkt festgelegt. Die Zitate meiner Oma wurden dafür den folgenden Kategorien zugeordnet: Bedienbarkeit, Zuverlässigkeit, Lesbarkeit, Wahrnehmbarkeit und Intuitivität
Um den Anforderungen an die Bedienbarkeit und Intuitivität gerecht zu werden, sollte die Smartwatch statt über einen Touchscreen mit Tasten bedient werden können.
„Die Nutzung von Touchscreens fällt gerade älteren Menschen oft schwer, da die Informationen vor allem mit dem Auge, nicht aber mit dem Tastsinn zu erfassen sind.” Quelle: idw - Informationsdienst Wissenschaft e.V.
Tasten bieten haptisches Feedback und können selbst mit zittrigen Händen bedient werden. Um verschiedene Inhalte und Zustände darstellen zu können, müssen die Tasten ein integriertes Displays besitzen. Die E-Ink Technologie würde sich dafür anbieten, da diese sehr energieeffizient ist und dadurch eine lange Akkulaufzeit ermöglicht.
Auf Grundlage dieser Idee sind die folgenden Skizzen entstanden.
Das Entwerfen der Benutzeroberfläche für die GrandWatch stellte sich als schwieriger heraus als anfangs gedacht, da für ältere Menschen die Navigation sehr intuitiv funktionieren muss, besonders bei fortschreitender Beeinträchtigung des Gedächtnisses. Es wurde versucht, die Menüstrukturen besonders einfach zu halten und mit eindeutigen Anweisungen und Fragestellungen zu arbeiten. Offene Fragen wurden bewusst vermieden, da es Menschen mit Demenz deutlich leichter fällt, Fragen zu beantworten, auf die sie nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten können.
Bei der Navigation wurde versucht, auf typische Bezeichnungen wie „zurück“ zu verzichten. Befindet man sich beispielsweise in einem Untermenü, kommt man über „time“ zurück zur Hauptübersicht mit der Uhrzeit, nicht, wie ein „Digital Native“ erwarten würde, über einen Zurück-Button.
Dieser Teil erfordert auch noch Weiterentwicklungen. Über Tests müsste man herausfinden, wie gut die Zielgruppe darauf reagiert. Es ist auch nicht immer gelungen, eine Alternative zu üblichen Navigationselementen zu finden, die keine Vorerfahrung mit digitalen Interfaces erfordern.
Bei der Farbwahl wurden auf Kontrast und konsistenten Einsatz geachtet, um die Benutzerfreundlichkeit zu fördern. Die Font ist die InterFace Trial der Dalton Maag Type Foundry, die sehr gut lesbar ist und eng steht, sodass viel Inhalt auf kleinen Raum passt. Außerdem ähnelt ihre Ästhetik in vielen Details der serifenloser Schriften aus dem 19. Jahrhundert, was zu einer Uhr, die sich an ältere Menschen richtet, passt.
Insgesamt wurde das Interface der Uhr so gestaltet, das keinerlei Vorerfahrungen mit Smart Devices nötig sind. Die Bedienung über die Display-Tasten sollte den meisten älteren Menschen leichter von der Hand gehen, da diese einen Druckpunkt haben und somit der Haptik klassischer Telefone, Fernbedienungen oder Radios ähneln. Außerdem wurden die gesamten Einstellungen der Uhr in eine Companion App ausgelagert, sodass keinerlei versehentliche Änderungen passieren können und die Uhr nicht mit unverständlichen Einstellungen überfrachtet wird.
An dieser Stelle möchte ich Carl Linz meinen großen Dank aussprechen, der mir bei der Umsetzung des Interfaces enorm geholfen hat. Neben vielen Ratschlägen zur Verbesserung der Benutzeroberfläche auf der Uhr, hat er zusätzlich das komplette Interface für die folgende Companion App konzipiert.
Die Companion App richtet sich nicht an die TrägerInnen der Uhr selbst, sondern an deren Familie oder PflegerInnen, deshalb verfolgt das Interface der App einen grundsätzlich anderen Ansatz. In der App werden beispielsweise die Medikamentenerinnerungen und Kontakte hinterlegt und alle Einstellungen der GrandWatch vorgenommen.
Über die Settings lassen sich alle Einstellungen der Uhr ändern, die Uhr selbst kann das aufgrund ihres eingeschränkten Interfaces mit nur 5 Buttons nicht. Dies verhindert zusätzlich auch das versehentliche Ändern durch den Träger. In der Companion App lassen sich deshalb beispielsweise die Lautstärke, das WIFI und mehr ändern.
Bei der ersten Einrichtung wird man durch ein Setup geleitet. Dabei geht es vor allem um Privatsphäre-Einstellungen. Wichtig war es uns, dass keine personenbezogenen Daten abgefragt werden, bspw. muss man keinen Namen oder kein Geschlecht angeben.
Dass die GrandWatch Daten eines Trägers an eine App sendet, die jemand anderes steuert, ist ein sehr sensibles Thema. Die App ruft deshalb dazu auf, nur so wenige Informationen wie wirklich nötig zu übertragen. Dieses Thema bedarf auch noch weiterer Ausarbeitung.
Je nach Einstellung werden dabei sehr sensitive Daten wie Position, Herzschlag, Schritte und Bestätigungen der Medikamenteneinnahme übertragen. Sollte die Uhr einen Sturz erkennen, wird direkt eine Mitteilung an die Companion App weitergleitet und es kann ein Kontakt zu einer vorher festgelegten Person hergestellt werden. Sollte dies innerhalb eines bestimmten Zeitraums nicht passieren, wird automatisch der Notruf kontaktiert.
Um ein Gefühl für die nötige Größe der Uhr zu bekommen, habe ich die Lesbarkeit der Benutzeroberfläche aus verschiedenen Abständen auf Papier getestet. Anschließend habe ich ein digitales Modell der Smartwatch und ein entsprechendes Induktionsladegerät entworfen und mit einem 3D-Drucker ausgedruckt.
Die Uhr sollte nicht klobig und altbacken wirken, sodass sie jeden Tag gerne von ihren NutzerInnen getragen wird. Dafür habe ich mich bei der Materialwahl von der Apple Watch und weiteren Herstellern inspirieren lassen. Außerdem wurde bei der Bauhöhe der Uhr darauf geachtet, dass sich problemlos der Ärmel darüber ziehen lässt. Eine Bauhöhe von etwa einem halben Zentimeter wäre allerdings bei einem voll funktionsfähigen Modell wahrscheinlich nicht möglich. Zum Vergleich, die Apple Watch ist etwas über einen Zentimeter dick.
Für das Video am Anfang der Dokumentation ist das folgende Storyboard entstanden. Wichtig war es mir, die grundlegenden Funktionen der GrandWatch so ansprechend und einfach wie möglich vorzustellen. Diese Animation sowie alle weiteren Renderings sind in Blender entstanden.
Zum Kursstart sollten wir uns mit dem Thema „Ich und meine Daten“ befassen, dafür sollten wir einen Datensatz aus unserem Alltag generieren und diesen anschließend anschaulich auf einem Poster visualisieren. Ich entschied mich dazu, meine Smartphonenutzung aufzuzeichnen, in einem Zeitraum von einer Woche. Wichtig war mir bei der Umsetzung aufzuzeigen, wie viel Raum mein Smartphone aktuell im Corona Lockdown einnimmt, ohne dabei viele Worte zu benutzen. Zum Tracken der Nutzungszeiträume habe ich die Android Anwendung App Usage verwendet, da dort im Gegensatz zu vielen anderen Apps ein Export der Daten als CSV Datei möglich war. Die gesammelten Daten habe ich anschließend mit dem Online Tool rawgraphs.io ausgewertet und anschließend in Illustrator visualisiert. Das 3D Rendering des Smartphones ist in Blender mit Hilfe eines Kacheldiagramms entstanden.
Mir hat der Kurs besonders viel Spaß gemacht, weil ich ein Projekt umsetzen konnte, das meine Kenntnisse in verschiedensten Bereichen gefordert hat und zu dem ich dank meiner Oma einen persönlichen Bezug hatte. Lediglich die erste Aufgabe des Kurses (Daten-Ich) hatte mich nicht so überzeugen können, dies lag aber hauptsächlich daran, dass ich in diesem Semester bereits einen anderen Kurs hatte, bei dem ich viele Daten über mich selber sammeln und analysieren musste. Sehr gut gefallen hat mir hingegen, dass die Aufgabenstellungen ein hohes Maß an Gestaltungsfreiraum geboten haben und ich nicht das Gefühl hatte, mich bei der Bearbeitung einschränken zu müssen. Toll fand ich auch, dass Prof. Constanze Langer mit allen TeilnehmerInnen Einzelgespräche geführt hat, was ich bei der durch die Pandemie bedingten Online-Lehre als deutlich angenehmer empfand, als lange Gruppen-Vorlesungen, bei denen schnell die Konzentrationsfähigkeit schwindet. Der Kurs hat mir gezeigt, dass ich gerne weiter in Richtung Interface und Interactive Design in Kombination mit 3D Elementen arbeiten möchte.