In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Kurs „Redaktionelle Gestaltung 01 – Wieso? Weshalb? Warum?“ bei Prof. Franziska Morlok beschäftigten wir uns mit existierenden Publikationen und analysierten diese in Bezug auf Gestaltung, Herstellung sowie deren historischen und gesellschaftlichen Kontext, um aus diesen Beobachtungen hervorgehend eine eigene Publikation zu gestalten.
Diese sollte die Darstellung einer Sammlung von Gegenständen, kombiniert mit einer passenden Textebene umfassen und im Grafiklabor der Fachhochschule Potsdam am Risographen gedruckt werden. Die Gegenstände sollten auf den Kopierer gelegt werden, wodurch zufällig spannende Bilder entstehen konnten und ein analoges Layouten möglich wurde.
Da ich nicht wirklich etwas sammle und vor allem erst vor nicht allzu langer Zeit in meine erste eigene Wohnung in Berlin gezogen bin und somit generell noch nicht viel besitze, überlegte ich mir, welche Gegenstände man in verschiedensten Ausführungen in seinem Alltag benutzt und somit unbewusst sammelt. Zuerst stieß ich auf Nudeln, da ich diese gerne esse und in den unterschiedlichsten Formen im Küchenregal stehen habe. Von diesen ersten Kopierexperimenten kam ich über verschiedenste Gewürze, die schwer zu scannen sind, da sie meistens zu Pulver zermahlen sind, zu Tees, welche ich regelmäßig trinke und in allen möglichen Sorten besitze. Die ersten Kopien machte ich in den Kopiernischen der FH Potsdam, da ich zuhause keinen eigenen Drucker besitze. Es war interessant zu beobachten, wie weit geöffnet oder geschlossen der Kopierer sein musste, um einen dunklen oder helleren Hintergrund zu erhalten. Für unsere Publikation brauchten wir dunkle Motive mit hellem Hintergrund, da der Farbauftrag des Risographen bei einem dunklen Hintergrund zu hoch wäre, und die Sojafarbe dann nicht trocknen, sondern verschmieren würde.
Im weiteren Verlauf entschloss ich mich, zum einen weil Lina sich ebenfalls mit Nudeln beschäftigen wollte, zum anderen, weil mir das Finden von Variationen und einer Textebene zu diesem Thema leichter fiel, mich auf Tee zu konzentrieren. Ich wollte nicht nur zerkleinerten, getrockneten Tee zeigen, sondern auch die ganzen Pflanzen, die in den Beuteln steckten. Also fuhr ich zu meiner Mama und plünderte nicht nur ihr Teeregal, sondern auch ihren Kräutergarten. Von einer Freundin konnte ich mir einen Scanner ausleihen, welcher in hoher Auflösung scannt, auch für das Scannen von Filmnegativen geeignet ist, und somit die Oberfläche der Blätter sehr präzise erfassten konnte.
Während des Scannens entstanden auch einige experimentellere Bilder, welche ich sehr interessant und schön fand, die sich aber leider nicht für die Publikation eigneten, da ich sie nicht richtig invertieren konnte.
Ich entschied mich also dafür, ein kleines Buch über diese Tees und ihre heilende Wirkung zu machen. Ich finde es super faszinierend, dass bestimmte Pflanzen bei bestimmten Beschwerden helfen und wollte gerne ein kleines Nachschlagewerk schaffen. Ich scannte alles, was ich in Küche und Garten fand und recherchierte dann zur Heilwirkung. Das stellte sich als nicht unbedingt einfach heraus, da jede Internetseite etwas anderes behauptete und ich mir die meines Erachtens wichtigsten Sachen zusammensuchen musste. An dieser Stelle möchte ich auch darauf hinweisen, dass die Tees in der Publikation nur als Hausmittel fungieren und bei stärkeren Beschwerden dringend ein Arzt aufgesucht werden sollte. Die Einnahme der Tees ist außerdem nur in Maßen gesundheitsfördernd.
Für meine Publikation entschied ich mich für folgende Gewächse:
Borretsch, Brennnessel, Fenchel, Grüner Tee, Ingwer, Kamille, Kardamom, Kümmel, Lavendel, Lorbeer, (Zitronen-)Melisse, Nelken, Oregano, Pfefferminze, Ringelblumen, Rosenblüten, Rosmarin, Salbei, Schwarzer Tee, Thymian
Zu Beginn ordnete ich die Scans auf verschiedenen Seiten an und probierte unterschiedliche Schriften aus. Ich überlegte eine klassische, sehr geschwungene „Apotheken-Schrift“ zu nehmen, was schnell kitschig wirken kann, oder als Kontrast eine sehr cleane, serifenlose Schrift zu wählen. Immer wieder sprang ich von Idee zu Idee, probierte unterschiedliche Sachen aus, schrieb unter anderem auch von Hand, war von allem aber auch nicht hundertprozentig überzeugt.
Irgendwann setzte ich die Überschriften in der Schrift „Antro Vectra“, einer handschriftartigen, geschwungenen Schreibschrift und bei der Besprechung riet mir Franziska dann, doch mal den gesamten Text in dieser Schrift zu schreiben. Genau das machte ich, wobei ich versuchte, den Text nicht starr auf den Weißraum zu setzen, sondern ihn um die Bilder der Pflanzen herumzubauen. Dies kostete mich sehr viel Zeit, weil ich jede einzelne Zeile von Hand setzen musste und klappte an manchen Stellen besser und an manchen weniger gut, da die Texte verschieden lang und die Weißräume verschieden groß waren. Im Endeffekt mag ich das Ergebnis aber sehr gerne und finde, es macht die Publikation etwas lebendiger.
Ich entschied mich mein Heft in blau zu drucken und wählte die Nahaufnahme eines Zitronenmelissenblattes als Cover, da ich dessen Struktur total faszinierend finde. Weil ich meine Druckbögen nach dem Ausschießen am Drucker in der Fachhochschule ausdruckte, wurden sie leider ein paar Millimeter herunterskaliert, was am Endprodukt aber nicht stört. Ich legte sie dann auf den Risographen, ließ die gedruckten Bögen einige Tage trocknen und holte sie dann ab, um sie zu falzen, zu binden und zu beschneiden.
Ich fand diesen Kurs super interessant und konnte mich sehr für redaktionelle Gestaltung begeistern. Ich könnte mir vorstellen, mich weiter in diese Richtung zu bewegen und finde die Kombination und das Zusammenwirken von Text und Bild total spannend. Trotzdem sehe ich, dass noch viel Arbeit vor mir liegt, gerade was die Wahl und Unterscheidung von Typografie angeht. Da hilft wohl nur Erfahrung sammeln. Mit meiner Publikation bin ich im Allgemeinen sehr zufrieden, an der ein oder anderen Stelle hätte ich mit mehr Zeit wahrscheinlich nochmal ein bisschen gefeilt, trotzdem freue ich mich, meine übrigen Hefte an Freunde und Familie zu verteilen und wenn ich krank bin selbst darauf zurückzugreifen.