In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Eine Initiative für ein bunteres und insektenfreundlicheres Potsdam. In Kooperation mit der Grünflächenverwaltung der Stadt Potsdam.
Ende 2019 traf ich mich mit einem guten Freund, Ole. Wir haben uns nicht nur so zum Plaudern in einem Park getroffen, so wie wir das üblicherweise machten. Ich hatte das tiefe Bedürfnis mitgebracht, etwas mit meinem designerischen Können anzufangen, etwas, das einen wirklichen Mehrwert für unsere Gesellschaft und dem Klimaschutz bietet. Ich wollte zum Aktivisten werden und meinen Teil zu einer besseren Welt, oder wenigstens zu einem grünerem Potsdam, beitragen.
Zusammen mit Ole sponnen wir uns die waghalsigsten Ideen aus. Natürlich. Vieles war utopisch und verlief sich schnell im Sand. Eine dieser Ideen verfestigte sich jedoch nach jedem weiteren Treffen. Und diese nannten wir »Go ’n’ Grow«.
Wir hatten einen überdimensionierten Flashmob unter diesen Namen in Potsdam geplant. Bei diesem Flashmob wollten wir so viele Potsdamer wie möglich zusammentrommeln, ihnen Samen in die Hand drücken und sie frei nach »Schnauze« in ausgewählten Bereichen verteilen. Die erste Idee stand und wollte von uns im nächsten Jahr umgesetzt werden.
Mit dieser Aktion wollten wir Potsdams Brachflächen wieder zum Blühen bewegen und unseren kleinsten Kameraden, den Insekten und Bienen, wieder mehr Nahrung und eine größere Chance zu Überleben
Als ich dann Anfang des letzten Semesters (SS 20, »Klima Semester«) den »Freie Projekte«-Kurs zum Start des Semesters sah, hatte ich mich sofort für diesen entschieden.
Nach dem Start des Semesters und der ersten Präsentation der Idee habe ich viel Feedback bekommen. Ich habe daraufhin erst einmal einen Schritt zurück gemacht und tiefer über die Sinnhaftigkeit des Säh-Flashmobs nachgedacht:
Einige dieser Fragen habe ich mir selbst durch Feldtests beantworten können. In vielen Nächten war ich auf »geheimer Mission« unterwegs und habe heimlich Blumensamen an den verschiedensten Orten vergraben – wie ein kleines nachtaktives Eichhörnchen 🐿, dass seine Beute versteckt, wenn man so möchte. Mein Ziel war es dabei zu schauen, ob und wo am ehesten Blumen und Pflanzen wachsen können und wo sie von Passanten nicht niedergetreten werden.
Fazit: es ist gar nicht so einfach über urbanes Guerilla-Gardening wirklich Erfolge zu erzielen. Fast alle der gesäten Blumen wurden an den verschiedensten Stellen bereits innerhalb der ersten Tage und Wochen von Passanten und der Grünflächenverwaltung dem Erdboden gleichgemacht.
Ich musste also umdenken und mein Ziel, Potsdam blumiger zu gestalten, anders angehen – auf einem offizielleren Weg.
Nachdem ich einer guten Freundin Rina (studiert Kulturarbeit bei uns an der FH) von meinen Problemen berichtete, nahm sie mich schnurstracks an die Hand ging mit mir »Klinken putzen.« Wir verschafften uns Gehör bei den Grünen/Bündnis 90, der Stadtverwaltung und schließlich auch der Grünflächenverwaltung Potsdams.
Als Rina und ich nach vielen Begegnungen Marc Schwarzinger, Chef der Grünflächenverwaltung, von unserer Idee und unseren Problemen erzählten, war er schnell von unserer Sache interessiert und überzeugt. Marc sagte zu unserem Treffen, dass sie sich gern viel mehr um die Stadtbegrünung kümmern möchten, aber leider einfach das Personal und die Mittel fehlen um wirklich etwas zu »reißen.« Er begrüßte das Engagement und unseren Willen der Stadt unter die Arme zu greifen. Sie selbst würden nur das nötigste an der täglich anfallenden Arbeit schaffen.
Zusammen mit Marc kamen wir nach einigem Hin und Her auf folgende Idee:
Anstatt sich den Blumen sich selbst zu überlassen, verschenken wir in Kooperation mit der Grünflächenverwaltung Blumentöpfe und -beete kostenlos an Geschäfte, die sie auf dem Bürgersteig aufstellen lassen können. Die Kunden und Kundinnen dieser Geschäfte bekommen nach jedem Kauf oder Bestellung dann einzelne Samen zu ihrer Bestellung dazu und können diese in die Blumentöpfe und -beete pflanzen – vorerst für die ersten 10 Geschäfte, die teilnehmen möchten. Die Geschäfte müssen sich nicht um die Aufstellung kümmern, nichts dafür bezahlen und müssen lediglich ab und zu mal gießen. Startdatum und Auslieferung der Blumentöpfe ist der 09. April 2021
. Und das schönste: wir schlagen vier Fliegen mit einer Klappe:
Eine prima Idee!
So, die Idee stand also und hörte sich ziemlich wetterfest an. Im nächsten Schritt ging es also nun um das Marketing und die »Akquise« der Geschäfte und -inhaber.
Um das Projekt ordentlich zu bewerben und die Geschäftsführer zu überzeugen, gestaltete ich einen Flyer, eine Website und entwickelte diese ebenso selbst.
Die Flyer verteilte ich nach und nach an selbst ausgesuchten Geschäften, die meines Erachtens nach einen grünen und nachhaltigen Anstrich vertragen könnten. Da ich mir im Vorfeld bereits ausgemalt hatte, dass sich nicht jedes Geschäft zurückmelden würde, habe ich eine Rückmeldefrist eingeräumt, um eventuell später noch weitere Geschäfte anzufragen. Ich ging also los und besuchte 12 Geschäfte, die ich in die Aktion einweihte:
Die Rückmeldefrist verstrich und ich konnte es kaum glauben: es gab leider nur ein einzelnes Geschäft, dass sich überhaupt rückmeldete: der Sputnik Buchladen. Aber anstatt an meiner Idee zu zweifeln war mir sofort klar: ich brauche einfach besseres Marketing um mehr Personen mit meinem Vorhaben zu erreichen!
Deshalb werde ich demnächst die MAZ nach einem Zeitungsartikel fragen.
Die Website lässt sich bereits jetzt online aufrufen und ist echt super geworden, wie ich finde:
Über ein Anmeldeformular können sich die Geschäfte und Geschäftsinhaber bewerben. Intern werden die Daten als Mail an anmeldung@go-n-grow.org geschickt.
Open Source!
Der Programmcode der Website ist komplett open source und auf Github unter diesem Link zu finden:
Dieses Projekt holt mich wieder aus meiner Komfortzone heraus. Das hatte ich bitter nötig. Dieses Projekt erweckte in mir großes Interesse und große Faszination an der Pflanzenwelt. Meine WG-Mitbewohner bekamen ab und zu ’ne Macke, da ich zwischenzeitlich mit mehr als 80 Blumentöpfen (Mohn, Sonnenblumen, Zinnien, Klee, …) durch unsere WG jonglierte. Ich habe mir eine neue Welt erschlossen, die ich so schnell nicht verlassen werde! 🌻
Da das Verteilen der Flyer nicht gut funktioniert habe, werde ich im nächsten Schritt die MAZ für ein Interview anfragen um auf meine Aktion aufmerksam zu machen und mehr Teilnehmer zu finden.