Incom ist die Kommunikations-Plattform der Fachhochschule Potsdam

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Die Welt ist im Wandel, und so auch das Design.

Die Welt ist im Wandel, und so auch das Design.

ABSTRACT:

Noch nie zuvor hat sich unsere Welt so schnell gewandelt wie in den letzten 30 Jahren. Durch die Erfindung des Internets, die Option zur Nutzung alternativer Energie und dem gestiegenem Verständnis für das seelische Wohl des Menschen, bspw. In Bezug auf seine Arbeitskraft, stehen vielen Bewohnern dieser Erde neue Möglichkeiten zur Verfügung. Diese Optionen können ein besseres Leben versprechen und im besten Falle auch noch unsere Umwelt schützen, sofern sie denn zum Zuge kommen und nachhaltig eingesetzt werden. (Neugebauer, 2018) Das Aufkommen verschiedener gesellschaftlicher Trends wie zum Beispiel die „Do It Yourself“-Kultur, vegetarische Ernährungsweisen oder die „Friday For Future“-Bewegung bestärken diesen Wunsch nach Wandel. (Hildebrandt, 2020) Die Möglichkeit der Teilnahme an diversen gesellschaftlichen und kulturellen Bewegungen wird jedoch nicht allen Menschen gleichermaßen zuteil, da Informationsasymmetrien vorliegen können. Die Menge an Information kann überfordernd wirken oder das Wissen selbst kann bspw. Zu „trocken“ transportiert werden. Weiterhin kann auch eine Ungewissheit über die Vertraulichkeit der Quellen hinzukommen. (Wolff & Göbel, 2018, S73-99) Des Weiteren verfolgen viele Personen einen egozentrischen Lebensstil, angepasst an unser Wirtschaftssystem, anstatt sich in altruistischer Art und Weise mit seinen Mitmenschen zu organisieren (Pointner, 2012). Hinzukommt, dass es von wirtschafts-politischer Seite oftmals nicht erwünscht ist, bestimmte Systeme zu verändern. Beispielhaft kann hier der RWE-Skandal in Bezug auf die Energie-Wende im Hambacher Forst aus dem Jahre 2018 aufgeführt werden (Brand & Wissen, 2011). Da man als (Kommunikations-/Produkt-) Designer vor allem im Bereich der Wissensvermittlung und der Entwicklung von Konsumgüter großen Einfluss nehmen kann, stellt sich die Frage, was „Wir“ als Designer daraus machen. Zur Darstellung dieser Spannungsverhältnisses entsteht ein Print-Magazin, gestalterisch angelehnt an große Lifestyle-/Boulevard-Magazine, in dem vorhandene Probleme und Phänomene unserer Gesellschaft schriftlich erläutert und visuell dargestellt werden. Im Zusammenhang zu den Artikeln entstehen Lösungsansätze im Bereich Produkt- und Kommunikationsdesign sowie im Marketing, die in ihrer Ernsthaftigkeit verschieden hoch anzusetzen sind, da vor allem Humor eine große Rolle in unserer heutigen (Marketing-)Kommunikation spielt (Heun, 2017).Grundliegend sollen die Themen leicht verständlich erläutert werden um die Lust am Weiterlesen zu erleichtern. Die Lösungsansätze werden teilweise provokant ehrlich, teilweise satirisch und dennoch motivierend ausgearbeitet. Ziel des Magazines ist es, den Leser dazu zu bringen, über bestimmte Themen vertieft nachzudenken und mit Hilfe der ausgearbeiteten Projekte den Schritt in die richtige Richtung zu vereinfachen.

Abstract English

Never before has our world changed as rapidly as in the last 30 years. Through the Invention of the Internet, the option to use alternative energy and the increased understanding for the mental well-being of humans, e.g. with regard to their work force, new possibilities are available to many inhabitants of this earth. These options can promise a better life and in the best case also protect our environment, as long as they are used sustainably. (Neugebauer, 2018)

The emergence of various social trends, such as the „Do It Yourself“ culture, vegetarian diets or the „Friday For Future“ movement, reinforce this desire for change. (Hildebrandt, 2020)

However, the opportunity to participate in various social and cultural movements is not available to all people equally,

as information asymmetries may exist.

The amount of information can be overwhelming or the knowledge itself can be transported too „dry“. Furthermore, uncertainty about the confidentiality of the sources can also be added. (Wolff & Göbel, 2018, S73-99)

Furthermore, many people pursue an egocentric lifestyle, adapted to our economic system, instead of organizing themselves in an altruistic way with their fellow human beings (Pointner, 2012).

In addition, it is often undesirable from an economic and political point of view to change certain systems. The RWE scandal concerning the energy turnaround in Hambach Forest in 2018 can be taken as an example (Brand & Wissen, 2011).

Since as a (communication/product) designer you can exert a great deal of influence, especially in the field of knowledge transfer and the development of consumer goods, the question arises as to what „we“ as designers make of it.

In order to illustrate this tension, a print magazine is being created, based on the design of large lifestyle/boulevard magazines, in which existing problems and phenomena of our society are explained in writing and presented visually.

In connection with the articles, approaches to solutions in the field of product and communication design as well as in marketing will be developed, which are to be taken with varying degrees of seriousness, since humour plays a major role in our current (marketing) communication (Heun, 2017). The solutions are partly provocatively honest, partly satirical and yet motivating.

The aim of the magazine is to encourage the reader to think about certain topics in depth and to simplify the step into the right direction with the help of the elaborated projects.

THEORIE (Intro)

Das wir, bezogen auf unser Klima, eine weitreichende Veränderung benötigen ist vielen Menschen leider immer noch nicht bewusst, obwohl wir auf technologischer Seite schon lange die Energiewende ausführen könnten. Dennoch steht eine große Hürde zwischen dem erlangten Bewusstsein für die Probleme und den praktischen Ausführungen verschiedener Lösungen.

Umweltpsychologin Ellen Matthies, seit Dezember 2011 Professorin für Umweltpsychologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit Schwerpunkt auf Mensch-Umwelt-Interaktion, reagiert in einem Interview mit jetzt.de sehr passend auf die Frage, warum wir denn nicht gegen den Klimawandel ankämpfen:

„Studien aus der Psychologie zeigen, dass es viel einfacher ist, auf etwas zu reagieren, bei dem wir die positiven oder negativen Folgen unseres Handelns direkt spüren. Zum Beispiel, wenn wir bei einer Radarfalle zu schnell fahren und direkt die Quittung bekommen. In der Zeit danach fahren wir an dieser Stelle eher langsamer. Aber der Klimawandel ist ein hochkomplexes Problem. Die Folgen kommen nicht direkt auf unser Handeln hin, zum Beispiel wenn wir in den Urlaub fliegen und dabei viel CO2 ausstoßen. Die gravierendsten Folgen kommen zeitlich stark verzögert, etwa der gestiegene Meeresspiegel. Wir wissen zwar, dass gehandelt werden muss, aber nicht konkret, ob wir alle handeln müssen oder wer zuerst. Ein weiteres Problem ist auch, dass unser Verhalten im Alltag von vielen Faktoren beeinflusst wird, die uns daran hindern, uns klimafreundlich zu verhalten.“(Mirbach, 2019)

Nun, insbesondere im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie am Anfang des Jahres 2020 und der dadurch eventuell regenerierenden Flora und Fauna stellt sich immer mehr die Frage, wie man im privaten Bereich am besten klimafreundlich handelt und auch wie man beispielsweise seinen beruflichen Weg dafür nutzen kann. (Steinkamp, 2020)

Speziell im Design-Bereich besteht die Möglichkeit, die verschiedenen Thematiken des gesellschaftlichen Wandels in Grafiken oder Produkten zu thematisieren und auf verschiedenen Kanälen einer großen Bandbreite an Publikom zu präsentieren.

Im ersten Teil der Theorie wird eine Auswahl an Design- und Kunst-Schaffenden vorgestellt, die sich auf verschiedenen Wegen für eine bessere Welt einsetzen. Anhand dieser Recherche und Untersuchung entstehen mehrere eigene Kurz-Projekte, die sich auf die vorangestellten Methoden und Einschätzungen beziehen.

THEORIE (Beispielseiten)

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THEORIE (Zusammenfassung)

Trotz dem teilweise hohen Alter der vorgestellten Projekte haben diese kaum an Aussagekraft verloren. Themen wie übermäßiger Konsum, Umweltbewusstsein, Gleichberechtigung, der Umgang mit neuen Technologien und ein artgerechter Umgang mit Tieren sind in unserer Gesellschaft immer noch nicht stark genug verankert.

Wie in der Analyse ersichtlich wird, bedarf es zur Aufmerksamkeitserregung meist eines Bruches bekannter Normen, sei es nun die Gestaltungsweise, die Verwendung der Materialien oder die Publikation des Projektes.

Ein wichtiges Stilmittel ist hierbei die Überraschung (Schwarz, 2011). So wie die Pointe eines Witzes oftmals auf dem Unerwarteten beruht, möchte/muss auch der Betrachter eines (Design-) Objektes überrascht werden. Dennoch sollte ein bestimmter Rahmen erklärt werden, in dem sich das Projekt bewegt, um Missverständnissen wie bei Werken von Gaetano Pesce (Up, Mailand) oder Allen Jones (Hatstand, Table, Chair) zu vermeiden.

Aufgrund der Menge an Projekten und Gütern, die wir heutzutage über das Internet konsumieren können bedarf es einer klaren Positionierung des Design-Schaffenden, die möglichst konträr zur heutigen Designszene steht (Siegert & Brecheis, S. 47-97, 2017).

Die Möglichkeiten, die sich hierbei bieten sind sowohl gestalterischen als auch marketing-technischen Ursprungs und sollten sich im besten Falle überschneiden, um die Thematik ganzheitlich transportieren zu können (Moser, 2015, S139-160).

PRAXIS (Einleitung)

Wie aus der vorangehenden Recherche ersichtlich wird, sind alle vorgestellten Projekte mindestens 15 Jahre alt, wenn nicht darüber hinaus. Dies beruht nicht darauf, dass aktuelle Projekte für mein Themengebiet nicht formal interessant oder generell ästhetisch wären, sondern auf der Tatsache das die zuvor genannten, gesellschaftlich relevanten Themen im Design kaum mehr bearbeitet werden. Andere Kunst-Genre wie bspw. die Musik sind aktiver aufgestellt. Im deutschsprachigen Rap gibt es eine große Subkultur die linkspolitisch eingestellt ist und diese Ansichten in ihrer Musik direkt ansprechen.

Der Mangel im Designbereich mag verschiedene Hintergründe haben. Zunächst lässt sich feststellen, dass sich unsere Gesellschaft immer weiter Richtung vereinfachten Konsum entwickelt. Produkte sollen konsumiert werden. Ein Produkt, dass sich gegen den Konsum ausspricht ist kontraproduktiv.

Design ist kein Fachbereich mehr, der vom und für das Kreative lebt, freigeistig sein darf und Kultur schaffen soll, sondern lediglich ein weiterer Teil der Wirtschaft geworden ist, der kalkulierbar und profitabel sein muss (Henze, 2014). Daraus lässt sich auch schlussfolgern, wie unsere heutige Gesellschaft größtenteils funktioniert: wir müssen Geld verdienen. Und diese von außen auferlegte Pflicht, ein funktionierender Teil der Gesellschaft zu sein, indem man wirtschaftlich arbeitet ist sehr tief verankert (Riekhof, 1992). Sollte man diesem Bild nicht entsprechen, sich gegen das System auflehnen oder beispielsweise Sozialhilfe empfangen ist der Weg zur gesellschaftlichen Missachtung nicht weit. Ein Mensch, der monatlich staatliche Sozialhilfe empfängt ist oftmals am untersten Ende der gesellschaftlichen Anerkennung seiner Mitmenschen angekommen. Ein Mensch, der für eine Firma arbeitet, die zwar in Deutschland ansässig ist, allerdings aufgrund von rechtlichen Grau-Bereichen und „Steueroasen“ Steuergelder einspart, hat dahingegen mit keiner gesellschaftlichen Rüge zu rechnen, obwohl diese Firma dem Staat weitaus mehr schadet als der Sozialhilfeempfänger(Vogel & Ashauer-Moll, S.28-48, 2010),

Des weiteren erlernen Kinder schon im frühen Alter das Belohnungsprinzip und entwickeln Werte, die wenig altruistisch sind, dafür umso mehr kapitalistischen Ursprungs (Seel & Hanke, S.30, 2015). Erfolge wie zum Beispiel angeeignetes Wissen, handwerkliche Fähigkeiten oder soziales Feingefühl werden gesellschaftlich nicht so stark angesehen wie ein lukrativer Job.

Es zählt nicht mehr das, was man kann, sondern das, was man besitzt (Nollmann, 2004).

In Anlehnung an die Gruppierungen „Archizoom“ und „Pentagon“ bedarf es wieder an Menschen, die mutig genug sind, sich diesen Normen zu entziehen und für ihre Wünsche einzustehen. Dies wird generell erschwert, da unsere Bedürfnisse weitgehend gesättigt sind. Der für eine Veränderung nötige Aufwand ist groß und durch den von Arbeit ausgefüllten Alltag sind wir genügend ausgelastet. Die Probleme dieser Welt tangieren uns in der westlichen Welt nur leicht und betreffen uns nicht ausreichend um einen aktiven Part zur Veränderung beizutragen. (vgl. Interview von Tabea Mirbach mit Umweltpsychologin Ellen Matthies (17.09.2019, Jetzt.de)

Das Design-Duo Auger & Loizeau zeigt einen Weg auf, der zukunftsbildend sein kann. Mit gezielten Projekten und einer weitreichenden Publikation werden Irritationen und Provokationen bei den Betrachtern erzeugt. Vorallem das emotionale Miteinander spielt in all ihren Projekten eine Rolle. Hervorzuheben ist dennoch, dass die Reichweite an Personen nur durch ein gut gepflegtes, berufliches/soziales Netzwerk erlangt werden kann. Vorteilhaft, wie im Falle Auger & Loizeau, ist ein Studium an „Elite-Universtitäten“ wie bsw. das Royal College of Arts in London, das genau diese Netzwerkbildung vereinfacht.

Ein Anfang könnte genau an dieser Stelle, der Ausbildung, entstehen. Wie sich auch Geatano Pesce in einem Interview mit dezeen.com im Jahr 2019 positioniert.

Pesce spricht nicht nur die fehlende Entwicklung unserer rein formalen Gestaltung an, die sich immernoch großteils auf alte Stile beruft sondern auch die Problematik mit der persönlichen Entwicklung der Studierenden als Individuen. Es wird nicht das Kulturschaffende, das „Eigene“, das, was uns als Menschheit ausmacht, gefördert, sondern ein Weg gelehrt, wie man möglichst reibungslos Eintritt in die Wirtschaft findet, um das Bruttoinlandsprodukt zu erhöhen.

Es wird nicht an Neuem geforscht sondern an Altem festgehalten.

Neben diesen rein wirtschaftlichen Bereichen bedarf es auch im gesellschaftlichen Miteinander einer Revolution. Themen wie Gleichberechtigung, Antifaschismus, Rassismus oder der emotionalen Öffnung des Menschen benötigen einer weiteren Ansprache.

Um sich nicht nur zu beschweren sondern auch selbst zu handeln werden im folgenden Teil die angesprochenen Probleme in Objekten visualisiert.

PRAXIS Projekte (Beispiele)

COUCHTISCH „WHAT'S GOLDEN“

Jeder Mensch, der sich ein wenig mit Material- und Produktions-Kosten auskennt, sollte bei den Preisen der großen Möbeldiscounter stutzig werden. Nicht nur die Ausbeutung von Arbeitskräften im Ausland ist hierbei mehr als illegal, auch die Beschaffung der Materialien verläuft nicht ohne Kriminalität.

So werden für Ikea und weitere Möbelriesen unter Naturschutz stehende Wälder bspw. in Rumänien illegal abgeholzt, widerrechtlich mit Gütesiegeln versehen und direkt vor Ort weiterverarbeitet. Ursprünglich wurde dieses Vorgehen ermöglicht, da nach dem Ende der UdSSR im Jahr 1991 die verstaatlichten Wälder wieder privatisiert wurden und hierbei auf illegalem Weg in die Hände dort ansäßiger organisierter Krimineller gerieten. Durch Geschäfte mit dem Massachusetts Institute of Technology der Harvard-University, die beide in die Wälder Rumäniens investierten, entstand die Möglichkeit für den europäischen Markt, an dieser Ausbeutung teilzunehmen. Trotz der Verpflichtung zum GPS-Tracking der Rückfahrzeuge und der dadurch beweisbaren illegalen Rodungen, wird nichts dagegen unternommen.

Somit landen teilweise Jahrhunderte alte Bäume in einer Industrie, die den Wert des Holzes nicht anerkennt - sowohl im Bereich der Umwelt als auch materialspezifisch (Höft, ZDF ZOOM, 2015).

Um diese Problematik darzustellen wird mit Extremen gearbeitet. Das billigste Baumaterial im Holzbereich ist die aus groben Spänen bestehende Grobspanplatte. Hierfür können so gut wie jegliche Holzabfälle verwendet werden. Im Gegensatz dazu gibt es nichts, was einen höheren Wert und Wert-Erhalt hat als Gold.

Blattgold, aufgetragen auf Grobspanplatten, spiegelt diesen Irrsinn wieder. Etwas sehr Wertvolles für unsere Umwelt, wie ein vorhandener Urwald, wird wie Müll behandelt. Und etwas sehr Wertloses, wie Edelmetalle (als dekoratives Element verwendet) wird buchstäblich in Gold aufgewogen.

Durch die Verbindung dieser zwei Extreme soll der Betrachter dazu angeregt werden, unser aktuelles Werteverständnis neu zu überdenken.

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ERGONOMISCHER STUHL „PILL“

Ergebnisse aus der Deutschen Rückenschmerz-studie 2003/2006 [32] zeigen, dass die Stichtag-

prävalenz von Rückenschmerzen heute (ohne Angaben zum Schweregrad der Beschwerden) in verschiedenen Regionen zwischen 32 % und 49 % liegt. Die Angaben zur Lebenszeitprävalenz (mindestens einmal im Leben Rückschmerzen) liegen zwischen 74 % und 85 %. Das heißt, nur rund 20 % der Stu- dienteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten nach eigenen Angaben noch nie Rückenschmerzen erlebt (Raspe, 2012)

Der Hauptgrund neben fehlender Bewegung und falscher Ernährung sind die einseitigen Belastungen, die uns während der Arbeit widerfahren (Liebers et al, 2008).

Der menschliche Körper ist nicht dafür gemacht, 8 Stunden und mehr am Tag zu sitzen. Ohne aktives Ausgleichstraining ist der Bandscheibenvorfall, oder ähnliche Schäden am Körper, vorprogrammiert. Hinzukommt, dass aufgrund der langen Arbeitszeiten dem Arbeitnehmer nur wenig Freizeit übrig bleibt, in der man sich um seine Gesundheit kümmern könnte. Um dieser Belastung trotzdem Stand zu halten greifen viele Menschen zu Medikamenten, mit aufputschender oder beruhigender Wirkung. In Frankreich sind das bis zu 70% aller Arbeitnehmer (Irgendwas mit Arte und Kultur, 2019, 5:20-7:30min)

Der Stuhl ERGO bietet Abhilfe. Durch die runde Form bleibt man ständig in Bewegung, um das Gleichgewicht zu halten. Gegengewichte im unteren Teil des Stuhles helfen gegen das Umkippen. Die formale Ausarbeitung orientiert sich an medizinischen Pillen, um der Thematik eine weitere Ebene zu geben.

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...alle anderen Projekte findest du in der PDF.

FAZIT

Die Möglichkeit als Designer einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen besteht. Die daraus folgende Frage, wie stark dieser Mehrwert ausgearbeitet/visualisiert werden kann ist abhängig von den Rahmenbedingungen der Designschaffenden. Die Ausarbeitung der eigenen Projekte zeigt dennoch auf, dass Produkte durch ihre Gestaltung auf bestimmte Themen hinweisen können ohne an Funktion oder Ästhetik zu verlieren. Neben den klassischen Produkten befinden sich im Praxisteil auch hypothetische Vorstellungen einer Zukunft, die mehr Gerechtigkeit versprechen. Diese Projekte werden rein grafisch verarbeitet und verlieren dennoch nicht an Wirkung.

Sowohl die Projekte im Produkt- als auch Grafikbereich beruhen auf einer Pointe, die bisoziativ mehrere Themen verbindet und dadurch ein neues Alleinstellungsmerkmal erzeugt. Vor allem die passende Darstellung dieses Merkmals steht in dieser Arbeit im Vordergrund. Durch hoch-auflösende, selbsterstellte Texturen und einer gezielten Lichtsetzung werden die Projekte möglichst realistisch und dramaturgisch sinnvoll, digital in Szene gesetzt.

Durch die langen Wartezeiten beim CAD-rendern entstehen Pausen, die ich anfangs aufgrund einer fehlenden Planung nicht genutzt habe. Erst im weiteren Verlauf der Arbeit entstand ein Workflow, den ich wegen der hohen Produktivität beibehalten möchte. Auch den Grundgedanken der Arbeit möchte ich weiterverfolgen und weitere Produkte entwickeln die dem aufgezeigten Muster entsprechen da es noch jede Menge Themen gibt, die ich ansprechen möchte. Die Wirtschaftlichkeit der Projekte lässt sich nicht einschätzen, weswegen die weitere Arbeit an diesem Thema zunächst nur für mich stattfinden wird, eine weitere Ausarbeitung des Stils als Wiedererkennungsmöglichkeit halte ich denoch für nötig. Erfreulicherweise hat sich diese Arbeit als zusätzliches Ventil erwiesen, über das ich mich tiefer mit bestimmten Situationen und Konflikten auseinandersetzen und reflektieren konnte. Neben dem Ziel der Produkte, die Menschen zum Nachdenken anzuregen, erhält auch die gesamte Arbeit immer mehr an Wert, im Zusammenhang zu anderen Studierenden, die hierdurch eventuell auch dazu bewegt werden, kritische Themen zu bearbeiten und in ihrem professionellen Kontext anzusprechen.

GESAMTE THESIS (PDF)

Thesis_LVS_Incom.pdf PDF Thesis_LVS_Incom.pdf

Ein Projekt von

Fachgruppe

Produktdesign

Art des Projekts

Bachelorarbeit

Betreuung

foto: Prof. Jörg Hundertpfund foto: Thomas Foitzik

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2020

Keywords

zusätzliches Material