In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Buchprojekt und Kickstarter-Video zum Leben von Julia Pastrana von Clara Köhler und Theresa Schlipf
In diesem Projekt entstand durch die Betreuung von Sven Völker und Klaus Dufte ein Buch und Video, das als Grundlage den Kurs “Experimentelle Typografie“ von Sven Völker im Sommer 2018 hatte. In diesem entstanden typografische Arbeiten der Studenten zum Leben von Julia Pastrana, die die Grundlage für das Buch boten. Neben dem Erarbeiten des Buchkonzeptes und der kreativen Gestaltung wurde gemeinsam mit Klaus Dufte ein Kickstarter- Video entwickelt.
Julia Pastrana war eine Sängerin und Tänzerin. Sie spielte Gitarre und konnte drei Sprachen fließend sprechen. Sie war sehr hilfsbereit und spendete hohe Beträge von ihrem Einkommen an lokale Institutionen. Sie litt allerdings auch an einer extremen Form der Hypertrichose.
Diese Krankheit veranlasste bei Julia Pastrana eine immense Körperbehaarung und einen Unterkiefer, der überdeutlich ausgeprägt war. Julia sang, tanze während ihres kurzen Lebens auf der ganzen Welt. Nach ihrem Tod wurde ihr Körper und der Körper ihres Kindes, welches nur 36 Stunden lebte und unter der selben Krankheit litt, einbalsamiert.
Beide wurden über hundert Jahre lang überall in der Welt ausgestellt, wurden zu eine absurden Attraktion. Der Künstlerin Laura Anderson Barbata gelang es jüngst den Körper von Julia Pastrana in ihr Heimatland nach Mexiko zurückzuführen und in einer würdigen Zeremonie beizusetzen.
Julia Pastrana wurde als „Attraktion“, „Die hässlichste Frau der Welt“ bezeichnet und veranlasst noch heute höchst relevante Fragen über Schönheit, Ausnutzung, Persönlichkeit, Individualität, Objektifizierung, Menschenrecht, Rassismus, Öffentlichkeit, Weiblichkeit und Sexismus uvm.
Anfänglich recherchierten wir im Kurs „Experimentelle Typografie“ SoSe 2018 in Kooperation mit der Band Apparatjik, nach Zeitungsarchiven. Alles, was in den vergangenen 180 Jahren über Julia Pastrana geschrieben wurde. Wir verarbeiten diese textlichen Grundlagen der Zeitungen mit Sätzen oder Schlagworten in von uns geleiteten Workshops des Kurses. Daraus entstanden zahlreiche kreativ typografische Arbeiten. Diese Arbeiten waren Grundlage für das Buch und Videoprojekt mit Sven Völker und Klaus Dufke.
Gemeinsam sortierten wir zunächst alle typografischen Arbeiten, die im Sommerkurs 2018 “Experimentelle Typografie” entstanden sind und erarbeiteten zeitgleich einen Text, welcher in einer erzählerischen, märchenhaften Weise das Leben von Julia Pastrana in ausgewählten Sätzen erzählen sollte. Die Grundlage für den Textinhalt bildeten Textzeilen und Wörter aus den zuvor gesammelten Zeitungsartikeln. Diese Sätze wurden dann den typografischen Arbeiten gegenübergestellt, was einen neuen Interpretationsraum entfaltete. Beides, Geschichte, als auch Typografien, sollten zusammen eine neue, kreative Erzählung gestalten. Dafür mussten wir zu jedem einzelnen Satz, der die Geschichte Julias beschrieb, die für uns passendsten Typografiearbeiten finden.
Da die typografischen Arbeiten und die Geschichte Julias im Vordergrund des Buches stehen sollten, entschieden wir uns in Absprache mit Sven Völker für ein schlichtes Layout. Auch sollte das Buch nur in schwarz weiß produziert werden. So bearbeiten wir jede ausgewählte Typografie, damit alle Arbeiten den gleichen Schwarzton aufweisen. Die Schrift im Buch fiel auf Helvetica Bold, da diese in ihrem schlichten und doch gut lesbaren Stil den typografischen Arbeiten keinen Raum nahm und sich somit nicht in den Vordergrund drängte, sondern sich gut einfügte.
Bei der Gestaltung der Buchdatei war uns schnell klar, dass das Buch ein Format besitzen sollte, was gut in der Hand des Lesers liegen sollte. Somit entschieden wir uns für ein Format 120mm x 190mm. Das Format sollte kompakt und knackig sein.
In Kooperation mit dem Kurs von Klaus Dufke entwickelten wir das Konzept für ein Kickstarter Video, indem wir das Buch präsentierten. Die Idee des Videos ist Käufer zu gewinnen, die ins im Vorhinein finanziell unterstützen um nach der erfolgreichen Produktion des Buches ein solches Exemplar zu erwerben. Demnach entwickelten wir ein Videokonzept, welches in seiner Erscheinung und seinem Stil den potenziellen Käufer motiviert uns und unsere Projektidee zu unterstützen.
Dabei sollte das Konzept des Videos nicht zu lang und ermüdend, sondern kreativ, bunt, gut verständlich und motivierend sein. Eine Inspiration beim Storyboard erstellen im Kurs von Klaus Dufke, war die Analyse zweier Kickstarter Filme. Wir erarbeiten die positiven, als auch die negativen Aspekte beider Videos aus, um für unser eigenes Videoprojekt die besten Erkenntnisse einarbeiten zu können.
Zeitgleich waren wir im Kontakt mit Apparatjik, der Supergroup Band, mit der wir bereits im „Experimentelle Typografie“ Kurs SoSe 18 zusammenarbeiteten. Diese stellten uns Musik von ihnen zur Verfügung, die als Stimmungsträger, das Video untermauern durfte. Aus den bereit gestellten Datei entschieden wir uns für eine motivierende, aber nicht zu aufdringliche Musik-Sequenz.
Entgegen des Buchkonzeptes sollte das Video nicht schwarz weiß sein, sondern durch bunte Farben den Betrachter mitreißen. Auch wenn die Geschichte Julias eine sehr dramatische ist, stand für uns in der Videoproduktion im Vordergrund, dass es ein guten, fröhlichen Eindruck schafft. Für uns wurde klar, dass ein Kickstarter Video nicht durch seine Dramatik und Länge besticht, sondern durch seine Inspiration, die es transportiert. Diese Dynamik wollten wir schaffen mit bunten Farben und schnellen Abfolgen von Bildern.
Um eine Vielseitigkeit im Video zuzulassen entschieden wir uns dafür den Bildaufbau zu teilen. So konnten wir mehrere Elemente, wie Videos aus den Workshops im SoSe 18, als auch Bilder, darstellen. Auch machte dieses Stilelement möglich, dass wir uns Produzentinnen des Projekt vis-à-vis vorstellen konnten und gleichzeitig Aufnahmen der Produktion zeigten.
PASSWORT: Pastrana Project
Wir möchten uns ganz herzliche für die Zusammenarbeit mit Klaus Dufke und Sven Völker bedanken, die uns über die Zeit des Projektes mit Rat und Unterstützung geholfen haben.