In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
bunt? farbig? same same? In insgesamt vier großen Farbstudien (und ziemlich viel Farbgemische dazwischen) sind wir innerhalb eines Semesters mit Eva Niemann diesen Fragen nachgegangen. Haben van Gogh und Goethe zu Rate gezogen und praktisch umgesetzt, was es bedeutet, wenn aus bunt farbig und aus farbig bunt wird.
…holy macaroni. Mein Anfang war enorm holprig. Man steht da in der Gruppe, schaut der Dozentin zu wie sie aus Acrylbinder und Pigmenten mühelos vermalbare Farben mischt, nickt eifrig, so schwer kann das doch nicht sein. Jahaha… genau! Leinwand aufgezogen, Grundierung aufgetragen, alles schick, Daumen hoch. Aber was mit den Farben? Wässrig irgendwie. Und nicht so hübsch. Rostbraun? Schlamm? Ich erinnere mich wie ich auf die Leinwand starrte. So groß und so viel Platz. Ungewohnt. „Versucht euch an unterschiedlichen Farbproportionen“ sagte Eva, „Benutzt verschiedene Pinseldicken“ sagte Eva. Was? Weiter starrte ich auf die Leinwand. Es gibt kein ⌘-Z. Damn. Ey, egal! Erwartungen und Ansprüche mussten runtergeschraubt werden und erstmal mit diesen Pinseln vertraut gemacht werden….
Die erste Aufgabe bestand darin unterschiedliche Dreiklänge zu mischen. Sie sollten farbig (= harmonisch!) oder bunt (= disharmonisch!) wirken.
Im zweiten Schritt und der ersten großen Farbstudie wurde aus einem dieser Dreiklänge ein Tagesfavorit ausgesucht, der Ausgangspunkt für jeweils eine strukturierte und eine dynamische Farbkomposition. Meine Farbauswahl an diesem Tag überzeugte mich: Abwasser-Blau, ein ausgewaschenes Rot und Lichtgrau. mmh.
*erst später sollte mir auffallen, dass es sich bei meiner Farbauswahl statt um einen Dreiklang um einen Zweiklang handelte… woops
Erst einmal los, Inspirationen und Beispiele sammeln. Drinnen, draußen und sonstwo.
bunt
farbig.
Wird es langsam klarer mit dem Unterschied?;)
Ich war gefrustet. Klar, der erste Teil der ersten Abwasser- Auswasch-Studie hatte irgendwann angefangen Spaß zu machen (Kopf ausschalten. Loslegen!) aber die gewünschten Fortschritte stellen sich nur zäh und im Schneckentempo ein. An diesem Tag ging ich tatsächlich nach nur einer Stunde Farbmischen nach Hause. Aber ich kehrte zurück. Abends. Zwei Tage später. Bei den anderen Komilitonen hatte ich gesehen wie saftige und starke, deckende Pinktöne entstehen können. Gefiel mir richtig gut!
Als nächste Aufgabe hatte uns Eva aufgetragen, Farbabstufungen unserer Dreiklänge anzufertigen. Hell / Dunkel. Reduzierung / Erhöhung der Sättigung. Kalt / Warm. Komplementär- und Simultankontrast. Eine Art DIY-Farbfächer aus einzelnen Farbkarten.
Tatsächlich musste ich erst einmal aber einen Schritt zurück machen. Meine Dreiklänge hatten mich im ersten Anlauf ja nicht so überzeugt. Neue Vision: Saftig sollten sie sein, deckend, (d)trippin' through Candyland.
Zuhause sollten wir einen favorisierten Representanten der bunten und der farbigen Dreiklänge in Menge (Quantitätskontrast) und Leserichtung variieren.
Auch hier wieder interessant und erstaunlich wie unterschiedliche Farben (in ihrer Menge und Zusammensetzung) zusammenarbeiten. Oder eben nicht. Kennt man natürlich alles. Analog und haptisch aber eben doch ne andere Kiste. Häh? Die Aufgabe ist doch digital? mja, wartet mal auf die nächste große Farbstudie;)
*aso. Durch Hinzufügen einer vierten Farbe sollte außerdem aus dem bunten Dreiklang eine farbige Harmonie entstehen. Und umgekehrt aus der farbigen Auswahl eine bunte.
bunt
farbig.
Fun fact: Farbreste gabs bei Eva nicht! Was, wie das? Ja. Alles durfte, sollte, musste vermalt werden. Feine Sache, denn so entstand mit jeder neu gemischten oder neu nachgemischten Farbe eine neue Seite im Skizzenbuch. Ort für ungeplante und interessante Experimente aber auch gezielt neue Ansätze und Ideen.
Hier findet ihr meins, komplett zum Nachblättern.
https://issuu.com/mobileswohnen/docs/skizzenbuch
…so bin ich auf jeden Fall die zweite große Farbstudie angegangen. Und das war auch echt gut so…
Ausgehend vom bunten Trio (s. Abschnitt 04 / bunt), sollte durch Hinzufügen einer vierten Farbe ein harmonisches, farbiges Bild entstehen. Damit aber nicht genug! Die Höhe der Farbfelder war mit 8cm zwar vorgegeben, wir sollten uns aber auch Gedanken über den Einsatz des Mengenkontrastes und der allgemeinen Kompositionen machen.
184 Kästchen (fuck ja, ich habe nachgezählt *schwitz) und vier Tage später: Mich durch diese Aufgabe durchgeboxt zu haben, hat mich handwerklich enorm weitergebracht. Immer und immer wieder dieselben Farben in ihren Abstufungen nachgemischt zu haben, vertiefte mein Verständnis für Pigmente und Acrylbinder. Ich wurde immer sicherer, experimentierte viel außerhalb der Leinwand und das Farbmischen ging mir sichtbar leichter von der Hand.
Was die Umsetzung der Aufgabe anging, war nichts in Stein gemeiselt. Oft verschafften einige Schritte weg von Leinwand und eine Nacht Pause den nötigen Klarblick, um Farben zu ergänzen oder Kästchen zusammenzuführen oder manchmal auch komplett zu übermalen.
Rückblickend meine Lieblingsaufgabe, weil ich an ihr am meisten gewachsen bin;)
Aus dem farbigen Trio sollte durch Ergänzung einer vierte Farbe ein buntes Bild entstehen. Stilistisch frei. Ein Malen aus dem Arm heraus mit großen Bewegungen.
An dieser Aufgabe erfuhr ich was einen großen Unterschied es machen kann einfach loszulassen: Irgendwann im Bild begann ich sehr kleinteilig zu malen. Viel zu früh. Es fehlte was. Ich hatte keine Ahnung was und setze mit dem kleinen Pinsel an. Das frustierte ungemein!
Es waren mehrere Schritte rückwärts nötig und der Mut den fetten Pinsel in die Hand zu nehmen und damit „einfach“ durchs Bild zu streichen.
Yikes;)
Soa. Nun die letzte, finale Aufgabe (endlich).
Fehlende Komposition ist: Keine;) Stattdessen bestand die letzte Aufgabe darin das Erlente und die künstlerische Herangehendweise in den Design-Alltag zu holen:
Ausgehend von einer Hauptfarbe sollte ein Farbbereich gewählt werden, der diese simultan hervorhebt. Thematisch sollten wir dabei ein aktuelles Thema oder eine aktuelle Kampagne behandeln.
Stilistisch sollten wir sowohl freie als strukturelle Elemente miteinander kombinieren.
Meine genaue Intention möchte ich an dieser Stelle eurer eigenen Interpretation offen lassen;)
Wolkenkratzer, Strommasten, Hochspannungsleitungen, Kondensstreifen,…
Eine Farb- und Formstudie zum urbanen Leben im heutigen Klima.
Ich bin überrascht wie viel ich aus Evas Kurs mitgenommen habe, trotz meines hohen Semesters;)
Man verliert sich im Arbeits- und Studienalltag dann doch sehr schnell im Digitalen. Die intensiv haptische Arbeit, zum Teil neue, zum Teil vergessene, zum Teil alte Herangehensweisen nehme ich jetzt noch mal mehr in meine Abschlussarbeit mit.
Ich finde es ungalublich wichtig und wertvoll, dass gestalterische Grundlagen in solch einem Kursformat ihren Platz an der FH haben und behalten, vermitteln sie doch eindrücklich und nachhaltig die Grundregeln und schulen den Blick für essentielle gestalterische Entscheidungen. Egal ob digital oder analog oder beides zusammen.
Danke also:)