In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Im Projekt „Kite-Traces“ werden die Fluglinien der Drachen als Gestaltungswerkzeug zu den Formgebern neuer Drachenvarianten. Anhand der Linie im Raum werden Punkte erzeugt, die sich versuchen zu verbinden, interpolieren, spiegeln und bei fortschreitendem Flug immer neue und komplexere Drachenformen erzeugen. Der Drache nimmt das existierende Mittel und erfindet sich selbst im Ursprung seiner Funktion.
Der Drache als Instrument ist fest in der Geschichte verankert. Schon 900 n. Chr. wurden klagerzeugende Drachen von den Chinesen als Kriegswaffen mit verschiedenen angebrachten Pfeifen und Bändern hergestellt. Inspiriert von der Seite http://www.windmusik.com/, auf der alle Arten klangerzeugender Drachen aufgelistet werden war die Idee einen eigenen klangerzeugenden Drachen zu bauen.
Doch wo ich selbst noch nie einen Drachen, geschweige ein Instrument gebaut habe, stellte mich die Idee neben dem gestalterischen vor allem vor ein technisches Problem. Verrannt in die Idee, ohne ein größeres Konzept zu finden, entschloss ich mich das Projekt nach ein paar instrumentellen Versuchen nicht weiter zu verfolgen.
Kennwort: tröte
Ein erster Drache wurde aus mit Band und Klarsichtfolie bespannten Rundhölzern gebaut. Im Versuch zeigte sich, dass eine Lichtdurchlässigkeit mit Klarsichtfolie und bestimmter Sonneneinstrahlung möglich ist. Die Arbeit mit Schablonen und Schattenwurf funktionierte ebenfalls bedingt. Die Idee, den Drachen selbst als Schnittstelle/Übersetzung zu verwenden, überzeugte mich. Allerdings viel mir die freie und experimentelle Arbeit im Bau unter den aktuellen Voraussetzungen schwer. Ich entschied digital weiterzuarbeiten und mich mit dem direkten Element des Drachens auseinanderzusetzen. Der Drache als Spur des Winds.
Inspiriert von der vorherigen Idee, den Drachen als Übersetzer und Schnittstelle zu verwenden, löste ich mich von den ersten Verirrungen und experimentierte frei in der Übersetzung der Flugbahn des Drachens ins Visuelle. Die Flugbahn des Drachen ist zwar durch den Drachenschwanz bedingt nachvollziehbar, aber dennoch stellt die Position des Drachens immer nur eine Momentaufnahme dar.
So soll direkt aus der flüchtigen Flugbahn des Drachens ein neues Drachenkonstrukt entstehen. Das Flugobjekt und seine Eigenschaften werden so selber zum Gestaltungsmittel und bilden ein neues Objekt aus seiner ursprünglichen Funktion.
Der Drache eines im Internet gefundenen Videos wird getracked und auf verschiedene Weisen im dreidimensionalen Raum visuell umgesetzt.
Durch Nachzeichnen der Flugbahn und versuchter Verbindung von zufällig gewählten Kurvenpunkten entsteht im Prozess eine drachenähnliche Form.
Digital aus der Flugbahn erzeugte Drachen werden in Riso gedruckt. Die Flugbahn überlagert die erzeugten Körper und wirkt wie Drachenschnur.
In den finalen Drachen-Konstrukten wird für eine bessere mögliche Flugfähigkeit die erzeugte Form gespiegelt. In der Gegenüberstellung der Fluglinie und des Konstruktes wird die letzte entstandene Form verwendet.
Kennwort: traces
Kennwort: traces
Kennwort: traces
Kennwort: traces
Kennwort: traces
Im Sommersemester war alles neu. Pünktlich zu Corona den „besten“ Zeitpunkt abgepasst aus dem Job in die Selbstständigkeit zu starten, nur noch Remote-Uni, das erste mal Quarantäne, das erste Mal einen Drachen bauen und das erste Mal nach 15 Jahren wieder Drachen fliegen. So dachte ich, muss ich mich in diesem Kurs auch neu erfinden, irgendwas machen, was man noch nie gemacht hat. Das „Irgendwas“ wurde mir in den ersten 2/3 des Semesters zum Verhängnis. Zwar ist es erstrebenswert, etwas Neues zu schaffen, doch stellte ich zu spät fest, dass man dafür nicht alle bisherigen Arbeitsweisen über den Haufen werfen muss.
In dem Endergebnis des sich selbst aus der Fluglinie erzeugenden Drachens sehe ich ein gutes Gestaltungsmittel für auch andere bewegte Objekte. Die Rückverfolgbarkeit der Ursprungsform des sich prozedural zusammensetzenden Drachens ist noch nicht ganz gegeben und lässt sich durch limitierte Funktionen schwer erzeugen. Mit der Abgabe der Gestaltungsfunktion auf die Bewegung durch den Wind bin ich jedoch sehr zufrieden und zeigt, wie auch die Verirrung im Semester, dass der Ursprung in sich selbst liegt.