In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Projektentwicklung im Lichtfänger II, SS2020
Ist es mir möglich mit der Fotografie die Persönlichkeit eines Menschen abzubilden? Nein, ich denke nicht. Es gelingt mir mit einem Foto lediglich meine Sichtweise, des abgebildeten Menschen darzustellen.
Nur was passiert, wenn sich Fotograf und Fotografierte/r auf einen Dialog einlassen und sich auf Augenhöhe begegnen.
Dieses Konzept, Gestalter und Gestalterinnen zu portraitieren, soll in dieser Arbeit über das klassische, repräsentative Foto hinausgehen.
Durch die Möglichkeit der abgebildeten Person, auf das eigene Portrait gestalterisch zu reagieren, möchte ich ein nahezu authentisches Bild erzeugen. Eine gerechte Abbildung, welche mir allein, als Fotograf, nicht möglich gewesen wäre.
Eine Kooperation zwischen Gleichberechtigten.
2016 besuchte ich schon einmal den zweiten Lichtfänger Kurs. Für mich vielleicht die entschiedenste Zeit in meinem Studium, denn ich entdeckte das Medium Fotografie für mich.
Etwas über mich. April. 2020, Berlin
Ich studiere im 10 SemesterKommunikationsdesign. Gut 4 Jahre befasse ich mich mit dem Medium Fotografie. Von Beginn an, fasziniert mich der Prozess der Portrait Fotografie. Das Betrachten seines Gegenübers und der zwischenmenschliche Austausch. Das Knistern, wenn mir ein besonderer Blick, durch den Sucher meiner Kamera geschenkt wird.
Letzten Jahre ist die Kamera, zu einer Art Vermittler für mich geworden. Einen Vermittler zwischen mir und anderen Personen, aber genauso zwischen mir und stillen Objekten.
Ungerne stehe ich vor einer Kamera. Diese Seite ist mir fremd und ich fühle mich schnell unwohl. Selbst, wenn ich den Timer meiner Nikon programmier.
Bei einem Portrait, fotografiert man immer seine Sicht der zu porträtierenden Person. Doch welches Bild habe ich vor mir? Wie viel möchte ich von mir preisgeben?
Kamera aufgestellt, auf meine Körperhöhe ausgerichtet, Film eingelegt und Timer programmiert. Zwei Stunden später ziehe ich das SW-Material aus meiner Entwickler Dose. Es zeigen sich mir 36 Aufnahmen meiner Rückseite.
Prof Loeper meint man selbst wäre für sich das beste Fotomodell. Sich selbst gegenüber müssen man nichts rechtfertigen und das eignende Durchhaltevermögen wäre die Grenze. Praktisch gesehen, kann ich diese Gedanken nachvollziehen. Von der Gefühlsebener her, passiert für mich etwas vollkommen anderes. Ich bin nicht mit der gleich Faszination bei der Sache und ich werde vermutlich nie das bereits beschreibende Knistern verspüren.
Faszination für einer Person reichen jedoch nicht aus, um eine gutes Portrait zu erzeugen. Für die Aufgabe „Portrait des Anderen“, verabredete ich mich mit Daniel. Es war ein kalter Morgen auf einem Hausdach in Neukölln.
Nach 3x 36 Aufnahmen wollte sich nicht der entscheidende Moment einstellen. Der Moment wo alles passt.
Auch bei weiteren Treffen stellten mich nicht zufrieden. Es gab zwar einige schöne Aufnahmen, aber diese waren eben nur schön. Bildaufbau, Farbigkeit und Stimmung waren viel zu auswechselbar. Es ging mir zu wenig um die Person im Bild.
Zur selben Zeit, entstand bei mir der Wunsch, eine Serie von repräsentativen Portraits verschiedener Gestalter und Gestalterinnen zu fotografieren. Es sollten mehr als nur schöne Fotografien werden. Ich wollte wissen, was die kreative Welt meines Gegenübers ausmacht.
Das Problem bei den Portraits von Daniel war, dass alles komplett aus meiner eignen Sicht geschaffen war. Wie und wo sieht sich Daniel selbst? Wo ist seine Welt des kreativen Schaffens? So begegneten wir uns in einer Welt der virtuellen 360-Grad-Karten. Beim zusammen rechnen vieler Fotografien durch Algorithmen, entsteht eine ganz bestimmt Ästhetik, welches scheinbar genau an der Schnittstelle von Realität und Virtuellem zu existieren scheint. So sah mein neuer Ansatz so aus, dass ich mich der Technik bediente, welche für die Erstellung von Google Street View Bilder genutzt wird und so ein Portrait von Daniel erstelle.
In der ersten Ansätzen experimentierte ich mit der Smartphone. So kam ich zu ersten, schnell Ergebnissen.
Leider hast ich so nur sehr beschränke Möglichkeiten in den Prozess der Fotografie einzugreifen. Auch die Ausgabe Qualität überzeuge mich nicht.
Ich entschied mich, den Effekt durch ein Ultraweitwinkel an meiner Vollformat Kamera nachzubilden und das Ergebnis weiter nach meinen Vorstellungen der Google-Street-View-Ästhetik anzupassen.
An einem heißen Sommertag traf ich mich mit der lieben Franka im Grunewald. In einigen Telefonaten vor unserem Treffen, sprachen wir viel Über Ihre Arbeit als Illustratorin und ihre Hintergründe, sowie Quellen der Inspiration.
Franka hat eine starke Verbindung zur Natur und dem analogen Gestalten. Der Walt als Umgebung stand recht schnell fest. Wichtig war mir, keine Bild zu erzeugen, welche nach „Ein Mädchen steht im Walde“ aussieht.
Das endgültige Resultat übergab ich Franka in analoger Form und bat sie um eine gestalterische Reaktion auf ihr Portrait. So entstand ein Werk zwischen Gleichberechtigten.
Aljoscha kreative Welt ist häufig in der schwarz-weißen Ästhetik von anlogen Filmmaterial gehalten. So fotografiere ich ihn auf Kleinbildfilm, digitalisierte diesen und verändert die entstandenen Portraits nach Aljoscha Vorstellung.
Ein erste Dummy für die Abgabe. Mein Projekt soll auch nach dem Kurs weiter wachsen. So werde alle Portraits, plus einem Text zur Person, in einer Archivbox, mit viel Platz für weitere Arbeiten, gelagert. Für jede Person gibt es einen Druckbogen, mit genügend Platz für Individuelle Gestaltung. Festgelegt sind Größe, Faltung, die Länge vom Beschreibungstext, Typografie und ein bestimmter Bereich für Bild und Textblock.