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Post-Self-Evident Poems

Post-Self-Evident Poems ist ein webbasierter Gedichtband, der die selbstreferentielle Konzeptpoesie des Autors Guy Bennett mit Mitteln der typografischen, digitalen Gestaltung präsentiert.

Ausgangslage

Aufgabe war die Konzeption und Gestaltung einer Publikation. Die Wahl des Mediums war freigestellt, genau wie die Themenwahl.

Ich wollte den Kurs zum Anlass nehmen, mein literarisches Interesse in mein Schaffen als Gestalter und Webentwickler einfließen zu lassen. Bei der Suche nach Material kam mir der amerikanische Autor Guy Bennett in den Sinn, mit dem ich einige Zeit vorher bereits in Kontakt war, da ich ihm bei der Erstellung seiner persönlichen Website geholfen hatte. Ich bat ihn um Erlaubnis, eine Auswahl seiner Gedichte aus dem 2011 veröffentlichen Band „Self-Evident Poems“ zu verwenden. Dabei handelt es sich um unterhaltsam geschriebene, konzeptuelle Gedichte, die ihren eigenen Entstehungsprozess und ihre eigene Form thematisieren. Er schlug daraufhin vor, anstelle der digitalen Fassung des bestehenden Bandes ein Nachfolgewerk mit neuem Material zu veröffentlichen und sendete mir weitere Gedichte zu, die dem Prinzip der Self-Evident Poems folgen. Diese erschienen bereits in der französischen Print-Ausgabe des Werkes, waren in englischer Sprache bislang jedoch unveröffentlicht.

Konzept und Gestaltung

Beim Lesen von Gedichten im Web habe ich häufig das Gefühl, dass die Gedichte wie jeder andere Inhalt in generische Website-Templates eingefügt wurden. Im Gegensatz dazu wollte ich eine Website gestalten, die in visueller Gestaltung und Funktion auf die Präsentation der Gedichte zugeschnitten ist. Ich wollte die Ästhetik von gedruckten Gedichtbändern aufgreifen und mit moderner Webgestaltung kombinieren.

Darüber hinaus haben einige der Gedichte spezielle gestalterische Anforderungen, da sie inhaltlich kommunizieren, eine ungewöhnliche Form zu haben, oder zu speziellen Handlungen auffordern. Diese heben sich visuell beziehungsweise funktional von den anderen Gedichten ab; die Gestaltung reagiert auf den Inhalt. So erscheint beispielsweise das Supersized Poem („This poem / is rather large“) in ungewöhnlich großer Schrift, und das Wikipoem, das zum Editieren seines Inhalts aufruft, lässt sich tatsächlich bearbeiten.

Aufbau

Pro Unterseite wird ein Gedicht angezeigt. Unter dem Gedicht befinden sich Links zum vorigen und nächsten Gedicht; durch diese kann der Band von Anfang bis Ende durchgeklickt werden. Am linken Rand befindet sich ein Inhaltsverzeichnis, das gleichzeitig als Navigation fungiert. Zusätzlich zu der linearen Navigation unter dem Gedicht können einzelne Gedichte so direkt ausgewählt werden. Das Inhaltsverzeichnis ist zunächst geschlossen und muss durch Anklicken geöffnet werden, sodass der Fokus auf dem Inhalt des Gedichts liegt.

Bei längeren Gedichten, die das Scrollen erfordern, legt sich am unteren Teil des sichtbaren Bereichs des Gedichts ein Verlauf über die Schrift, sodass die lineare Navigation fixiert an der selben Stelle stehen kann, um stets erreichbar zu sein, und die Möglichkeit des Scrollens dennoch deutlich wird.

Schrift

In Anlehnung an gedruckte Gedichtbänder habe ich eine markante Serifenschrift verwendet. Diese wurde vom Schriftgestalter Philipp Koller entworfen, trägt den Arbeitstitel „Burrow“ und ist bislang unveröffentlicht. Um die lineare Navigation unter den Gedichten davon abzuheben und den Unterschied zwischen Navigationselement und Inhalt deutlich zu machen, kommt hier die serifenlose Variante derselben Schriftfamilie zum Einsatz.

Es handelt sich dabei um Variable Fonts. Die Möglichkeiten dieser Technologie werden aufgegriffen, indem Links, die zu Gedichten führen, beim Hover fett werden, allerdings nicht abrupt, sondern durch eine Animation, die die Interpolation zwischen Regular- und Bold-Schnitt nutzt.

Cover

Bei Aufruf der Seite erscheint ein Intro, das ich als digitales Buchcover verstehe. Es enthält nur die essenziellen Inhalte Titel, Autor und Herausgeber, die nacheinander eingeblendet werden. Der plakativ gesetzte Titel greift zudem bei der Animation zur Einblendung die Möglichkeit der Variable Fonts auf; die Schrift wird langsam immer fetter.

Durch Klicken an beliebiger Stelle wird das Cover ausgeblendet und das erste Gedicht erscheint. Falls kein Klicken erfolgt, wird das Cover nach wenigen Sekunden automatisch ausgeblendet.

Farbe

Die Hintergrundfarbe ist angelehnt an Papier und zitiert damit die Herkunft des Werkes, den gedruckten Gedichtband. Im Kontrast dazu kommt als Auszeichnungsfarbe ein Rot im RGB-Farbraum zum Einsatz. Dieses wird als Hintergrundfarbe des Covers und als Indikator des aktuell ausgewählten Gedichts im Inhaltsverzeichnis verwendet.

Responsivität

Um sicherzustellen, dass die Verse trotz auflösungsunabhängigem Layout intakt bleiben und keine ungewollten Umbrüche entstehen, habe ich mit dynamischen Größen gearbeitet. Schriftgröße und weitere Größenangaben sind daher nicht in absoluten Pixelangaben definiert, sondern in der auflösungsunabhängigen Einheit „vw“ (Viewport Width).

Zudem wird das Layout bei kleineren Viewports umstrukturiert. Aufgrund der begrenzten Breite mobiler Screens wandert das Inhaltsverzeichnis vom linken Rand an den unteren Rand. Es fährt beim Öffnen dementsprechend nicht horizontal aus, sondern vertikal.

Digitale Literatur

Im Rahmen des Kurses habe ich mich mit digitaler Literatur auseinandergesetzt und mir die Frage gestellt, ob sich der Gedichtband dieser literarischen Disziplin zuordnen lässt.

Bei digitaler Literatur handelt es sich um Literatur, die durch digitale Mittel entsteht und ohne diese nicht möglich wäre. So können multimediale Inhalte und Nutzerinteraktionen essenzieller Bestandteil der Literatur sein, und nicht nur eine mögliche Präsentationsform.

Dass die Post-Self-Evident Poems ursprünglich von Guy Bennett zur Veröffentlichung in Buchform verfasst wurden und nachträglich von mir ins Digitale übertragen wurden, spricht gegen die Zuordnung. Andererseits können einige Gedichte erst in digitaler Form die Möglichkeiten entfalten, die sie inhaltlich versprechen, so beispielsweise das Wikipoem, das zum Editieren seines Inhalts aufruft, oder das Social Media Poem, das zum Teilen seines Inhalts über soziale Medien aufruft und durch entsprechende Buttons unter dem Gedicht in den Plattformen geteilt werden kann. Die Frage der Zuordnung kann daher nicht final geklärt werden.

Fazit

Die freie Medien- und Themenwahl haben mir ermöglicht, mich eigenen Interessen zu widmen und im Rahmen der Kursstruktur eine Arbeit zu verwirklichen, zu der ich trotz Interesse an der Thematik sonst vermutlich keine Gelegenheit gefunden hätte.

Die regelmäßigen Besprechungen und Feedback-Runden im Kurs haben geholfen, Schwachstellen im Projekt zu erkennen und zu verbessern.

Ein Projekt von

Fachgruppe

Kommunikationsdesign

Art des Projekts

Studienarbeit im Masterstudium

Betreuung

foto: Prof. Franziska Morlok

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Entstehungszeitraum

Wintersemester 2019 / 2020