In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Aushängeschild – Wie Gebäude- und Wegeleitsysteme die Identität eines Ortes oder einer Institution transportieren (theoretische und praktische Arbeit am Beispiel des Campus der FH Potsdam)
HINTERGRUND & KONTEXT → Einstieg: Bachelor-Thema „Orientierungssystem Radroute“; Weiterführung/Spezialisierung: lässt sich meine Methodik weiterführen/weiterdenken? Inwiefern fordert ein diverser Kontext (Gegenstand: Radroute/Hochschulcampus) diverse Maßnahmen/Herangehensweisen? Welche Mechanismen greifen? Was bedeutet das für die Informationsstruktur? → Standpunkt: Mitarbeiter & Student; mit verschiedenen Blickwinkeln und Nutzerbedürfnissen auf die Problematik „FHP Campus Leitsystem“ schauen; praxisnahe Auseinandersetzung mit dem täglichen Umfeld –> Inside Track: was wird wie/wo/warum/von wem gebraucht?
PROBLEM → Ist-Zustand des Campus-Orientierungssystems: Kaum, veraltete oder versteckte Orientierungsinformationen, keine Zielbestätigung, keine Hausbeschriftung, keine Entrée-Situation, keine Wegweisung, keine Funktionskennzeichnungen; keine Kennzeichnung von Instituten/Organen der Hochschule
FRAGESTELLUNG → Die Funktion eines Gebäude- und Leitsystems oszilliert zwischen Orientierung und Repräsentation. Das orientierende ›Aushängeschild‹ ist zugleich Visitenkarte der Institution. Wie können diese unterschiedlichen Funktionen produktiv miteinander verhandelt werden?
METHODE → Nutzerzentrierte und orts- sowie situationsgebundene Recherche der Informationsbedarfe: Nutzergruppen-Analyse, User Journey, Touchpoint-Analyse/Nutzungsprofile/Bedürfnisse/Ansprüche.
KREATION → Entwicklung eines informativ und kommunikativ sowie konstruktiv und materiell tragfähigen Katalogs verschiedener Beschilderungstypen; (typo-)grafische und CD-konforme Informationsgestaltung. Prototypische Realisierung am Beispiel relevanter Szenarien der Wegeleitung.
REFLEXION → Wie wird am konkreten Beispiel institutionelle Identität als kommunikatives Nebenprodukt zur Wegeleitung und Ortsmarkierung transportiert. Welche Vorteile ergeben sich im kommunikativen Ganzen?
Der FHP fehlt ein Orientierungssystem. Der Campus ist weder gekennzeichnet, noch gibt es Beschilderung auf dem Gelände, um sich zurechtzufinden. Kein Gebäude ist ausreichend gekennzeichnet, kein Ziel markiert. Wo fängt die Hochschule an und wo hört sie auf? Wo befindet sich die Bibliothek? Und wo sitzt eigentlich die Hochschulleitung? Wo finde ich die Fernweiterbildung? Welches der fünf Kasernengebäude ist denn nun das Verwaltungsgebäude? Und bin ich überhaupt noch auf dem Campus?
Was muss ein Orientierungssystem leisten?
Ein gutes Orientierungssystem markiert einen Ort, benennt alle relevanten Funktionsbereiche und sorgt auf dem Gelände für Übersicht und eindeutige Wegeleitung. Dafür sind Lagepläne an den entsprechenden Zugängen und eine Beschilderung aller Wege und Gebäude notwendig. Es muss für den Nutzer erkennbar, erlernbar und benutzbar sein. Eine gute Lesbarkeit, eine verständliche Sprache und eine optimale Positionierung der Informationen auf dem Gelände sind dafür grundlegende Voraussetzungen.
Wie kann ein individuelles Orientierungssystem für die FHP aussehen?
Es gibt viele Möglichkeiten für die visuelle Umsetzung einer orientierenden Beschilderung. Man kann dabei auf die architektonischen Voraussetzungen des Campus reagieren oder mit Material experimentieren. Der Anspruch dieser Arbeit soll jedoch darin liegen, ortsspezifisch zu entwerfen. Es soll eine auf die individuellen Umstände und Interessen der FHP zugeschnittene Beschilderung entstehen. Dies bedeutet eine detaillierte und umfassende Analyse der Ortsspezifik, Nutzer und Bedürfnisse.
Welche Fragen sind relevant, um zu einem visuellen Entwurf zu kommen?
Mit Hilfe eines entwickelten Zweckmodells werden methodisch die Funktionen eines spezifischen Orientierungssystems für die FHP bestimmt. Auf dieser Grundlage wird ein Kriterienkatalog entstehen, der im Entwurf alle gestalterischen Entscheidungen argumentativ untermauern soll. Es sollen damit Antworten auf folgende Fragen gefunden werden: Welche operativen und repräsentativen Funktionen hat eine ortsspezifische Beschilderung für den FHP Campus? Was für eine Beschilderung ist angemessen? Was ist machbar, realisierbar oder planbar?
Was kann eine Beschilderung über Orientierung hinaus noch leisten?
Betrachtet man einen Hochschulcampus als Raum, in dem ein soziales Miteinander stattfindet, so ist eine gemeinsame Sprache wichtig. Es geht um die gemeinsame Kultivierung von Werten, um Umsichtigkeit, Zuständigkeit und Verantwortung. Dafür muss man wissen: Wer spricht mit wem und zu wem wird gesprochen? Wer ist der Absender, wer der Empfänger? Wer vertritt welche Interessen und wer repräsentiert wen oder was?
Der Fokus von Analyse und Entwurf liegt auf dem Campusgelände, also dem kompletten Außenbereich der FHP.
Das Gelände
Welche Kriterien muss ein Orientierungssystem für die FHP erfüllen?
Welche Interessen vertritt die FH Potsdam? Welche Haltung nimmt sie als Hochschule ein?
Die FHP ist sehr demokratisch aufgestellt: Eine Hochschule auf Augenhöhe. Sie bietet eine forschungsbasierte und praxisorientierte Lehre mit innovativen Lehrformaten auf Basis von enger und nahbarer Betreuung. Sie zeichnet sich aus durch interdisziplinäres forschendes Lernen innerhalb des Angebots einer außergewöhnlichen Fächerstruktur im Themenspektrum von Urbaner Zukunft, regionaler und soziale Transformation und Information und Visualisierung. Von Sozial- und Bildungswissenschaften über Stadt | BAU | KULTUR, Bauingenieurwesen, Design und Informationswissenschaften zeigt sich die Hochschule in ihren Themen sowohl gesellschaftlich als auch politisch und wirtschaftlich relevant.
In forschenden Lehrformaten können Studierende schon früh einen Einblick in die Praxis erlangen. In Kooperationsprojekten ergeben sich Möglichkeiten und Freiräume, realitätsbezogen zu forschen.
Es gibt viele Orte, Angebote und Einrichtungen für Familien. Die FHP bezeichnet sich als Familiencampus und bietet Anlaufstellen wie das Familienzentrum und eine Kindertagesstätte. Mit der Initiative Klimacampus zeigt sie sich außerdem aktiv für den Umweltschutz und zeigt mit der Bewegung Klimabewusstes Reisen und der Kultivierung eines Campusgartens nachhaltig Profil.
Das Zweckmodell
Auf Grundlage der thematischen Priorisierung und des Persönlichkeitsbildes der FHP muss nun erörtert werden, welche Funktionen eine spezifische Ortsbeschilderung für den Hochschulcampus haben muss. Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
Das Verkehrsschild
Das Verkehrsschild ist in vielerlei Hinsicht ein bewährtes System für die Beschilderung im öffentlichen Raum. Für die Nutzung des Verkehrsnetzes bedeutet es ein sicheres, allgemeingültiges und verlässliches Regelwerk zur umsichtigen Fortbewegung. Im Hinblick auf die Beschilderung des FHP Campus bietet es viele Vorteile.
Jede Form von Straßenbeschilderung ist sowohl sicherheitsgeprüft als auch produktionstechnisch genormt. Es gibt umfangreiche Kataloge für Straßenbeschilderung, die eine Vielzahl an unterschiedlichen Beschilderungs- und Installationsmöglichkeiten bieten. Jedes Material ist wetterfest und für eine Nutzung im Außenbereich geeignet. Permanente Beschilderung ist je nach Größe, Gewicht und Traglast mit entsprechenden Betonfundamenten befestigt. Die einzelnen Elemente sind erweiterbar, reversibel und bieten auch für temporäre Bedarfe diverse Lösungen an. Das System bietet eine große Auswahl an Modulen für verschiedenste Informationstypen, die sich optimal für die Informationsbedarfe auf dem Hochschulcampus eignen.
Gestaltungsparameter
Wie übersetze ich alle Komponenten in eine Beschilderung?
Ortsspezifisch entwerfen! Im folgenden Entwurf soll nun veranschaulicht werden, wie die zuvor definierten Kriterien visuell in einen Entwurf übersetzt werden können.
Ein Orientierungssystem für den FHP Campus muss flexibel sein und auf die heterogene Architektur reagieren. Das bedeutet, dass es sich den Gebäuden und ihren Gegebenheiten entweder individuell anpassen oder unabhängig davon funktionieren muss. Es soll (teils temporäre oder situative) Informationsflächen anbieten.
Die Konstruktionen aus dem Kontext des Straßenschildes bieten in der Übersetzung ins Orientierungssystem der FHP viele Möglichkeiten. Wie würde eine pragmatische Beschilderung aussehen, die visuell eher zurückhaltend agiert? Was würde es bedeuten, wenn das funktionale Schild plötzlich durch dekorative Inszenierung vom Gebrauchsgegenstand zum Objekt wird? Und kann ein klassisches Straßenschild auf einem Hochschulcampus trotzdem Sinn ergeben?
Der folgende Entwurfsteil zeigt unterschiedliche Dialekte des Straßenschildes und seine kommunikativen Potentiale.
Entwurf I: „Neutrale Signalisation“
Entwurf II: „Dekorative Translation“
Entwurf III: „Pragmatische Appropriation“