In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
N.E.D. - das Projekt, die Idee
Ausschlaggebend für dieses Critical Design Projekt war die Auseinandersetzung mit dem drängenden Problem der Emission von Treibhausgasen in die Atmosphäre, deren Einfluss auf den Klimawandel und die aktuell herrschenden Diskussionskultur zu diesem Thema.
Für die Entwicklung des Szenarios wurde ich maßgeblich von zwei Dingen beeinflusst. Zum einen durch folgendes Zitat: „Was heute geschieht, gleicht einem kollektiven Suizidversuch.“ Es stammt vom namhaften deutschen Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. Er fokussiert auf den vom Menschen gemachten Klimawandel und unsere scheinbare Handlungsunfähigkeit trotz nicht absehbarer Folgen und dem inzwischen gesicherten Wissens darüber. Zum anderen inspirierte mich das Bild des kollektiven Suizids, welches mich an den Sci-Fi-Film „Logan’s Run - Flucht ins 23. Jahrhundert“ aus dem Jahr 1976 erinnerte. In diesem Film wird die dystopische Zukunft einer Gesellschaft beschrieben, in der sich die Menschen aufgrund von Ressourcenmangel mit dem Erreichen des dreizigsten Lebensjahrs dem rituellen Suizid hingeben.
In der Auseinandersetzung mit dem dringlichen Thema der Emissionwerte und den gestalterischen Ausdrucksmöglichkeiten im Critical Design soll über das Szenario „CO2-Device“ der folgenträchtige, mit existenziellen Konsequenzen behafte Wert unseres Handelns verdeutlicht werden. Wie viel Emission darf jeder einzelne von uns im Laufe seiner Lebenszeit durch eigenen Konsum in die Atmosphäre abgeben, ohne das Wohl der verbleibenden Gesellschaft negativ zu beeinflussen? Wie viele Ressourcen stehen mir und jedem anderen Individuum zu? Wie würde eine solche Gesellschaft aussehen, wie funktionieren? Wäre Geld, als abstraktes Tauschmittel, unter den Bedingungen eines solchen Szenarios noch die richtige oder denkbare Wahl, um uns den Wert unseres Handelns zu verdeutlichen und messbar zu machen? Wie könnte ein Geld-loses Szenario aussehen, in dem der „Carbon-Footprint“, also unser erbarmungslos registrierter, nicht manipulierbarer persönlicher Ressourcenverbrauch, unser Handeln und unsere Freiräume bestimmt? Welche denkbaren Handlungsstränge entwickeln sich rund um eine solche Zukunftsvision, wenn wir beispielsweise den uns eingeräumten Ressourcenverbrauch überschreiten und damit gesellschaftlich nicht mehr tragfähig wären? Wie sähe unser Handeln aus und wie würden sich unsere Wertvorstellungen verändern?
Die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen, wirtschaftlichen und klimatischen Themen hat bei mir definitiv einen Nerv getroffen. Ich habe es in diesem Kurs daher sehr genossen, mir die Freiheit nehmen zu können, durch meine gestalterischen Fähigkeiten Annahmen über das „Zukünftige“ zu formulieren und in Form eines „kritischen Objektes“ zur aktuellen Diskussion beizutragen. In einer weiteren Bearbeitung würde ich die Recherche verfeinern, um das bisher nur skizzierte Szenario schlüssiger und plausibler auszuformulieren. Darüber hinaus würde ich mich tiefergehend mit dem Device und seiner Funktionen auseinandersetzen, mit dem Ziel ein funktionstüchtiges Mockup zu entwickeln.
2023 Naturkatastrophen, politische Unruhen und Nahrungsknappheit nehmen ein nie zuvor gesehenes Ausmaß an. Laut dem Weltklimarat IPCC werden weltweit ca. 140 Millionen Klimaflüchtlinge vermutet.
2025 Das Einhalten der 2-Grad-Grenze der Klimaerwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts gilt bei 99% der Wissenschaftlicher mittlerweile als unmöglich, die Folgen sind kaum mehr absehbar.
2026 Der IPCC veröffentlich neue Studien, die zu dem Schluss kommen, dass der „Climate Tipping Point“ bereits 2019 erreicht wurde. Das ergeben neuste Berechnungen, die das drastische Abschmelzen der Eis- und Schneeflächen als auch die verheerenden Wald- und Perma-Brände weltweit berücksichtigen. Diese Flächen sind maßgeblich für die Reflexion als auch Absorption der Sonnenstrahlung verantwortlich.
2027 In den Alpen werden erste Geo-Tech-Anlagen - unter großem Protest - in Betrieb genommen. Die Technologie gilt als sehr umstritten, da etwaige Risiken für Mensch und Klima kaum absehbar sind.
2028 Der Afrika-Konflikt zwischen den Großmächten China und den USA führt zu einer weitreichenden Destabilisierung des schwarzen Kontinents und steht kurz vor einer militärischen Auseinandersetzung. In Brüssel wird über die erwarteten Flüchtlingswellen debattiert. Europaweit sind die rechten Parteien weiter auf dem Vormarsch.
2029 Verabschiedung des Border-Defence-Paktes durch alle europäischen Mitgliedsstaaten.
2030 Ausbruch des Border-Defence-Konfliktes an den äußeren europäischen Grenzen des Mittelmeerraums. Ziel ist die Niederschlagung der Unruhen in den Border-Towns, die durch afrikanische Milizen gesteuert werden.
2033 Die verbliebenen europäischen Staaten sahen sich gezwungen, allen voran Deutschland, angesichts der immer verheerenderen weltweiten Naturkatastrophen und menschlichen Tragödien nach drastischeren Lösungen zur Einhaltung der 3,0 Grad-Grenze für die weltweite Klimaerwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts zu suchen.
2035 Erste Informationen zum Projekt „Titan“ der Europäischen Union werden durch Whistleblower und verschiedene radikale Hacker-Gruppen im Netz veröffentlich.
2036 Kommunikationsabbruch zum Mars-Basiscamp .
2037 Die Astronauten der Mars-Mission werden für tot erklärt. Damit gilt das Mars-Programm als offiziell gescheitert, da angesichts der aktuellen weltwirtschaftlichen Spannungen keine weiteren Mittel zur Verfügung gestellt werden können.
2038 Die europäische Gemeinschaft entschließt sich unter heftigsten Protesten und Androhung von Sanktionen durch nichteuropäische Handelspartner zu einer der radikalsten und unumgänglichen Reformierungen des Wirtschaftssystems. Es wird das Geheimprojekt „Titan“ dahinter vermutet.
2039 Der Euro und jegliche Geldsysteme werden abgeschafft und mit dem New European Dollar - kurz N.E.D. - ersetzt. Hintergrund ist die Kontrolle der Emissionswerte jedes EU-Bürgers über die erwartete Lebenszeit.
2042 Eine ungewöhnlich hohe Zahl an Vermisstmeldungen erschüttert Europa. Brüssel ist diesbezüglich zu keiner Stellungnahme bereit.