In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Konzept für einen Multitouch-Tisch für die Bibliotheksrecherche
Das Ziel des Projektes war die Konzipierung eines Multitouch-Tisches für Bibliotheken.
Die Recherche nach Büchern sollte vereinfacht werden und künftig interessanter sein und zudem über die bisherigen Visualisierungs- und Interaktionsmethoden hinausgehen. Zudem sollten Relationen zwischen Büchern besser dargestellt und mehr Metadaten eingebunden werden. Inspiriert wurden wir dabei von einfachen Benutzerschnittstellen (Google), Einbeziehung von Bewertungen Dritter (Amazon), umfangreicher Verknüpfung diverser Daten (dbpedia) und alternativen Visualisierungs- und Bedienkonzepten (Mæve, verschiedene Thesauri). Auch das Mæve-Projekt war eine Inspirationsquelle für freies Stöbern und kollaboratives Arbeiten.
Personas sind fiktive Personen mit konkreten Charaktereigenschaften und Verhalten. Sie stellen die Zielgruppe, bzw. die Nutzer eines Produktes dar und werden zu Beginn des Gestaltungsprozesses festgelegt. Über den gesamten Prozess hinweg dienen sie als Kommunikationsmittel zwischen den an der Entwicklung Beteiligten.
Zu Beginn des Projektes haben wir vier Personas festgelegt und versucht, möglichst viele potentielle Nutzer abzudecken. Bei der anschließenden Recherche stellten wir fest, dass das Spektrum an Nutzer zu groß war und reduzierten die Personas von vier auf zwei. Es blieben nur die Personas mit akademischem Hintergrund, weil diese die Bibliothek intensiver nutzen.
Unsere Personas waren Sebastian (24, Physikstudent) und Friedrich (33, wissenschaftlicher Mitarbeiter).
Für jede Persona hatten wir ein Szenario erstellt. Da nur die akademischen Szenarien für den weiteren Projektverlauf von Bedeutung waren, ließen wir – wie auch bei den Personas – die überflüssigen fallen. Es blieben Szenarien wissenschaftlichen Arbeitens mit intensiver Suche nach Lektüre. Die Szenarien waren »Suche nach Literatur für eine Doktorarbeit« und »Vorbereitung eines Tutoriums in Gruppenarbeit.«
Um uns mit dem Thema besser vertraut zu machen und den aktuellen Stand kennenzulernen, haben wir zunächst Experten interviewt.
Prof. Hobohm, Dekan des Fachbereichs Informationswissenschaften der FHP, konnte uns sehr viel über den aktuellen Stand des Bibliothekswesen und dessen generelle Organisation erzählen. Wir erfuhren viel über Worldcat, Zitatverwaltungssoftware und über wichtige Protokolle (Z39.50). Die Informationen aus diesem ausführlichen Gespräch waren sehr aufschlussreich und im weiteren Projektverlauf sehr wertvoll.
Beim Gespräch mit Frank Seeliger an der TFH Wildau erfuhren wir, wie eine Bibliothek im Alltag funktioniert, welche Probleme dabei auftreten und wie man – in Wildau – künftig damit umgehen will. Eigentlich waren wir nach Wildau gefahren um etwas über die Verwendung des von der TFH angeschafften Touchmasters von art+com zu erfahren. Im Zuge dessen gab Herr Seeliger uns viele Informationen, insbesondere über eBooks (weil der Touchmaster diese unsichtbaren Publikationen der Bibliothek bewerben soll) und die Verknüpfung digitaler Zeitschriften (sowie die dabei auftretenden Schwierigkeiten). Wir diskutierten mit ihm auch das Projekt MedioVis der Uni Konstanz.
Die erste Interviewrunde fand in der Bibliothek der FH Potsdam statt. Dadurch konnten wir uns einen ersten Überblick verschaffen und Folgendes feststellen:
Die FH-Bibliothek wird im Vergleich zu Uni-Bibliotheken weniger anspruchsvoll genutzt. Komplexes Arbeiten mit viel Literatur in der Bibliothek ist in literarischen oder wissenschaftlichen Fächern viel weiter verbreitet als bei den an unserer FH angebotenen Studienrichtungen.
Die zweite Interviewrunde, die schon ein wenig später im Projekt stattfand, war wesentlich umfangreicher. Wir haben Leute in der Mensa des Grimm-Zentrums an der Humboldt-Universität in Berlin interviewt und viele längere Gespräche geführt (etwa 45 min). Es ging dabei um:
Die Arbeitsweisen der Befragen sind so verschieden wie deren Profile (Geschichte, Medizin und Literatur).
Allgemeine Einstellung
Die Bibliothek ist für alle Befragten ein besonderer Ort; eine ruhige Umgebung in der es sich gut arbeiten lässt. Man lässt sich weniger ablenken als zu Hause. Unter den Besuchern sind sehr viele Studenten zu finden, die sogar nur fleißig arbeiten und gar kein Buch ausleihen möchten.
Die neue Bibliothek des Grimm-Zentrums bietet sehr unterschiedliche Arbeitsumgebungen. Außer den großen Lesesälen stehen noch andere Orte zur Verfügung. So gibt es z.B Räume für Gruppenarbeit in unterschiedlichen Größen und einen Zeitungslesesaal mit gemütlichen Sesseln.
An der HU besteht sogar die Möglichkeit, einen kleinen isolierten Büroraum zu bekommen, wenn man gerade seine Magisterarbeit schreibt. Dies ist unter den Studenten sehr beliebt geworden und die Warteliste dafür ziemlich lang.
Abonnements zu Online-Datenbanken sind eine teuere Angelegenheit, und Bibliotheken sind einer der wenigen Orte, an denen Studenten kostenlos einen Zugang bekommen können.
Literatursuche
Einige Studenten nutzen ausschließlich Quellen, welche von ihren Professoren empfohlen worden sind. Andere verwickeln sich in aufwändige Suchen, die sehr viel Zeit ins Anspruch nehmen und nutzen dabei unterschiedlichste Quellen wie den OPAC Katalog, Fernleihe und Online-Datenbanken.
Bei einer Suche besteht immer die Gefahr, zu viele Ergebnisse zu bekommen. Die verwendeten Stichworte müssen entsprechend sorgfältig ausgesucht werden. Dabei kann Brainstorming hilfreich sein. Google liefert meistens sehr viele Ergebnisse und ist deswegen für viele nicht zu gebrauchen.
Allgemein verlassen sich die Befragen auf den Schneeball-Effekt. Aus einer Quelle können weitere gefunden werden indem Inhaltsverzeichnisse, Bibliografien und Zitat-Rankings untersucht werden.
So gut wie alle stöbern. Es wird sowohl bewusst als auch unbewusst gemacht, ist sehr geschätzt und kann unerwartet gute Ergebnisse bringen.
Die Hausarbeit
Es wird ständig zwischen Bearbeiten der Hausarbeit und Literatursuche hin- und hergewechselt.
Im Vorfeld einer Hausarbeit steht viel Lesen und Nachdenken. Wenn diese Phase sich dem Ende zuneigt und eine Fragestellung entwickelt wird, versuchen die Befragen eine Gliederung zusammenzustellen. Diese entsteht oft in Kollaboration mit Professoren.
Von diesem Zeitpunkt an werden auf unterschiedliche Art und Weise die Bücher gelesen, analysiert und die Ergebnisse davon abgeschrieben. Jeder Befragte hat seine eigenen Arbeitsstrategien und Tools oder Methoden wie Staffeln, Karteisysteme, Zitatverwaltungssoftware entwickelt.
Korrekturphasen sind noch rudimentär. Meistens wird ein Word-Dokument benutzt. Jeder Lektor bekommt dabei eine Korrekturfarbe, damit Änderungen verfolgt werden können.
Mögliche Ansätze von Multitouch-Applikationen
Nach einer kleine Einführung über die neue Möglichkeiten, welche die Multitouch-Technologien bieten, haben die Befragter versucht sich vorzustellen wie diese Technologie hilfreich sein könnte.
Die folgenden Funktionen wurden für einen Tisch gewünscht:
Uns ist bewusst geworden, wie wichtig die Sammlung und Verwaltung von Zitaten und bibliografischen Referenzen in einer wissenschaftlichen Arbeit an der Bibliothek sind.
Jeder der Befragten hat bei der Organisation und Arbeit in der Bibliothek eine sehr persönliche Herangehensweise.
Das Buch als physisches Objekt wird sehr geschätzt. Es unterscheidet sich soweit deutlich von Bildschirm-basierten Lösungen.
Die Multitouch-Technologie wurde von den Befragten positiv empfunden. Es besteht großes Interesse an einer grafische Bearbeitung von Ergebnislisten oder Inhalten.
Den Befragten wäre es lieb, wenn sie zu Hause Vorarbeit leisten könnten.
Nach Auswertung der Interviews begannen wir mit den ersten Entwürfen für den Prototypen.
Nach der Entwicklung der Wireframes begannen wir mit der Arbeit am Papierprototypen in Illustrator und erprobten mehrere Varianten, bis wir uns für diejenige entschieden, welche bei den User-Tests zum Einsatz kam.
Die Entwicklung des Papierprototypen ist sehr eng an die Durchführung der User-Tests gebungen. Daher haben wir uns die Aufgaben, welche die Probanden erledigen sollten, sehr früh ausgedacht. So gab es einen Fahrplan bei der Ausarbeitung der benötigten Zustände des Prototypen. Die fertigen Zustände wurden ausgedruckt und in ihre Einzelteile geschnitten. Für den Prototypen hatten wir eine Maske gebaut, welche als Arbeitsfläche diente und den Tisch simulieren sollte.
Für die User-Tests waren elf Aufgaben und zwei Fragebögen vorgesehen. Ein Fragebogen wurde vor dem Test ausgefüllt und bezog sich auf den Probanden, sowie auf dessen Vorwissen. Der andere wurde nach dem Test ausgefüllt und diente zur Auswertung des Test.
Der Test wurde so durchgeführt, dass der Proband an einem Tisch saß. Vor ihm war der Prototyp im ursprünglichen Zustand aufgebaut (leer). Zwei von uns führten den Test durch. Sie stellten die Fragen und veränderten den Zustand des Prototypen. Die anderen filmten (falls das nicht unerwünscht war) und führten Protokoll. Die Probanden wurden vor dem Test gebeten, laut zu denken.
Alles zusammen dauerte pro Test etwa 45 Minuten. Ingesamt testeten wir neun Personen, davon fünf in der Bibliothek. Bis auf zwei Probanden ließen sich alle beim Test filmen – das Filmmaterial war allerdings weniger für die Auswertung interessant, als vielmehr für die Videodokumentation.
Einiger Schwierigkeiten waren wir uns bereits im Voraus bewußt. So lässt sich ein Touch-Interface nur begrenzt mit Papierprototypen simulieren. Ob Elemente auf dem Screen interaktiv sind oder nicht, lässt sich bei Papier nicht ohne weiteres erkennen.
Durch die Auswertung der Fragebögen und Protokolle bekamen wir aber viele wichtige Anregungen die tlw. in die Gestaltung des überarbeiteten Prototypen einflossen. Als positiv wurden immer wieder die einfache Bedienung und die wenigen Navigationsschritte bis zum Ziel genannt. Kritik gab es vor allem daran, dass es u.U. auf dem Screen sehr voll und somit unübersichtlich werden kann.
Andere Probleme konnten wir nur durch Beobachtung feststellen. So hatten alle Probanden Schwierigkeiten mit dem Wording; wobei es immer die dieselben Begriffe waren, bei denen Unklarheit herrschte. Auch die unpassende Platzierung einiger Bedienelemente konnte erst beim Testen festgestellt werden. Des Weiteren hatten manche Tester Schwierigkeiten, sich in bestimmten Situationen zurechtzufinden. Dies war vor allem dann der Fall, wenn es um neue Suchen ging.
Obwohl wir uns beim Entwurf des Prototypen und bei der Erstellung der Aufgaben auf einen kleinen Teil (die Suche) beschränkt hatten, konnten wir durch die Tests wertvolles Feedback und viele Anregungen sammeln.
Wir haben uns entschlossen, die Suche von der Verwaltung der Ergebnissen klarer zu trennen, indem sie in zwei unterschiedlichen Ansichten untergebracht werden.
Suchansicht
Die Logik der Suche wurde geändert, damit der Nutzer eine bessere Übersicht bekommt und boolesche Operatoren angewendet werden können.
Die Suche in der vorigen Iteration funktionierte über Filtern, es gab keine freie Suche. Dies wurde von einigen Probanden bemängelt und war teilweise nicht sehr intuitiv.
Im Redesign gibt es ein freies Suchfeld, wie man es auch von allen anderen Suchmaschinen her kennt. Die Ergebnisse dieser freien Suche können dann per Faceted search gefiltert werden. Über einen Button können zusätzliche Suchfelder hinzugefügt werden, die man dann mit booleschen Operatoren belegen kann.
Die Buttons zum Verändern der Darstellung der Ergebnisse sind nach oben gewandert. Zudem wurden sie mit Hilfe von Icons klarer gestaltet, da wenige Probanden bloß anhand des Begriffes »Treemap« erkannten, was gemeint war.
Rechts ist als neues Element die Ablage zu finden. Sie dient als temporäre Ablagefläche für Bücher, damit der Nutzer später, in der Regalansicht, die ausgewählten Bücher im Ruhe sortieren kann.
Regalansicht
In der Regalansicht kann der Nutzer die Bücher aus der Ablage in eigenen Listen unterbringen. Die Listen können wie die Suchergebnisse sortiert und dargestellt werden. Notizen können, wie die Bücher, sortiert und verwaltet werden.
Das Thema »Suche in der Bibliothek« war spannender als erwartet. Die sehr komplexe Verstrickung von Wissen, Infrastrukturen und Bedürfnissen, die dahinter steht, hatten wir am Anfang des Projekts noch nicht abschätzen können. Auch der Kurs war sehr spannend, haben wir doch viele neue Konzepte kennengelernt, die uns auch in Zukunft sehr helfen werden.
Die langen Besprechungen des Konzeptes, die Herstellung von Papierprototypen und die Durchführung der Nutzertests waren anstrengend, aber auch sehr spannend. Wir haben ein Ergebnis bekommen, das wir so am Anfang nicht erwartet hatten.
Trotzdem können wir heute nur feststellen, dass wir gerade einmal den Einstieg im Thema geschafft haben und das Interessanteste noch vor uns liegt. Dementsprechend haben wir vor, uns weiter mit dem Thema zu beschäftigen.