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Tiere als Subjekte sehen lernen

ABSTRACT

Tiere als Subjekte sehen lernen - Lebensrealitäten und Bedürfnisse von Tieren kindgerecht sichtbar und erfahrbar gestalten

Die Beziehung zwischen Tier und Mensch erfährt seit einigen Jahren ein neues, stetig wachsendes Interesse. Die Human-Animal Studies (HAS) untersuchen dieses Verhältnis in verschiedenen interdisziplinären Gesellschaftsbereichen und Forschungsfeldern. Seit 2010 befassen sich immer mehr Universitäten im deutschsprachigen Raum mit den Human-Animal Studies. Auslöser ist die Motivation, das Tier als Subjekt und Akteur wahrzunehmen. Kulturelle, philosophische und gesellschaftliche Vorstellungen und Konstruktionen werden kritisch betrachtet und hinterfragt, um so ein verbessertes Mensch-Tier-Verhältnis zu entwickeln.

Der Fleischkonsum nimmt weltweit zu und gleichzeitig sind immer mehr Tierarten vom Aussterben bedroht. Die sogenannten Nutztiere verschwinden aus der täglichen Wahrnehmung und Haustiere haben Hochkonjunktur. Noch immer werden Tiere von einigen Menschen als „gefühllose Reflexautomaten“, wie Decartes formulierte, betrachtet. Menschen profitieren vom Tier als Nahrungsmittel- und Rohstofflieferant sowie von dem emotionalen Mehrwert, den das Tier als unterlegener Sozialpartner bietet. Durch die Industrialisierung werden die Prozesse des Herstellens und Produzierens immer unüberschaubarer. Die Wege, die tierische Produkte durchlaufen müssen, um abstrakt und ästhetisch beim Konsumenten anzukommen, sind nur schwer nachvollziehbar, daher bleiben auch die Bedürfnisse der Tiere oftmals unsichtbar. Zudem ist die Betrachtung des Anthropozentrismus in der Mensch-Tier-Beziehung von Relevanz. Hierbei sieht sich der Mensch im Zentrum jeglichen Geschehens und nimmt die Welt ausschließlich aus der eigenen menschlichen Sicht wahr. Bei den Human-Animal Studies wird versucht, eine ausschließlich anthropozentrische Sichtweise zu überwinden. Bedürfnisse und Ansprüche sollen so leichter erkannt und folglich berücksichtigt werden.

Das Anliegen meiner Bachelorarbeit ist es, Kindern zu vermitteln, dass Tiere eigene Interessen, Empfindungen und Bedürfnisse haben. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass die von den Kindern meist schon bekannten Settings (Zoos, Hippotherapie, Ökotourismus) nicht der verbreiteten Tierhaltung und den Lebensrealitäten der meisten Tiere entsprechen. Diese Kontraste möchte ich sensibel und kindgerecht dokumentieren und Lern- und Aufklärungsmaterialien gestalten. Um diese inhaltlich aufarbeiten zu können, stütze ich mich auf aktuelle Veröffentlichungen aus den Human-Animal Studies. Sowohl die Nutztier- als auch die Haustierhaltung soll dargestellt und diskutiert werden. Zur Veranschaulichung der Inhalte werden fotografische und illustrative Techniken genutzt. Das Tier soll als intelligentes und leidensfähiges Mitgeschöpf verstanden werden, das einen sorgsamen Umgang und Respekt verdient. Spezifische Merkmale von Tieren sollen sichtbar gemacht werden. Meine Intention geht dahin, eine Sensibilisierung entstehen zu lassen, die in alltäglichen Bereichen hilft, Bedürfnisse zu erkennen und zu berücksichtigen.

Meine persönliche Motivation ist durch jahrelange Interaktion und Beziehung, die ich zu Tieren führe begründet. Meine Kindheit und Jugend war geprägt durch eine intensive Freundschaft zu meinem Islandpony Åsa, parallel war mir immer der starke Kontrast zur Nutztierhaltung bekannt, da wir eigene Schlachttiere hielten. Diese Trennung habe ich schon früh als schwierig wahrgenommen.

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bereich der Mensch-Tier-Beziehung ist mir bekannt, da ich regelmäßig Kindern und Jugendlichen den Kontakt zu Tieren nahebringe. Seit einem Jahr unterrichte ich zudem an einer Jugendkunstschule und einmal wöchentlich in einer Grundschule in Brandenburg. Meine Bachelorarbeit wird parallel zu der Arbeit mit Kindern einer 5. Klasse erarbeitet. Die Themen Umwelt und Mensch-Tier-Beziehung sind dabei präsent. Es ist mir möglich, direkt mit den Kindern Inhalte zu bearbeiten. Themenbegleitend belege ich den Kurs Human-Animal Studies in der Pädagogik an der Universität der Künste Berlin und Kurse im Fachereich der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Potsdam.

1. EINLEITUNG

Freundschaft, Herrschaft, Liebe und Mehrwert - es existiert ein verwirrend reiches Spektrum an Möglichkeiten Tieren zu begegnen. Die einen sind Familienmitglieder, die anderen Nahrungslieferanten. In dieser Arbeit wird versucht, einige bestehende Verhältnisse zu hinterfragen und in Ansätzen zu dekonstruieren. Das Tier soll als Akteur wahrgenommen werden und spielerisch eine Subjekthaftigkeit einnehmen. Kinder und Jugendliche sollen die Möglichkeit erhalten sich künstlerisch mit dem Thema auseinander zu setzen ohne dabei mit abschreckenden Fakten überfordert zu werden. Die Arbeit soll basieren auf Interesse und Zuneigung. Fragen und Gedanken der Kinder fließen in die Ausarbeitung ein und bilden so die Grundlage für persönliche Motivation, Sensibilisierung und Beziehung. Bedürfnisse von Tieren sollen so besser erkannt und berücksichtigt werden. Im Anschluss sollen die Arbeiten dokumentiert und ausgestellt werden und so einen Einblick in die Gedanken und Vorstellungen der Kinder ermöglichen. Die Ausarbeitung dieses Projekts basiert auf den Human-Animal Studies, welche sich mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier in verschiedenen interdisziplinären Gesellschaftsbereichen und Forschungsfeldern beschäftigen. Kulturelle, philosophische und gesellschaftliche Vorstellungen und Konstruktionen werden kritisch betrachtet, um so ein verbessertes Mensch-Tier-Verhältnis zu entwickeln.

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2. Persönliche Motivation

Es gibt Themen, bei denen scheint ein Kompromiss nur schwer eingehbar zu sein. Ansichten und Fakten wirken so klar und unumgehbar. Für mich persönlich ist es kaum verständlich, dass bestimmte Themen von anderen Menschen anders einschätzbar sein können. Doch es ist möglich.

Und damit gehe ich recht gerne um. Ich habe großes Interesse daran, andere Standpunkte zu verstehen, auch wenn ich nicht alle Ansichten und Vorstellungen übernehmen kann und möchte. Doch ein Perspektivwechel ist meist aufschlussreich und wichtig und meiner Meinung nach die Grundlage einer gewaltfreien, lösungsorientierten Kommunikation. Als Kommunikationsdesignerin bin ich zudem in der Lage, meinen Vorstellungen und meiner Haltung ein visuelles Erscheinungsbild zu geben und damit habe ich eine Macht, mit der ich sehr sorgsam umgehen möchte. Ich möchte mich nicht nur als Oberflächengestalterin wahrnehmen, sondern meine Umwelt und das Miteinander mitgestalten, möchte helfen, Interesse zu wecken und Blickwinkel zu verschieben. Während meines Studiums habe ich mich länger mit dem Namen meines Studiengangs auseinandergesetzt und habe ihn für mich so aufschlüsseln können, dass ich denke, dass man Kommunikation gestalten oder mitgestalten kann. Durch Sprache und visuelle Anregungen kann ich tätig werden und dies im Idealfall sehr sorgsam und bedacht. Lange Zeit habe ich mein Studium und mein großes Interesse an der Natur voneinander getrennt betrachtet. Die Natur war ein Ausgleich, eine Möglichkeit für mich, abzuschalten. Doch spätestens in meinem Erasmussemester an der Universität der Künste in Poznan wurde mir klar, dass dies eine große Verschwendung meines größten Motors ist: meinem Interesse. Ich habe erkannt, dass Dinge, die mich wirklich bewegen, auch Teil meiner Arbeiten sein sollten. Und so wie ich mein Leben und mein kreatives Schaffen jetzt betrachte, fließt alles ineinander. Leidenschaft und die Hoffnung, dass Dinge veränderbar sind, motivieren meine Arbeit und mein Sein zusehens. Ein Thema, das mich schon seit meiner Kindheit sehr bewegt, sind Tiere. Lange Zeit bezeichnete ich einige meiner Tiere als meine Geschwister oder besten Freunde. Sie halfen mir über die für mich unangenehme Schulzeit hinweg und gaben mir eine natürliche Grundlage für meine Entwicklung. Mit Abstand betrachtet und durch das Auseinandersetzen mit den Inhalten der Human-Animal-Studies, erkenne ich, dass mein Verhalten den Tieren gegenüber doch oft recht einseitig war. Ich habe viel von ihnen profitiert, sie haben dafür ihre Freiheit aufgegeben. Als Kind habe ich dies nicht erkannt und gedacht, dass wir Freunde auf Augenhöhe sind. Dass die Tiere in unserem Besitz waren und für meinen und den Genuss meiner Familie ihre natürliche Umgebung verlassen mussten, wir ihr Ess- und Fortpflanzungsverhalten bestimmten und sie nach unserem Verfügen uns treue Sozialpartner waren, war mir nicht bewusst. Tiere sind mir keinesfalls weniger wichtig geworden, nur versuche ich heute, und das gelingt mir auch noch nicht in jeder Situation, sie und ihre Bedürfnisse aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Die rein menschliche Sicht zu überwinden und auch einmal auf Nähe zu verzichten, wenn das Tier sie mir nicht anbietet, sind Versuche ein besseres Miteinander zu erreichen. Schnell vergisst man, dass auch ein emotionales Nutzen eines Tieres ein Nutztier erschaffen kann. All diese Überlegungen haben mich dazu gebracht, dass ich anderen Menschen, speziell Kindern, einen Ansatz bieten möchte, einen Perspektivwechel vorzunehmen und somit die von ihnen geliebten Tiere in ihren Bedürfnissen besser zu verstehen. Ein erster und wichtiger Schritt ist es, überhaupt zu erkennen, dass andere Lebewesen, andere Menschen, Tiere und Pflanzen Bedürfnisse haben, die sich auch von den eigenen unterscheiden können.

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2.1 Einführung in die Human-Animal Studies

Der Mensch sieht manche Tiere als seine Freunde und Familienmitglieder, geht besondere Beziehungen mit ihnen ein und lebt mit ihnen zusammen. Parallel werden andere Tiere als sogenannte Nutztiere eingeordnet, sie dienen als Nahrungslieferanten, bieten tierische Rohstoffe und werden dafür isoliert von Verbraucher*innen gehalten. Sie verschwinden aus der täglichen Wahrnehmung. Ihre Fortpflanzung wird kontrolliert, Eingriffe verändern ihre Anatomie und sie werden in ihrem Sozialverhalten eingeschränkt. Der Fleischkonsum nimmt weltweit zu und gleichzeitig sind immer mehr Tierarten vom Aussterben bedroht. In beiden Fällen profitiert der Menschen vom Tier, emotional oder wirtschaftlich. Die Human-Animal Studies befassen sich mit diesen Verhältnissen und versuchen bestehende Glaubenssätze und Konstruktionen zu hinterfragen und bei Bedarf zu dekonstruieren. Seit einigen Jahren erfährt die Beziehung zwischen Tier und Mensch ein neues, stetig wachsendes Interesse. Die Human-Animal Studies (HAS) untersuchen dieses Verhältnis in verschiedenen interdisziplinären Gesellschaftsbereichen und Forschungsfeldern. Ausgangspunkt ist die Motivation, das Tier als Subjekt und Akteur wahrzunehmen, um so ein verbessertes Mensch-Tier-Verhältnis zu entwickeln. Aus einer Subjekthaftigkeit fließen Ansprüche, die von Menschen zu berücksichtigen sind. Dem Tier sollen eigene Interessen, Standpunkte, Empfindungen und Bedürfnisse zugesprochen und anerkannt werden. Dies hätte zur Folge, dass sich bestehende Verhältnisse verändern oder auflösen könnten und müssten. Tiere und Menschen beeinflussen ihre Lebensweisen gegenseitig und sind miteinander verflochten, eine rein menschliche Welt existiert nicht. Ein starkes Gesellschafts- und Machtsystem beeinflusst das Tier-Mensch Verhältnis, der Kapitalismus ist auch in dieser Beziehung Antriebskraft von Ungleichheit. Einseitige Sicht- und Handlungsweisen, die einen Selbstzweck der Tiere bestreiten, sollen hinterfragt werden. Die Tiere sollen einen Status des Jemanden erhalten und somit sollen Ansprüche entstehen, die von Menschen berücksichtigt werden müssen. Dies kann für den Menschen eine Umstellung bedeuten und Verzicht beinhalten. Das Tier würde die Rolle des Objekts und der Ressource verlieren, da diese auch lediglich gesellschaftlich konstruiert sind. Der Begriff des Otherings spielt dabei eine wichtige Rolle, das Eigene wird normalisiert und aufgewertet, beziehungsweise das Andere abgewertet. Im Bereich der Human-Animal Studies bedeutet dies, dass die Abgrenzung des Menschen zum Tier ein Herrschaftsverhältnis möglich macht. Daraus resultierend ermöglicht dies dem Menschen, eine solche Trennung zu schaffen, die es möglich macht, lebensfeindliche, brutale und profitorientierte Haltungs- und Lebensformen für Tiere zu gestalten. Eine Überwindung des Otherings könnte helfen, ein besseres Zusammenleben zu ermöglichen. (vgl.Kompatscher, G., Spannring, R., Schachinger, K., 2017, p31) Ein weiterer Punkt, der zu einem schwierigen Machtverhältnis beiträgt, ist der Speziesismus. Dieser beschreibt die Diskriminierung eines Lebewesens aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer Art oder Spezies und wurde von Richard Ryder geprägt. Die Trennung zwischen Nutz- und Haustieren könnte als speziesistisch eingeordnet werden und beinhaltet den Zustand, dass einige Tiere selbstverständlich als essbar eingeordnet werden und andere nicht. Auch diese Einordnung ist vom Menschen konstruiert und beinhaltet die Möglichkeit, hinterfragt und abgeändert zu werden. (vgl.Kompatscher, G., Spannring, R., Schachinger, K., 2017, p35) „Wer sagt uns, dass unser Entschluss, uns selbst, unsere eigene Spezies höher einzuschätzen und den Wert jedes ihrer Individuen höher als den Wert jedes anderen Individuums anzusetzen, nicht nur einfach eine willkürliche Annahme von uns selbst ist, auf nichts gestützt und durch nichts belegt, aber wohl begründet durch einen gesunden Egoismus, der evolutionsgeschichtlich die Funktion hat, das Überleben der eigenen Art zu sichern.“ (Wannenmacher, J.E.,2017, p 34). 

Paradox ist, dass die meisten Menschen nicht möchten, dass Tieren Leid zugefügt wird und in der Regel besteht der Wunsch, anderen Lebewesen keinen Schaden zuzufügen. Die Unsichtbarkeit vieler Abläufe macht dies aber oft nur schwer durchschaubar und gewohnte und gefestigte Strukturen und Denkmuster relativieren viele Prozesse. Durch die Industrialisierung werden die Schritte des Herstellens und Produzierens immer unüberschaubarer und weniger einsehbar. Die Wege, die tierische Produkte durchlaufen müssen, um abstrakt und ästhetisch beim Konsumenten anzukommen, sind nur schwer nachvollziehbar. Daher bleiben auch die Bedürfnisse der Tiere oftmals unsichtbar. Zudem haben die Folgen der globalen Massentierhaltung nicht nur Auswirkungen für Tiere, sondern beeinflussen auch die Umwelt stark. Klimawandel, Wasserverschmutzung und Bodenerosionen sind Probleme, die aus den Haltungsmethoden resultieren. Doch unabhängig von den Folgen für die Umwelt stellt sich die Frage, ob die Tatsache, dass Tiere leidensfähige Mitgeschöpfe sind, nicht ausreichen sollte, um einen sorgsamen Umgang mit Tieren zu ermöglichen. An dieser Stelle ist die Betrachtung des Anthropozentrismus in der Mensch-Tier-Beziehung von Relevanz. Hierbei sieht sich der Mensch im Zentrum jeglichen Geschehens und nimmt die Welt ausschließlich aus der eigenen menschlichen Sicht wahr. Bei den Human-Animal Studies wird versucht, eine ausschließlich anthropozentrische Sichtweise zu überwinden. Bedürfnisse und Ansprüche sollen so leichter erkannt und folglich berücksichtigt werden. Wenn versucht wird, die eigene Person als Referenzpunkt zu nutzen und nicht das Menschsein, kann erkannt werden, dass gewisse Handlungen nicht tragbar sind. Eine Trennlinie zwischen Tier und Mensch sollte nicht im Mittelpunkt stehen, sondern eine Betrachtung von anderen Lebewesen und der eigenen Person. Dieser Ansatz wird Egomorphismus genannt und kann dazu dienen, dass der Mensch lernt, sich in andere Lebewesen hineinzuversetzen, ohne dass eine Grenze dies einschränkt. (vgl.Kompatscher, G., Spannring, R., Schachinger, K., 2017, p35) Ein von mir erlebtes Beispiel an dieser Stelle kann eine solche Situation beschreiben. Ein Baumarkt im Land Brandenburg hat als visuellen Leitfaden das Thema Dschungel aufgegriffen und im Zuge dessen an mehreren Standorten des Marktes Papageien in Käfigen untergebracht. Ohne das nötige Wissen, wie eine artgerechte Lebensweise und ein natürliches Habitat von Papageien aussieht, ließ sich trotzdem aus meiner persönlichen Perspektive, meiner eigenen Person, mutmaßen, dass die Käfige und die Einzelhaltung im künstlichen Licht diesen nicht entsprechen und keinem Lebewesen guttun. Der Umstand, dass Vögel oftmals in Käfigen gehalten werden und die Situation somit legitimiert sein könnte, kann angezweifelt werden, indem ich mich als Person frage, ob eine solche Haltungsform tatsächlich einem Lebewesen gerecht wird, das sich im natürlichen Lebensraum frei bewegen und seinen eigenen Tag-Nacht-Rhythmus bestimmen kann. Zusätzlich konnte ich besser nachempfinden, wie stressvoll, unausgefüllt und isoliert dieses Leben sein muss, als ich mich fragte, wie es selber wäre, permanent im Baumarkt leben zu müssen. Die Reize, die ein solcher Ort sendet, schienen mir gleichfalls unter- und überfordernd. Problematisch ist, dass bereits bestehende Verhältnisse als normal angesehen werden und oftmals nicht mehr hinterfragt werden. Für viele Kinder und Erwachsene sind Besuche im Zoo und Zirkus, Ausflüge auf Reiterhöfe und Kaninchen im Käfig alltäglich und oftmals die einzige Realität, die sie kennen. Wenn diese Verhältnisse der Tierhaltung als normal eingeordnet und nur selten kritisch reflektiert werden, ist es schwierig, aus eigener Motivation einen Perspektivwechsel einzunehmen. Die Kinder, die Pferde im Reitstall besuchen, empfinden in den meisten Fällen eine große Zuneigung zu den Tieren und wollen ihnen nichts Schlechtes und trotzdem werden sie Teil von brutalen Erziehungsmethoden, sehen es als normal an, dass die Tiere in viel zu kleinen Boxen stehen und meist ein eingeschränktes Sozialleben erdulden müssen. Gewohnheit und vorgelebtes Verhalten lassen Verhältnisse verharmlosen und als normal gelten und fügen den Tieren so Leid zu. Durch Gewohnheit und Tradition könnte auch ein Papagei im Baumarkt als normal, spannend und nachvollziehbar gewertet werden. Die Chance, die durch ein Verlassen des Anthropozentrismus gegeben ist, besteht darin, dass bereits bestehende Einschätzungen erneut hinterfragt werden. Der Mensch erhält die Möglichkeit, Situationen neu und aus eigener Sicht einzuschätzen. Dies ist auch bis zu einem bestimmten Punkt möglich, ohne viele Details von einem Tier und dessen Bedürfnissen wissen zu müssen. Ein sich Hineinversetzen räumt oftmals schon viele Unklarheiten aus.

2.2 Die Arbeit mit Kindern

Zu Beginn meiner Arbeit mit Kindern hatte ich sehr hohe Ansprüche. Ich hatte das Bedürfnis, dass Projekte und meine Anleitung sehr viel verändern können. Während meiner Ausarbeitung habe ich allmählich erkannt, dass mein Hauptanliegen darin besteht, einen Weg einzuschlagen und keine kompletten Veränderungen hervorzubringen. Speziell dieses Projekt soll eine Anregung sein, einen respektvollen und bedürfnisorientierten Umgang mit den Tieren, die einen umgeben oder denen, die ihr Leben für den Menschen opfern, herzustellen. Ich möchte dazu motivieren, dass das eigene Handeln etwas hervorbringt und dass man aus menschlicher Position zwar eine große Macht ausüben kann, man aber mit dieser verantwortungsvoller umgehen sollte. Mein Wunsch ist es, durch eine partizipative Praxis gemeinsam zu lernen, zu sehen, zu verstehen und zu handeln. Ich möchte keine eigenen Lösungen präsentieren, sondern dazu motivieren selber Verhältnisse zu hinterfragen und eigene Handlungsansätze zu finden. Um meine Vorstellungen umsetzen zu können, arbeitete ich aktiv mit Kindern. Durch mein sechsmonatiges Praktikum im Creativen Zentrum Haus am Anger, einer anerkannten Jugendkunstschule in Falkensee, haben sich diesbezüglich einige interessante Möglichkeiten ergeben. Ich habe erste Erfahrungen im Unterrichten gesammelt und erkannt, dass mir die Arbeit und das gemeinsame Erschaffen künstlerischer Projekte mit Kindern große Freude bereitet. Im August 2018 wurde ich Teil des Projekts KlasseKunst, das Künstler*innen und Designer*innen ermöglicht, gemeinsam mit Lehrer*innen den Kunstunterricht an Brandenburger Grundschulen zu leiten. Ein Austausch soll beide Seiten und die Schüler*innen profitieren lassen. Ich hatte also bereits einige Monate Erfahrungen sammeln können und auch schon ein größeres Projekt zum Thema Lebensmittelverschwendung gemeinsam mit Kindern umgesetzt. Das Prinzip dieses Projekts war ähnlich aufgebaut und half mir zu erkennen, an welchen Stellen ich noch zu sehr meine eigenen Vorstellungen eingebracht habe. Mir ist klar geworden, dass ich mich selber mehr als Unterstützerin und Hilfestellerin sehen wollte. Die Kinder sollten noch mehr die Chance haben, ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Fragen einzubringen, um so eigene Antworten zu finden. Unterstützend belegte ich Kurse im Fachbereich Sozialer Arbeit der Fachhochschule Potsdam, die mir sehr halfen, noch besser zu verstehen, wie die Arbeit mit Kindern aufgebaut sein kann. Einen intensiven Austausch hatte ich mit einer Kursleiterin. Sie half mir, meine bisher sehr intuitiven Unterrichtsmethoden zu benennen und noch besser belegen und erklären zu können. Parallel belegte ich Kurse an der Universiät der Künste Berlin im Bereich der Human-Animal-Studies in der Pädagogik. Durch all diese Möglichkeiten fühlte ich mich gut unterstützt und bereit, auch meine Bachelorarbeit in direktem Austausch mit Kindern aufzubauen.

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2.3 Pädagogischer Ansatz

Meine persönliche Motivation war es, den Kindern einen Raum zur Entfaltung und zum eigenen Denken zu geben. Die Kinder konnten eigene Ansätze finden und leiteten so die Inhalte in neue und interessante Bahnen, was zur Folge hatte, dass ich sehr viel flexibler sein musste als vorerst vermutet. Aber auch dies bereitete mir Freude und ich verstand, dass das kein Nachteil sein sollte, sondern einen spannenden Verlauf der Umsetzung bot. Auch das eigene Gestalten geriet mehr in den Hintergrund. Die Vorstellung, dass mein eigener gestalterischer Einfluss zu gering ausfallen würde, beschlich mich. Doch mir wurde klar, dass auch das Erschaffen von einem Raum, der einen künstlerischen Austausch möglich macht, eine gestalterische Leistung sein kann. Das Aufarbeiten, Erkennen und Unterstützen kann genauso ein Beitrag sein, wie das Erschaffen von Werken selbst. Nachdem ich das erkannt hatte, veränderte sich auch meine Vorstellung von meiner Zukunft als Designerin. Ich empfand es als beruhigend, dass eine Tätigkeit, die mir so viel Freude bereitet, auch eine ist, die in mein Arbeitsfeld passt. Somit erkannte ich einen Rahmen. Ein inhaltliches Interesse, ein gemeinsamer Austausch und ein Anregen können auch meine Arbeit nach dem Studium definieren. In der Arbeit mit Kindern konnte ich diese Überlegungen praktisch umsetzen. Wichtig war mir, dass die Kinder die Möglichkeit erhalten, wenn auch nur in Ansätzen, ihre eigene Sprache zu finden und zu sprechen. Dass sie lernen können, Themen zu behandeln und eigene Wege zu finden, mit diesen umzugehen. Das Thema der Mensch-Tier-Beziehung soll stellvertretend für viele Inhalte stehen, die den Menschen umgeben. Eigene Bedürfnisse und die anderer Lebewesen zu erkennen, steht bei meiner Arbeit im Fokus. Die Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, Dinge zu erfahren, Interesse zu entwickeln und eigene Wege finden, diese auszudrücken.

Selber habe ich meine Schulzeit als sehr lähmend und einengend wahrgenommen; meine Leidenschaft und mein Interesse für Dinge wurde oft als störend und unzügelbar wahrgenommen. Ich empfand die Schule oft als Käfig, in dem ich kaum Raum zur Entfaltung finden konnte. Das Prinzip der Reggiopädagogik, auf die ich erst während meiner Bachelorarbeit stieß, unterstützt meine Vorstellungen vom gemeinsamen Lernen und Entwickeln in hohem Maß. Diese Pädagogikform basiert auf Fragen, Motivationen und Fantasien von Kindern. Erzieher*innen sind impulsgebend und stehen den Kindern unterstützend zur Seite, sie sind Begleiter*innen und Zeugen und Zeuginnen. Zudem dokumentieren sie die Arbeiten. Die Kinder sind die Motoren, die ihre Emotionen, Erinnerungen und Vorstellungen in den Prozess einfließen lassen. Kinder lösen Probleme eigenständig und können sich mit verschiedenen Materialien künstlerisch mit Themen auseinandersetzen. Durch die Auseinandersetzung mit der Reggiopädagogik habe ich verstanden, dass das wichtigste Element das Interesse des Kindes ist. Für mich war schnell feststellbar, dass die meisten beteiligten Kinder eine große Liebe zu Tieren empfinden und sich um sie sorgen. Dies war ein sehr guter Ausgangspunkt für meine Arbeit. Doch nicht alle Kinder haben denselben Zugang zu Tieren und auch ihre Erfahrungen sind sehr unterschiedlich. Teilweise fühlten sich Kinder, die keine eigenen Tiere in ihrem Zuhause haben, anfangs benachteiligt. Doch schnell erkannten sie, dass sie ständig von ihnen umgeben sind. In Computerspielen, auf Kleidung, in Büchern, Spielzeugen, überall umgeben Tiere den Menschen. Viele Kinder wissen mehr über Tiere als sie anfangs vermuteten. Mein persönlicher Ansatz beruht darauf, dass Tiere nicht zwingend physisch anwesend sein müssen, um mehr von ihnen zu erfahren. Medien, Erfahrungen, Austausch und Interesse können die Anwesenheit tierlicher Freunde gut ersetzen. In der Praxis bedeutete dies für mich, dass ich ein Mal wöchentlich für den Zeitraum von 2,5 Monaten eine Doppelstunde mit 26 Kindern an der Geschwister-Scholl-Grundschule in Falkensee zum Thema Mensch-Tier Beziehung absolvierte. Bei einigen Unterrichtseinheiten konnten wir die Räumlichkeiten des Creativen Zentrums Haus am Anger nutzen und somit standen uns verschiedene Werkstätten und Materialien zur Verfügung.

Am Anfang des Projekts hatten die Kinder die Möglichkeit, ihre Fragen rund um das Thema Tier oder Fragen, die sie direkt an Tiere richten wollten, aufzuschreiben. Parallel konnten andere Kinder versuchen, diese zu beantworten. Eine Vielzahl spannender Dialoge sind so entstanden. Die Fragen und Überlegungen dienten als Leitfaden für die ganze Bearbeitungszeit. Die Kinder konnten diese in jeder Stunde wieder aufgreifen oder neue Fragen stellen. Unterschiedliche künstlerische Methoden konnten genutzt werden, um ihre Überlegungen umzusetzen. Meine Intention war es, dass Kinder visuelle Antworten auf ihre Fragen finden konnten und ich diesen Prozess mit Inhalten und Anregungen begleitete. Enige Stunden waren durch ein künstlerisches Medium geprägt, andere durch einen inhaltlichen Ansatz, wobei die Auswahl der Mittel den Kindern freistand. Im Vergleich zu vorhergehenden Projekten hatte ich das Gefühl, dass die Motivation und die Vertiefung der Kinder sehr viel intensiver waren, wenn sie den Ablauf und die Inhalte mitbestimmen konnten. Teilweise fielen die Gedanken viel kritischer und tiefergehend aus, wenn sie keine vorgegebenen Fakten und Ansätze erhielten. Regelmäßig stellte sich mir die Frage, wie viele der Inhalte von den Kindern verinnerlicht wurden, doch während des Projekts habe ich beschlossen, nicht die Resultate zu bewerten, sondern den Prozess. Es ist ein Anfang und ein Streben danach, eine Sensibilisierung zu schaffen und ein Umdenken anzuregen. Während des Projekts gab es viele kleine Freuden, die mir bewiesen, dass in Ansätzen ein kritischer Umgang zu erkennen war. Die Kinder begannen mit Hilfe ihrer Fragen, Dinge infrage zu stellen und zu verbildlichen. Neben der Arbeit mit den Kindern der Geschwister-Scholl-Grundschule habe ich Workshops in kleineren Gruppen und verschiedenen Altersklassen durchgeführt. Der Unterschied zu dem Unterricht in der Schule bestand darin, dass wir direkt vor Ort bei Tieren aktiv werden konnten. Zusammen mit Freunden hat meine Familie eine Art Altenheim für Ponies gegründet, das uns die Möglichkeit bot, Beobachtungen und Übungen direkt bei den Tieren vorzunehmen. Im angrenzenden Wald konnten wir Spuren suchen und fotografisch Tiere dokumentieren und so Kontakt aufnehmen, für den weder der Besitz eines Tieres, noch die Kontrolle über ein Tier nötig waren. Es entstand sehr viel schneller ein Bewusstsein dafür, dass man nahezu jederzeit von tierlichem Leben umgeben ist und dass auch schon kleine Hinweise reichen, um zu verstehen, dass das menschliche Leben sehr verstrickt mit dem tierlichen ist. Ich konnte feststellen, dass schon wenige Tage oder auch Stunden einen kleinen Anstoß geben können. Nach meinem Empfinden erkannten Kinder recht schnell, dass es sich lohnt, auch einmal zu versuchen die Position eines Tieres einzunehmen. Fiktive Interviews mit den anwesenden Tieren und Zeichenstudien waren Möglichkeiten, den Tieren näher zu kommen. Ein weiteres Vorhaben war, den Kindern verschiedene künstlerische Techniken näherzubringen. Ich wollte ihnen die Möglichkeit bieten, passendes Material für sich und ihre Arbeit zu finden. 

Folgende Techniken und Materialien kamen zum Einsatz:

Einführung in diverse Drucktechniken

Malen auf Leinwand

Film

Fotografie

Aquarellzeichnungen

Tusche und Feder

verschiedene Buchbindetechniken

Erstellung von Interviews und Drehbüchern

verschiedene Zeichen- und Illustrationstechniken

Holzarbeiten

All diese Übungen sollten den Kindern helfen, das passende Werkzeug zu finden, um ihre Ideen zu visualisieren. Jedes Treffen startete mit einem Zusammentragen von Gedanken und Vorstellungen. Die Kinder sollten die Möglichkeit haben, sich auszutauschen und einzubringen. Im Folgenden beschreibe ich eine Unterrichtsstunde exemplarisch. Die Stunde basierte auf der Frage eines Kindes nach den Gemeinsamkeiten von Tieren und Menschen. Dass eine Frage an alle Kinder gerichtet wurde, war nicht die Regel, regte aber einen schönen Austausch an und ermöglichte es zu sehen, wie andere das Thema behandelten. Als Unterstützung gab ich eine Einführung in das Thema Gene. Die Kinder sollten gemeinsame Merkmale von Mensch und Tier, zusammentragen. Einige Fakten haben die Kinder sehr überrascht, wie beispielsweise, dass die Maus eine Genübereinstimmung von 97 Prozent mit dem Menschen hat. Die Tatsache, dass der Mensch und das Tier in sehr vielen Punkten Ähnlichkeiten aufweisen und die Liste der Unterschiede sehr viel geringer ausfiel als erwartet, motivierte einige dazu, Mischwesen entstehen zu lassen. Auch in dieser Stunde konnten die Kinder die Materialien frei wählen. Einige zeichneten und schrieben, andere nutzten Acrylfarbe auf Leinwand und spannende Linoldrucke entstanden. Das wichtigste Lernziel in dieser Stunde war, die Grenze zwischen Mensch und Tier etwas aufzubrechen, um so zu erkennen, dass das Tier für die Kinder verständliche Gefühle und Merkmale aufweist, die mit dem eigenem Ich vergleichbar sind. Somit konnte eine Identifizierung und Nachvollziehbarkeit entstehen.

3. Arbeiten der Kinder

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4. Ausstellungskonzept

Im Anschluss an die praktische Arbeit mit den Kindern sollen ihre Werke ausgestellt werden. Das Entstandene soll gezeigt werden und so ein Zeichen setzen, dass Kinder in der Lage sind, schon früh Themen zu behandeln, die als schwierig eingeordnet werden. Die Ausstellung soll zeigen, dass sie hinterfragend und reflektierend arbeiten können. Die Besucher*innen sollen erkennen, dass Kinder mit Hilfestellung, Austausch und Unterstützung viel enstehen lassen und sich auch mit kritischen Themen auseinandersetzen können. Die erste Ausstellung wird in der Galerie des Creativen Zentrums Haus am Anger entstehen und am 13. Juni 2019 eröffnet werden.

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5. WORKSHOPANGEBOT

Eine weitere Auseinandersetzung mit den Human-Animal Studies ist für die Zeit nach dem Bachelorabschluss geplant. Das Konzept soll weiter ausgearbeitet werden und einen stärkeren Workshopcharakter erhalten. Tagesangebote oder Projektwochenkonzepte sollen enstehen und in Schulen angeboten werden. Die bereits entstandenen Arbeiten und Erfahrungen sollen als Grundlage dienen und weiter ausgebaut werden. Möglichst viele Schulen sollen erreicht werden und so ein Beitrag für eine verbesserte Mensch-Tier-Beziehung entstehen. Die weitere Arbeit soll durch mögliche Förderpartner*innen unterstützt werden. Hierzu gestalte ich eine gebundene Sammlung an bereits entstandenen Arbeiten der Kinder und eine Zusammenfassung von Konzept und Themen, um einen Einblick zu bieten und das Projekt greifbar zu beschreiben für mögliche Förder- und Kooperationspartner*innen. Dieses Dokumentationsobjekt beschreibe ich im Kapitel PrintObjekt für Förderanträge genauer.

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5.1. Printobjekt für Förderanträge

Die bereits entstandenen Arbeiten der Kinder werden nach Beendigung des Projekts und nach Realisierung der ersten Ausstellung in einem gebundenen Dokumentationsobjekt zusammengetragen. Dieses soll an mögliche Förderpartner*innen adressiert sein und im Idealfall zu einer materiellen oder finanziellen Unterstützung führen, die es mir ermöglicht, weitere Workshops und Ausstellungen zu organisieren. Es sollen mehrere Exemplare entstehen, eines mit der Erklärung des Konzepts und den Inhalten des Projekts und weitere mit den Arbeiten der Kinder und einer Erläuterung der jeweiligen Aufgaben. Die jeweiligen Objekte sollen durch eine Buchschraube verbunden sein. Durch das Lösen dieser Schraube ist es möglich, die einzelnen Seiten auch nebeneinander zu betrachten. Wichtig ist, dass zu Beginn des Erklärungsteils beschrieben wird, dass die Schraube durch alltägliche Gegenstände, wie zum Beispiel einer Münze, geöffnet werden kann. Damit ist es Nutzer*innen möglich, auch ohne Verwendung von speziellem Werkzeug das System zu öffnen, aber trotzdem wird ein Arbeitsschritt vorausgesetzt, der ein Tätigwerden verlangt. Auch ohne dass man die Buchschraube öffnet, können die Inhalte betrachtet werden. Die Entscheidung, ob die Werke nacheinander oder nebeneinander gesehen werden, trifft die betrachtende Person selbst. Jede Seite funktioniert auch ohne vorhergehende oder nachfolgende Inhalte. Auf den Rückseiten sind Informationen zu den einzelnen Werken der Kinder festgehalten und diese können durchmischt werden, da die Themen nicht aufeinander aufbauen. Die Buchschraube macht es auch möglich, Seiten hinzuzufügen oder auszutauschen. Die Dokumentation des Projekts kann so immer weiter wachsen und flexibel verändert werden. Zudem kann die Nutzung der Buchschraube auch in zukünftigen Workshops aufgegriffen werden. Kinder können am Ende der Projekte ihre Arbeiten lochen und mit einer Schraube verbinden und so ein eigenes Buch entstehen lassen, das ohne viel Werkzeug gebunden werden kann. Anfänglich bestand die Idee, die Arbeiten durch einen Gummi miteinander zu verbinden. Dieser sollte durch eine im Rand ausgestanzte Rundung gehalten werden. Die Idee, einen Gummi zu verwenden, schien mir die Flexibilität meiner Arbeit widerzuspiegeln und trotzdem einen Rahmen zu setzen. Schwierig jedoch war die schnelle und einfache Art, die Seiten voneinander zu trennen. Dies wirkte auf mich sehr flüchtig und ohne Halt. Zudem verliert ein Gummiband nach einiger Nutzung an Spannkraft und wirkt so weniger beständig. Da das Thema der Human-Animal Studies eine große Ernsthaftigkeit in sich trägt, wollte ich eine Bindung wählen, die standhafter und sicherer wirkt. Die Buchschraube vermittelt in meiner Wahrnehmung diese Eigenschaften. Sie bietet Möglichkeiten des Wachstums und der Entwicklung und schafft gleichfalls Stabilität.

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6. Fazit

Nun, zwei Tage bevor meine Arbeit in den Druck geht, möchte ich mich gerne fragen, ob ich zufrieden bin. Mit all den Erfahrungen, die ich in den letzten Monaten gesammelt habe, würde ich das Projekt gerne erneut beginnen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich den heutigen Tag als Startpunkt meiner Bachelorarbeit nutzen könnte, dann könnte eventuell eine Arbeit entstehen, die mich wirklich zufrieden stellt. Doch jetzt wird das Ende meiner Bachelorarbeit ein Startpunkt für meine Zeit nach dem Studium sein. Und das fühlt sich gut an. Etwas begonnen zu haben, was ich gerne weiter führen möchte. Etwas, was in meiner Wahrnehmung noch wachsen kann und Potenzial hat. Ich konnte erkennen, dass die Arbeit mit Kindern mir viel bedeutet und dies zu kombinieren mit einem Thema, was mir persönlich sehr wichtig ist, war eine großartige Erfahrung. Dennoch bin ich froh, wenn ich in Zukunft wieder mit Kindern arbeiten kann, ohne, dass mein Studienabschluss damit verbunden ist. Ich freue mich auf die Zeit, in der die Arbeiten der Kinder einfach wieder entstehen können, ohne weiter genutzt oder ausgewertet zu werden.

7. Quellen

Kompatscher, G., Spannring, R., Schachinger, K. (2017), Human-Animal Studies Eine Einführung für Studierende und Lehrende. Waxmann Verlag GmbH

Kompatscher, G., Spannring, R., Schachinger, K. (2017), Human-Animal Studies Eine Einführung für Studierende und Lehrende. Waxmann Verlag GmbH

Wannenmacher, J.E. (2017), Human-Animal Studies Eine Einführung für Studierende und Lehrende. Waxmann Verlag GmbH

Malaguzzi, Loris (Original: 1985, Übersetzung: 2006), Was tut der Wind, wenn er nicht weht? Begegnungen mit der Kleinkind-Pädagogik in Reggio Emilia. Beltz Verlag

Kompatscher, G., Spannring, R., Schachinger, K. (2017), Human-Animal Studies Eine Einführung für Studierende und Lehrende. Waxmann Verlag GmbH

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Keine Angabe

Betreuer_in

foto: Hans-Jörg Kotulla

Entstehungszeitraum

Sommersemester 2019

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