In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Ein Konzept für ein Hybrid zwischen gedrucktem Buch und E-Reader.
Im Kurs haben wir uns mit der Zukunft von Büchern, Verlagen und dem Leseverhalten in Deutschland auseinandergesetzt. Am Beispiel vom Verlag Oekom, einem Fachverlag für Ökologie und Nachhaltigkeit mit Sitz in München, haben wir aktuelle und zukünftige Entwicklungen, z.B. zu neuen Vertriebs- und Finanzierungsmodellen, möglichen neuen thematischen Schwerpunkten, Medienformaten, Produkten, Zielgruppen sowie redaktionelle Gestaltungsfragen untersucht und diskutiert.
In diesem Zusammenhang habe ich mich besonders für das Thema E-Books, vor allem im Vergleich zu gedruckten Büchern, interessiert. Für Printprodukte sinken zwar die Leser*innenzahlen, doch die Adoption von E-Books geht nur langsam voran. Meine Vermutung: es braucht andere Geräte (E-Reader), die dazu einladen, digital zu lesen.
In einer Umfrage zum Leseverhalten von Deutschen geben 64% an, dass sie gedruckte Bücher bevorzugen, während es bei E-Books nur 11% sind.
Warum ist das so?
Bereits im Frühmittelalter wurde die bis dahin genutzte Schriftrolle durch die Buchform des sogenannten Kodex ersetzt. Damals haben Holzbretter Pergamentblätter umschlossen, und waren in der Mitte verbunden.
Diese Buchform hatte viele Vorteile. Eine bestimmte Stelle im Text konnte schneller gefunden werden und das Buch lag nun auf einem Tisch, wo es bequem geblättert werden konnte.
Dieses Prinzip des Aufklappens hat sich seitdem kaum verändert, die Form entspricht immer noch dem heutigen Buch aus Papier.
Auf der anderen Seite gibt es schon seit vielen Jahren E-Book-Reader.
Auch sie bieten Vorteile: sie sind klein, leicht und ermöglichen es, Tausende von Büchern in einem Gerät zu speichern. Inhalte können durch das Verzeichnis oder die Suchfunktion schnell gefunden werden, während Kontextinformationen das Lesen ergänzen.
Die Umfrage »Die Deutschen und das E-Book« von 2016 zeigt, dass gedruckte Bücher immer noch sehr beliebt sind. Die Nutzung je nach Ort zeigt aber auch, dass die Vorteile des E-Books durchaus erkannt werden.
Interessant ist auch diese Umfrage. Obwohl wir ständig unsere Smartphones nutzen, lesen die meisten Befragten längere Texte lieber auf Papier – auch wenn die Zahl der Menschen, denen es egal ist, etwas gestiegen ist. Die Zahl der Menschen, die sie lieber am Bildschirm lesen, hat sich jedoch kaum verändert.
Aber warum ist das so? Meine These ist, dass E-Reader einfach noch nicht gut genug sind im Vergleich zu gedruckten Büchern. Ich frage mich, inwiefern weitere Eigenschaften des gedruckten Buches übertragen werden können, um eine Art Hybrid zwischen Buch und E-Reader zu schaffen.
Als erstes habe ich mir angeschaut, was es heutzutage für Möglichkeiten gibt, E-Books zu lesen.
Auf der einen Seite können E-Books auf Laptops, Tablets und Smartphones gelesen werden – als eine weitere App von vielen. Meinstens haben diese Geräte ein LCD- oder ein OLED-Display. Dieses sieht toll aus, hat einen hohen Kontrast und eignet sich durch die schnelle Bildwiederholrate auch für Videos.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch E-Reader, die extra dafür konzipiert wurden, E-Books zu lesen. Anders als bei herkömmlichen Tablets wird bei E-Readern die E-Paper-Technologie verwendet. Diese basiert auf der sogenannten Elektrophorese, durch die elektrisch geladene Teilchen – weiße und schwarze Partikel – angespannt werden. Dadurch ist ein bestimmter Punkt entweder schwarz oder weiß. Strom wird nur gebraucht, wenn sich der Inhalt auf dem Display verändert.
Dadurch haben Geräte mit E-Paper eine lange Akkulaufzeit und sind zudem dünn und leicht. Da sie selbst nicht leuchten, haben sie eine gute Lesbarkeit selbst bei hellem Sonnenlicht. Allerdings ist der Kontrast des Displays im Vergleich zu anderen Displays gering, die Bildwiederholrate noch relativ langsam und vor allem der Farbraum begrenzt: bis jetzt sind nur Displays in Graustufen erhältlich. E-Paper wird neben E-Readern auch für Schilder (z.B. in Supermärkten), Smartphones, Smartwatches, Notizbücher und sogar Notebooks verwendet.
Im Vergleich von beiden Technologien komme ich zum Ergebnis, dass ich für ein hybrides Buch eher E-Paper bevorzuge. Indem es das Aussehen von Tinte auf Papier nachbildet und das Licht wie normales Papier reflektiert, ist es näher dran am gedruckten Buch als ein LCD-Display. Touch ist ebenfalls möglich; nur die Abwesenheit von Farbe finde ich problematisch. Doch selbst das scheint in Zukunft kein Problem mehr zu sein.
Die Forschung rund um E-Paper ist begrenzt. Zurzeit gibt es nur zwei Unternehmen weltweit, die die E-Paper-Technologie aktiv weiterentwickeln: E ink und CLEARink. Davon hat E ink das Advanced Color ePaper (ACeP) entwickelt, mit dem auch Farben dargestellt werden können. Dieses wird bereits als Alternative zu den klassischen Print-Plakaten präsentiert – wann es erhältlich sein wird, ist noch offen. Möglich ist es aber.
Ein aktueller Trend sind faltbare Displays, wie die Smartphones, die vor kurzem von Samsung oder Huawei vorgestellt wurden. Auch diese Möglichkeit finde ich spannend, da sie – anders als die starren E-Reader – den gedruckten Büchern schon eher ähneln. Zusätzlich zu den neuen faltbaren OLED-Displays gibt es aber auch Prototypen mit faltbaren E ink-Displays.
Ideen von nie umgesetzten Geräten wie das Microsoft Courier oder das Surface Phone, die eine Nutzung von zwei Displays vorsehen, sind eine weitere Inspiration für mein Projekt.
Als ich mich über das Leseverhalten informieren wollte, ist mir in dieser Umfrage etwas aufgefallen. Wenn man beide Fragen vergleicht, dann sieht man einen Unterschied im Leseverhalten – je nachdem, ob es sich um einen Roman oder um ein Sachbuch handelt. Während es bei Belletristik eine höhere Nutzung von E-Books gibt, wird bei Sachbüchern die gedruckte Variante bevorzugt. Auch das nehme ich für den Konzeptentwurf mit.
Nach meiner Recherche hatte ich bereits eine erste Vorstellung, wie ein Hybrid aussehen könnte. Erstens, sollte die Form einem gedruckten Buch ähneln – also etwas, was man aufklappen kann. Das Display sollte ein farbiges E-Paper sein. Aber auch das Cover sollte eine besondere Rolle spielen. Während bei gedruckten Bücher jedes Buch immer anders aussieht, ist bei E-Readern dieser Unterschied kaum zu erkennen, da das Gerät an sich immer gleich bleibt. Das Cover und somit das aktuelle Buch sollte sichtbarer sein.
Eine der Umfragen zeigte ja, dass Belletristik und Sachbücher anders gelesen werden bzw. jeweils ein bestimmtes Medium bevorzugt wird. Während Romane in erster Linie Unterhaltung sind; liest man Sachbücher eher, um sich zu informieren oder etwas zu lernen. Das erfordert ein aktives und konzentriertes Lesen, bei dem z.B. bestimmte Stellen im Text markiert und nebenbei Notizen geschrieben werden. Um diesen zwei Nutzungsszenarien gerecht zu werden, habe ich zunächst für beide Arten von Büchern ein anderes Konzept erstellt.
Die Idee: ein E-Reader erhält ein zusätzliches, klappbares Cover, welches das Gerät umhüllt. Dieses Cover ist ebenfalls ein E-Paper-Display, welches sich bei jedem neuen Buch verändert. So hat man gefühlt immer ein anderes Buch in der Tasche, obwohl es sich um das gleiche Gerät handelt.
Weitere Features des Covers wären auch ein Privatmodus, wenn man das Buch eben nicht zeigen möchte und stattdessen ein einfaches, leeres Cover oder ein Kunstwerk auwählen könnte. Auch der aktuelle Lesestand, also wie viel man gelesen hat, sowie die Möglichkeit, auf der Rückseite einen Platz für Hashtags (oder gar Werbung!) einzurichten, wären denkbar.
Die Idee für Sachbücher ist ähnlich. Sie unterscheidet sich jedoch dadurch, dass es nicht nur eins, sondern ein doppeltes Display wäre. Auf der einen Seite könnte man beispielsweise einen Text lesen, während auf der anderen Platz für Notizen oder andere kontextabhängige Funktionen wäre. Also das, was man vielleicht bereits beim Lesen von Büchern mit Papier tut, direkt im Gerät integriert.
Am Ende habe ich mich dafür entschieden, beide Varianten zu vereinen und daraus ein einziges Gerät zu machen.
Um einen visuellen Prototypen zu erstellen musste ich mich zuerst mit 3D-Programmen wie Blender und Adobe Dimension auseinandersetzen, was ich bisher noch nie getan hatte. Dazu gehörte das Schauen von unzähligen Tutoriales, viel experimentieren, rendern und ein bisschen tricksen. Am Anfang habe ich unterschätzt, wie aufwendig und zeitintensiv dieser Prozess sein würde. Am Ende konnte ich schließlich mehrere 3D-Modelle erstellen, um das Gerät aus verschiedenen Perspektiven visualisieren zu können.
Das finale Konzept habe ich »Carta« genannt. Das Carta hat ein beidseitiges flexibles Display in der Form eines Buches – das bedeutet, dass sowohl vorne als auch hinten Inhalte zu sehen sind.
Die Rückseite des Carta ist ein dynamisches Cover. Dieses ändert sich mit jedem neuen Buch, sodass man immer ein anderes Buch in der Hand hat.
Der Lesestand zeigt auf einen Blick, wie viel man bereits gelesen hat.
Im MiniWindow kann man eine persönliche Nachricht schreiben oder sich öffentlich für Aktionen stark machen.
Die zwei Seiten ermöglichen ein komfortables Lesen. Alle gängigen Funktionen von E-Readern wie das schnelle Nachschlagen von Wörtern, das Markieren und Kommentieren sind mit der Touch-Oberfläche möglich. Abends schont der Nachtmodus die Augen.
Das Doppeldisplay ist vielseitig. Entweder werden beide Seiten für eine App genutzt, oder sie werden geteilt.
Wie am Beispiel in der Bildergalerie zu sehen ist, kann ich auf der rechten Seite zwischen den kürzlich genutzten Apps nach meinen Notizen suchen und sie als App für die rechte Hälfte auswählen. Links suche ich noch nach dem Buch, das ich vorher gelesen habe. Auch ihn kann ich auswählen, um ihn auf der linken Seite zu haben.
Mit dem Buch auf der einen und den Notizen auf der anderen Seite kann ich relevante Textstellen und Grafiken im Buch markieren, auswählen und zu meinen Notizen kopieren. Dazu kann der mitgelieferte Stift genutzt werden.
Wenn das komplette Display für eine App genutzt wird, werden beide Seiten effektiv genutzt.
Im Store kann beispielsweise links die Übersicht gescrollt werden, wenn man nach einem Buch sucht. Bei der Auswahl eines Buches wird rechts ein kurzer Auszug angezeigt.
In Apps wie dem Browser kann mit der ScreenFlow-Funktion eine lange Webseite auf beiden Seiten gelesen werden.
Bei Inhalten mit großen Bildern und Grafiken wie im Ocean Book ist im Vollbildmodus ein immersives Lesen möglich.
Egal ob Roman, Sachpublikation oder Fotobuch – alle E-Books können im Carta gelesen werden. Doch um ein optimales Erlebnis zu ermöglichen, gibt es Carta in drei Größen:
Das Book ist klein und handlich, zum jederzeit und überall Lesen.
Das Paper ist perfekt für Notizen, Sach- und Fachbücher.
Das Photo eignet sich besonders gut für Portfolios, große Grafiken und Fotos.
Auch wenn die benötigte Technologie noch nicht marktreif ist, kann ich mir das hybride Buch gut vorstellen – als Brücke zwischen dem klassichen gedruckten Buch und den E-Books der Zukunft.
Die Deutschen und das E-Book – Statista
Lesen Sie Belletristik/Romane eher als E-Book oder eher als gedrucktes Buch? – Statista
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