In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
Wir haben uns in diesem Semester im Rahmen des Kurses Von der Zukunft der Berufe bei Prof. Marion Godau, Prof. Dr. Tobias Schröder und Volker Bley mit der intrinsischen Motivation von Designstudierenden und Bauingenieurstudierenden auseinander gesetzt und miteinander verglichen. Dabei haben wir Unterschiede festgestellt und die Schlussfolgerung erlangt, dass interdisziplinäre Lehre für die kooperative Arbeit der Zukunft Wichtig ist. Und die intrinsische Motivation der Arbeitenden fördert.
Motivatoren sind wichtige Faktoren der Arbeitswelt und werden gerade in Zukunft eine große Rolle spielen. Unsere Erkenntnisse können verschiedenen Parteien helfen, sich auf die Veränderungen der Arbeitswelt gemeinsam vorzubereiten.
Hierfür wurden zwei Gruppen – Studierende und Lehrende – betrachtet, der Fokus lag dabei auf den Studierenden. So könnte beispielsweise für diese interessant sein, wie man die eigenen Motivatoren erkennen und diese gezielt und individuell nutzen kann.
Zur Beantwortung unserer Arbeitsfrage wurden quantitative sowie qualitative Forschungsmethoden durchgeführt. Ergebnis der Forschung stellt eine Sammlung an Insights dar, die für die Fokusgruppen entsprechend kontextualisiert werden. Bei der Auswahl der Testpersonen für die Forschung wurde besonderer Wert auf Diversität gelegt.
Die Forschung überprüfte, ob von der Vergangenheit (z.B. Bildungshintergrund) und der Gegenwart (aktuelle Lebensumstände) auf die Zukunft geschlossen werden kann. Die Ergebnisse der Forschung sollen zur Beantwortung übergeordneter Fragen im Kontext Zukunft der Arbeit beitragen: Wie wollen wir arbeiten? Wie strukturieren wir Arbeit? Was ermöglicht (uns) motivierte Arbeit? Wie verändern sich die Motivatoren in der Zukunft?
Folgende Thesen bilden den Anfang und Rahmen der Arbeit:
Motivation entsteht in unserem System, dabei ist das Dopamin der wichtigste Transmitter. Es generiert Verlangen und Belohnungserwartung und ist damit ein wichtiger Motivator.
Für das Hochgefühl, wenn wir bekommen, wonach wir uns sehnen, ist nicht das Dopamin verantwortlich. Diese Rolle kommt den körpereigenen Opiaten zu, den Endorphinen, sowie anderen Botenstoffen wie dem Oxytocin.
Dopamin ist ein Neurotransmitter, das Belohnungserwartung unterstützt, wie auch das Stückchen Kuchen auf dem Teller der Person neben einem beweist. Denn es ist nicht die leckere Speise selbst, die uns den Dopamin-Kick verpasst. Vielmehr kurbelt der Anblick des genüsslich verzehrenden Gegenüber das Dopaminsystem an und generiert ein tiefes Verlangen. Gibt man diesem nach, reagiert das mesocortikolimbische System. Es wird immer dann aktiv, wenn wir eine Belohnung erwarten. Es geht also nicht um die Freude des Essens selbst, sondern um die Antizipation dessen, was Freude bereiten könnte. Forschende nennen diesen Bereich Belohnungssystem, doch besser wäre wohl Motivationssystem.
Vieles, was wir Menschen tun, ist streng genommen nicht intrinsisch motiviert. Schon in der frühen Kindheit wird die Freiheit, intrinsisch motiviert zu sein, abtrainiert. Dies hat mit gesellschaftlichem Druck zu tun, Verantwortung zu übernehmen und mit dem Ausführen von Aktivitäten, die nicht interessant sind.
Menschen sind nur für Aktivitäten, intrinsisch motiviert, die für sie intrinsisch sind. Dies kann der Reiz von Neuheit sein, seine Fähigkeiten zu erweitern und zu nutzen, zu erforschen und zu lernen.
Das Konstrukt der intrinsischen Motivation beschreibt diese natürliche Neigung zu Assimilation, Meisterschaft, spontanem Interesse und Erforschung, die für die kognitive und soziale Entwicklung so wichtig ist und eine lebenslange Hauptquelle für Genuss und Vitalität darstellt (Csikszentmihalyi & Rathunde, 1993; Ryan, 1995).
Der Reiz von außen, der uns antreibt etwas zu tun, wird in vier Punkten unterschieden:
Wir begannen unseren Arbeitsprozess mit der Formulierung unserer Forschungsfrage. Hierzu stimmten wir in der Gruppe über mehrere Themen ab und formten so einen Interessensbereich, den wir im folgenden Semester bearbeiten wollten. Dazu stellten wir ein Exposé zusammen, dass einen Ausblick auf unsere Vorhaben gab und für uns eine gute Möglichkeit darstellte, dieses im Detail zu hinterfragen.
Um zunächst in das Thema Motivation einsteigen zu können, schlossen wir eine Recherche an, die uns eine theoretische Grundlage für unsere Arbeit geben sollte. Gleichzeitig erstellten wir ein Methodengerüst, das uns auch eine Roadmap für die Arbeitsphase vorgab.
– Recherche: Was ist eigentlich Motivation?
Um weitere Perspektiven auf unser Forschungsfeld zu erhalten, führten wir Interviews mit Lehrenden der Hochschule durch. Wir erhofften uns einen Einblick in die Lehrendensicht und in die Entwicklungen an der Hochschule. Prof. Antje Michel wählten wir, da wir sie stark mit interdisziplinärer Lehre an der Hochschule wahrnahmen und sie regelmäßig Studierende unterschiedlicher Fachbereiche begleitet. Prof. Jens Nowak erschien uns viel versprechend, da er in seinen Fachbereich sehr spezialisiert lehrt. Wir entwickelten zunächst einen Leitfaden und interviewten anschließend die gewählten Expert*innen.
Frage im Expert*innen-Interview: „Was motiviert Sie an Ihrer Arbeit?“
Da Experteninterviews mit Professor*innen sehr subjektive Ansichten sind, können diese keine belastbare Aussage über alle Studierenden machen. Um einen Querschnitt dieser Meinungen zu erhalten empfiehlt sich eine Umfrage unter den Studierenden durchzuführen. Der Fragebogen wurde adaptiert nach Ryan und Connell, die schon lange auf dem Gebiet der Motivation forschen. Für eine repräsentative Umfrage müssen 10% der Betroffenen an der Umfrage teilnehmen.
Aus den ca. 50 Insights (im Anhang), die wir aus den Expert*innen-Interviews herausgebildet hatten, sind fünf besonders herauszuheben.
Dieser Insight war zunächst erst einmal wenig überraschend – gehört aber zu den wichtigsten Aussagen der Interviews, daher darf er hier nicht fehlen. Er fußt darauf, dass die Beschäftigung mit einem Thema aus extrinsischer Motivation heraus immer einen Horizont hat, den man nur aus einem selbst heraus (sprich intrinsisch) durchbrechen kann.
Es wurden uns einige Beispiele geschildert, in denen die befragten Lehrenden in Verbindung mit gesteigertem Praxisbezug in ihrer Lehre auch eine deutliche Zunahme an intrinsischer Motivation bemerkt hatten. So gibt es zum Beispiel im Bauingenieurwesen ein Projekt, bei dem Studierende mit dem Schlauchboot auf einen See hinausfahren, um dort selbst Wasserproben zu entnehmen und diese anschließend zu analysieren. Diese Lehrveranstaltung erfreut sich stets großer Beliebtheit und es ist eben eine Steigerung der Motivation festzustellen.
Dieser Insight generiert sich aus Aussagen zu Kooperationsprojekten der beiden Fachbereiche, in dem die BauingenieurInnen in der Regel der interdisziplinären Arbeit gegenüber weniger offen waren als die beteiligten DesignerInnen.
Die Kombination aus Herausforderungen und der Erfahrung von Neuem kann intrinsisch motivieren. Dafür muss man sich allerdings eben diesen beiden Faktoren stellen, was z.B. im Rahmen interdisziplinärer Arbeit geschehen kann.
Diese Erkenntnis überschreitet den Horizont der reinen Lehre – ihre Grundlage sahen die befragten ExpertInnen aber in der Lehre. Eine Gesellschaft ist ein Geben und Nehmen – um aktiv zu geben und mitzugestalten, muss dafür ein Verlangen aus einem selbst heraus kommen. Reine Motivation von außen führt hier nur selten zu Ergebnissen.
Um die quantitative Umfrage zur Motivation unter den Studierenden auswerten zu können, müssen alle Datensätze (jeder Datensatz ist ein Befragter online/offline) in einer Datenbank einheitlich und Homogen strukturiert werden. Da der Umfang mit rund 90 Befragten in einem klein Rahmen ist, empfiehlt sich für diesen Schritt MS Excel.
Nach der Bildung der Mittelwerte für die Fragen, separiert nach Studiengang, stellt man die größten Differenzen zwischen den Befragten Gruppen bei Frage 5, 9, 12, 13, 16 und 17 fest.
Dies sind größtenteils Fragen zur intrinsischen Motivation, welche von den Design-Studierenden positiver beantwortet worden sind.
Der von Ryan und Connell entwickelte Fragebogen ermöglicht es, die verschieden Regulationen durch unterschiedliche Fragekombinationen zu ermitteln.
Wenn nun diese vier Regulationen in Beziehung gesetzt werden, kann der Selbstbestimmungsindex berechnet werden.
Aus den gesammelten Ergebnissen resultierend ergeben sich für uns folgende Insights:
Nach einem motivierten Semester mit (interdisziplinärer) Gruppenarbeit und spannender Forschungsfrage ziehen wir nun unser Fazit.
Prozess im Überblick und Herleitung der Erkenntnis Am Anfang stand unsere erste These: Das stärker selbstorganisierte Designstudium erfordert schon heute einen größeren Anteil an intrinsischer Motivation von den Studierenden im Vergleich zu stärker strukturierten Studiengängen im Fachbereich Bauingenieurwesen.
Auf Grundlage der qualitativen und quantitativen Forschung haben wir auf der einen Seite Insights zur intrinsischen Motivation, auf der anderen Seite zu Interdisziplinarität herausgearbeitet. Wir haben herausgefunden, dass Designstudierende intrinsischer motiviert sind und, dass Bauingenieurwesenstudierende einen größeren Druck im Studium verspüren. Zum Thema Interdisziplinarität haben wir erfahren, dass praxisnahe Aufgaben die intrinsische Motivation fördern, Designstudierende offener für interdisziplinäre Arbeit sind, sowie dass Neues und Herausforderungen zum Flow führen können. Die InterFlex Statistik der Fachhochschule zeigt außerdem, dass sich seit Beginn des Projektes die Teilnahme des Fachbereichs 3 mit 7 % und Fachbereich 4 mit 21 % stark unterscheiden.
Folgend haben wir uns die Frage gestellt: Gibt es einen Zusammenhang zwischen intrinsischer Motivation und Interdisziplinarität? Ja, denn wir haben festgestellt, dass Designstudierende sowohl intrinsischer motiviert sind, als auch interdisziplinärer arbeiten. Unsere Schlussfolgerung lautet daher – mehr intrinsische Motivation bedeutet es braucht mehr Interdisziplinarität und umgekehrt, mehr Interdisziplinarität verursacht mehr intrinsische Motivation.Die weitere Forschung zur Überprüfung und Festigung unserer Erkenntnis erachten wir als sinnvoll.
Wir haben stellvertretend zwei Fachbereiche der FH Potsdam erforscht und dabei intrinsische und extrinsische Motivation untersucht. Dabei haben wir festgestellt, dass sich Designstudierende intrinsischer für ihr Studium motivieren. Warum? Ein Grund dafür könnte Arbeit im interdisziplinären Umfeld sein. Warum könnte das ein Grund für intrinsische Motivation sein?
Interdisziplinäre Projekte bieten spannende neue Inhalte und Herausforderungen. Das kann intrinsisch motivieren. Aus unserer Erkenntniskette haben wir geschlussfolgert, dass Interdisziplinarität vorrangig intrinsisch motiviert ist. Da beides Voraussetzungen sind, die im Berufsalltag der Zukunft eine wichtige Rolle spielen und die Hochschule die Aufgabe der Vorbereitung auf Beruf innehat empfehlen wir Studierenden, dass die Hochschule in ihrer Lehre Interdisziplinarität als Fach unterrichten MUSS.
An dieser Stelle sollte auch gesagt werden, dass dies nicht nur für den Fachbereich Bauingenieurwesen einen Mehrwert bieten würde, sondern allen Studiengängen an der Fachhochschule und daher unsere Empfehlung ist.
Im Gespräch mit Prof. Antje Michel haben wir erfahren „Interdisziplinarität muss man lernen.” Sie sieht in der interdisziplinären Arbeit einerseits Chance, andererseits die Gefahr der Überforderung.
Auf der Seite der Chance lässt sich feststellen, dass z.B. gegenseitiges Vertrauen, neue Wege und Herausforderungen, die zum Erfolg führen motivieren. Überforderung kann entstehen, wenn z.B. unzureichendes Verständnis für die eigene Disziplin oder die fehlende Anerkennung der Expertise anderer zu Kommunikationsproblemen führt. Die Überforderung kann demotivieren.
Zu Beginn müssen die Dimensionen, also Skills, Methoden und Kommunikation, Fachsprache etc. der einzelnen Disziplinen vermittelt werden. (Lehre) Die Hochschule muss darüber hinaus das Übungsfeld Interdisziplinarität beispielsweise mit einem Projekt wie InterFlex als Grundlage erhalten. Erst im interdisziplinären Umfeld entwickeln Studierende das Verständnis für die Stärken und Schwächen der eigenen Disziplin und ein Bewusstsein dafür, dass diese in anderen Disziplinen anders sind. Dieses Verständnis muss die Lehre in interdisziplinären Projekten fördern und schärfen. Damit erreicht sie, dass Studierende gut vorbereitet sind – intrinsisch motiviert und für interdisziplinäre Anforderungen der Berufsbilder der Zukunft ausgebildet.
Brohm, Michaela: Motiviert studieren!, Paderborn 2006
InterFlex: InterFlex Statistik Kooperationen bis WiSe18-19, 22.01.2019
Mieg, Harald A.: Das Experteninterview: eine Kurzanleitung, 2001/2005
Ryan, Richard M. und Deci, Edward L.: Self-Determination Theory and the Facilitation of Intrinsic Motivation, Social Development, and Well-Being, Januar 2000
Stangl, W.: Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik, Stichwort 'intrinsische Motivation' www: http://lexikon.stangl.eu/1949/intrinsische-motivation/ Aufruf 22.01.2019 um 08:11 Uhr
Wilde, Matthias; Bätz, Katrin; Kovaleva, Anastassiya; Urhahne, Detlef: Überprüfung einer Kurzskala intrinsischer Motivation (KIM), Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften; Jg. 15, 2009