In seiner Funktionalität auf die Lehre in gestalterischen Studiengängen zugeschnitten... Schnittstelle für die moderne Lehre
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Main Titel und Credits für den Film „Japan“ von Nils Hünerfürst.
Manchmal findet ein Projekt einen, bevor man überhaupt dazu kommt danach zu suchen. In diesem Fall war es eine glückliche Fügung, dass Nils Hünerfürst - ein alter Freund aus meiner Ausbildung und jetziger Cutter und Kameramann bei dem Berliner Kreativ-Kollektiv HIMHIMHER mich eines Donnerstagabends direkt nach dem MotionStandard-Kurs anrief und fragte, ob ich Lust hätte, einen Main Title sowie Credits für sein aktuelles Projekt „Japan“ zu machen.
Die Crew von HIMHIMHER ist für 4 Wochen nach Japan gereist, um dort ein eigenes Herzensprojekt umzusetzen: Eine Dokumentation mit dem Titel #nippoff. Während Nils und Geschäftsführer Kay das Land bereisen, dürfen sie vier Wochen nicht sprechen. Die Zeitersparnis des freiwilligen Redeverbots nutzte Nils unter anderem, um sein eigenes kleines Projekt mit dem Titel "Japan" umzusetzen, in dem er dynamische Momentaufnahmen von Mensch, Stadt und Land, Hyperlapses und Zeitlupen mit einem teils traditionell, teils orchestral anmutenden Musikstück kombiniert. Das Ergebnis ist ein 4-minütiger Blick quer durch Japan.
Während Nils noch mit dem Schnitt des gesammelten Materials beschäftigt war, sollte ich bereits den Main Title entwerfen. Dafür erhielt ich von ihm die ersten Sekunden des Films mit dem dazugehörigen Musikstück.
Der Film beginnt mit Drohnenaufnahmen, die über dem Meer gemacht wurden, während die Drohne auf die Insel zufliegt. Begleitet von einem visuellen und akustischen Wasserthema sowie einem hochfrequenten Ton, der die Szene einleitet.
Nils hatte bereits einige Ideen, ließ mir jedoch freie Hand in Art und Umsetzung des Titels. Der einleitende Ton, der nach einiger Zeit ausfadet, erweckt den Eindruck eines fallenden Tropfens, der mit einer Wasseroberfläche kollidiert und bei dem die Wellen von Zeit zu Zeit abklingen. Dieser Gedanke ließ sich auch mit dem Wasserthema sehr gut verbinden und so entschieden wir uns für einen Titel, der den Anschein erwecken sollte, als wäre es ein Tintenklecks, der den Titel freigeben würde. Somit war für uns klar, was optisch passieren würde. Einen Schriftzug gab es bis dato jedoch noch nicht und so machte ich mich an die Arbeit und kreierte mit unterschiedlichen Werkzeugen und Tinte auf Papier einige Entwürfe.
Die Wahl des Titels fiel auf einen Schriftzug, der sich an der Times orientiert. Der Punkt im P soll Bezug auf die japanische Flagge nehmen und später als Ausgangspunkt der Animation fungieren. Trotz der kleinen Anspielung, erinnert der Schriftzug eher an die westliche Welt - schließlich handelt es sich bei dem Film auch um die westliche Sicht des Reisenden.
Um den Eindruck von verlaufender Tinte zu erzeugen, habe ich einige Tintenverläufe mit der Canon XC10 aufgezeichnet, da diese in der Lage ist mit 50fps aufzunehmen. Die höhere Bildrate sollte mir in der Nachbearbeitung mehr Möglichkeiten der Zeitmanipulation geben.
In der Vorbereitung der Arbeit hat mir die Dokumentation des Projektes 12 Seemeilen von Clara Köhler, Theresa Schlipf und Jakob Werner sehr geholfen.
Abschließend habe ich die einzelnen Bestandteile in After Effects zusammengefügt. Die Tintenverläufe dienten als Lumamasken. Um diese optimal nutzen zu können, habe ich die Kontraste angehoben und unterschiedliche Verläufe über die Ebenenmodi miteinander kombiniert. Wenn man den Eindruck von Tinte erzeugen will, ist es immer ratsam mit mehreren Ebenen zu arbeiten, die sich in den Transparenzen und in der Lumamaske unterscheiden. So baut sich die Ebene, die „freigelegt“ oder „verdeckt“ werden soll, unregelmäßiger und somit natürlicher auf.
In den Hintergrund der Textebene habe ich noch einen roten Ensō gelegt, den ich über eine andere Lumamaske ein- und ausgeblendet habe und der für einen Abstand zwischen Hintergrund und Titel sorgt.
Auch die Credits wurden in diesem Stil ein- und ausgeblendet.
PW: MainTitle
PW: Credits
Ich freue mich, dass ich meinen Teil zu diesem visuell ansprechenden Projekt beitragen konnte und denke, dass ich Elemente des Films im Main Title aufnehmen und widerspiegeln konnte. Generell war die Zusammenarbeit mit Nils inspirierend und konstruktiv. Er war stets auf meine Meinung als Designer bedacht und wollte wissen, was mir am besten gefiel - ich hatte also wirklich freie Hand in der gesamten Umsetzung des Titels. Leider kann ich den Film nicht öffentlich teilen, da dieser erst auf große Festivaltour geht.